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24. Mai 2012 4 24 /05 /Mai /2012 04:57
Der bärtige Volontär R. Sprang aus seinem Bett, war sein Körper doch plötzlich Teil einer großen Ameisenstraße geworden, die, wie er dann nach erstem Abschütteln Einschalten des Lichts merkte, quer durch sein Zimmer in verschiedensten Wegen direkt zu dem Mistkübel führte, der scheinbar noch Überreste einer einst lebendigen Banane beinhaltete. Das Insektenspray wurde daraufhin nützlichst verwendet, indem R. die beiden Ausläufer der Straße ausfindig machte, und mit zwei kurzen Sprühgeräuschen, das Verkehrssystem unterbrach. Nach der Tat wurde noch das Bettlaken gewechselt, dem bärtig müden Volontär R.frisch riechend in den Schlaf begleitete. Doch an jenem Abend wurde nur eine Ameisenstraße von vielen vernichtet.... Nun, so viel dazu. Da habt ihr nun das Ende der Geschichte. Ich bin mir sicher dass ihr jeden Tag auf meinen Blog gesurft seid, ständig in Erwartung um die Schlussfolgerung meines Cliffhangers am Ende des letzten Eintrages. Wahrscheinlich habt ihr die Spannung gar nicht mehr ausgehalten, und habt versucht das Ende zu googeln. Und auf Facebook habt ihr riesige Diskussionsrunden gestartet, um die etwaige Schlussfolgerung euren Vorstellungen gleich, zu teilen. Ich glaube, mir ist ein würdiger Abschluss für diese epische Kurzgeschichte gelungen. ... Zeit für ein bisschen Blödsinn muss immer sein, das ist mir wichtig. Heute ist Sonntag, und das erste Mal seit Dienstag, dass ich zum Schreiben komme, was glaube ich noch nie passiert ist. Mir haben sich in den letzten Tagen komplett neue Arbeitsdimensionen eröffnet, was dazu führt, dass ich mich zwei Wochen nach meinem Urlaub wieder urlaubsreif fühle. Seitdem die Jungs zurück sind, hab ich wieder ganztags Arbeit, allerding zwischen zwei Fronten. Einerseits bin ich nun ja Mathe und Physical Education- Teacher im Training Center, wie auch Assistent der täglichen Arbeit dort (sprich, ich evaluiere die Trainees). Mathematik nimmt sehr viel Zeit in Anspruch, da ich mich auf zukünftige Stunden vorbereiten muss, und Hausübungen von knapp 70 Schülern zu korrigieren habe. Eine Sache, die ich zuerst unterschätzt habe. Das Boys Home übernimmt zwar am Papier Father Bong, aber er muss sich auch noch an den Schedule gewöhnen. Die Ambition ist definitiv da, aber derzeit stellt er sich das Ganze noch ein bisschen zu einfach vor, was in den letzten Tagen zu einigen Komplkationen geführt hat. Er will, dass ich die Schedules außerdem nach seinem Stil leite, und ich hab damit ein paar Probleme. Ich bin jetzt 9 Monate hier, und weiß einfach schon sehr gut, wie ich mit den meisten Situationen umzugehen habe, da gibt es Verhaltensmuster, die ich nicht verändern will. Außerdem wurde der Schedule ein bisschen verändert, und ist jetzt verwirrender als zuvor. Das sind Sachen, von denen ich hoffe, dass sie in den nächsten Wochen bewältigt werden, denn es war bereits besser organisiert. Die Hauptursache für meine Müdigkeit ist, dass er von Mittwoch bis Samstag in Manila war, was mir die volle Verantwortung für das Boyshome hinterließ. Das hatte ich früher auch schon, und es war eigentlich nie zu schwierig, aber in den letzten drei Tagen wars mir einfach zu viel. Hinzugekommen ist, dass am Dienstag mein Hals angeschwollen ist, was wahrscheinlich mit dem seltsam wässrigen Wind, der langsam aber konstant vor sich hin weht, zu tun hat. Jedenfalls haben Worte und Bewegungen