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20. Februar 2012 1 20 /02 /Februar /2012 02:30

Ein Wunder ist geschehen, wahrlich! Letzten Montag, gerade nachdem ich den letzten Blogeintrag online gestellt habe, bin ich ´´shoppen´´ gegangen. Ein Wort, das ich sehr ungern im Zusammenhang mit mir verwende, jedoch sei zu meiner Verteidigung gesagt, dass ich größtenteils improvisiert für die Kinder shoppe. Da hat man ja mehr Freiraum, und man kann seinen geheimen Kindheitsträumen nachgehen, und Puppen kaufen, natürlich unter dem Vorwand, es für die Kinder zu tun, sollten sie einmal schlecht schlafen. Dies ist ein reines Beispiel und ist nicht auf mich zu übertragen.

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Und das war auch nicht das eigentliche Wunder. In letzter Zeit habe ich verstärkt wieder den Wunsch aufblühen lassen, den Kindern meine Musik näherzubringen, sprich, Musik die mit Kommerz nicht viel gemein hat. Dementsprechend versuchte ich ihnen verschiedenes von Kings Of Convenience, oder Feist, oder Bob Dylan vorzuspielen. Mehr oder minder hatte ich Erfolg, und ich glaube, wenn ich standhaft bleibe, kann ich den ein oder anderen für eine neue Musikphilosophie wie auch Wahrnehmung begeistern. Ich bin da auch sehr eitel.

Jedenfalls hat es mich ins ´´Odysee´´ verschlagen, ein kleines Geschäft das Cd’s und Dvd’s verkauft. Just in dem Moment als ich es betrete, streichelt eine wunderschöne Stimme mein Ohr, wohlbekannt und oft von mir bewundert! Ich blieb auf der Stelle stehen, weil ich so verwundert war, und hab mich gefragt wie das möglich sei. Holocene heißt der Song, und ist von Bon Ivers neuester Scheibe. Für all jene, die Bon Iver nicht kennen, eine kleine, weil nötige Einleitung. Inzwischen dürfte es fast 4 Jahre her sein, aber das erste Album war ein Meilenstein in zumindest meiner Musikgeschichte. Ein Typ, der sich einsam im Winter in die Berge hockt und alleine ein Hammer-Album aufnimmt. Dermaßen unter die Haut fahrend, jeder einzelne Song, seine Stimme... Ach! Wie oft hab ich das Album gehört. Wenn ein Album nach 3 Jahren exzessiven Hörens noch immer nicht an Wirkung verliert, heißt das was. Und vergangenes Jahr kam die zweite Platte heraus, die ebenfalls wieder Hammerstatus von mir zugesprochen bekommt. Auf jener Scheibe ist auch eben dieser Song zu finden, der mich in diesem Moment wie eine Watsche perplexifizierte. Ich musste dem auf die Spur kommen, denn wie ist es möglich, dass in einem Laden, wo das höchste der Gefühle Best Of’s von Radiohead oder Frank Sinatra sind (was eine Frechheit ist), Bon Iver gespielt wird, wo die Filipinos experimentelle Musik, die noch dazu sehr emotional ist, eher meiden (zumindest in einem kommerziellen Einkaufscenter)? Ich bin zur Kassa geflogen, und hab gefragt, wie diese Musik da dort oben aus den Boxen in die Boxen hineinkommt? Die Verkäuferin hat wahrscheinlich gedacht, dass ich verrückt bin, und hat bloß auf den Cd-Player hinter der Bar gedeutet, und diesen dann entleert, wobei der Song plötzlich abbrach, was mir ein schmerzverzerrtes Gesicht bescherte, denn ich war wie von Magie beseelt (was immer beseelt auch wirklich heißen mag). Jedenfalls erhielt ich dann des Rätsels Lösung! Denn natürlich wurde nicht das volle Album hier verkauft, der Song war bloß einer unter vielen auf einem Sampler. Dieser Sampler war allerdings sehr prominent, denn es war die neueste Ausgabe der ´´Grammy-Nominees´´, sprich eine ganz schräge Cd an Musikmischung. Bruno Mars, und andere musikalische Frechheiten auf einer Scheibe mit den Cave Singers, den Black Keys, und Bon Iver? Eigentlich eine einmalige Angelegenheit, denn das war ja genau, was ich wollte. Den Musikgeschmack der Jungs mit meinem zu mischen. Also – gekauft. Bin gespannt, wie die Jungs das aufnehmen. Somit haben sich zwei Wunder an einem Tag ereignet. Erstens Bon Iver in einem kommerziellen Einkaufszentrum auf den Philippinen, zweitens Ich, der guten Gewissens eine teure Cd kauft, die (fast) vollgepackt ist mit musikalischem Müll.


Für musikalisch verletzte Gefühle bei Lesern übernehme ich übrigens keine Haftung. Ich bin sonst wirklich sehr vorsichtig, mit dem was ich schreibe, denn ich will niemandem ein ungutes Gefühl beim Lesen geben, aber meine Eitelkeit was Musik betrifft, lasse ich gerne unzensiert raus. Das liegt auch daran, dass ich unglaublich gerne Streitgespräche über Musik führe. Ich bin eigentlich sehr harmoniebedürftig, aber bei dem Thema kommt in mir die Streitsüchtigkeit hoch. Also wenn mir irgendjemand eine Beschwerde schreiben will, sie sei herzlichst willkommen, ich halt mich ja auch nicht zurück. So viel dazu.

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Heute (es ist grad der 14. Feb.) ist bei mir übrigens Valentinstag, was mich selten groß juckte, die Jungs haben aber allesamt romantische Schmetterlinge in ihren Bäuchen, da sie sich alle einbilden, heute könne das große Liebesglück sich auf geheime Art und Weise offenbaren. Gestern half ich ein paar Jungs beim Gestalten von Liebesbriefen, oder so was in der Art. Das ist ganz lustig, wie das mit den Jungs so ist. Zum Beispiel Roberto, der ein Provokateur ist, der sich sehr ungern was sagen lässt,immer den Macho spielt, und dessen Ego schnell einmal überschäumt, wird zum Edelromantiker. Es ist wunderbar anzuschauen, wie er, wenn es um Mädchen geht, den irrsten Kitsch auspackt, natürlich muss ich auch in dieser Angelegenheit helfen. Volos sind oft Mädchen für beinahe wirklich alles. Naja, ich bin nicht nur bei Musik eitel, sondern auch wenn es um Zeichnen geht, sei es ein simpler Liebesbrief (haha. Liebe und simpel...stimmt nicht so ganz) ich will immer ein bisschen Kreativität einfließen lassen. Andererseits hab ich mir gedacht, hmmm, über meine gesamte Schulzeit hab ich mich nie am Kitsch probiert, warum also nicht? Challenge accepted!

Farbstifte ausgepackt, ein wundervoll krakelig geschwungenes Herz auf den Karton geklatscht, in dessen linker Seite noch dazu eine Sonne scheint, und ein Regenbogen darüber, darunter eine Rose (gar nicht so leicht aus dem Kopf, ich hab da immer an den Rosenball meiner alten Schule denken müssen), intensive Farben, leuchtend, liebend, die Augen umarmend. Oder so ähnlich sollte es sein. Naja, sagen wir, ich bin nicht gescheitert, aber ganz hab ich es nicht lassen können, meine eigenen Markenzeichen einzubringen, was dem ganzen ein bisschen den Kitsch genommen hat, dennoch ist von diesem eine solide Menge übrig geblieben. Die Innenseite habe ich dann noch mit einem Sonnenaufgang schmücken dürfen, welcher sehr inspirationsarm ausfiel, aber seinen Zweck erfüllte. Zweckerfüllung, praktisch Bauhaus. Immerhin eine künstlerische Assoziation (obwohl ein Liebesbrief kein praktisches Objekt des tagtäglichen Lebens ist).

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Wenn ich schon über Musik und Zeichnerei schreibe, kann ich auch gleich über die Kunst des Fotoschießens berichten. Denn da bin ich wiederum gänzlich unbewandert. Irgendwie schaffen es dir Jungs immer, interessantere Fotos zu schießen als ich. Vielleicht deshalb weil manche gar nicht richtig wissen, wie man so eine Digitalkamera in den Händen hält. Diese anfängliche Experimentierfreudigkeit mit Dingen, die man gerade kennenlernt, ist etwas Großartiges. Da entstehen dann oft interessantere Ergebnisse, als wenn man mit dem Objekt umzugehen weiß. Ich kann mich erinnern, meine frühen Songs haben ein paar geniale Wendungen, die ich inzwischen nie mehr spielen würde, weil ich schon so einen Überfluss an ´´richtigen´´ Wegen, wie man einen Song schreibt in mir habe. Oft einmal steht das ganze Wissen, das man sich über eine Zeit ansammelt, stark im Wege. Ich wünschte mir, öfters einmal Sachen als unbeschriebenes Blatt anzugehen, aber angelernte Mechansimen zu verdrängen ist gar nicht so einfach. Wie auch immer, denkt drüber nach, da ist was dran. Ach genau, und ja nichts erzwingen, denn das ist ja mein eigentliches Problem beim Fotoschießen. Ich will den Moment immer herbeizaubern, und dann verkrampfen sich beide, ich und der Moment. Natürlich ganz blöde Situation. Die Kinder reißen mich aber dann heraus, denn die sind super locker mit den Fotos, und haben die irrste Freude. Außerdem sind sie fotogen, und das macht vieles leichter.

Noch ein Wunder ist geschehen!!!! Gerade eben!!!  Es ist ein Wunder, das zwei ganz großartigen Menschenwesen zu verdanken ist, denn ernsthaft, wie cool ist eigentlich holländischer Gouda, oder Mannerschnitten, oder Nimm 2 auf den Philippinen? Ich hab ein sympathisch gelbes Päckchen erhalten, welches mir grad ganz viel Freude macht. Und einen Freund hab ich jetzt auch: Beenut the Ant, eine Ameisenbiene! Dem hat sich nach Öffnen des Überraschungsei’s noch eine Schildkröte hinzugesellt. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie anders man früher tagtägliche Sachen dann so wahrnimmt. Ich war was Schoko und Käse betrifft immer schon ein (gieriger) Genießer, aber das Gefühl, nach 5 Monaten wieder einmal Altbewährtes zu verdrücken gleicht einem implodierenden Vulkanausbruch der Geschmacksnerven. Wie das ausschaut, weiß ich nicht, aber es fühlt sich großartig an! Neben dem Essen hab ich natürlich auch einen persönlichen Brief erhalten, und Zeichnungen plus Gesichter von den Verfassern! Euch gehört ganz klar der erste Platz in meinen wöchentlichen Top-Danke-Charts. An zweiter Stelle, nur hauchdünn am ersten Platz vorbeigeschrammt ist übrigens nach wie vor der Sieger der letzten Woche, ein bäriger alter Kollege von mir, der mir ein ´´Musikvideo´´ der Sonderklasse aufgenommen hat. Auch dir, lieber Zahn, gilt höchster Dank.

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Und jetzt noch etwas ganz Anderes. Ich habe letztens ja einen Blick in die nähere Zukunft gegeben, und ich gedenke dies, da ich grad intensiv über eine spezifische Sache nachdenke, heute wieder zu tun. Wir 2011/12 Volos sind ja eigentlich Versuchskaninchen. Denn fürgewöhnlich ist eine unserer Aufgaben auch das schriftliche Festhalten unserer Arbeit. Wir, als erster Jahrgang überhaupt, haben aber die Möglichkeit, unsere Erfahrungen auf eine andere, kreativere Art und Weise zu zeigen, und eine Art persönliches Projekt gegen einen Bericht auszutauschen. Ich gutiere das aus vollstem Herzen, denn da fallen mir immer lustige Sache ein. In sowas bin ich gut.

Nun, ich mache mir natürlich immer mehr Gedanken darüber, denn Monat Nummer 8, an dem das Projekt ungefähr fertig sein soll, rückt immer näher. Uns steht das Medium frei, natürlich ist da etwas visuell präsentes naheliegend, dementsprechend denke auch ich da an einen Videoschnitt, untermalt mit Musik und Geplappere. Wir sollten natürlich auch ein passendes Thema finden, unserer Wahl, aber natürlich die Don Bosco Thematik umkreisend. Also nicht dass wir dann plötzlich einen Nudelkochwettbewerb veranstalten, und italienische Schnulzen mit der Band spielen. Ich wurde in meiner Themensuche von Anfang an, und dies ist auch ein Vorschlag an alle anderen Volos, die das lesen, von Bob Dylan’s Album ´´Together Through Life´´ beeinflusst. Warum nicht den Titel als solchen ganz dreist übernehmen? Es passt auf die Don Bosco Geschichte wie der Kopf auf den Hals, sofern man gesund ist, und man hat zugleich genügend Freiheiten. Mein erster Gedanke war der, dass das ``Zusammen`` ja, abgesehen davon dass es ein Grundmotor jegicher Interaktion ist, dementsprechend ja praktisch der Grundsatz für eine funktionierende Umsetzung der Pädagogik Don Bosco’s ist. Jedoch muss ich hier anbringen, dass ich für diese Sache, das ´´Zusammen´´ auf den kitschigen Nenner, also dem Positiven, dem Teilen und dem Lernen, dem gemeinsamen Wachsen, so ein Zeugs eben, beschränke. Denn ich kann nicht einen ultrapsychologischen (ja - Ultrapsychologie) Exkurs mit den Jungs beginnen, und die alternierenden Frequenzen des Daseins mit ihnen untersuchen, denn damit bewegen wir uns ja praktisch auf den Spuren der Grundfeste des Seins generell. Welch großartig geschwollener Satz.

Das wär doch nett, denn man hat da sofort genügend positive Assoziationen bei der Hand. Eben, da fängts an, bei der Hand. Menschen nehmen sich an den Händen. Physisches Zusammensein, was kann man sich physisch geben? Nähe, Wärme usw. Ein tolles Thema für die Jungs, da werden sie kräftig grübeln. Oder Füße – gemeinsames Gehen, Wachstum, Stolpersteine etc. . Herz spricht für sich. Da gibts genug zum Tun. Wie auch immer, ich würde da gerne mehrere Ebenen vermischen, praktisch diverse Gruppen mit diversen Aufgaben, plus eine Deadline, damit sie auch wirklich was tun. Ein paar Jungs beim Zeichnen, ein paar Jungs mit Musik, ein paar mit Texten, andere im Interview mit kurzen Schlagsätzen, wer weiß, die Möglichkeiten sind viele, es geht bloß um die Ausführung. Jedenfalls ist das eine Sache auf die mich freue, und ich werd mein Bestes tun, damit da was gutes entsteht, denn im Endeffekt profitieren ja die Jungs.

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So. Inzwischen ist Freitag, und der ´´Culminating Day´´ der Kinder ist Geschichte. Wie erwartet war es eine etwas langwierige Geschichte typischer philippinischer Machart, jedoch mit einem sehr sehr sehenswerten Abschluss. Ich hab ja bereits im vorangehenden Blogeintrag erwähnt, dass meine Highschool-Boys eine Aufführung im SM City hatten (eben dem kommerziellen Einkauscenter), mit Fernsehen und Radio und so. Eben dieses Stück, das sie dafür einstudiert hatten, wurde auch am Cuminating Day vorgeführt. Es hießt ´´Congo´´, und wie auf den Fotos unschwer zu erkennen ist, passt das auch so. Es war eine Art Stammestanz von wilden indigenen Ureinwohnern (so zumindest die Beschreibung), welcher die Menschenopfergabe an Götter symbolisierte. Ein bisschen komisch hab ichs schon gefunden, dass sie in der Schule solche Stereotypen vermitteln, denn die Kinder glauben jetzt, im Kongo sind alle Menschen Wilde, die mordsüchtig und gefährlich sind. Das einzige was ich am Text verstanden hab war, ´´Kill the white men´´, Kill the Arabs´´ - und, naja, nett finde ich das eben nicht. Dass man dafür wilde Afrikaner hernehmen muss, find ich ein bisschen gemein, aber was solls, der Rahmen war dafür klar definiert und hat einem sehr wilden, aber ebenso qualitativen Tanz zugelassen. Ich war echt überrascht, wie gut das Stück choreografiert war. Abgesehen vom Moralischen her hab ich in dieser Altersklasse noch nichts gesehen, was da auch nur nahe kommt, auch nicht in Österreich. Wirklich beeindruckend.

Der Rest war eine Mischung aus Vorstellungsrunde – im Stile einer Modeschau, worüber ich schon wieder lästern könnte, aber ich lass das diesmal sein – und weiteren Präsentationen, die glaub ich eh ganz nett waren, aber leider in einer mir fremden Sprache, was durch die schlechte Qualität der Anlage verstärkt wurde. Sogar die Einheimischen haben sich schwer getan, ihre eigene Sprache zu verstehen, was diesmal der Hauptgrund für die Längen des Morgens war. Ja, es war morgens. Dennoch, es gab ein paar Szenen, in denen allein die Bildersprache einen zum Lachen gebracht hat, und das ist ja dann wieder ein gutes Zeichen.

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Ein weiteres gutes Zeichen ist übrigens, dass Father Noel mir offensichtlich gesagt hat, er sei zufrieden mit mir. Nachdem mir Mittwoch morgens eigentlich ein paar Amateurfehler hintereinander unterlaufen sind, hätte er eigentlich einen Schleim auf mich haben sollen, aber nein, am nächsten Tag hat er mich sogar für meine aktuelle Arbeit gelobt. So direkt so was aus seinem Mund zu hören tut gut, und ist ein Motivationspush, den man ja regelmäßig doch benötigt. Father Cyril übrigens kommt heute, Sonntag, aus Deutschland zurück. Das salesianische Triple ist dann wieder vollständig. Ich bin gespannt, was er zur Kultur unserer Nachbarn zu sagen hat, und ich freu mich auf ein paar deutsche Wörter, die ich mit ihm wechseln werde.


AAAAlso gut, ich will hier an dieser Stelle noch ganz besonders folgende Menschen grüßen, da sie mir die letzten zwei Wochen durch deren Interaktion mit mir versüßt haben:

ZweiKärntnerslowenischesuperstudentinnenMitSuperpackerlGelbundgesunddankedankeundkuss, wie auch HobelmirnixfürStimmeundHerzundVideoundStatusaktualisierung, dann meiner VolontärskolleginausMalawiMichimmerwiederMitFreudeVerständnisundhohemSympathiegradmotivierend, nicht zu vergessen natürlich dasFamilienhybridPapaMamaBruderBruderUndBruderwieauchOnkeldieallesamtinmeinenGedankenEinewesentlicheRollespielen und zu meiner intelektuellen For-und Förderung ein spezielles Danke an WaldorfkeksCuveeGenießerinundSchneefreak.