weh getan, was bei solch einer Arbeit immer unangenehm ist. Ein paar Trainees sind ja auch ´´Scholars of Don Bosco´´, was heißt dass sie den ganzen Tag im Projekt sind und alle Schedules mitmachen. Also hab ich nun mit 32 Kindern auch rund 40 Gleichaltrige zu kontrollieren, was ein hartes Stück Arbeit ist. Es ist einfach viel mehr los als früher, und daran muss ich mich auch erst einmal gewöhnen. Daneben hatte ich auch meinen Unterricht und dessen Vorbereitung, wie auch Proben mit der White Eyes Band, mit denen ich ein Konzert am 2 Juni habe. Hui. Ich habe die drei Tage durchgezogen, und bin sogar wieder gesund geworden, aber so was will ich nicht nocheinmal erleben. Wie bereits erwähnt haben wir nun auch ein paar neue Boyshomies im Projekt, die sich auch erst einmal an das Leben hier gewöhnen müssen. Diejenigen, die bereits die erste Aprilwoche bei uns verbracht haben, sind bereits voll dabei, und überraschend gut integriert. Mit denen gibts keine Probleme. Die neueren Neuen aber brauchen noch ein bisschen mehr Zeit, wobei mir da primär das neue Zwillingspärchen, Gobert und John Rey, Sorgen bereitet. Sie sind die kleinsten und jüngsten, und sprechen weder Englisch, Tagalog, oder Illongo, sondern Ilaya, einen auf unserer Insel nördlichen Dialekt, den von unseren Jungs schätzomativ 4 Jungs sprechen. Wenn ich schon bei Sprachen bin, mich wunderts jetzt vor allem, nachdem ich aus den Ferien und der Arbeit mit den Trainees komme, wie gut meine Jungs Englisch schon beherrschen. Wesentlich besser als die Hälfte der Filipinos (mancher Priester auch) die ich getroffen habe. Die neuen sind dafür eher wortkarg, öffnet sich aber dennoch einmal der Mund, ertönt meistens ein Schimpfwort oder eine Provokation. Ich kann verstehen, dass die alteingesessenen Boyshomies sich das nicht gefallen lassen, und dementsprechend werden die kleinen Zwei auch herumgeschubst. Es ist ein Klassenkampf. Ich versuche mich da als Vermittler, und erinnere die Jungs an Verständnis und Geduld. Allerdings provozieren sie auch mich, und achten auch nicht wirklich auf die Regeln. Auf die Fathers hören sie auch nicht wirklich, und jeden Tag gibts eine neue Beschwerde. Ich bin mir sicher, dass es für die Zwei nicht leicht ist, im Gegenteil, aber wenn sich da nicht bald etwas ändert, fliegen sie beide im hohen Bogen hinaus. John Rey hat vor dem Schlafengehen letztens einfach in eine unserer Duschkabinen uriniert. Das war zugleich, seltsam und lustig – nur als Beispiel. Joshua, ein anderer Neuling hat mich dafür sofort für sich gewonnen. Ein sympathischer kleiner Kerl, redet gerne, ist nicht schüchtern, lächelt viel, gesunder Grad an Frechheit ist auch gegeben., folgt aber ohne Probleme – also er hat Respekt vor dem Alter. Er spricht mit mir größtenteils in Illongo, was mir zeigt, dass ich die Sprache nun doch schon halbwegs beherrsche, wenn auch nur in 3-4 Wort Sätzen. Verstehen ist leicher als Reden, und meine Antworten sind grammatikalisch oftmals eine Lachnummer für die Kinder, aber immerhin. Mit einer Woche Verspätung ist auch Paul eingetroffen (ein sehr untypischer Name für Filipinos), von dem ich bisher nicht viel erlebt habe. Er schaut meistens leer vor sich hin, und spricht nicht allzuviel. Er versteht mein Englisch halbwegs, ist aber nicht wirklich motiviert, mit mir zu diskursieren (Smalltalk). Aber er scheint sich verhältnismäßig schnell mit den Kindern anzufreunden, und braucht bei den Schedules absurderweise keine Hilfe. Es ist als wäre er schon einmal hier gewesen, und habe den Ablauf automatisiert. Und dann ist da ja noch Noriel, der ja vor allen anderen Kindern eingetroffen ist, mit dem ich in den Tagen zuvor schon viel zu tun hatte. Der bildet unglaublich viel auf sich ein, provoziert gerne, und missachtet die Regeln, mehr oder weniger bewusst. Bei ihm ist ebenfalls die Sprachproblematik vorhanden, also weder Englisch, noch Illongo, was es auch den anderen Kindern schwer macht, mit ihm qualitativ zu kommunizieren. Alles in allem aber kann ich mich nach erst einer Woche nicht beklagen, denn vieles ist noch im Entstehen. Gut ist, dass ich mit dem Einleben recht hatte. Mein Urlaubsrhytmus ist Geschichte, und ich wache wieder pünktlich um 4.50 auf, obwohl mir aufgrund der letzten Tage etwas längerer Schlaf sehr recht gewesen wäre. Ich hab den letzten Blogeintrag nicht fertiggeschrieben, und will zumindest so viel nachtragen: Der Tag, an dem alle Jungs zurückkamen, hat mir gezeigt, wie sehr mir die Jungs schon im Herz stecken, und auch umgekehrt. Aber sie waren echt abgemagert, was einen immer wieder schockiert. Inzwischen ist ihnen das Fleisch aber wieder angewachsen. Das ist auch wichtig, denn wir hatten ja zwei Exhibition Matches am Donnerstag und Sonntag – Fussball – gegen ein regionales Team. Unsere Kleinen gegen die etwas größeren Kleinen, und unsere Halbwüchsigen gegen Vollwüchsige. Das war zwar unfair, hat aber Spaß gemacht. Hinspiel und Rückspiel, und es hat Überraschungen gegeben. Am Donnerstag haben wir ein Unentschieden und einen Sieg erkämpft, was beinahe an ein Wunder grenzt, da wir nicht einmal Fussballschuhe hatten. Vor allem die Partie der Ältereren war spannend, und ging mit 3:2 gewonnen. Am Sonntag kassierten wir zwar zwei 2:0 Niederlagen, aber dennoch, sie haben sich gut präsentiert. Mich hat am ehesten der Platz aufgeregt, denn der glich einem Schlachtfeld. Das liegt einerseits daran, dass das Feld Tanzfläche für die nächtlichen Parties der aktuell in Lup Lup stattfindenden Fiesta ist, und andererseits an dem Müll, der immer noch da liegt, wie auch an dem hohen Gras. Diese drei Faktoren machten brilliantes Kurzpassspiel a lá Barcelona leider unmöglich, und somit wurde der Ball ständig hoch in die gegnerischen Reihen gedonnert, a lá österreichische Bundesliga, und auf ein Tor gehofft. Die Regel war, dass der stärkere Körper gewinnt. Naja, und das waren die Anderen. Ich konnte auch kaum einen Unterschied machen, obwohl ich mit einem Stangenschuss fast den Ausgleich erzielt hatte. Am Ende waren wir zwar die Verlierer, aber dafür spielten wir wieder einmal auswärts. Die Kinder waren richtig nervös gewesen, vor den Spielen. Und manche lieferten auch echt eine Top-Vorstellung. Na gut, das wärs von mir für heute wieder. Ich hab noch immer sehr viel zu tun, und deshalb kaum Zeit zum Schreiben. Ich tu aber mein Bestes, um wöchentlich weiterhin in euren Köpfen präsent zu sein. Lieber Nik, nachträglich vom Blog aus nochmal Alles Gute, bist der Beste, an alle anderen Menschen, von denen ich weiß, das ich gelesen werde, einen fetten euch alle umfassenden Gruß. Es tut gut zu wissen, dass ihr hinter mir steht. Es ist außerdem nicht mehr lange, und dann stehe ich plötzlich vor euch. Wartets ab, es wird euch überraschen.
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Kommentare

K
Liebe Grüsse aus Klagenfurt von Klaudia!
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