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Genug gedankt, ab in die Heia für mich. Ich beende mit einem Zitat von Cookie, meinem ein-beinigen nervenstrapazierenden Zwerg: ´´Brother, da tree, da go there, da out!´´

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13. Februar 2012 1 13 /02 /Februar /2012 03:16

 

DSCN0227.JPGEs wundert mich, wie lange so eine Zahnpasta-Tube hält. Meine erste Elmex Tube hat erst jetzt ihren Weg in meinen Mistkübel gefunden, also nach fast einem halben Jahr. Und ja, ich putze mir jeden Tag die Zähne. Mindestens einmal. Ich war ja nie ein Freund des Zähneputzens, ich hab es eher als lästige Notwendigkeit empfunden. Nachdem ich aber in meiner Jugend etwas zu oft beim Zahnarzt war, hab ich mich in den letzten Jahren zusammengerissen, wenn ich auch nur gerne mit Partner Zähne putzte. Da kann man Grimassen im Spiegel schneiden. Zahnputzgrimassen sind großartig. Jedenfalls, scheinbar ist ein Volontariat nicht nur dazu da, um Menschen zu helfen, eigene Erfahrungen zu sammeln, und so weiter, nein, mich nervt das Zähneputzen nicht mehr. Ein großer Schritt für mich. Nachdem ich meine Elmex aufgebraucht habe, stehe ich aber vor einem Problem: Ich habe aus Lilo-An eine chinesische Zahnpasta mitgenommen, die auch ganz gut schmeckt, auch gute Konsistenz und so, aber ein entscheidendes Problem hat sie. Denn der Deckel ist so klein, dass wenn man die Tube vertikal aufstellen will, diese meistens umfällt. Und wenn sie steht reicht ein kleiner Schubser, und sie liegt im Waschbecken. Eigentlich kein großes Problem, oder? Nicht beim ersten Mal, aber nach 20 Ausrutschern fängts langsam zu nerven an. Und jetzt stellt euch vor, ihr wisst, dass ihr diese Tube noch knapp 4 Monate benützen werdet. Schon der Gedanke daran, dass das böse chinesische Ding noch rund 200 Mal umfallen wird nervt mich im Voraus. Andererseits hats mich auch zu diesem Blogeintrag inspiriert: Sachen die mich nerven! Deshalb die lange Einleitung.


Da gibt es natürlich eine Reihe von Sachen, die ich bereits in vorherigen Einträgen zur Genüge zerlegt habe. Zum Beispiel die roten Ameisen, wie auch inzwischen die Sweet Ants, die sich in meinem Zimmer immer mehr zuhause fühlen. Moskitos sind gar nicht so schlimm, wie alle tun, ich hab seit Ewigkeiten mein Spray nicht mehr benützt. Also an alle Moskito-basher: Denkt um, so übel sind sie manchmal gar nicht. Natürlich, Fernsehen ist ebenso nervig wie bei uns Ö3 zum Aufstehen plus Kater. Dennoch mache ich hier den Anfang. Denn das Erdbeben (rund um Mindanao sind schon wieder weitere Katastrophen im Kommen, die Leute da unten habens extrem hart) hat mich wieder an eine philippische Eigenart erinnert, nämlich alles nur Erdenkliche auf die Ebene eines Boxkampfes zu stellen. Das liegt natürlich daran, dass Pacquiao, ein Filipino-Boxer und Nationalheld, Leichtgewichtsweltmeister ist (glaub ich, vielleicht auch Mittelgewicht – ich hab keine Ahnung vom Boxen), und er ist ein Idol wie auch Popkultursymbol für das ganze Land. In allen Medien kommt er vor, und in jeder Altersklasse wird von ihm in Begeisterung geredet. Für jung und alt, praktisch aggresives Gummibärchen.

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Dementsprechend populär ist hier der Boxsport, und vieles wird auf eine Ebene dieses Sports gerundet. Derzeit, das Erdbeben, läuft in den Nachrichten unter der Catchphrase: Visayas vs. Linog!!! – was so viel heißt wie: meine Region (ich bin Western Visayas) gegen Erdbeben!!! Das Ganze ist noch dazu hübsch mit Feuer verziert, und der Schriftzug ´´Visayas´´ enthält Risse. Vielleicht bin ich da ja nur überempfindlich, aber ich finde, eine Naturkatastrophe, durch die Menschen ums Leben kommen, sollte nicht auf eine Ebene mit Kampfsport bzw Entertainment gesetzt werden. In anderen Situationen, zum Beispiel, politischen Schlagabtauschen hat sowas schon seine Berechtigung, aber ich finde, hier geht es einfach zu weit.

Jetzt will ich aber einmal sagen, was mich an der Arbeit mit den Kindern nervt, damit ihr auch einmal meine nervlichen Grenzen seht. Eigentlich ist es gar nicht so speziell, denn dies ist wahrscheinlich auf so ziemlich alle Gruppen von Kindern zu beziehen. Zum Beispiel, wenn zwei sich streiten, was eigentlich fast jeden Tag zumindest auf kleinerer Ebene vorkommt. Zuerst wollte ich immer alles schlichten, irgendwannhab ich aber gemerkt, dass ich das eher wenig Sinn hat. Von den Kindern kommt dann nämlich immer die Schuldschieberei, nämlich: ``He’s first`` - der andere: ``no, he’s first, Brother!!`` .... und das geht dann eben so weiter. Wenn ich in sowas hineingezogen werde, geb ichs meistens auch schnell wieder auf, es sei denn, es ist was wirklich ernstes. Ebenso kann es schnell einmal anstrengend werden, wenn viele Jungs gleichzeitig etwas wollen. Oh mein Gott, und vor allem die Elementaries hören nicht auf, meinen Namen zu rufen, obwohl ich bereits mit anderen rede, und zu koordinieren versuche. Faustregel, die Kleinen immer zuerst. Solche Situationen passieren meistens nach irgendeinem Essen, wenn die Jungs draufkommen, was sie im Dormitory, oder sonstwo vergessen haben, oder einen Ball, oder ein Buch, oder eine Nadel, oder eine Cd, oder eine Jacke, oder ihre Medizin. Es ist ja absolut legitim dass sie mich fragen, aber das kann ab und an ganz schön nervig sein.DSCN0232.JPG

Ebenso das ständige Erinnern. Das ist jetzt nicht so schlimm, aber manchmal würd ich mir halt wünschen, dass die Jungs zum Beispiel länger als eine Woche lang es schaffen, den Müll aus den Duschräumen fernzuhalten. Hier sei gesagt, dass die Regeln im Dorm ziemlich streng sind. Also unter dem Bett darf gar nicht sein, und auf dem kleinen Kabinett, das sie haben, darf keine Kleidung liegen. All ihr Leben muss praktisch in diesem kleinen Kasten verstaut sein, und dabei noch hübsch aussehen. Ob ich das jetzt befürworte ist was anderes, jedenfalls muss ich das alles jeden Tag überprüfen, und ich hab auch keine Lust bei knapp 30 Schlafplätzen immer wieder alles pipi-fein zu inspizieren. Dennoch muss ich da einige ziemlich oft daran erinnern, ihre gebrauchten Socken nach Möglichkeit nicht unters Bett zu werfen.

Ganz unangenehm ist mir bei Zeiten der Schulweg, obwohl ich die Kinder eigentlich ganz gerne in die Schule begleite. Es gibt da nur eine Nachbarin, die mich jeden Tag stark übertrieben grüßt, und meistens irgendeinen sinnfreien Satz anhängt, den sie dann alleine hysterisch belacht. Das ist ebenfalls eine kleine Sache, von der man aber nach dem 10ten Mal trotzdem genug hat. Von der Art, wie Leute auf der Straße auf mich reagieren, hab ich schon berichtet, kurz zur Erinnerung – ich scheine größtenteils schlechte Assoziationen in den Menschen, vor allem Jugendlichen, hervorzurufen, denn anders kann ichs mir nicht erklären, dass mir ständig böse Wörter hinterhergeworfen werden. Dass ich mit einem Amerikaner verwechselt werde,ist übrigens nicht nervig, sondern eher amüsant. Manchmal hab ich mir auch schon ein paar Geschichten aus Texas einfallen lassen, wenn mir meine Herkunft aus Österreich zu langweilig wurde. Ich bin dann ein Farmer, und hab drei Schafe. Solche heißen Pippi, Poppi, and Pappi. Einfallsloser gehts wahrscheinlich auch nicht mehr.

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Etwas, das mich auf mehreren Ebenen penetriert, ist der Zwang von Filipinas, jegliche gekaufte Ware in frische Plastiksäckchen zu verstauen. Sogar kleine Mini-Adapter, die man einfach in den Hosensack stecken könnte, werden mit einem ihrer Größe entsprechenden Säckchen ausgestattet. Wenn man dann einmal einkaufen geht, kommt man mit ebenso vielen Säckchen wie Sachen die man eingekauft hat heim. Ich habs mir zwar angewöhnt, das Säckchen abzulehnen, manche ignorieren mich da aber beinhart, und eine Frau hat mir dafür sogar einen bösen Blick gegeben. Es ist einfach eine enorme Verschwendung, was der Müllkrise hier nicht weiterhilft. Wenns wenigstens Papiersäckchen wären.

Noch etwas, was die Kinder betrifft. Beitzerverhältnisse müssen sie noch verstehen lernen, denn leiht man ihnen einmal etwas, geben sie es manchmal ohne Aufforderung gar nicht zurück (mein MP3 Player hat schon das Zeitliche gesegnet), oder sie wollen es jeden Tag immer wieder haben. Wenn man das Objekt der Begierde aber nicht verleihen will, sind sie manchaml gekränkt. Witzig. Wenn ich ihnen allerdings etwas nicht gebe, und sie mich fragen, warum, dann hab ich inzwischen eine kleine Liste an Sachen, die bereits eingegangen sind, in ihrer Funktionslosigkeit aber als gutes Argument gegen das vermehrte Verleihen meines Besitzes in die Hände der Kinder dienen.

So. Das genügt. Über nervige Sachen zu schreiben senkt nur die Laune, fällt mir grad auf. Derzeit gehts bei den Jungs in den Endspurt der Schulzeit, weswegen es viel Lernerei gibt, und Vorbereitungen für schulinterne Events. Am Samstag hatten die ´´1years´´ einen Tanzauftritt in der SM-Mall von Iloilo City, und das vor dem Fernsehen. Ich war leider nicht dabei, aber dafür wurde ziemlich viel geprobt, und angeblich wars ein voller Erfolg. Ich finds echt schad, dass ich da nicht dabei sein konnte, aber den Tanz sehe ich wenigstens am ``Culminating Day´´, einer Art Jahresabschlussparty, die am 17 Februar stattfindet. Talente- bzw. Beauty-Shows, Präsentationen, und eine grauenhafte Moderation sage ich voraus. Nach diesem gehts für die Kids ans Eingemachte, denn die ´´Final Examinations´´ laufen Mitte März über die Bühne. Ab ungefähr 15. März haben die Jungs dann das, was bei uns Sommerferien sind. Also könnte man das hier Spring-Holidays nennen. Klingt sehr vitalisierend. Den gesamten April dann hab ich eigentlich frei, denn die Jungs sind dann einen Monat daheim. In genau diesem Monat fängt aber das Training Center wieder mit Frischlingen an, und ich werde dort dann mindestens Mathematik unterrichten. Dennoch eigentlich angenehm, denn das beschert mir 4 freie Wochenenden, an denen ich tun kann, was ich will. Vor allem will ich die Zeit nutzen, um ein paar neuen Songs endlich einmal den nötigen Feinschliff zu geben, und sie aufzunehmen, denn inzwischen hat sich eine beträchtliche Menge an vielversprechenden Klangkonstruktionen angesammelt. Und viel schlummert da auch noch konzeptionell in meinem Kopf.

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Also so viel zur näheren Zukunft. Es ist äußerst ungewohnt für mich, mit langfristigen (für mich sind 3 Monate langfristig) Plänen zu fungieren, und ich hoffe, meine neu entdeckte Organisationseigenschaft in Österreich wieder abzulegen, denn ich mag geordnetes Chaos zu gern, um es einfach links liegen zu lassen. Genauigkeit und das alles sind ja schön und gut, aber leider uninteressant.

Bezüglich gordnetem Chaos noch etwas. Ich hab jetzt endlich angefangen, mit meiner neuen Gruppe zu spielen. Mehr oder weniger, wir hatten bisher nur Zeit für eine richtige Probe, da ja die First Years ihre Präsentationen hatten. Die Band war allerdings an jenem Abend um ein Mitglied dezimiert, was heißt, dass wir nur zu dritt waren. Aber es hat ganz gut funktioniert, obwohl Jeffrey, der Sänger in Spe, extremst viel Aufmerksamkeit benötigt, und sich äußerst penetrant aufdrängt. So sehr ich ihn mag, dieser Wesenszug wird mir noch ein paar Nerven kosten. Ceasar wurde komplett in den Schatten gestellt, obwohl beide fast gleich gut gespielt haben. Aber um eine Banddynamik entwickeln zu können, braucht’s seine Zeit. Der Grund für Geralds Absenz war etwas für die Kinder sehr nerviges – Chicken Pox. Das ist eine Kinderkrankheit, und wenn ich mich recht entsinne, gleichzustellen mit den Röteln. Seit knapp 3 Wochen sind im 10-Tagesabstand immer zwei Jungs daran erkrankt, und ich fürchte, dass es weitergehen könnte. Es ist eine Qual für die Opfer, denn die müssen dann rund 10 Tage im Clinic-Room verbringen, und dürfen nur raus, wenn niemand in Sichtweite ist. Positiv an der Sache ist jedoch, dass sie sie dann nie mehr bekommen, und für diese Art von Krankheiten ist es ja besser früher als später.


Zum Abschluss: http://www.youtube.com/watch?v=rFUSWllyZqg

Hoert diese wunderbare Nummer von Neil Young und starrt dabei durchgehend die Kokosnuesse an.

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Ok, nächstes Mal gibts wieder Jubiläumseintrag! Gut Bei.

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9. Februar 2012 4 09 /02 /Februar /2012 00:19

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So, seit dem letzten Eintrag ist ein bisserl mehr Zeit vergangen als sonst, denn ich hab mir einmal die Zeit genommen, fällige Berichte und Briefe zu schreiben. Deshalb wurde der Blog etwas vernachlässigt, das wird aber jetzt wieder aufgeholt. Ich fange mit den Highlights einer größtenteils großereignislosen letzten Jännerwoche an. Erstens wurde ich für drei Tage auf auf den Status einer jämmerlichen Gestalt hinabgestuft. Ich habe nämlich bei der Reisernte geholfen, während die Kinder Schule gehabt haben. Das Reishalme-Schneiden geht ja noch, da ist die Hitze das Schlimmste, aber die später entstehenden Reissäcke auch noch zu tragen, ist ganz schön hart. Die Trainees behaupten, dass ein Sack 80 Kilogramm wiegen kann, was praktisch ich bin. Und jetzt soll ich mich auf dem Kopf tragen? Ich habs versucht, hab den Sack aufgeladen, das ist noch gegangen, aber nach ein paar Metern – Kracks – spür ich, dass irgendein Knochen nicht mehr genau so liegt wie er sollte, Wirbelsäule und so. Inzwischen ist dieses Problem aber wieder eingeränkt, und ich hab mich dann auch wieder getraut ein paar Säcke zu tragen. Wenn man mal weiß, wie man sowas zu tragen hat, tut man sich gleich viel leichter.

 

Zweitens habe ich einen Superfrosch gesehen. Manchmal hab ich nämlich eine unglaubliche Freude, einfach verängstigten Fröschen hinterherzu spazieren, ohne jegliche böse Absicht. Das führt oft dazu, dass sie unglaublich dramatisch in jeden Abgrund (maximal halber Meter, so viele Abgründe haben wir ja nicht) springen. Ganz lustig hab ichs mal gefunden, als einer sich akrobatisch nach dem Sprung an einem Ast eines herausragenden Gebüschs festgehalten hat. Der ist dann hin und her gebaumelt, und hatte was mit Affen gemeinsam, wobei letztere allerdings nicht unbeholfen runterfallen. Dieser Superfrosch war aber anders. Ich hab ihn zuerst gar nicht richtig gesehen, bin unr intuitiv auf ihn zugegangen, um ihn flüchten zu sehen, und plötzlich springt der da einen Meter weit und einen halben hoch. Ich war so verwundert, dass man mein Gesicht in diesem Moment hätte einrahmen sollen. Ich bin ihm gefolgt, und ich erkannte, dass er einen ganz anderen Körper hatte. Es war, wie wenn man Superman mit normalen Menschen vergleicht. Der Superfrosch ist seinen Artgenossen auch im Erscheinungsbild überlegen, und sieht eher aus wie ein Sportwagen. Natürlich bin ich ihm gefolgt, und er ist ein riesigen Sätzen vor mir her gesprungen, bis er an einen Baumstamm sprang, und dort senkrecht kleben blieb. Ich hab das noch nie gesehen. Der ist dann da raufgeklettert, und im Laub verschwunden. Wahrlich, ein epischer Moment.

Am Freitag, dem 27. 01. ist übrigens John Layog gen Cebu gezogen. Durch seine Absenz übernehme ich nun die Leitung der Kirchenlieder, sprich ich singe diese. Das hätt ich mir tatsächlich niemals vorstellen können. Naja. Neues Territorium schadet nie. Auch Siddharta in Hesses Roman hatte sich ja über alles gefreut was er lernte. Alles kann einem was bringen, also warum nicht? Jedenfalls kam natürlich auch gleich ein spezieller Anlass dazu, und ich durfte die Don Bosco Messe am letzten Sonntag des Monats als Premiere für meine Kirchensänger Karriere nutzen. Davor aber noch, der teuflische Samstag.

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Es gibt in jedem Lebensabschnitt einen Tag den man nicht mag. In der Schule ändert sich das pro Jahr mit den Fächern (bei mir wars meistens Dienstag....schrecklich...), und in den Sommerferien wars dann immer der Sonntag, denn da war alles noch fauler als in den Ferien es eh schon der Fall ist, und in Klagenfurt, wenn man was kaufen wollte, musste man immer zum Bahnhofsbilla gehen, der überfüllt war. Andererseits sollte man sonntags nichts kaufen, weil Ruhetag. Punkt.

Hier ist dieser Tag, den ich am liebsten verschlafen würde, der Samstag. Und dieser vergangene Samstag machte meinem Vorurteil ganze Ehre, denn nichts verlief so wie immer, aber alles war anstrengend. Ein langer Tag, den ich herausnehme, und euch näherbringe.

Der Schedule an Samstagen ist jener, der am meisten Arbeit vorsieht. Ich mag das Assistieren bei der Arbeit der Kinder nicht so gern, da wir oft verschiedene Gruppen haben, und ich immer hin und her laufen muss, wobei die verlassene Gruppe dann gern einmal auf der faulen Haut liegt. Das hängt natürlich von der Arbeit ab, aber es gibt definitiv Jungs und verschiedene Arbeiten, die gar nicht zusammenpassen. Wie es dann aber ebenso wieder Jungs gibt, die jede Arbeit exzellent und motiviert erledigen. Jedenfalls fängt der Tag mit expandierten ´´Chores´´ an. Sprich, das Boyshome wird gesäubert, und die äußeren Plätze werden von Dreck, Müll und Laub befreit. Samstags dauert das von 5 bis 7, was eine sehr lange Zeit sein kann. Wenn Father Noel da ist, arbeiten die Kinder durchwegs, auch aus Nervosität. Dass ich nicht so hart durchgreife, hat den Nachteil, dass sie von mir oft mehrere verbale Motivationsspritzen benötigen, und zuviel ist auch nicht gut, denn ernsthaft, wollt ihr euch ständig das gleiche Gefasel von euren Aufpassern anhören? Jedenfalls kann einem der Wind da einen bösen Strich durch die Rechnung machen, denn es kommt vor dass man gerade alles wunderschön aufgekehrt hat, und dann kommt er, und wir dürfen wieder alles von neuem kehren. Naja, nach dem Frühstück gab es gegen 8 obligatorisch das Fussballtraining, das ich jedoch unterbrechen musste, denn Father Noel wollte, dass alle Jungs geschwind ein paar Reissäcke tragen helfen. Zeitgleich mit diesem Schedule-change kamen Externals, also fremde Menschen in unser Projekt, an die 80 Highschool Kinder plus ein paar Lehrer. Hier muss ich eine Erklärung einfügen:

Father Bong hält oft und gerne Recollections. Das sind christlich motivierte Zusammenkommnisse, die mich irgendwie an Reflexions-Workshops erinnern (oder zumindest wie ich mir solche vorstelle). Da sitzen dann alle in der Kapelle, und Father Bong lässt ruhige Musik laufen, und erzählt den Kindern vom Leben (und vom Tod wie ich später hörte), lässt sie mitunter Spiele spielen, oder innerhalb eines thematischen Rahmens vor den Kollegen reden. Ich halte das für eine ganz gute Sache, denn so haben unsere doch sehr abgeschotteten Jungs wenigstens ein paar frische soziale Kontakte. Vor allem die Elementaries werden dann plötzlich ganz stolz auf mich, und wollen vor allen mit mir Musik machen. Ein Problem ist aber auch, dass die sozialen Kontakte unter anderem Mädchen sind, sprich, die Jungs fangen an zu spinnen. Die packen das meistens gar nicht, wenn da ein paar hübsche Mädchen auf einem Fleck sitzen. Dann schicken sie mich vor, und machen blöde Scherze, und ich hab dann die irrste Freude, den Macho bei den Mädchen zu spielen. Dann kommen die Jungs plötzlich daher, und wollen auch. Jedenfalls war diese Recollection ein Mitgrund dafür, dass dieser Tag ziemlich samstägig war.

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Es gab irgendwie Komplkationen mit dem Angestellten, der für Reis zuständig ist, und mit Father Bong, das wär jetzt zu verstrickt zu erklären – jedenfalls blieb Father Noels resultierende Wut an mir hängen, und alle Kinder durften Reissäcke tragen. Naja, nach knapp 20 Minuten war das erledigt, und wir spielten wieder mit den Fussbällen herum. Ich ´´reparierte´´ derweil einen Verstärker (Schraubenzieherei – mehr kann ich nicht), und kam zum Schluss, dass wir Klebstoff brauchten, zu dessen Kauf ich aber niemals kommen sollte. Zumindets nicht an diesem Samstag....

Denn nach dem Fussballtraining war der Schedule natürlich ´´Work´´. Und natürlich gesellte sich neben dem Recollection-Problem ein weiteres hinzu. Denn durch den Don Bosco Day am folgenden Tag, war in unserer Gegend ´´Feast Day´´, sprich es sammelt sich ein Dorf zu einem Anlass, und ein paar Häuser kochen für alle möglichen Leute. Ich hab das bisher zwei drei Male erlebt, sehr interessant. Ich kenn das nämlich nicht, weiß nicht ob wir so was haben. Aber ich finds nett. Man kann irgendwie von Haus zu Haus gehen, und wird freundlichst eingeladen. Ich frag mich dennoch, wie die das ganze organisieren. Aber der Zufall wollte es so, dass der Weg, der die Leute zum Mahl führen sollte, genau an der Stelle unserer Wand vorbeiführte an der wir arbeiteten, und natürlich waren unter den Passanten auch weibliche Individuen. Das heißt, die Jungs waren müde, und umzingelt von Mädchen. Father Noel war inzwischen außerhalb, und Father Bong bereitete seine Themen für den Workshop vor. Naja, ich hätte mich selten über Hilfe der Fathers so gefreut wie in diesem Moment.

Das war einer dieser frustrierenden Momente, wo man die Jungs praktisch hundert Mal ans Arbeiten erinnern muss, und nach zwei Minuten verlieren sie immer wieder die Aufmerksamkeit. Da hab ich dann ausnahmsweise wieder mal einen ziemlichen Grant bekommen, aber auch das hat nur die Hälfte bewogen. Nach der Arbeit, die 30 Minuten kürzer hätte dauern sollen, gabs Showers, und davor hielt ich ihnen eine Predigt, dass ich es leid bin, sie ständig an diesselben Sachen zu erinnern, und dass sie die Arbeit gefälligst ernst nehmen sollen, denn wenn Father Noel sähe wie schlampig die Arbeit gemacht wurde, würde er deren Freizeit in Arbeitszeit verwandeln. Das Schöne nach dieser Rede war, dass viele sich bei mir entschuldigt haben, was zeigt, dass ein paar wirklich einsichtig waren. Bei den Duschen waren sie fast schon peinlich brav.

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Nach den Showers ist Lunchtime, nach dieser fürgewöhnlich Resting Time, also Mittagsschlaf. Gerade als ich mir meine Pause nehmen wollte, bat Father Bong mich und die Band, bei seiner Messe für die Recollection die Musik zu leiten, und vorher zu proben. Mit den 80 Kindern, sprich, ich brachte den Kindern die Kirchensongs (obwohl ich sie selbst nur zu 80% beherrschte, aber so wars wenigstens lustig) bei. Also keine Pause für mich. Normalerweise wäre um 2 Uhr Singing Class, da ich aber bereits die Recollectionisten betreute, veränderte Father Noel den Schedule für die Jungs, und sagte, sie sollen am Reisfeld helfen, ich könne ja teilassistieren. Also erschaffte ich einen Klon, der die Kinder am Reisfeld beobachtete. Ein Wunder der Natur, ich sags euch. Leider konnte mein Kartonkopf die Kinder nicht wirklich motivieren, in der prallen Sonne zu arbeiten, weshalb ich tatsächlich zwischen Kapelle und Reisfeld hin und her wechseln musste. Die Messe startete irgendwann zwischen zwei und drei, weshalb ich im Bereitschaftsdienst stand, und die Kinder nur marginal beaufsichtigen konnte. Nach einer Weile der Arbeit, also während ich mich gerade beim Vater Unser versang, sollten die Jungs dem normalen Schedule folgen, und Chores (also leichte Arbeiten) starten. Natürlich, ohne Beaufsichtigung tun die Jungs gar nichts, also verließ ich während der Messe die Kapelle, und richtete alles her, und spornte ein paar Jungs an, bitte bitte was zu tun, so hart es auch ist.

Das klingt jetzt alles ziemlich stressig, war es auch, aber es erinnert mich an einen Gedanken, den ich ganz am Anfang hatte. Dass die Kinder viel zu viel arbeiten. Dieser Meinung bin ich immer noch, aber ich weiß inzwischen auch, dass die Kinder ganz schön resistent sind. Was die Kinder an diesem Tag an physischer Arbeit geleistet haben, war irre. Aber dafür werden sie es später einmal leichter haben, wenn sie auf sich alleine gestellt sind. Denn das ist nicht nur rein phyisische Arbeit, da ist auch viel Psyche mit im Spiel. Grenzüberschreitung und Wille und so.

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Jedenfalls kam dann auch irgendwann Father Noel dazu, der die Arbeit ausweitete, und im Endeffekt arbeiteten wir alle bis 17.00Uhr. Auf einer Messe zu spielen ist ja auch nicht so ohne, vor allem wenn man bereits seit 5 munter ist, und ich schloss direkt an die Arbeit der Jungs an. Es war aber schräg, denn die Jungs waren nicht böse. Ein paar betrachteten es als Strafe für ihre Schlampigkeit am Morgen, was mir dann zwar auch wieder nicht recht war, aber das eher aus moralischen Gründen. Nach erneuten Showers gabs Rosenkranzgebet, dann verdientes Futter, und dann Practices für den nächsten Tag. Es war tatsächlich ein harter Tag, und auch in meiner Erinnerung fühlt es sich an, als wären da drei Tage fusioniert. Aber wenn man nach so einem Tag abends ein paar Minuten sich entspannen kann, freut man sich über den Tag, einfach weil man ihn überstanden hat.

Und der Sonntag war dann generell sehr angenehm, denn gegen 9 Uhr morgens fuhren wir bereits Richtung Dingle, wo Father Noel eine Messe hielt, also Berge (Von dieser Ortschaft hab ich im Dezember schon berichtet). Jedoch war gerade zu dieser Zeit auch dort Feast Day, und wir wurden in irgendwelche Häuser geschleppt, und dort zu einem wahrlich bombastischen Mahl eingeladen, praktisch gezwungen. Obwohl mir die Gastgeberin Angst gemacht hat, denn eines ihrer Augen war halb erblindet und bewegte sich irgendwie von alleine. Ich fühlte mich wie von einem Geist beobachtet. Dennoch war sie sehr nett. Als wir dann heimkamen, es war ja Don Bosco Day, war auch bereits Father Jimmy da - ehemaliger Rektor des Boyshome und Co-Moderator-Priester der Nachmitagsmesse. Auf besagter Messe hatte ich dann meinen Einstand als Kirchensänger. So viel dazu. Mit einem Konzert kann man das nicht vergleichen, obwohl die Leute ganz schön geschaut haben, als ich auf Illonggo gesungen habe, auch wenn ich nicht weiß, was die Worte bedeuteten. Jedenfalls startete dann unser Abendprogramm, das geladene Gäste mit umso mehr wunderbarer Nahrung speiste, und es war das erste Mal seit dem Salesian Day, dass ich Fathers, Kinder und Gäste gemeinsam essen gesehen habe. Ein paar Jungs und ich hatten einen musikalischen Auftritt, der den Leuten ganz gut gefiel, gespielt wurde ``Deep Dark Canyons´´, also einer meiner Songs, ``I’m Yours´´, also der Hit schlechthin, und ``Temple of the king´´, also ein Klassiker. Danach folgte eine für unsere Verhältnisse langweilige Tanzperformance zu einem Don Bosco Song. Ich finds schad, dass sich Santini und John Layog (inzwischen in Cebu) nicht mehr Zeit für eine interessantere Choreographie genommen haben, aber naja. Ein essreicher Tag, und Spaß hats auch gemacht. Außerdem war einer der Gäste ein Filipino-Amerikaner, mit dem ich das erste Mal seit langer Zeit normales Englisch sprechen konnte. Er verstand mich perfekt und umgekehrt. Keine Sprachprobleme zu haben, bin ich gar nicht mehr gewöhnt.

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Montag dann war ich zuerst ein bisschen angeschleimt, denn die College Jungs und die Mädchen kamen mit in die Stadt, und es wurde beschlossen, dass ich zumindest die Jungs aufs Essen einlade. Was mich dabei störte, war eigentlich eher, dass mir die geringe Freizeit, die ich wirklich für mich alleine hab, genommen wurde. Ich hab mich dann aber doch verhältnismäßig schnell wieder in meinen Normalzustand versetzt, und es war eine ganz nette Sache, denn ich hab ein paar praktische Orte gefunden, die ich sicher öfter aufsuchen werde, und auch so wars lustig. Ich hab nämlich ein bisschen die Eigenart, dass ich, wenn mir etwas nicht in den Kram passt, demonstrativ grantig werde. Das Schlimme ist, dass die Leute gar nicht viel dafür können, aber dann trotzdem vorsichtig mir gegenüber sind, weil ich äußerst gemein sein kann, wenn ich will, und ich hab noch Spaß dabei. Nach einer Zeit legt sich das aber wieder, und ich entschuldige mich sogar meistens für diesen trotzigen Charakterzug.

Diese Woche dann, war übrigens von ständigen Proben geprägt, denn wir wurden wieder einmal, seit langer Zeit, als Band auf ein Konzert eingeladen, und mich hats gefreut, dass Father Noel mich nun endlich auch mit den großen Jungs spielen hat lassen. Seitdem ja John Layog weg ist, haben die White Eyes ja keinen Sänger mehr. Insofern ist es ja logisch, dass ich da ersetze, aber ich hab die Möglichkeit nicht ungenützt gelassen, und hab gleich auch eine Reihe neuer Songs in den knapp 5 Proben die wir gehabt haben, einstudiert. Ein ganz nettes Mischmasch, und Berni, damit du’s weißt, ich werd sie alle aufnehmen, und dir schicken. Wir hatten am Freitag dann rund 20 Songs im Line-Up, von denen die Hälfte neu war. Bin stolz darauf, was wir in dieser Woche geschafft haben. Am Freitag dann war der Auftritt – es war ein Collegesemester-Fest –eine halbe Stunde lang mit überraschend guter Anlage. Den Leuten hats sehr gut gefallen, obwohl ich mir das dann ein bisschen anders vorgestellt hab, denn plötzlich war ich der Star. Das war nicht geplant, und ich wurde sogar um Autogramme gebeten. Zahlreiche Fotos, Handshakes, es war absurd. Also, wenn das nur ein Bruchteil davon ist, was Ruhm einen bringt, dann will ich das niemals haben. Ekelhaft und oberflächlich... bin kein Fan davon. Dennoch, positiv war, dass rund 300 Leute anwesend waren, was unseren Ruf wieder neu erstärkte. Sehr zu meiner Bitterkeit wurden wir jedoch zum Valentinstag auf ein Highschool Festival eingeladen, das heißt, ich werd wohl bald die ganzen Schnulzen lernen. Ich hab schon drüber nachgedacht, schnell selbst ein paar Love-Songs zu schreiben, damits nicht ganz so schlimm wird (bon Jovi, Eric Clapton.... Ich will niemandem zu nahe treten, also sprech ich nicht weiter), aber naja, es herrscht eben doch der Kommerz.

Und als Abschluss sei gesagt, dass der vergangene Samstag, also der der schon im Februar stattfand, ganz unsamstägig war. Sehr angenehm, sehr entspannt, sehr ungewöhnlich. Aber eben, Ausnahmen bestätigen die Regel. Ich beende mit Musik, passend zum Thema: Saturday Nightfever:

 (Mist... die Links funktionieren nicht... muesst ihr selbst einfuegen...)

Und ernsthaft: Ein Album, das ich wieder mal ausgepackt hab: ``If the Ocean gets rough´´ by Willy Mason. Tolles Stück Sonwriting. Kein schwacher Song im ganzen Album, wunderbar melancholische Stimmung, mit viel Sarkasmus und Ironie, und sogar ein bisschen was zum Mitsingen.

Es ist bereits Februar. Ende diesen Monats hab ich bereits die Hälfte hinter mir. Ein schräger Gedanke, schwer zu fassen, aber wiederum Grund für einen Jubiläumseintrag am Ende des Monats. Es sei euch lieben Leserlingen wieder einmal ganz viel Gutes zugeworfen! Danke fürs stete Lesen, es erfreut mein(e) Herz(en) jedes Mal, wenn ich Rückmeldung erhalte. Ja, ich habe mehrere. Ich hoffe, ihr ernährt euch gesund!!!

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Nachtrag: Der Eintrag hat sich umso mehr verzögert, da sich mir ein böses Fieber aufgezwungen hat. Mein erstes Mal, dass ich hier wiklrich krank bin. Bitter ist nur, dass Father Noel derzeit enorm geschäftig ist, und so musste ich in den letzten Tagen immer wieder ein bisschen arbeiten, was meinem Heilungsprozess gar nicht gelegen kam. Einhergehend mit meinem Fieber, kamen die Erdbeben in Negros und Cebu. Das sind praktisch meine Nachbarsinseln, und im Epizentrum hatten die Erdbeben eine Stärke um 7 herum. Weil ich nur im Bett gelegen bin, hab ich noch nicht viel von den Auswirkungen mitbekommen, aber angeblich soll es noch ein Nachbeben mit ähnlicher Stärke geben. Das find ich ziemlich arg, denn sogar bei uns, in Dumangas, hat man das Erdbeben sehr stark gespürt. Ich hab sowas noch nie erlebt. Das ganze Haus hat gewackelt, der Boden hat gemurrt, und das ist in regelmäßigen Abständen passiert, von draußen hab ich Schreie gehört, manche panisch, manche belustigt. Bei uns hatte das Beben rund 3,5 – 4 wurde mir gesagt, war also gar nicht so ohne. Ich bin im Bett gelegen, und mir war schlecht. Einen schlechteren Zeitpunkt zum Fieber-haben konnte ich nicht erwischen. Den ganzen Tag über gab es noch Nachbeben, bis zum nächsten Morgen, und sogar Mittwoch hab ich sogar noch ein zwei gespürt. Ich hoff nur, dass nicht noch mehr passiert. Die Philippinen sind was Naturkatastrophen betrifft, kein gesegnetes Land.

Also, so viel dazu. Jetzt aber wirklich, Tschau!

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24. Januar 2012 2 24 /01 /Januar /2012 03:11

Heute will ich einmal auf die Kommunikation näher eingehen. Das heißt, es geht um Gestik, Mimik, und Sprache, wie auch persönliches und kulturelles.

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Ich will mit einer großartigen Eigenheit von Ilonggo, der hier größtenteils gesprochenen Sprache beginnen. Denn es gab schon oft Missverständnisse, wenn es einfach um das Wort ``Today´´ ging. Denn ´´Subong´´, die direkte Übersetzung bezeichnet beides, das Heute und das Jetzt. ´´Na´´ ist die kurze Form, und wird fast nur für das Jetzt verwendet, glaub ich. Die Kinder haben mich manchmal gefragt, ob das und jenes Today ist, oder sie es Today bekommen. Natürlich Today, wann sonst? Dann geh ich und die Kinder sind verwirrt, weil sie mit Today, das Jetzt meinen. Filipinos verstehen den Kontext meistens, wobei es bei Problemsituationen den Ausdruck ´´Subong Na´´ gibt, welcher praktisch Jetzt Jetzt heißt, also Gegenwart. Aber das kann schon zu Komplikationen führen.

Eine andere lustige Sache ist, dass sie Much und Many gerne vertauschen – Oh Brother, many rain!!!  He und She wird auch gerne verwechselt, was vor allem bei Familienerzählungen immer wieder lustig ist. Eben, auf Ilonggo ist beides in ´´Sila´´ zusammengefasst. Dafür haben sie mehr Plural-Formen als wir, und die hab ich immer noch nicht ganz verstanden. Da gibts irgendwie vier oder fünf verschiedene. Sowas wie Ihr und Ich, ist was anderes als ``Wir``, obwohl ich da wenig Unterschied merke. Vielleicht ist das für Gruppen gedacht, wenn man die Wahl zwischen mehreren ``Ihrs`` hat.

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Eines meiner Highlights: Christian fragt mich, wie immer stotternd, und so dass ich dreimal nachfragen muss: ´´Did you know, Brother, who was the one who first did had an I-Phone?`` (ich versuche deren Sprechweise zu imtieren, also bitte nicht glauben, das sei mein Englisch).                    Ich: ``No, maybe Bill Gates?´´ -  Christian:  ``hmmm, ? Who ist that?´´ -  Ich: ``Nevermind, well, tell me.`` Christian: ´´Ah… it was the Poo´´. – Ich: ´´Who? Say it again.`` Chr: ``The Poo! The leader of the curch, Vatican!`` Ich: ´´You mean the pope! Do you know what Poo is? You know, that is kind of blasphemic….´´. Als es ihm dann klar wurde, hatte er ein unglaublich schlechtes Gewissen, ich dafür umso mehr meine Freude. Ich will hier ja niemanden zu nahe treten, aber diese Wortverwechslung ist einfach genial. Diesen Moment werde ich mein Leben lang nicht vergessen!


Aber aufgrund der Sprachbarriere kann es schon auch zu einigen blöden Unklarheiten kommen. Erstens sage ich mindestens 10 Mal am Tag ``What please?`` oder sonstwelchen höflichen Ausdruck, der die Wiederholung des Gesprochenen anfordert. Ebenso geht es aber den Jungs mit mir, sogar den Fathers, da sie mein eher amerikanisches Englisch nicht gewöhnt sind, und ich mich immer erinnern muss, langsam zu sprechen. Einmal hat Father Noel mir den Sonntagsschedule mitgeteilt, und ich hab etwas nicht verstanden, bin aber davon ausgegangen, dass wir es wie an praktisch jedem Sonntag machen. Ich hatte die Verantwortung, da er eine Messe auswärts hatte, und als er zurückkam, war dann natürlich alles falsch. Da hab ich dann Saft abbekommen. Ich hätte ja nachfragen können, aber ab und zu – und dieses ab und zu ist leider nicht selten – ist er in einer gereizten Stimmung, und da ist jeder falsch formulierte Satz gefährlich, ebenso wie jedes Unverständnis seiner Anweisungen. Nachdem er mir dann ziemlich böse war, hab ich mich getraut ihm wahrheitsgemäß zu sagen, dass ich ihn missverstanden habe, und dass das öfters passiere. Das hat er dann aber zum Glück auch positiv aufgenommen, und seitdem lässt er das Nachfragen gerne zu, selbst wenn er ein bisserl gereizt ist. Was man mit Ehrlichkeit erreichen kann.

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Ein weiteres Problem können meine Anweisungen für die Jungs sein, denn die sagen grundsätzlich zu allem ´´Ja´´. Meistens. Es ist schon zwei, drei Male passiert, dass ich ihnen Instruktionen in meinem simpelsten Englisch mit Hinzunahme einiger Ilonggo-Wörter gegeben habe, und dann alle komplett orientierungslos in der Gegend umhergerannt sind. Fürgewöhnlich, wenn ich sie frage, ob sie alles verstanden haben, sagen sie ´´Ja´´, ob’s jetzt stimmt oder nicht, ist Nebensache. Die Leute haben eingentlich eine ziemliche ``Ja``-Kultur hier, wenn ichs so bedenke, denn wenn zum falschen Zeitpunkt ``Nein`` sagt, können sie plötzlich schweigsam werden, auf eine gekränkte Art und Weise. Ein paar Jungs haben das, wie auch Father Cyril. Ein sehr seltsamer Wesenszug. Wobei es auch leicht sein kann, dass ich da etwas missverstehe, denn es ist einfach eine andere Kultur. Der erhobene Zeigefinger wird ebenso gar nicht gerne gesehen, auch wenn er nicht böse gemeint ist. Um zu zeigen, dass sie leise sein sollen, zum Beispiel, also Zeigefinger vor dem Mund. Das haben sie am Anfang imitiert, oder wenn ich irgendwohin gezeigt habe. Das war deren Art mich nachzuäffen. Das Nächste – der Ausdruck ´´PSsssst´´, wenn sie schon etwas zu laut sind, triggert bei ihnen einen plötzlichen Kopfruck, und alle schauen in meine Richtung. Denn wenn sie ``SSSHHhhssst´´ machen, ist das eine Geste, um die Aufmerksamkeit bestimmter Personen auf sich zu ziehen, und nicht um das Leisesein zu erzwingen.

Kopfnicken heißt entweder ´´Nein´´, oder ´´komm her´´. Anfangs hat mich das noch extremst verwirrt, inzwischen hab ichs aber ganz gut herausen. Wenn sie etwas verneinen, verziehen sie ihre Mimik etwas ins Schmerzhafte, so als würd man sie kurz zwicken. Wenn sie dich zu sich bestellen wollen (was bei mir sehr oft der Fall ist), wird entweder ohne Schmerzgesicht genickt, oder es wird mit der Hand eine Bewegung ausgeführt, die man in Österreich ungefähr als ´´Ach geh´´, oder ´´Schleich di´´ auffassen würde. Sehr seltsam, aber ich glaub, dass ich davon schon einmal berichtet habe.

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Na toll, jetzt hab ich schon so viel gebloggt, dass ich tatsächlich endlich anfange zu vergessen, worüber ich bereits berichtet habe. Treue Leser, seid bitte nicht böse, aber ich hab immerhin schon über 30 Blogeinträge geschrieben.

Gut, dabei belass ichs fürs Erste einmal, Kommunikation ist ja immer wieder ein Thema und wird als Geistersprarte sicherlich wieder auftauchen.Stellt euch das vor wie in einer Soap, wo der Vater eines Kindes verschwindet, und man weiß, er wird auftauchen, aber wann ist die Frage, und jedes Mal hofft man aufs Neue darauf, vor allem weil das Kind bereits total am Boden ist, und jeder die Hölle mitleidet. So dramatisch ist das.

Nachdem ich letztens über disziplinäre Turbulenzen berichtet habe, die etwas Unruhe in ein ohnehin schon eher unruhiges Heim gebracht haben, das Gesagte aber aufgrund von Schutzmaßnahmen eher kurz gehalten habe, kann ich inzwischen wieder halbwegs eine Entwarnung aussprechen. Es pendelt sich alles wieder ein, und Father Noel wird auch wieder ruhiger. Dafür haben wir eine neue Bedrohung abzuwehren, nämlich böse Killermosquitoes. Die haben sich einfach in unserem Lieblingscooboo (kubu? – diese Bambusfreizeithütten) ein Nest gebaut, und stechen wild um sich. Und das schmerzt ganz schön, wenn sie dich treffen. Schnell, aggresiv und treffsicher. Derzeit wird das Nest von einem Sack umhüllt, und mit Schlamm versucht, sie träge und schwach zu machen. Diese bösen Brummer, von denen ich einen geheimen Pakt mit den roten Ameisen vermute, sind aber äußerst aggresiv, und verteidigen erfolgreich einen Raum von knapp 7 Metern Umkreis. Bin gespannt wie das weiter geht. Abgesehen von unseren Scharmützeln ist gerade wieder Reiserntezeit, das heißt es wird auf das Feld gegangen und in der prallen Hitze gearbeitet. Reishalme abschneiden. Mehr nicht. Aber für mich ist es dennoch eine Art exotische Arbeit, und ich muss zugeben, dass ich auf deren Arbeiten stehe, vor allem man viel mit Macheten arbeitet. Allerdings tut man sich auch regelmäßig weh, und ich hab auch bereits meine 30 Minuten gehabt, in denen ich einen ziemlich tiefen Schnitt verarztet habe. Von erster Hilfe hab ich leider gar keine Ahnung, dafür hab ich immer sofort einen mehr oder minder guten Scherz auf den Lippen wenns um Verletzungen geht. Wenn die Person drüber lachen kann, heißt es, das alles ok ist, wenn nicht, muss mir jemand helfen. Das einzige womit ich mich halbwegs gut auskenne sind Kopfwehtabletten, und Pflaster. Immerhin. Ah ja, und Lutschtabletten für Halsprobleme. Jap.


Die Hitze ist in den letzten Tagen auf eine extremst penetrante Art und Weise zurückgekommen. Wenn es auch in den Nächten fröstelnde 20 Grad hat (tatsächlich fühlt es sich äußerst kalt an), gehören diese Tage zu den wärmsten, die ich hier bisher erlebt habe. Von 12 bis 15 Uhr dürfts rund 40 Grad haben, vielleicht darüber, ich kann das so schwer einschätzen. Jedenfalls haben wir die letzten Tage viel physische Arbeit gehabt, und das hat wirklich zu einem neuen Sonnenbrand bei mir geführt. Zuerst bloß an meinen von Haaren nicht mehr bedeckten Stellen (weil Haarschnitt), dann am ganzen Hals. Jetzt hatte ich ja schon immer eine Golferbräune, denn ich bin nicht der Typ der am Strand liegt und sich bräunt, aber so wie das derzeit aussieht... das ist verrückt. Ich hab zwei verschiedene Hauttypen in einem Körper. Da ich durchgehend T-Shirts trage, dürfte mein Oberkörper noch die selbe Farbe haben, wie in Österreich, also bleichest weiß, wobei Kopf und Hals, wie auch Unterarme-und Beine Surferbraun sind.

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Ein Grund, warum wir übrigens montags auch gearbeitet haben, ist das chinesische Neujahr. Ich find das sehr schön, dass es hier als Feiertag anerkannt wird, denn Toleranz = gutes Zeichen. Denn es gibt sehr viele Philinesen (gerade übersetzt). Also Filipino-Chinesen. Oder Chillipines. Und nachdem ich ja in Lilo-An zwei chinesische Studierende kennengelernt habe, freu ich mich auch für diese. Überhaupt, was Toleranz betrifft mag ich die Philippinen sehr gerne. Auch muslimische Feiertage werden hier als Ruhetag festgelegt und arabisch ist eine anerkannte Sprache (obwohl ´´anerkannt´´ zu sein als Sprache jetzt auch nichts großartiges ist). Aber das muss eine Politik auch erst einmal einrichten. Übrigens ist das Mardi Gras Festival so ziemlich am Ende, ich glaub am Montag war er Abschluss. Ich hab die Feiern zwar fast ausschließlich übers Fernsehen mitbekommen, und da war es ungefähr das was ich erwartet hatte, dennoch ist das natürlich immer was Anderes wenn man dabei ist. In Iloilo hieß das Festival Dinagyang (in Cebu Sinulog), aber die Thematik basiert überall auf dem Santo Nino Mythos. Das ist eine geschichtliche Sache, und hängt direkt mit der spanischen Eroberung der damaligen Inseln zusammen. Das könnt ihr wenn ihr wollt selbst recherchieren, ist auch durchaus interessant und hängt mit der ersten Weltumsegelung zusammen. Mehr oder weniger, denn stell vor, du segelst dein ganzes Leben umher, zuerst in die eine Richtung, dann wieder zurück, und die Erde ist noch flach. Dann gehts in die andere Richtung, Erde immer noch flach, dann kommst du aber plötzlich in eine Gegend, die dir bekannt vorkommt, und du denkst dir als portugiesischer Segeling, dass Fläche sehr relativ  zu sein scheint. Und bevor du das andere Ende derselben Insel, auf der du schon einmal warst erreichst, wirst du von Eingeborenen ermordet. Wie bitter ist das eigentlich?


Die Tänze und Choreographien sind wie erwartet in dieser ur-indigenen Thematik gehalten, und es werden alle möglichen Tiere und Monster symbolisiert, getrommelt wird wie wild, und natürlich alles imposant in Szene gesetzt. Hat mir sehr gefallen, obwohl es über das Fernsehen natürlich doch eher schwach rüberkommt. Naja, nächstes Mal eben.


Passend dazu: Dr. John – Funky New Orleans!

http://www.youtube.com/watch?v=TLHWY1cPMqY

http://www.youtube.com/watch?v=Yac4jyaaAEo

 

Ok, die Videos zeigen was anderes, als geplant, ist aber trotzdem stimmig, und man kann seinen maechtigen Bart begutachten!!!

 

Etwas sag ich noch, dann gebe ich Ruhe für heute. Denn ich habe eine mir neue Art von Glücksspiel kennengelernt. Spinnenkämpfe. Ich hab mich immer gefragt, wie die Jungs an Geld herankommen, wenn sie in der Schule sind, denn eigentlich wurde das Besitzen von Geld von den Fathers verboten. Ich bin da nicht so streng, denn wenn sie sich ab und zu mal was süßes kaufen, ist das kein Problem, und wenn sie rauchen, laufen sie Gefahr entdeckt zu werden, was bei uns zum Rauswurf führen kann. Also sammeln die Jungs stark aussehende Spinnen, packen die armen Krabbler in eine Box, und lassen sie dann auf einem kleinen Bambusstock gegeneinander antreten. Da gehts schon um Summen wie 20 Pesos (35-40 Cent circa), was sehr viel ist. Regional bekommt da schon einige Leckereien. Die Auseinandersetzungen enden tödlich für die schwächere Spinne, denn die mögen es gar nicht, wenn da auf einem Bambusstock (ca. 30 Centimeter lang) ein/e Artgenoss/e/in umherkrabbelt. Die verkeilen sich regelrecht ineinander, und wenn eine Spinne die Oberhand gewinnt, wird sie in ein paar Sekunden in ein Netz eingewickelt. Manchmal versuchen die Besitzer, sie noch zu retten, und befreien sie aus dem Netz, um sie wieder gesund zu pflegen, und dann erneut zum Kampfe antreten zu lassen. Ja, ich hab es bewusst so formuliert dass es klingt wie Pokemon. Ich finde, dass die Spinnen hier ziemlich bedrohlich aussehen, aber tatsächlich sind sie ziemlich zutraulich. Beißen nicht, laufen nicht weg, und lassen sich sogar als Hausinsekt halten. Hab ich nicht gewusst. Wär vielleicht eine gute Therapie für arachnophobe Personen.

 

Gut.Bei. Also Good Bye.

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20. Januar 2012 5 20 /01 /Januar /2012 01:34

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Der Sieg ist unser!!! Der Grundstein einer besseren Zukunft für alle Kinder der Umgebung, wie auch für zukünftige Volontäre wurde Samstag Vormittag gelegt! Niemals mehr müssen Menschen an jenen Stellen Leid ertragen! Geehrt mögen die großartigen Streiter sein, die durch Tapferkeit diesen Erfolg erst möglich machten. Es geht um den epischen Kampf gegen die hinterhältigen roten Ameisen. Zahlreiche Male mussten wir unter unerträglicher Angst diverse Passagen unseres eigenen Projektes passieren, da sie überall lauern konnten... doch nun geht es sich wesentlich sicherer auf unseren Straßen.

Trotz all der Euphorie will ich weiterhin vor Rücksichtslosigkeit warnen, denn es wurden bloß drei Außenposten zerstört, die nähesten zu meinem Schlafplatz übrigens (man sieht auf meinen Balkon....). Es bleibt dennoch ein glorreicher Erfolg, und nun haben wir die Oberhand. Es war Arbeitszeit, und eigentlich hätten wir friedlich Unkraut jäten sollen, doch was als simple Gartenarbeit begann, entwickelte sich zur Legende. Ihr müsst euch deren Türme so vorstellen: Riesige Erdhaufen zwischen 1.50 und 2 Meter, in denen es von roten gefährlichen Ameisen nur so wimmelt. Wenn man den Haufen alleine versuchen würde anzugreifen, sollte man sich ernsthaft fragen, ob man gerne lebt. Was aber den Menschen (abseits von der Größe) von den Ameisen unterscheidet, ist die Fähigkeit mit Waffen umzugehen, und so wurden Schaufeln, Spaten, und andere mächtige Grabdingens zu unseren Verbündeten. Und den Kämpfern muss nochmals ein Kompliment ausgesprochen werden. Wie die da auf dem Haufen standen, und die Bisse im Sekundentakt einstecken mussten – das hätten nicht viele geschafft. Die Jungs hier sind echt hart gesotten. Nach einiger Zeit fanden sie die Kammer der Königin, und entnahmen diese aus ihrem Reich. Ein wahrlich hässliches Wesen. Habt ihr jemals eine Ameisenkönigin gesehen? Sieht eher aus wie eine fette Raupe, die eine weiße, glitschige Schicht um ihren Körper hat, und am Ende ragt überraschend klein im Verhältnis zum Körper der Kopf und ein paar Beinchen raus. Die Beine sind glaub ich rein zur Nahrungsaufnahme, denn Fortbewegung stell ich mir bei der Anatomie extremst unmöglich vor. Als die Königin tot war, und auch der König gefunden wurde, flüchteten innerhalb kurzer Zeit alle roten Ameisen in die verschiedensten Richtungen, wahrscheinlich zu den nächsten Türmen, von denen zwei am Tag danach fielen. Ich glaube aber dennoch dass dies bloß Späher waren, und dass der Hauptsitz dieser Wesen irgendwo in den unbewohnteren Regionen unseres Projektes liegt.

Hier mein Schlachtplan:

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R.A. steht für rote Armee (ich lasse hier etwaige geschichtliche Assoziationen zu...), und die roten Kreuze markieren die Position ihrer Außenposten, die unserem Innenposten sehr nahe ist. Man sieht, wie gefährlich die Position schon war, deshalb war unser Angriff dringend nötig. Ansonsten hätt ich sie bald vor meinem eigenen Balkon gehabt, und dann wär mein Schlaf für die Fisch‘ (!!).

Jedenfalls werde ich euch über die Schlacht auch weiters am Laufenden halten, denn ich finde, hier wird Geschichte geschrieben. Eine wesentlich friedlichere Sorte Ameisen ist übrigens auch wesentlich weiter verbreitet, und zum Glück ungefährlicher. Sie haben aber trotzdem ihren Nervfaktor. Ich rede von den Sweet Ants, die ich glaub ich noch nie erwähnt habe. Das sind kleine wuselige Dinger, die man am Anfang gar nicht als Ameisen erkennt. Das erste Mal als ich in der Study Hall war, hab ich kleine schwarze Punkte am Boden entlang flitzen gesehen. Da waren dann sofort böse kleine tropische Mörderdinger in meinem Kopf, die irgendwo unter der Haut Eier legen, und solche Sachen, aber nein, die sind nur da um süßes Zeug zu finden. Da haben sie sich einen guten Ort ausgesucht, denn auf den Philippinen wird ja gerne süß gegessen. Insofern muss ich ihnen Intelligenz oder zumindest einen guten Instinkt zugestehen. Eher letzteres. Denn dumm sind die wie keine andere Ameisen Sorte. Ich hab auch keine Ahnung wofür die existieren, denn es ist nicht so dass sie Mikroteilchen transportieren, um ihr Nest auszubauen und Königinnen zu ernähren, wie normale Ameisen. Nope, sie gehen zur Süßigkeitsquelle, zahlreich, und wenn sie satt sind, gehen sie wieder. Wohin bin ich mir nicht ganz sicher, aber irgendwo über meinem Bad dürften sie einen ganz angenehmen Schlafplatz gefunden haben. Jedenfalls vergessen sie sich manchmal selbst, und suchen den kürzesten Weg zum Objekt der Begierde, egal welche Gefahren da auf sie lauern. Letztens hatte ich einen Schokoriegel in der Hand, und, da ich so etwas nicht allzu oft habe, lasse mir Zeit beim Essen und genieße den Luxus in vollsten Zügen. Da spür ich plötzlich ein Jucken unter meinem T-Shirt, und ich muss erstaunt feststellen, dass 3 Sweet Ants sich in die Richtung meiner Hand begeben, um etwas von der Schokolade zu bekommen. Ich kann das ja verstehen, ich mag Schokolade auch sehr gerne, aber ich würd mich wahrscheinlich eher nicht dafür in Lebensgefahr bringen. Ich bin aber doch ein sehr gewissenhafter Mensch, und hab bei vielen Insekten und Tieren ein schlechtes Gewissen, wenn ich ihnen das Leben nehme. Aber kennt ihr das? Je kleiner das Ding ist, desto weniger Probleme hat man mit dem Töten. Das ist eigentlich ziemlich grausam, aber andererseits, das Recht des Stärkeren (an dem ich nur bedingt festhalte). Ich glaub, dass es eher was mit Intelligenz zu tun hat. Würde sich eine Ameise mit mir unterhalten können, hätte ich einen gewissen Respekt vor ihr, und würd sie wahrscheinlich nicht umbringen, selbst wenn sie mich verbal in die Knie zwingen würde.

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Tatsache ist jedenfalls, dass diese Ameisen überall sind, und wenn ich mein frisch gebackenes Brot nicht binnen zwei Tagen vernichtet habe, fallen sie auch über dieses her. Inzwischen hab ich glaub ich versehentlich sicher schon einige Stück von denen mitgegessen.

So, aber jetzt hör ich auf, genug Schwachsinn. Ich geh jetzt zu Situationsbeschreibungen über. Am Montag, als ich meinen freien Tag als abgeschlossen betrachtete, stieg ich in den nächstbesten Jeepney um heimzufahren. Die erste Fahrt war sehr normal, stinkig, eng, rumplig, wie ich es inzwischen gewöhnt bin. Und ich mag es auch ganz gerne. Fürgewöhnlich fahr ich zu einem Terminal und steige dort um. Diesmal war meine Wahl eher bescheiden, aber einer dieser plötzlichen Regenschauer, die absurd stark sind, und manchmal auch unnatürlich lange andauern, hat mich praktisch zur Wahl gezwungen. Jedenfalls war der Jeepney voll mit alkoholoisierten Filipinos, die aussahen, als hätten sie zwei Nächte durchgetrunken. Also knapp 5 waren es, um nicht zu übertreiben, aber der Gestank war, wie soll ich sagen, unwürdig einer Existenz. Als dieser Geruch möchte ich nicht existieren, denn da müssen die anderen Gerüche einen tatsächlich hassen. Und wenn sich sowas dann auch noch mit dem Straßenqualm verbindet – Hölle auf Erden. Die anderen Filipinos rundherum hielten sich die Nase zu, das ist hier übrigens keine Beleidigung, scheinbar, denn das sieht man doch oft. Jedenfalls war da ja auch noch der Regen, und ich saß am äußeren Ende des Gefährtes, wo der Einstieg ist, und dort war das Dach undicht, und deshalb bekam ich regelmäßig fette Ladungen Wasser auf meine Schulter, und auch die Jalousien (??), die normalerweise bei Regen heruntergelassen werden, waren zerissen, deshalb kam der Regen auch von hinten. Dem nicht genug, behauptete einer der rauschigen auf Ilonggo irgendwas von – Americano, viel Geld, nicht gehen aus Jeepney´´ - so viel hab ich verstanden. Ich nahm das nicht wirklich als Drohung oder so etwas auf, denn er sah relativ unzurechnungsfähig aus, und die Menschen rundherum haben mich immer sehr nett angelächelt. Der Fahrer gab ganz schön Gas, was die Fahrt auch sehr kalt machte, denn der Regen und der Fahrtwind sind keine angenehme Mischung, und ein Grund dafür, dass ich endlich meine erste Verkühlung habe. Ich bin froh dass ich die Fahrt hinter mir habe, aber immerhin, zeitmäßig war ich noch nie so schnell von Tagbak Terminal in Lub Lub.

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Als ich letztens meine Beobachtungen angeführt habe, ist mir etwas Wesentliches abhanden gekommen. Nämlich die Rolltreppen Sache. Zuerst sei gesagt, dass ich als Kind immer ein Rolltreppen-Fan war, und ich kann mich ganz genau an die Spannung und Freude erinnern, die mich überkam, wenn ich zum Beispiel mit meinen Eltern in einem Einkaufszentrum war. Jeder Ort mit Rolltreppen war mir ein symphatischer Ort. Ich war mit rund 4, 5 Jahren das erste Mal in Wien, Donauturm, Schönbrunn und so weiter. Die zwei Sachen die mir am stärksten im Kopf hängen geblieben sind, war die Aussage meiner Mutter, ich müsse nicht jeden auf der Straße grüßen (ich bin als Kind immer am Zaun unseres Hauses gestanden, und hab alle vorbeigehenden Menschen unseres Dorfes mit unerbittlicher Höflichkeit gegrüßt, deshalb war ich da in Wien ganz schön verwundert), und eben die Rolltreppen in den U-Bahn Stationen. Donauturm, Stadtpark, ist ja alles schön und gut, aber Rolltreppen hast du eben größtenteils in U-Bahnen. Jetzt kommt die Filipino Assoziation. Ich war nämlich verwundert, als ich in Cebu das erste Mal Menschen auf der Rolltreppe gehen gesehen habe. In Iloilo City nämlich bleiben die Menschen strikt stehen. Da gibt es gar nichts,was die in Bewegung versetzt. Ich hab sogar Mal eine Frau gesehen, die im Stress den ersten Stock entlanggelaufen ist, dann ganz ruhig die Rolltreppe runtergefahren ist, praktisch Ruhe in Person, aber dann, sofort wieder Stress, und ab die Post, raus aus dem Zentrum. Irre, und ich übertreib hier ausnahmsweise gar nicht. Vielleicht glauben Filipinos an böse Rolltreppengeister. Oder sie wirken einfach prinzipiell friedlich auf diese, und machen sie ruhiger. Ich hab keine Ahnung, aber es ist doch seltsam, vor allem wenn man vorher in Wien lebte (und Menschen kennt, die Rolltreppen über alles hassen), ist das eine schöne Sache - weil gute Rolltreppenkultur. In Paris übrigens war ich das erste Mal wieder sehr beeindruckt, als ich diese Rollbänder entlang gegangen bin, ebenfalls in den Metros. Das will ich unbedingt wieder einmal machen.

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Ich glaube, jetzt fällt mir an Unwichtigem nichts mehr ein, also beschreibe ich die aktuelle Boyshome Situation, was ich eigentlich nicht plante. Mir gehts nach wie vor gut, und mein ``Working Spirit`` hat sich nicht verändert, dafür aber die Gesamtsituation. Denn einmal, es dürfte Donnerstag gewesen sein, hat Father Noel die Showers assistiert, und zwei Jungs gesehen, die über irgendetwas lachten. Dies war der Auslöser für ihn, ziemlich hart durchzugreifen, und die Disziplin der Jungs als schrecklich zu interpretieren. Ich hab meinen Senf abbekommen, wie ich sowas zulassen konnte, und Tag für Tag seitdem hat er es erflogreich geschafft, aus kleinen Problemen, große zu machen. Ich wurde für vieles verantwortlich gemacht, und das obwohl das Boyshome derzeit so gut funktioniert wie noch nie. Aber ich glaube, dadurch dass es jetzt fix ist, dass bald neue Kinder kommen, wird Father Noel ein bisschen nervös. Er hat mir gesagt, er will nicht dass die neuen sofort alle schlechten Dinge sehen, deshalb gehört das schlechte Verhalten ausgebessert. Also muss ich derzeit auch sehr streng sein, sonst bekomm ich ziemliche Probleme, und in weiterer Folge vor allem die Jungs. Ich verstehe seinen Punkt auf eine Art und Weise, aber ich finde auch dass er es etwas übertreibt. Da dies aber nicht Sache der Öffentlichkeit ist, und es mir nicht zusteht, hier irgendeine allzu kritische Position herumzuposaunen, werde ich dies auch nicht weiter kommentieren.

Aber Ich hatte Angst, dass die Kinder das Vertrauen zu mir verlieren, und umso mehr wundert es mich, dass die Kinder wirklich zu mir kommen, und Verständnis für meine Situation haben. Die meisten zumindest. Und deshalb ist es umso schöner, da ich weiß, dass die Kinder mir, egal was ich tue, den Rücken stärken. Das ist ein wunderschönes Gefühl.

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Die Planung für den Don Bosco Day ist auch etwas weiter vorangeschritten. Santini und ich planen zurzeit ein Line Up von 5 neuen Songs, und wollen zugleich Jeffrey als neuen Sänger aufbauen. Den hab ich noch gar nicht vorgestellt, obwohl er einer der geilsten Jungs im Boys Home ist. Also –

Jeffrey:

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Ist für sein Alter absurd klein, und erinnert stark an eine Maus. Er hat von nallen Jungs, die nicht in Bands waren und sind, das meiste musikalische Talent und singt nebenbei auch schon überraschend gut. Das sind die Gründe, warum ich ihn als neue Leader-Figur aufbauen will, denn er hat das Zeug zu einem sehr guten Musiker. Als ich ihm letztens zugehört habe, hat es mir Leid getan, dass ich ihm eigentlich nicht mehr Zeit gewidmet habe, denn vor allem rhytmisch ist er ausgesprochen balanciert. Er gehört zu den 1Year- Highschools, und ist ein toller, freundlicher Kerl, irgendwie ein bisschen ähnlich wie Luisito (den ich ein paar Einträge zuvor vorgestellt hab). Er ist auch sehr anhänglich, und ab und zu fast ein bisschen eine Klette, aber immer von neugieriger Natur. Beim Fussball ist er dann aber ganz anders. Da verwandelt er sich in einen geitelnden Macho, der böse ist wenn man ihm den Ball nicht binnen 3 Sekunden zupasst. Sehr seltsam. Ein schönes Detail an ihm ist, dass er meinen Nachnamen so ausspricht: Fankranz. Er hat auch einen unglaublichen Kontrollkomplex, und will immer die Verantwortung für irgendein Zeugs übernehmen, zum Beispiel dafür, dass der Basketball jeden Abend regelkonform an seinen Platz zurückkehrt. Seine fröhliche Natur machtaber die Disziplinsache bei ihm etwas haarig, denn er weiß manchmal nicht wo die Grenze ist, und das hat dazu geführt, dass auch er von Father Noel saftig einstecken hat müssen. Da hat er mich dann zwei drei Tage ignoriert. Ich hab aber gesehen, dass er es nicht lange aushielt, und es reiner Trotz war. Ich hab mich dann zu ihm gesetzt, mit ihm geplaudert, und schon hat er mich wieder gern gehabt.

Ceasar:

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Mit ihm konnte ich lange Zeit gar nichts anfangen. Es war sehr schwer, ihm nahe zu kommen, weil er selten redete, obwohl er eigentlich nicht ungesprächig ist. Aber manche lernt man eben schneller kennen, und manche langsamer. Er hat sich in meiner Nähe immer ein bisschen unwohl gefühlt, und zur Kommunikation immer seltsame Grimassen benützt, die ich nicht wirklich deuten konnte. Nach einiger Zeit und ein paar weiteren Annäherungsversuchen hat er gemerkt, dass so ungut ich nicht bin, und wir verbringen jetzt mehr Zeit miteinander. Er redet gerne, und ist auch ein guter Zuhörer, was ich sehr an ihm schätze, denn darin haben einige Filipinos Probleme. Jedenfalls ist er gitarrentechnisch vielleicht nicht so talentiert wie andere, macht das aber durch seinen Ehrgeiz wett, was ihm eine Einberufung in meine bald startende Band gebracht hat. Grundsätzlich ist er ein eher unscheinbarer Charakter, ist aber immer freundlich und was ich mitbekommen habe, sehr klug. Sein Englisch ist auf einem relativ hohen Niveau, wenn man sich ein paar andere Gleichaltrige ansieht. Außerdem hat er ein verdammt symphatisches Lächeln. Ich bin gespannt wie er sich in der Band tut, und wie er sich weiterentwickelt. Die Grimassen benützt er immer noch, aber das bedeutet nur, dass er keine Ahnung hat was er sagen soll.

Ich hab schon oft erwähnt, dass ein paar Jungs uns verlassen werden, und irgendwie hats nie geklappt. Nun scheint es aber wirklich fix zu sein, nicht zuletzt auch aufgrund interner Probleme mit ihm, dass John Layog, der Sänger der White Eyes Band nun arbeiten gehen wird. Er wird eine IT-Ausbildung in Cebu machen, und meiner Meinung tut ihm das auch gut, denn irgendwann ist die Entwicklung der Jungs im Boyshome abgeschlossen, da stagnieren sie dann nur noch vor sich hin. Abgesehen davon hat er in letzter Zeit einige Probleme verursacht, weshalb Father Noel ihn verfrüht wegschickt. Ich hab mit ihm in letzter Zeit viel geplaudert, und hab ihn ganz gut kennengelernt, deshalb find ich’s schon schade, denn er hinterlässt definitiv eine Lücke. Wer macht jetzt die Mädchen an? Das war sein Lieblingsjob. Aber er war auch Sänger der White Eyes Band, welchen Part jetzt ich fürs erste übernehmen werde. Parallel dazu lerne ich drei oder vier Jungs das Singen. Für die Kirchensongs mehrere, damit mein Traum eines Chores wahr wird, und für die Band den oben beschriebenen Jeffrey. Wenn das alles nur halb so gut hinhaut wie ich mir das vorstelle, hat das Boyshome am Ende meines Jahres einen starken Vorrat an jungen talentierten Amatuermusikern.

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Den Musikvorschlag gibts heut als Abschluss.

Ich hab mir letztens gedacht, was wohl meine Top 50 Alben aus den letzten 10 Jahren waren. Da sind mir viele Sachen eingefallen, und ich würd gern eine Reihung machen, aber das braucht viel Zeit und Nachdenkerei plus Wiederhören. Ein Album aus diesen Top 50 Raffuzzi Record Charts ist ´´Andrew Bird & The Mysterious Production Of Eggs``, ein wundervoll magisches Album, das mich immer schon beim Intro in eine wunderschön melancholische Stimmung versetzt. Andrew Bird ist experimentierfreudig, wird nie langweilig, und spielt gerne einmal in einem Song Streicher, Gitarre, Xylophon hintereinander, und pfeift daneben in einem Tremolo, dass du glaubst er ist ein Vogel. Obwohl seine anderen Alben auch genial sind, ist dieses jenes, an dem alles andere gemessen wird. Es ist eines dieser Alben, die ich, obwohl ich es schon seit 5 Jahren auswendig kenne, immer wieder auspacke, und in vollsten Zügen genieße. Er ist ein Songwriter, wie es sich gehört. Schräger Kerl noch dazu.

http://www.youtube.com/watch?v=j1Aha3JjELY

Also dann, der Blogschreiberling verabschiedet sich in die Heia. Ich wünsche euch zahlreiche Schneeballschlachten, und keine Verkühlungen!!!

P.S.: Danke an Berni der mir ein Paeckchen geschickt hat, mit einem huebschen Buch, das so aussieht:DSCN9647.JPG

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12. Januar 2012 4 12 /01 /Januar /2012 02:41

Fotos heut leider wieder einmal keine... sorry, aber irgendwie will das Internet hier immer weniger....

3..

2...

1.........!!!

Los;

 

Wenn man die Stimmung hernimmt und sie in ihre Extreme zerlegt, dann erhält man zwei verschiedene Pole. Den Minus und den Plus-Pol. Eine Skala von 1 bis 10, wobei  ``1`` zu Tode betrübt wäre und ``10`` praktisch Superman mit Wohlfühl-Laser-Strahlen bezeichnet.


Derzeit läufts bei mir nämlich dermaßen gut, dass ich meine Stimmung mit einem 9,2 auszeichnen würde. Mit Extremen bin ich vorsichtig, und ein paar kleinere Ungereimtheiten gibts immer, deshalb ist der 10er sehr unrealistisch, aber ich muss auch sagen dass der 1er praktisch unerreichbar ist. Unter 3 war ich glaub sehr selten bisher, und wenn, dass zum Glück nie besonders lange. Grundsätzlich kann ich sagen, dass meine Stimmung (die auch stark von meiner persönlichen Performance abhängt), einen Durchschnittswert von 5, 8 haben könnte, also etwas über der neutralen Mitte. Klingt vielleicht jetzt nicht so positiv wie die meisten meiner Blogeinträge, aber ich finde, das ist schon ok so. Seitdem ich zurück in Dumangas bin, wird der Durchschnitt ohnehin stark angehoben, denn ich hab grad so was wie einen Lauf. Eine Siegesserie. Zwei positive Daumen, und zwei große Zehen, die auch positiv wirken wollen, und sich umständlich in die Höhe recken.


Und das, obwohl ich die Band beendet habe. Denn im Dezember hat eigentlich nur mehr wenig so funktioniert, wie es sollte. Was ein bisschen an mir lag, ein bisschen an den schwierigen Charakteren in der Band. Jedenfalls hab ich es als am besten betrachtet, einen Schlussstrich zu ziehen. Anfangs war ich natürlich sehr enttäuscht, und dachte mir, ich bin gescheitert. Als ich dann aber gesehen habe, wie die Jungs sich verbessert haben, ist mir aufgefallen, dass ich wirklich keine schlechte Arbeit geleistet habe. Es ist eigentlich irre - da sind ein paar 12, 13, 14- jährige Jungs, die tatsächlich schon ausgesprochen gut musizieren können. Roberto wird beides gut beherrschen lernen, Rhytmus- und Leadgitarre, sein größtes Problem ist eher seine extreme Arroganz und seine seine Tendenz, Kritik auf eine sensible Weise als Attacke gegen seine Person zu betrachten. Auf Jimmy bin ich stolz, der hat es geschafft, von 0 weg sich zu dem Zukunftsbassisten zu mausern, innerhalb von nur 3 Monaten. Und Francis hat ein Timing das wenige Jungs in seinem Alter (11) haben, wobei, ich hab ihn glaub ich auch oft genug damit genervt, wie wichtig konstantes Tempo für Songs ist. Erap war leider nur bei Knocking On Heavens Door und Brown Eyed Girl wirklich motiviert, aber auch er hat sich technisch und rhytmisch stark verbessert. Und Gerald, der faule Hund, könnte viel mehr aus sich rausholen, wenn er nicht ständig den leichtesten Weg wählen würde. Aber auch für ihn gilt dasselbe.

Wenn euch die Namen nichts sagen, ich hab irgendwann meine Band vorgestellt, also einfach ein paar Seiten zurückblättern (ich schrieb da über den Aberglauben, und über eine hinterhältige Ameisenattacke),da gibts Charakterprofile.


Jedenfalls haben wir die musikalische Arbeit aufgeteilt. Santini und Glen (den ich eigentlich einmal vorstellen sollte) übernehmen ein paar meiner Ex-Bandjungs, und bringen ihnen die Kirchenlieder bei, und ich konzentriere mich wieder auf die Jungs, die in keiner Band sind, und trotzdem Gitarre spielen. Auch deshalb weil ich schon wieder ein paar neue Jungs hab, mit denen ich eine zweite neue Band gründen will. Wenn möglich starte ich bereit nächste Woche. Weiters werde ich endlich auch Singing Practice geben, voraussichtlich für 4 oder 5 Jungs (wobei von denen bereits zwei in der Band sind). Mein Traum wäre es ja, eine Art Söldnerchor zu erstellen, der wenn er gebraucht wird, einfach auf Knopfdruck da ist. Und noch ein Traum wäre ``Bohemian Rhapsody`` von Queen mit den Jungs zu spielen. Wenn mir das glingt, kann ich mit meinem Jahr zufrieden sein.

Übrigens sieht der Winter hier so aus, wie bei uns ein verregneter Sommer. Mit brutal starken Stürmen, die am Tag zirka drei Male kommen und gehen wie sie wollen. Das ist unglaublich nervig, und vielleicht ein Grund für 0.1 Punkt Abzug auf meinem Stimmungsbarometer. Unser Projekt schwimmt praktisch, was die Arbeiten in der Früh auch nicht leichter macht, und meine Hosen sind ständig nass. Da ich nur 4 Stück habe, und zwei meistens in der Wäsche sind, fühle ich mich zurzeit extremst bedrängt mir ein Stück mehr zu kaufen. Wär ja eigentlich intelligenter mir hier Kleidung zu kaufen, auch für Österreich, denn wenn nicht gerade in diesen Supermalls, bekommt man simple Kleidung pro Stück zwischen 50 cent und 5€. Aber das ist eigentlich wurscht.

Denn es steht wieder einmal eine Veranstaltung an. Am 31. Jänner ist Don Bosco Day, und wenn auch die Fathers gesagt haben, dass es eher wenig Programm geben wird, plane ich bereits mit der White Eyes Band zwei Songs zu spielen, und mindestens ebensoviele mit der wahrscheinlichen neuen Band. Da ich derzeit extremst auf Feist stehe, habe ich nahezu fanatisch versucht, Santini diese näherzubringen, und scheinbar gefällt sie auch ihm. Ich hab zwar nie wirklich postitiv über die philippinische Musikkultur gesprochen, aber etwas schönes hat sie doch. Es gibt nämlich ein paar ganz gute Folk-Musiker auf den Inseln, die, wenn auch sehr poppig, sehr schöne, loungesque (lonschesk) und gefällige Stücke schreiben. Und da hab ich mir dann gedacht, gib ich den Jungs die ``Let It Die`` von Feist, die müsste ihnen dann ja teilweise ganz gut gefallen. Ich bin grad dabei ``Gatekeeper`` zu covern, und mich überrascht es, dass Feists Stimmlage mir äußerst gut liegt.

 

http://www.youtube.com/watch?v=kgZ8bZ9TuO0


Weiters hab ich nun endlich einen Einblick in die Zukunft des Projektes erhalten. In den letzten Tagen hat Father Noel bei den Good Night Talks immer ein paar Stücke wertvoller Information preisgegeben. Ich fange mit dem unwichtigsten Stück an: Diesen Samstag kommt ein Friseur und wird all jenen die es nötig haben, die Haare schneiden. Dazu gehöre ich nach Meinung der Jungs an erster Stelle, denn ich habe bereits frevelhaft lange Haare, und mir wird Rabaukentum unterstellt. Auf der Straße bin ich Amerikaner, denen wird hier aber eh alles verziehen, sprich lange Haare (bei uns vielleicht mittelllang) sind ein seltsames Mitbringsel ihrer Kultur, aber die Jungs sind da erbarmungslos. Filipinos können übrigens trotz ihrer Verschlossenheit privaten Gefühlen gegenüber extremst direkt sein, wenn es um Äußerlichkeiten geht. Ich war etwas fester als ich hergekommen bin, aber noch sehr weit weg von der Fettleibigkeit. Naja, das ist denen wurscht, die sagen nicht, dass man etwas ründlicher ist, nein, die sagen dir klipp und klar, dass du fett bist. Konversation von Mittwoch zwischen Fr. Noel und mir: ``Did you see that fat teacher around the last days?`` Ich: ``Do you mean Mrs. (censored)?`` Fr.: ``Yes, the fat one. That’s her name, I remember.`` Ich: ``Nope. Didn’t see her for a long time…!´´  - usw., jedenfalls ist das Wort ´´fett´´ ein paar Mal gefallen, und ich habs jedes Mal gemein gefunden, auch wenn betreffende Person tatsächlich etwas fester war. Über Hässlichkeit wird übrigens ähnlich gesprochen.

Jedenfalls wird mir am Samstag meine Haarpracht genommen. Naja, ich hab es eh schon einen ganzen Monat hinausgezögert. Zweitens, und das ist sehr interessant, kommt nächsten Mittwoch eine Sozialarbeiterin, und bringt ein paar Kinder mit. Soll so viel heißen wie, wir bekommen vielleicht endlich Nachwuchs. Father Noel sagte mir, dass für ihn 70-75 Kinder eine perfekte Situation wären. Man würde als Projekt mehr Relevanz  erhalten, und auch finanziell würde man mehr unterstützt werden. Damit komme ich auch zu Punkt drei, was der Bau eines neuen Dormitorys wäre, also ein Schlafgebäude für etwaige neue Kinder. Davon hab ich zwar bereits im November gehört, doch scheint es immer realistischer zu werden, da Father Noel nun auch offen mit den Jungs darüber spricht. Ich hoffe jedenfalls wirklich dass daraus was wird, ich würde nur zu gern noch mitbekommen, wie das Projekt wächst. Inzwischen ist es mir ja ans Herz gewachsen, und ich bin mir sicher, dass ich die Entwicklung in den nächsten Jahren verfolgen werde. Punkt 4 könnte übrigens eine Namensänderung unseres Projektes bewirken und unterstützt Emanzipation noch dazu. Denn Philippinweit (?) werden die Boys‘ Homes langsam zu Childrens‘ Homes umgewandelt, sprich auch Mädchen werden aufgenommen. Das hat einige Vorteile, vor allem gewinnen damit aber auch die doch die hirarchisch klar unter mir stehenden Staffgirls an Autorität, denn für junge Mädchen hätte ich nur eine Teilzuständigkeit. Ist sicher interessant zu beobachten, wie sich das in den nächsten Jahren entwickelt. Punkt 5 hat mit mir zu tun, und wird sich auf meine Arbeit hier auswirken,denn ab April oder Mai werde ich im Training Center rund 50-60 Schüler unterrichten.

Voraussichtlich in Mathematik und ``drafting´´ (Konzeptzeichnen, Maschinen und so, Maße, Perspektiven, Sachen die ich nie gemacht habe, aber wahrscheinlich nachlernen kann). Wenn jetzt ein paar alte Schulkollegen lesen, dass ich Mathe unterrichten soll, werden diese wahrscheinlich lachen. Und das ist vollkommen berechtigt, denn ich war knappe 6 Jahre in Mathe die reinste Niete. Es hat mich weder interessiert, noch hätte ich mir jemals vorstellen können,eines Tages Mathematik zu unterrichten. Und ich muss auch zugeben, dass ich oft immer noch Probleme habe, ein paar Aufgaben der Highschool Jungs zu lösen. Wobei, nach ein bisschen Lesen und Recherchieren gehts zum Glück immer, aber ich bin schockiert, wie lange das Ganze her ist. Das lustige daran ist aber, dass mir die letzten Aufgaben alle sogar Spaß gemacht haben. Kopfgerechnet hab ich immer gern, da kann mir auch niemand was vormachen, aber der Rest war nie so meins. 10 Jahre zu spät kommt nun endlich mein Interesse für Mathematik, zumindest in einem unterhaltenden Sinne, von wegen Rätsel lösen. Oder vielleicht weil mich niemand zwingt etwas zu verstehen. Jedenfalls sind unsere Trainees  Jungs im Alter zwischen 18 und 25 oder so ähnlich, die aufgrund der Armut ihrer Familie, oder anderen Umständen keine Möglichkeit für weitere Bildung hatten. Deshalb gehts im Training Center bei uns auch in erster Liine darum, allen die Basis zu vermitteln, und ich glaube mit ein bisschen Lernen dürft ich die auch bald (endlich einmal) haben. Das andere, Drafting, ist mit geometrischem Zeichnen zu vergleichen, also genau das am Zeichnen, was ich gar nicht mag, aber naja, da muss ich eben meine idealistischen Kunstansprüche die Bleistifte in mir auslösen, zurückstellen, und auch das genaue Kopieren lernen. Das sind so Sachen, die mach ich gar nicht gern, weder musikalisch, noch malerisch. Ich habe sehr wenig Interesse an einer genauen Wiedergabe bereits bestehender Sachen. Was nicht heißt dass ich Fotografie nicht mag. Aber wie so oft gilt auch in dieser Hinsicht, jedem das Seine.

Also euch auch das Eure. Und jenen das jene, wie auch denen deren dieses. Wenn dem so wäre, hätte jeder was. Das wär sehr schön, wenn jeder was hätte. Manchmal hat man ja was, aber man weiß es gar nicht, manchmal hat man aber nichts, und bildet sich unglaublich viel darauf ein. Schräg oder? Auf dass ihr etwas habt, was euch gut tut -  das hoffe ich.


Als Abschluss für heute möchte ich noch einen Verweis anbringen – es wäre sicher interessant für ein paar Leser, sich einmal ein paar andere Blogs durchzulesen, denn die Erfahrungen der verschiedenen Volontäre sind so divers wie die Kontinente und deren Kulturen. Also lest auch mal über Indien, Äthiopien, Mexiko, oder Malawi. Tu ich auch regelmäßig, und das macht Spaß. Blickt einfach nach rechts und sucht eine Rubrik namens ``Links``, oder so.


Toptimal. Ich schicke euch zeugsige Grüße.

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9. Januar 2012 1 09 /01 /Januar /2012 04:53

 

Heureka! Ich bin zu ein bisschen zu Hause!


Es fühlte sich tatsächlich wie eine Rückkehr an, als ich endlich durch das Tor schritt. Als wäre ich Ewigkeiten entfernt gewesen, obwohl es keine 10 Tage waren. Aber was dann kam, heb ich mir für später auf, nicht weil es unglaublich spektakulär ist, sondern weil ich noch was zum Nachholen habe. Als ich das Provincial House, und somit meinen Urlaub, verließ begab ich mich zuerst zur SM-Mall in Cebu City, die nah am Hafen, also meinem designierten Schiff, liegt. Ich hab mir gedacht, ich werd jetzt nocheinmal fett für die Jungs einkaufen.

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Aber wisst ihr, die letzten Tage haben mich gelehrt, dass ich das einfache Reisen, und Sachen beobachten sehr gern habe. Deshalb wollt ich mich zuerst ein bisschen irgendwo hinhauen, und wieder einmal kamot einen Kaffee trinken, etwas, das mir beizeiten doch sehr abgeht. Jetzt bin ich natürlich ein Fan von Terassen, da sieht man nämlich wenn man gut sitzt, was sich im Gebäude abspielt, aber auch was außen passiert. Denn schon unser Körper sagt uns, inneres Leben ist ungleich äußeres Leben. Wann schon hat man die Möglichkeit, beides zu beobachten?

Nun, somit kam ich zu einer Premiere. Ich bin nie ein großer Starbucks Fan gewesen, aber eigentlich rein aus Prinzip. Denn ich bin noch nie in einem Starbucks-Lokal gesessen und hab Starbucks Kaffee innerhalb getrunken. Das einzige Mal dass ich überhaupt diesen Kaffee getrunken hab, war per Mitbringsel durch eine andere Person, und da war ich weder abgestoßen noch sonderlich beeindruckt. Es war jetzt kein spezieller Kaffe, ganz einfach, und warum soll ich so was unterstützen?


Starbucks ist das einzige Cafe auf der Terasse im SM, der Rest sind teure Restaurants, also habe ich mich das erste Mal ins Starbucks gesetzt. Ich kann nun endlich bestätigen, dass es absolut nichts besonderes ist. Für mich zumindest nicht. Ich bin da aber vielleicht auch nicht der netteste Konsument, da ich sehr stur immer schwarzen Kaffee ohne Zucker trinke. Selten lass ich mich auf Variationen ein, aber alles andere betrachte ich als gemeine Veränderung des Originalaromas. Jedem das Seine. Zu meinen Beobachtungen gehörte folgendes: Auf den restlichen okkupierten Sitzgelegenheitenwar die Hälfte Amerikaner, 10 % Deutsche, der Rest waren reiche Filipinos. Dass Filipinos reich sind, sieht man auch an ihrer Art und Weise zu zeigen, dass sie Autoschlüssel haben. Die hängen immer protzig irgendwo an ihrem Körper. Weiters habe ich bisher nur amerikanische Männer mit philippinischen Frauen gesehen, nicht umgekehrt. Leider hört das Klischee hier nicht auf, die Männer sind alle übergewichtig, schauen ein bisserl fertig aus (ich habe tatsächlich erst zwei Ausnahmen gesehen), die Frauen sehr hübsch und zart. Ich will niemandem Liebe absprechen, aber das spricht doch für sich selbst, oder?

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Nachdem ich auf derstandard  online über die Feinstaub Probleme nach Sylvester in Österreich, speziell Graz, gelesen habe (Schleichwerbung), hab ich mich gefragt, wie das hier ausfällt. Der Rauch steigt aus den Autos nur so heraus, und nach Sylvester dürfte die Luft hier besonders schlecht sein. Müll wird einfach verbrannt, Grünflächen sind selten, und auf reichere Gegenden oder zentrale Verkehrsstellen beschränkt. Ich sitze auf der Terasse einer Kaffeekette und beobachte die Luft, die in meiner Vorstellung grau ist und gar nicht gut schmeckt.

Pärchen auf den Philippinen küssen sich nicht öffentlich. Die stärkste Art zu zeigen ,dass man in näherem Verhältnis zueinander steht, ist das Händchenhalten, oder zu zweit ein Kind umherführen. Ich finde es immer ein bisschen schade, wie stark Liebe hier noch tabuisiert wird. Es fühlt sich an, wie meine Wahrnehmung, als ich vielleicht 7 Jahre alt war. Andererseits, das führt zu mehr Geheimnistuerei, und vielleicht gibt ihnen das den Kick. Wer weiß.

Als ich mit dem Beobachten fertig war, ging ich auf die Jagd nach verwertbaren Gegenständen für die Jungs. Da alle wie wild auf Jason Mraz abfahren, hab ich nach einer Original-Cd gesucht, die ich in Form einer Limited Edition gefunden habe. Das Album, Ep’s und Sessions, und eine DVD dazu, das freut die Jungs sicherlich. Übrigens muss ich zugeben, gefällts mir inzwischen auch ganz gut, vielleicht wegen einem gewissen persönlichen Wert, den nur eine Person auf dieser Welt kennt, oder weil ich vielleicht doch mehr auf Reggae-Songwriting-Pop stehe, als ich mir zugestehen will. Gekauft.


DVD’s haben wir selten gute, deshalb machte ich mich auf die Suche nach ein paar Filmen, die als Kompromiss funktionieren könnten. Schwer, ich bin da eigentlich nur auf sowas wie Ice Age gestoßen, aber das haben sie leider alles schon gesehen. Ich hab dann einfach aus heiterem Himmel für einen Fantasy Epos namens ``In The Name Of The King`` entschieden, und denke mir, dass er zumindest den Jungs gefallen wird. Weil Krieg und Goblins und Zauberer und so. Und Schwerter mag ich gern. Gekauft.


Als letztes hab ich in einem Ramschladen gestöbert und ein 800 Seiten starkes Buch vollgestopft mit Tagalog –Songs und Welthit- Klassikern seit Sinatra gefunden. Das Cover ist fesch in 80er Manier gehalten, und könnte lächerlicher nicht glänzen. Vielleicht hab ich es deshalb gekauft, und wie die Jungs es dann im Endeffekt in den Händen hielten, wollten sie gleich 15 neue Songs spielen. Erfolg. Gekauft.

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Dann hab ich plötzlich Pizza gesehen, gekauft. Eh klar, wann hab ich das letzte Mal Pizza gegessen? Ewigkeiten ist das her, aber nächste Beobachtung: Die Pizzen hier sind auch nicht wirklich gut. Nach 4 Pizzen im ersten Monat und dieser einen habe ich eine negative Rate von 100%. Nur ein Pizzaservice in Wien hat mir einmal gezeigt, wie es noch schlechter geht. Ich will jetzt keinen Ruf ermorden, doch nehmt euch in Acht, wenn ihr im 15 Bezirk von Wien lebt...

Eine letzte Beobachtung will ich euch noch mitteilen. Ich hab sehr oft angebracht was nicht schön an den Philippinen ist. Das liegt daran dass die gemeinen Sachen leider mehr auffallen und offensichtlicher sind. Was allerdings sehr lobenswert ist, sind ihre Versuche Schulen weit zu verbreiten. In fast jedem größeren Dorf findet man Schulen, und diese sind meistens geräumig, und schauen relativ zur restlichen Umgebung modern aus. Die Innenausstattung ist natürlich nicht zu vergleichen mit unseren Schulen, aber sie gibt ihr bestes. Tische haben sie trotzdem selten, und man findet überall diese Stühle mit einer Schreibfläche auf der rechten Lehne.  Es funktioniert, ist aber alles andere als bequem und noch dazu unfair gegenüber Linkshändern. Bei dieser Gelegenheit will ich auf das Schulsystem aufmerksam machen, das hier gänzlich anders ist. Das wollt ich eh schon öfter machen, habs aber immer vergessen.

Zuallererst: Grundschule ist 6 Jahre, dann folgen 4 Jahre Highschool. Es gibt 4 Semester, die jeweils mit ein, zwei Prüfungstagen enden. Das seltsame daran ist aber die Benotung, die für mich schwer nachvollziehbar ist. Denn die Schlussnote ist nicht 1-5, sondern 1-100, wobei eine Punktezahl unter 75 einem Fünfer gleichkommt. Zwischen 80 und 90 ist Mittelmaß, alles darüber beachtlich. Wir hatten bisher nur einen Jungen, der 73 in Englisch hatte. Hierbei muss aber auch gesagt werden, dass der Englisch Lehrer nicht wirklich in der Lage war, mit mir eine Konversation über die Leistung des Schülers zu halten, was als einer der traurigsten Momente meines Lebens gewesen sein muss. Ich hab es nicht glauben können, dass der keinen geraden Satz in der Sprache die er unterrichtet, herausbringt. Ein paar Schüler haben ganz viele 75er, und da sieht man schon dass die Lehrer zeitweise auch ein schlechtes Gewissen haben, und die Jungs durchlassen. Manchmal kann ich das auch verstehen, denn viele Kinder sind hier mit über 10 Jahren noch in den ersten paar Klassen, wie hilfreich das für ihre Entwicklung ist, bleibt aber zu hinterfragen. Jedenfalls wird aus allen Noten der Durchschnitt ausgerechnet, und der sollte wenn ich mich grad nicht irre, möglichst über 80 sein, dann darf man aufsteigen. Aber das war noch nicht alles, denn die Schule übernimmt in ihrer Benotung auch einen Erzeihungsauftrag, den ich sehr schwer gutheißen kann, deshlab muss ich hier ein bisschen exkursieren.  Bei uns nennt man es Betragen, oder? Das Verhalten, während der Einheiten, ich habs schon fast vergessen. Eine Kategorie, die ich nie wirklich ernst genommen habe, und die auch glaub ich wenigen Schülern bei uns große Sorgen bereitet. Tatsächlich wird das Betragen/Verhalten hier benotet (A bis E), und es gibt mehr Aspekte, als Fächer unterrichtet werden. Es wird also der Charakter von den Kindern in der Schule benotet. Cleanliness, Orderliness, Love To God, Patriotism, Honesty, Creativity, Punctuality – Das sind nur ein paar Charakterbewertungen die mir spontan einfallen. Mich hat das leicht erschüttert, denn ich bin der Meinung dass gerade Dinge wie Religion oder Patriotismus dem Bildungsauftrag der Eltern entsprechen. Ich finde, das gehört nicht in öffentliche Plätze wie Schulen, da es zu stark meinungsbildend ist. Ich hab da einige Zeit darüber nachgedacht, und dann ist mir aber ein logisches Gegenargument eingeschossen. Viele Eltern haben aufgrund des harten Lebens, das manche führen, einfach kaum Zeit ihren Kindern viel Kraft oder Wissen zu widmen. Die Religion ist ohnehin gegeben, die Solidarität zu eigenen Staat hier ebenso. Und die Schulen werden nicht nur als Ausbildungsstätten betrachtet, sondern auch als (erweiterte) Erziehungsinstitution. Ein bisschen ein Elternersatz. Wenn es so auch gerechtfertigt ist, finde ich es nach wie vor absurd, die Ehrlichkeit oder die Flexibilität eines Kindes mit Buchstaben zu bewerten.DSCN9616.JPG


So. Exkurs-Ende. Was ich sonst noch schön finde, da war ich stehen geblieben. Kathedralen, Kirchen und Kapellen. Da geben sie sich sehr viel Mühe, und dementsprechend findet man einige Schmuckstücke. Die Kirchen sind natürlich sehr stark von den Spaniern beeinflusst, deshalb wirken viele Bauwerke wie eingefügt. Copy & Paste. Das bringt mich dann immer wieder zum Nachdenken, warum ich in meinen eigenen Orten immer so ignorant war, was architektonische Ästhetik betrifft. In Österreichs Städten gibt es ja fast einen architektonischen Überfluss. Ich kann mich erinnern, dass ich leider erst in den letzten zwei Jahren angefangen habe, die Gebäude in Klagenfurt auch wirklich zu betrachten. Da wundert man sich dann, wie viel schöner so eine kleine langweilige Stadt werden kann. Manchmal muss man eben den Kopf erheben. Auf den Philippinen sind solche Gebäude jedoch selten zu sehen, auch in den Städten kommt es vor dass man über die Länge von vielen Straßen keine Veränderung wahrnimmt. Wenn dann mal so eine Kirche vorbeifährt, ist man umso gerührter.


Nach der Beobachterei war ich im Schiff. Ich mach es kurz, 13-stündige Nachtsbootfahrt. In Stichwortsätzen: Der Blick in die weite Dunkelheit des Meeres hat was meditatives, Kajütenabendessen war nett, drei Dosen Bier haben meinen Schlaf nicht erleichtert, knappe hundert Menschen in einem engen Schlafabteil . Sonnenaufgang hab ich leider verpasst, weil ich dann doch ein bisschen zu gut geschlafen hab. Und plötzlich bin ich wieder da.

Die Leute haben sich gefreut, dass ich wieder da bin, manche mehr, manche weniger. Überrascht waren sie alle, scheinbar hat Fr. Noel niemandem erzählt dass ich zurückkomme. Allerdings waren die Kinder alle in der Schule, und deshalb hab ich den halben Tag warten müssen. Fr. Noel war glaub ich tatsächlich ein bisschen geknickt, denn er wollte wirklich dass ich am Festival teilnehme. Ich will ja auch, aber ob ich wieder zurückfahren darf, ist eine andere Geschichte.  Als ich die Kinder dann sah, war ich zuerst einmal heftig geschockt. Was 7 Tage ausmachen können. Die Gesichter sind eingefallen, haben ihre Farbe verloren, die Körper noch dünner, was bei manchen fast gar nicht möglich sein kann, die Stimmen krächzend, und alle ein bisschen kränkelnd. Es war auch wieder sehr ungewohnt, bei den Jungs zu sein. Ich hab jetzt eine Woche primär mit Vroni verbracht, beziehungsweise mit mir selbst, und plötzlich wieder da zu sein, war dann etwas fremd, auch wenn ich mich an eben diesem Ort nie wohler gefühlt habe. Das nennt man Gefühlsverwirrung.


Aber charakterlich haben sie sich alle von der besten Seite gezeigt, und waren, wenn auch ein wenig undiszipliniert, sehr neugierig und dauerhaft gesprächsuchend. In dem folgenden Austausch mit den Jungs hab ich übrigens noch mehr über deren Familiensituationen erfahren. Es fehlt wirklich den meisten ein Elternteil. Manche zum Beispiel nennen ihre Adoptivmutter ``Lola``, was Ilongo für Großmutter ist. Da hab ich auch lange gebraucht um das zu überreißen.

Übers Wochenende hat sich die Situation aber wieder so ziemlich normalisiert, also Gutes wie Schlechtes hat sich wieder eingebürgert, und die üblichen Verdächtigen sind in deren alte Rebellionszustände zurückverfallen. Und das ist das Interessante. Wenn man entfernt ist, und die Dinge betrachtet, kommt einen die Lösung immer sehr einfach oder klar vor. Aus der Nähe oder im Moment gedenkst du der geplanten Lösung vielleicht nur kurz, aber es kommt immer anders als man es erwartet. Außer die Betrachtung aus der Entfernung wurde von einem unglaublich genialen Strategen ausgeklügelt, der in mathematischer Absurdität die kleinsten Details in 700 verschiedenen Wegen beachtet, und gegen alles einen geplanten Weg findet, den er sich dann einprägt. Was ich zum Beispiel immer vergesse, zu bedenken, wie die anderen Jungs reagieren könnten, die Teilnehmer an einer problematischen Situation sind. Alles was man sagt und tut, nehmen die Kinder auf, und sie merken sichs.

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Meine Beziehung zu den Salesianern hat sich seit den Weihnachtsmessen (Novena) auch verändert. Ich hab keine Ahnung warum, aber inzwischen sind sie freundlicher zu mir, und wir haben sogar so etwas wie Smalltalk. Mir wird endlich mehr Verantwortung zugetraut, und das führte dazu, dass ich auch wenn die Fathers gerade nicht auswärts sind, den Tagesablauf der Kinder fast im Alleingang leite. Das fühlt sich verdammt gut an. Mein Musiktipp für heute ist, was ich gerade während des Schreibens höre:


 Nämlich Bruce Springsteen - The Wild, The Innocent & The E-Street Shuffle. Noch keine nervigen Kommerzklatschen wie später, dafür aber wunderschön und frech verspielt. Im gleichen Jahr (1973) erschienen, wie ``Greetings From Asbury Park, N.J``, welche eine meiner ersten Platten war. Man macht nichts falsch wenn man sich beide anhört.

 

http://www.youtube.com/watch?v=lX6LmojEWy4


Übrigens ist Father Cyril bereits in Deutschland, also euch näher als ich. Er hat dort irgendein Weiterbildungsseminar, was genau das ist, weiß ich auch nicht. Er bleibt dort in den nächsten zwei Monaten, was wohl die unglücklichste Zeit für Filipinos ist, weil tiefster Winter herrscht.Also kommt mir der plötzliche Symphatie-Wandel der Fathers sehr gelegen. Im großen und ganzen muss ich sagen, ist mein Neujahreseinstand geglückt. Ich freu mich auf die kommenden Zeiten.

DSCN9623.JPG

Ich bin gespannt was das Jahr mir so zu bieten hat. Langweilig wird mir aber wahrscheinlich eher nicht. Ich hoff, dass es euch ähnlich geht.  Schöne Woche! Machtsens jut! Viel Wärme! Viel Licht! Viel Freude! Jey!

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4. Januar 2012 3 04 /01 /Januar /2012 01:37

Also. Vorab die schlechten Nachrichten. So sehr ich es auch versuche Bilder online zu stellen, es will einfach nicht. Irgendeine mystische Macht hindert mich äußerst erfolgreich an meinem Vorhaben. Denn, für alle armen bzw. sehr sehr tollen Menschen, die noch kein Facebook Profil haben, gibts weniger Fotos. Das ist eine Ungerechtigkeit, die ich sehr gern aufheben würde, indem ich verschiedene Alben auf meinem Blog erstelle. Wenn ich nun aber den Versuch starte, ein paar Fotos hochzuladen, erscheinen diverse Fehlermeldungen, die wahrscheinlich von dieser bösen mystischen Macht getriggert sind. Naja. Und in letzter Zeit funktioniert das Hochladen auch während der Blogeinträge nicht mehr. Sehr schade, aber ich versuche in einem epischen Kampf, diese mystische Macht (hinter der ich einen ganz bestimmten Waas Trondi vermute) zu besiegen. Ich habe Erfahrung im Bekämpfen von Bösewichtlingen.

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Und für die nächsten Zeilen stelle ich eine Warnung an alle Menschen aus, die sich an die Ernsthaftigkeit meiner letzten Blogeinträge gewöhnt haben. Heute tendiere ich wieder zur Verschnörkelung der Realität, und setze Videospielwissen für die nächsten Absätze voraus. All jenen, die dieses nicht oder nur gering besitzen, sende ich Entschuldigungen, aber ihr dürft, wenn ihr dies liest, auch gern den Kopf schütteln, oder schmunzeln, oder sich denken ``der ist 22 Jahre alt?``.

 

 

Also. Wäre ich ein Pokemon, hätte ich als Volontär ungefähr Level 24 erreicht. Das heißt, ich habe mich bereits einmal weiterentwickelt, denn ich habe ingesamt 3 Evolutionsstufen. Am ehesten würde ich dem Elementtypus ``Psycho`` entsprechen, obwohl ich Feuer sehr gern mag, aber das spielt sich nicht, denn ich schwitze nicht gern die ganze Zeit.

Pokemon haben grundsätzlich diverse Eigenschaften und Kampfwerte. Mein Problem ist, dass ich eine sehr pazifistische Einstellung habe, und nur im absolut nötigsten Falle zu einer Kampfmaschine werde, was bisher 2 Mal in meinem Leben passiert ist, und dieses war jeweils zum Wohl anderer Menschen. Und ich habe es geschafft, in diesen Kampfhandlungen niemanden zu verletzen, auch wenn es auf Kosten meiner eigenen Energie ging.Also wurde ich auch noch nie besiegt, wenn auch verwundet. Scheinbar habe ich also hohe Defensiv-, dafür umso geringere Angriffswerte. Meine Geschwindigkeits- und Spezialwerte dürften ausgeglichen sein, behaupte ich einmal.

 

Nun, und jetzt komme ich zu meinen Attacken. Da ich erst auf Level 24 bin, hab ich noch einige Attacken zu lernen, und auch viele zu vergessen, denn ich kann mir nur 4 auf einmal merken. Leider, das ist ein bisschen bitter, aber mein Gedächtnis als Pokemon ist leider sehr eingeschränkt.

Ein Beispiel für meine Attacken wäre ``Konfusion``, welche eine rein verbale Attacke ist, die den Gegner so stark verwirren kann, dass er sich selbst verletzt. Sehr bitter, aber noch im Zeichen meiner Friedfertigkeit. Das ist übrigens mein einziger Vorteil gegenüber normierten Pokemon. Während diese nämlich nur ihren eigenen Namen, und dessen Silben als Wortschatz beherrschen, bin ich in der Lage, ganze Sprachen zu sprechen. Ich kann mir sogar selbst Befehle erteilen, was dazu führt, dass ich Herr über mich selbst bin. Also hätte jeder Trainer Probleme mich zu beherrschen, und nur wahrlich ein Pokemon Meister wäre in der Lage, mich zu einem Knecht seines Willens zu erziehen.

 

Allerdings heißt das nicht dass ich ein legendäres Pokemon bin, ich glaube aufgrund meiner Kampfesscheue bin ich eher unbeliebt, und eher als Haustier zu betrachten. Jedoch lasse ich mich nicht gern domestizieren, und so fällt auch das weg. Wobei, meinen Eltern gehorche ich zum größten Teil.

Interessanterweise haben Pokemon Charaktereigenschaften. Des einen Pokemon Wesen ist zum Beispiel ``mutig``, was in gewissen Situationen zu einer Erhöhung des Angriffs führt. Ich wäre eher sowas wie ``sensibel``, was in diversen Momenten meine hohe Defensive sinken lässt, und dafür meine Geschwindigkeit erhöht. Diese Eigenschaft ist auch auf andere übertragbar, und deshalb lassen sich manche Geschöpfe gern auf mich ein, und man beginnt ein Gespräch. Was dabei entsteht ist eine freundschaftliche Nähe. Und vielleicht sogar eine Abhängigkeit. Und damit bin ich mit meiner Pokemon Metapher am Ende.

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Diese Zeit in Lilo-an hat mir wieder gezeigt, was ich am besten kann. Nämlich das einfache ``Da sein`` für Menschen, die mich brauchen. Es ist nicht das Musikmachen oder der Zeichenunterricht, den die Jungs in meinem Projekt wirklich an mir schätzen, es ist die Tatsache, dass ich immer für sie da zu sein versuche. Deshalb hab ich in Lilo-an ein schlechtes Gewissen bekommen, als ich mich entschieden hab, hier aufgrund des MArdi Gras Festivals zu bleiben. Ich hatte ab diesem Zeitpunkt ein ganz großes Weh im Bauch, denn ich sah Vronis Kinder zurückkommen, und wollte eigentlich nur bei meinen Jungs sein. Natürlich, jetzt hat die Abhängigkeit da umgeschlagen, und ich vermisse die Kinder. Aber so ist das eben mit Beziehungen, Verhältnissen, und Freundschaften. Es ist am besten, wenn beide Seiten voneinander abhängig sind.

Irgendwie.

Ich lass das jetzt einfach mal so stehen.

 

Deshalb habe ich mich spontan entschieden, zurückzufahren. Also bin ich gestern Richtung Provincial House gezogen (der Ort an dem alles anfing, vielleicht erinnern sich manche), und dann Richtung Hafen, wo ich aber nur ein Ticket für den nächsten Tag (also heute, Mittwoch) kaufen konnte.

Es ist sehr schräg, denn irgendwie fühl ich mich inzwischen doch sehr stark daheim, in Dumangas. Die Jungs kommen mir schon sehr weit weg vor, wenn ich auch bloß knappe 8 Tage von ihnen getrennt bin. Aber kein, Wunder, denn ich bin es ja gewöhnt, sie jeden Tag zu sehen. Ich hab die Jungs fast 4 Monate durchgehend jeden Tag gesehen. da sind 8 Tage ohne sie plötzlich sehr leer. Auch wenn ich die ersten 4 Tage sehr genossen habe, vor allem das Reisen. Aber jetzt merke ich einfach wieder, wie gern ich arbeiten will, wie viel das herzugeben hat.

Und ich versteh jetzt auch was der Berni zu mir gesagt hat (auch die Vroni hats bestätigt): Dass man ein bisschen den Draht zu den Kindern verliert, wenn man zu lange weg ist. Und auch davor hab ich Angst, und das sind einfach zwei Punkte, die für meine Rückkehr sprechen. Kultur hin oder her, meine Aufgabe sind die Jungs, und wenn ich mir das Sinulog-Festival geben will, kann ich ja mit dem Boot wieder Richtung Cebu segeln(es sei denn, weitere Stürme hindern mich daran, denn die letzten Tage waren immer wieder von ziemlich übertriebenem Regen gekennzeichnet).

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Aber Lilo-an will ich auch nich einmal erwähnen, denn es war eine coole Zeit die ich hier verbracht habe. Vor allem die Austauschworte, die Vroni und ich wechselten, waren angenehm, hilfreich, und schön. Nach so einer langen Zeit etwas anderes zu sehen, tut wirklich gut, aber wie gesagt, zu lange solls auch nicht sein. Was ich mir aber aus Lilo-an mitnehme, ist meine erneut entflammte Motivation. Ich hab gesehen wie die Fathers hier mit den Kindern umgehen, und es war wesentlich mehr Wärme (ok, auch nicht bei allen) und Fürsorglichkeit dabei. Ich will nicht meine Fathers in den Dreck ziehen, aber sie sind - alle drei - nicht wirklich die zugänglichsten Typen. In Lilo-an bin ich am Abend mit Father Ariel auf der Terasse gesessen und hab mit ihm musiziert. Wir haben einander zugehört, und ich hab von ihm auf der Gitarre lernen können, er von mir.

Wunderschön.

Und da hab ich einfach gemerkt, was ich bereits mit der Pokemon-Metapher (mehr oder weniger) angedeutet habe. Dass die Jungs mich brauchen (wenn sie sich das manchmal auch nicht eingestehen wollen), denn ich bin für sie da, kann mit ihnen reden, ich kann sie halten und auffangen. Wir Volontäre gehören vielleicht zu den wenigen Personen in deren Leben, denen gegenüber sie sich öffnen können, die ihnen auch Anerkennung geben. Und das ist ein Hammer-Privileg, wenn auch ein enormer Druck gleichzeitig darauf lastet. Es ist eine Bürde die man gerne trägt, denn es ist auch nicht einfach, und von alleine kommt sowieso selten was. Nie ist meiner Meinung nach übertrieben.

Ich mag Extreme nicht.

 

Dezember war für mich der bisher härteste Monat, in vielerlei Hinsicht. Es war viel los, in meinem Kopf, in meinem Herz, in meinem Bauch sowieso. Physisch hab ich mich an der Grenze zum Krankwerden bewegt, und ich hab das erste Mal in meinem Leben gespürt, wa es heißt, Urlaub nötig zu haben.

Jetzt denke ich ganz kurz zurück, und mir fällt auf, dass ich 4 Monate durchgearbeitet habe. Natürlich hatte ich viel Freizeit auch, aber ich habe auch an meinen freien Tagen immer gearbeitet, zumindest abends. Ich weiß, dass ich das geschaftf habe, und das kommt mir grad vor wie ein ganz schön hartes Stück Arbeit. Aber ich habs gut überstanden, und freu mich jetzt schon auf die nächsten 4 Monate.

Jedenfalls hat mir dieser Dezember (inzwischen für mich ein Synonym für eine harte Zeit) auch gezeigt, wie sehr ich schon hier lebe.

Ein Beispiel, um diese These zu verstärken. Also das mit dem ``hier leben``.

 

Meine Blogeinträge dienen in vielerlei Hinsicht als positive Medien. Ich bleibe,wenn auch nicht physisch in Kontakt mit den Menschen, die mir lieb sind, und es ist wunderschön zu wissen, dass so Menschen an meinem Leben hier teilnehmen können, wenn auch nur imaginativ.

 

Andererseits dienen sie auch als psychische Outputs meiner oftmals wirren Gedankenwelt, die sich ständig bewegt. Glaubt mir, ich verschone euch oft mit einigen Sachen und Theorien, die mir im Kopf umherschwirren, nur um nicht den Kern, mein Volontariat und die Kinder, aus den Augen zu verlieren. Aber ich bin nun mal so, da kann ich schwer was dagegen tun, und ich behaupte auch, dass viele diesen Blog deshalb mögen. Obwohl ich mir das Lesen oft wirklich anstrengend vorstelle.

 

In letzter Zeit ist viel passiert, und das hat man an der Länge bzw. an der Menge der Einträge gemerkt. Ich hab mir auch viel Zet genommen, zu schreiben, wobei ich mich zugegebenermaßen immer ein bisschen quälen musste. Vorher zog mich die Tastatur regelrecht an, derzeit ist es aber mehr Gewohnheit.

Das liegt eben daran, dass ich mich immer mehr einlebe, wie gesagt, und ich fühle mich inzwischen tatsächlich schon äußerst etabliert. Die Blogeinträge sind für mich ein Draht nach Hause, und das brauchte ich in der Vergangenheit auch, das Schreiben und Gelsenwerden hat mir Kraft und Bestätigung gegeben. Aber ich merke auch, dass ich dies nicht mehr ganz so stark nötig habe.

Was nicht heißt, dass ich aufhöre zu schreiben. Schon allein weil ich ein Mensch bin, der gerne von sich hören lässt, ist ja nicht so :)

Ich werde nach wie vor versuchen, meinen Wochenzyklus einzuhalten, aber erzwingen will ich auch nichts.

Boing.

 

Aber noch etwas lustiges. Ich hab mir ein paar meiner ersten Einträge durchgelesen, um zu sehen, welche Aspekte der Kultur ich vergessen habe zu beschreiben. Da bin ich über folgendes Zitat gestoßen:

 

``Ich bin zwar erst einen halben Tag da, und den hab ich nötigerweise größtenteils verpennt, aber die Eindrücke sind schon sehr sehr stark. Vor allem, es gibt so viele fremde Gerüche. Bei der Durchfahrt von Cebu kam mir das Ganze so vor wie eine gut gesalzene Mango. wenn man sich darunter irgendwas vorstellen könnte.``

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Nun, ich kann mir unter einer gesalzenen Mango tatsächlich was vorstellen. Gut sogar.

Denn es gibt viele viele Mangos auf den Philippinen, aber es gibt noch mehr unreife Mangos auf den Philippinen, und wenn die Mangos unreif vom Baum fallen, werden sie trotzdem gegessen. Die sind aber leider dermaßen ungenießbar, dass sie nur unter Hinzunahme von Salz gegessen wird. Und das find ich schon schräg, denn Filipinos haben keine Ahnung vom Salzen von Nahrung. Da sie sehr gern übertrieben süß essen, fehlt ihnen jegliche sensitive Rezeption für Gesalzenes. Denn normalerweise ist deren Essen hoffnungslos untersalzen. Wenn sie unreife Mangos essen, scheinen sie aber all ihren Salzmangel aufnehmen zu wollen, und essen tatsächlich fast mehr SAlz, als Mango (die grün vor sich hin fristet). Ich habs probiert, musste aber immer aufgeben, denn das war mir zu riskant. Denn, um es in Pokemon-Sprache auszudrücken. Salz war sehr effektiv. Normalerweise hat Salz keine Wirkung. Aber mit Mangos kombiniert, wow, Killerattacke.

 

Also. Soviel zum heutigen Tag, und zu Begleitgedanken. Ich hoffe, ihr werdet nicht von übernatürlichen spektralen Erscheinungen heimgesucht. Wenn dem dennoch so ist, steht es euch frei, dies auf eine Peron namens Waas Trondi zurückzuführen. Wahrlich ein Meister der Illusion ist er.

 

Katapultierte Grüße am Flug am Weg in der Luft zu Fuss für euch!

 

PS: Ich hab einen Musicplayer gefunden, der befindet sich in diesem EIntrag auf Testversion. Wenn schon das mit den Fotos nicht richtig funktioniert (ich kann nur alte auswählen, aber keine neuen hinzufügen, hab aber noch genügend Speicherplatz) kann ich zumindest Musik ausprobieren. Ich hoff es lässt sich bei Bedarf auch ausstellen.

Ok, viel Spaß!

 

 

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1. Januar 2012 7 01 /01 /Januar /2012 14:18

Es war wie ein riesiger Schlot, der von unbewegten Glühwürmchen partiell beleuchtet wird, an jeder Sekunde an hunderten verschiedenen Stellen Gas ausstoßend, in schillernden in der Entfernung aufflackernden Farben, die so schnell wie sie auftauchten, auch wieder verschwanden. Oder: Die gelben Sterne schossen über die Fläche des in die Unendlichkeit projizierten Stadtporträts, mal von rechts nach links, mal von links nach rechts, als würde man sich in Star Wars Manier mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegen, aber die kleine Projektion der Stadt immer auf der Fensterscheibe kleben haben. Oder: Der Himmel stöhnte unter immer mehr Rauchentwicklung, die der überraschend klaren Nacht aber keinen Abbruch tat. Im Geruch der Explosion bloß, spürte man, dass das was dem Auge da so viel Freude und Glorie versprach, dem Himmel darüber nicht gar so gefiel. Der rostbraune Schleier über der Stadt verlief übergangslos in den Horizont. Oder: Von den Bergen aus gesehen wirkt das, was zu Boden überragend wirkt, wie eine Mücke unter vielen. Doch Übersicht über einen Mückenschwarm zu haben, ist auch ganz schön beeindruckend. Vor allem die großen Brummer, die hier und da unter den kleinen hervortauchten, ließen manche Münder geöffnet stehen. Oder: Cebu City hatte einen epileptischen Anfall. Von der Vogelperspektive aus war diesmal eher ich am Himmel, und der wurde bloß verpestet. Nicht mehr. Oder: Wenn man ein Volontariat macht, und sich für Jugendliche in Not engagiert, fühlt es sich umso seltsamer und falsch an, wenn man gerade das neue Jahr in einer Gesellschaft der Reichen und Edlen feiert. Gutes Essen mit guter Musik, auf der ``Top``, einem Gipfel des Gebirges um Cebu City, auf einer erstellten Wohlfühlbarracke, die ebenso die Burgruine Finkenstein sein könnte. Mit einer Aussicht über eine 5 Millionen zählende fusionierte Stadt, und darüber hinaus in das dunkle Meer.

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Ein schräger Anfang für das neue Jahr, und für mich geprägt von innerer Stille und Melancholie. Deshalb auch die vielen verschiedenen abstrakten Beschreibungen meiner Sylvesternacht. Die Situation war so absurd für mich. Man hörte Tagalog, Englisch, klar, aber auch das gebildete Englisch mit angelernten Phrasen, das bewusst darauf ausgerichtet ist, intellektuell zu klingen. Italienisch, Deutsch, irgendetwas skandinavisch- oder ähnliches, und unbekannte Sprachen wurden gesprochen, von den knapp 150 Privilegierten, die abseits des Elends am Hochstuhl der erkauften Glorie das neue Jahr befeierten. Und ich mitten unter ihnen. Was macht man in so einer Situation? Das sind die Leute, die ich nicht ausstehen kann (es tut mir leid, dass ich das hier so direkt kundgebe). Das sind die Leute, die in mir eine unreflektierte, jugendliche Form von Rebellion als Prinzip hochbringen, welche gegen diesen Lebensstil der 700 Meter über der Armut gerichtet ist. Vielleicht tu ich ihnen allen, oder ein paar einigen Unrecht, aber ich tu mir so schwer das einfach so hinzunehmen, oder es gar gutzuheißen. Was macht man in so einer Situation? Es nicht auszunutzen wäre eigentlich dumm gewesen, ein stiller Hungersprotest hätte nicht einmal meinem Ego geholfen. Im Endeffekt waren die zwei Unterhaltungen, die ich geführt habe, genug, um mich von der plastischen Oberflächlichkeit einiger Anwesender zu überzeugen, und ich war zufrieden. Ein bescheidener Erfolg, den ich mit freiem Bier krönte.

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Vielleicht klingt das alles gerade enorm lächerlich. Ich kanns mir gut vorstellen, ich finde meine Vorurteile selbst ein bisschen gaga. Aber andererseits, manchmal will ich mir noch einen kleinen Teil edlen Rittertums (diesen Begriff zu wählen hat eine süße Ironie) behalten, um sagen zu können,dass das die Menschen sind, oder der Lebensstil, den ich verabscheue. Ich habe nichts gegen Wohlstand, ein bisschen mehr gegen übertriebenen Wohlstand, aber provokanter verschwenderischer Reichtum ist mir einfach zu viel des guten. Vielleicht ist es auch nur der starke Kontrast. Die Armut die man tagsüber auf den Straßen sieht, die man in der Nacht dann nicht einmal wahrnimmt, hinterlässt eine Narbe im Hinterkopf. Ich blickte über die Millionen von kleinen orangefarbenen Lichtern, und dachte mir, wie seltsam das Ritual des Neujahres doch ist. Und wie seltsam mein Standort auch ist, ironisch in jeglicher Hinsicht. Ich dachte daran, dass mit jeder neuen Stunde weitere Regionen Unmengen von Geld in die Luft jagen, und währenddessen überall auf der Welt parallel Menschen sterben. Ich bin nicht der typische Weltenverbesserer, fürwahr nicht. Aber es gibt einfach Momente, die sind dermaßen augenscheinliche Widerspruche in ihrer bloßen Idee, dass ich jegliche Beschönigung mich zum Öko werden lässt (sorry für diesen Kasterl-Ausdruck, bin grad im Schnellschreib-Modus). Umso wichtiger erscheint es mir wegen solchen Erlebnissen, dass ich, der den Luxus des gesicherten Lebens genießen kann, einen Teil meines Lebens mit anderen, unterprivilegierten Menschen teile. Und dabei gefälligst selbstlos bin. Denn meinen Nintendo hab ich auch noch wenn ich heimkomme. Meinen Käse kann ich dann auch noch essen. Und ein bisschen Staub in meinem Zimmer hat mich noch nie gestört. Meine Freunde sind dann auch noch meine Freunde, wenn auch vielleicht anders. Diese Leute hier haben vielleicht gar keine Familie, oder sind tagtäglich mit Vergänglichkeit konfrontiert.

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Aber ich reg mich grad so viel auf, jetzt schreib ich noch was positives. Oder ich zitiere: ``Ich spreche Kein deutsch but ich hatte gern that you’ll always be open and optimistic. That is my Wunsch for you. Peanut Butter and Banananen make me smile. Ha.`` (Brother) Luke Adrian Maloloy-On. Dass ich offen sein soll, sagt er mir schon zum dritten Mal, das heißt da muss ich irgendwas falsch machen. Das mit dem Optimismus ist mir neu, und das dürft er irgendwie gespürt haben. Das hab ich mir dann auch zu Herzen genommen, und hab an all die schönen Sachen gedacht, die so ein Übergang zu bieten hat. Ich bin zwar kein Fan der Vorsatz-Kultur, weil die so verlogen ist, aber wenn man wirklich dahinter steht, und sich was gscheites vornimmt, kanns ja auch sehr gut sein. Aber bitte keine 08/15 Wünsche wie ``ich hör zum Rauchen auf``, ``ich nehme ab``, ``ich werde gütiger sein``. Denn das sind entweder Eingebungen, die spontan kommen, und auch nur in ihrer plötzlichen Direktheit mit der sie getriggert werden Effekt haben, oder Vorsätze, die man auch irgendwann im Jahr machen kann. Nein. Nehmt euch was vor wie: ``ich hau mich jeden Tag eine halbe Stunde hin, und reflektier ganz tief, also ich meditiere, oder manche nennen es ``beten``, oder hör mit geschlossenen Augen Musik, oder nimm mir einfach Zeit um zu machen, was ich wirklich gerne mache, oder Gartenarbeit, auch bei Schnee.`` Wie schön wär das? Mir gefällt das mit der Zeit ja ganz gut. Sich jeden Tag ein bisschen Zeit für Gedenke zu nehmen, funktioniert bei mir zurzeit sehr gut. Das macht mich ruhiger, und ich tu mir mit den Anfälligkeiten des Tages leichter, weil ich praktisch im Voraus gegen sie arbeite, weil Geduld und so. Aber hey, tut was ihr wollt. Das ist das wichtigste, aber schaut, dass ihr dabei niemand anderen in Mitleidenschaft zieht. So, jetzt werd ich schön langsam zu befehlerisch, und das muss auch nicht sein.

 

Lacht viel, und esst gut. Schaut genau und hört klar. Oder so was in die Richtung, riechen auch nicht vergessen. Habt einen schönen Jahresbeginn, ich freu mich jedenfalls auf ein geiles Jahr, in dem ich es krachen lassen werde. Jedoch ohne Feuerwerke, die hab ich nicht nötig. Möget ihr viel viel positives für euch behalten und aufnehmen können. Euer sehr unrasierter Raffuzzl.

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30. Dezember 2011 5 30 /12 /Dezember /2011 14:47
Don Bosco Boys Home& Training Center Lilo-an. (ein Ort der keine Fotos erlaubt, warum auch immer, jetzt gibts nicht einmal mehr die Option dazu...) Es ist eigentlich ironisch dass ich meinen Urlaub in einem anderen Boys Home überdauere. Man möchte meinen, das sei äußerst kontraproduktiv. Denn ein paar Jungs sind auch hier im Projekt geblieben, und Fathers hab ich hier ja auch um mich herum. Außerdem schlaf ich im Boys Dormitory, in dem normalerweise genug Moskitos für 60 Jungs umherschwirren, und logischerweise fokussieren sie sich jetzt auf mein Blut. Von 130 Kindern im Boys Home sind noch circa 6 hier. Jedoch hat Lilo-an das Magone Home, eine Einrichtung für Jugendliche und junge Erwachsene, die aus diversen Gründen Im Gefängnis waren, aber mit Highschool Abschluss (ich glaub, das ist Voraussetzung, bin mir grad nicht sicher) ihre Ausbildung bei uns fortsetzen können. Das ist ein ziemlich interessantes Gebiet, denn ein paar von den Jungs haben bereits Morde hinter sich, und wenn man das im ersten Moment hört, ist man schon ein bisschen defensiv. Wenn man sich aber vorurteilslos an sie annähert, würde man gar nicht annehmen dass sie irgendwas verbrochen haben. Manchen sieht man zwar im Äußeren an, dass sie etwas härter gesotten sind, aber das Äußere sagt bekanntlich wenig über das Innere. Gestern hatten wir mit den restlichen Jungs einen Ausflug Richtung SM City in Cebu. Das ist die Mall schlechthin. Also europäisch, oder amerikanisch, globalisiert, was ihr auch wollt, ihr könnt euch den Begriff aussuchen. Man findet hier alles was man braucht, oft zu Preisen, die umgerechnet ziemlich genau mit dem Euro gleichziehen. Es war ganz cool, vor allem weil ich die Magone Jungs ein bisschen kennengelernt hab. Wir sind dann auch gleich in verschiedene Gruppen eingeteilt worden, und nach dem gemeinsamen Hühnerspieß Essen (unlimited Rice) sind wir in der Mall umhergereist. Für meine 5 Magonis war das ein tolles Erlebnis, und das bloße Schaufenster-betrachten hat ihnen gereicht. Mir hats auch getaugt, da ich praktisch als Gast gleich Verantwortung für fast Gleichaltrige übernehmen durfte. Der Betreuerstab, an Größe meinem Projekt natürlich überlegen, ist mir auch sehr sympathisch, und ich ihnen scheinbar auch. Die wollen mich gleich für Chorproben, fürs Magoni Home, und für Fussball haben. Ich finds jedenfalls cool, dass sie mir gleich das Vertrauen schenken (obwohl einige ungute Gerüchte über mich im Kurs sind. Die sind alle Tratschtanten auf höchstem Niveau). Nach diversen Geschäften und lüsternen Blicken auf diverses Zeugs, kam der Zeitpunkt des Kinos näher. Es gab nämlich einen gemeinsamen Treffpunkt, sprich Movietime. Vorher wollte ich ihnen noch Barbiepuppen spendieren, aber leider haben sie abgelehnt. Alles wollten sie haben, dann biete ich ihnen was an, und sie sind unzufrieden. Am Pferde Karussel für Kleinkinder wollten sie auch nicht aufsteigen. Schade. Der Film dann war tatsächlich der schlechteste, den ich in meinem Leben gesehen hab. Ich wollte einschlafen, aber es ging nicht. Es solte eine Komödie sein, aber es war eher eine schauspielerische Trauerleistung. Ich bin froh, dass der Film auf Tagalog war, denn sonst hätt ich auch noch das Gesprochene verstanden, was definitiv nicht der Rede wert gewesen wäre. Interessant war aber ein Typ, der definitiv der Clint Eastwood der Filipinos ist. Zumindest vom Aussehen her. Nach der grotesken Vorstellung, die doch einige amüsierte, lud ich meine 5 Jungs auf ein Eis, und auf ein paar Partien in einer Spielhalle ein. Letztere brachte den Zocker in mir wieder hervor, da ich einen alten Metal Slug 4 Automaten fand, den ich sofort mit einer Münze fütterte. Allerdings war ich außer Übung, und verlor meinen Credit schon im 2 Level. Sorry Steve. Die Heimfahrt war von schlafenden Gesichtern gekennzeichnet, zufrieden verließen wir das Shopping Gebiet. Mir hat das Kennenlernen der Kinder total gefallen, und es hat sich ein bisschen so angefühlt, wie mein erster Tag in Dumangas, mit dem Unterschied, dass ich inzwischen schon weiß, wie ich mit manchen Jungs umzugehen habe. Es würd mich gerade enorm reizen, einfach hier zum Arbeiten anzufangen. Gerade dieser Gedanke kehrt mich dann aber wieder um, und ich denke mir, ich will mit dieser Motivation wieder in mein Projekt zurückkehren. Das Problem ist nur eines. Fr. Noel hat mir nämlich gesagt, ich solle bis 15 gefälligst in Lilo-an bleiben. Zuerst dachte ich, er will mich testen. Der Grund für einen gerechtfertigten Aufenthalt wäre aber die Santo Nino Celebration,ein Mardi Gras Festival. Wer nicht weiß, was das ist, der recherchiere bitte sofort Mardi Gras in Zusammenhang mit New Orleans. Jedenfalls hat Father Noel gesagt, ein Aufenthalt auf den Philippinen ist nicht komplett, wenn man an diesem nicht teilnimmt. Das bringt mich jetzt natürlich in enorme Gewissenskonflikte, da das hieße, zwei Wochen von meinen Jungs (die ich jetzt schon vermisse)entfernt zu sein. Ich würd natürlich versuchen, in der Zwischenzeit hier zu helfen, denn gerade musikalisch ist Lilo-an unserem Projekt weit unterlegen. Und ich könnt da innerhalb von zwei Wochen schon effektiv arbeiten. Mit gutem Resultat und Spaß und so. Ich könnte aber auch im Magone mithelfen, was mich enorm reizt. Es würd mirsicher eine gute Erfahrung sein, außerdem hat Fr. Noel ja auch einmal gesagt, dass ich für eine Woche hierherkommen soll, um zu sehen wie andere Projekte funktionieren. Die Ausgangsposition könnte nicht besser sein, aber trotzdem hab ich ein schlechtes Gewissen meinen Jungs gegenüber. Ich kann mir schon vorstellen, dass mich das ein bisschen aus meinem Rhytmus wirft. Eine andere Möglichkeit wäre, dass ich am zweiten zurückfahre, und 10 Tage später wieder nach Cebu reise, wobei ich dann aber zwei bis drei Tage für Reiseanstrengungen aufgebe, und doppelt so viel Geld ausgebe. Denn ich will mir ja nicht vorwerfen lassen, dass mein Aufenthalt auf den Philippinen umsonst war! Naja, soviel zu meiner Situation. Morgen werd ich mich entscheiden, ob ich hier in Lilo-an bleibe, oder zurückkehre. Hier zu bleiben, hätte auch sicher den Vorteil, dass ich endlich in Ruhe an ein paar Berichten, die bereits überfällig sind, arbeiten könnte. Hm. Zwickmühle. Aber wie ist Lilo-an eigentlich? Es gefällt mir hier ganz gut. Wie bereits gesagt, es leben hier rund 130 Jungs, die zum größten Teil aufgrund der Ferien gerade bei ihren Familien sind. Hinzu kommen noch die Magone Boys, und circa 40 externe Trainees. Also hat Vroni ganz schön viel um die Ohren. Allerdings sind hier auch proportional mehr Angestellte und Assistenten am Werk, und meine Volo-Kollegin hat viele andere Aufgaben als ich. Zum Beispiel wird hier wesentlich mehr Fokus auf Fussball gesetzt. Es gibt, wenn ich alles richtig verstanden hab, ein Elementary, und ein Highschool Team, es gibt Turniere und Freundschaftsspiele. Ich hab heut sogar bei einem Exhibition Match mitgespielt, allerdings nur die letzten 10 Minuten (beinhart 90 Minuten Spielzeit) als Substitute, und als einziger Spieler ohne Fussballschuhe und Schienbeinschützer. Inzwischen hab ichs mir angewöhnt, auch ohne Schuhe ganz gut zu spielen, auch wenns manchmal ganz schön schmerzhaft ist. Aber da sieht man, welch ein edler Volo ich bin. Sogar auswärts von meinem Projekt leide ich wie einer meiner Jungs. Das nennt man kitschig romantische Solidarität. Irgendwann wird mich das meinen Fuss kosten. Die Räumlichkeiten sind hier natürlich den Mengen der Kinder angepasst, aber auch bunter als unsere. Das hab ich mir schon öfter gedacht, dass ich mir die besten aus meiner Drawing Class schnappe, und ein paar Wände unserer Räumichkeiten verschönere. Ich bin kein Fan von Ornamentik, deshalb würden es eher Motive sein. Wurscht. Der größte Unterschied ist aber, dass die gesamte Atmosphäre eine andere ist. Es fühlt sich alles ein bisschen weniger streng an, es wird auch mit den Fathers viel gelacht, viel gescherzelt, was sehr viel Lockerheit versprüht. Natürlich muss die Disziplin hier auch gehalten werden, aber die Philosophien der Fathers verschiedender Projekte sind eben doch selten einmal die gleichen. Es gibt aber einen großen Grund, warum mir mein Projekt dann doch wieder besser gefällt. Ich habe nämlich die Möglichkeit, die Jungs wirklich alle gut kennen zu lernen. Bei über 130 Kindern wird es immer ein paar geben, mit denen man nie viel zu tun hat, glaub ich zumindest. Ich kenne von der Hälfte meiner Jungs auch bereits deren persönliche Hintergründe, was es mir auch erleichtert mit ihnen zu arbeiten, da ich weiß, was ich mit ihnen machen kann und was nicht. Vroni hats da wesentlich schwerer. Dennoch, es tut mir gut dass ich da bin, und ich glaub, ich werde auch die nächsten 14 Tage hier verbringen, obwohl ich gern bei meinen Kindern wäre. Mir fällt auf, wie oft ich auf die Jungs als meinen Besitz verweise. Meine Kinder.... ja, ein bisschen sind sie das wirklich. Heut halt ichs kürzer, der nächste Bericht ist wahrscheinlich wieder einer aus Lilo-an, und dann haben wir auch schon 2012, unser letztes Lebensjahr, wenn man dem Weltuntergang Glauben schenken mag. Aber immerhin haben wir noch circa 358 Tage. Bitte ausnutzen. Denn wenn dann der Weltuntergang wirklich da ist, und ihr normal weiter gelebt habt, werdet ihr euch in den Hintern beißen. Also. Rutschen ist angesagt. Wieder einmal, fühlt euch umarmt!
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