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12. Januar 2012 4 12 /01 /Januar /2012 02:41

Fotos heut leider wieder einmal keine... sorry, aber irgendwie will das Internet hier immer weniger....

3..

2...

1.........!!!

Los;

 

Wenn man die Stimmung hernimmt und sie in ihre Extreme zerlegt, dann erhält man zwei verschiedene Pole. Den Minus und den Plus-Pol. Eine Skala von 1 bis 10, wobei  ``1`` zu Tode betrübt wäre und ``10`` praktisch Superman mit Wohlfühl-Laser-Strahlen bezeichnet.


Derzeit läufts bei mir nämlich dermaßen gut, dass ich meine Stimmung mit einem 9,2 auszeichnen würde. Mit Extremen bin ich vorsichtig, und ein paar kleinere Ungereimtheiten gibts immer, deshalb ist der 10er sehr unrealistisch, aber ich muss auch sagen dass der 1er praktisch unerreichbar ist. Unter 3 war ich glaub sehr selten bisher, und wenn, dass zum Glück nie besonders lange. Grundsätzlich kann ich sagen, dass meine Stimmung (die auch stark von meiner persönlichen Performance abhängt), einen Durchschnittswert von 5, 8 haben könnte, also etwas über der neutralen Mitte. Klingt vielleicht jetzt nicht so positiv wie die meisten meiner Blogeinträge, aber ich finde, das ist schon ok so. Seitdem ich zurück in Dumangas bin, wird der Durchschnitt ohnehin stark angehoben, denn ich hab grad so was wie einen Lauf. Eine Siegesserie. Zwei positive Daumen, und zwei große Zehen, die auch positiv wirken wollen, und sich umständlich in die Höhe recken.


Und das, obwohl ich die Band beendet habe. Denn im Dezember hat eigentlich nur mehr wenig so funktioniert, wie es sollte. Was ein bisschen an mir lag, ein bisschen an den schwierigen Charakteren in der Band. Jedenfalls hab ich es als am besten betrachtet, einen Schlussstrich zu ziehen. Anfangs war ich natürlich sehr enttäuscht, und dachte mir, ich bin gescheitert. Als ich dann aber gesehen habe, wie die Jungs sich verbessert haben, ist mir aufgefallen, dass ich wirklich keine schlechte Arbeit geleistet habe. Es ist eigentlich irre - da sind ein paar 12, 13, 14- jährige Jungs, die tatsächlich schon ausgesprochen gut musizieren können. Roberto wird beides gut beherrschen lernen, Rhytmus- und Leadgitarre, sein größtes Problem ist eher seine extreme Arroganz und seine seine Tendenz, Kritik auf eine sensible Weise als Attacke gegen seine Person zu betrachten. Auf Jimmy bin ich stolz, der hat es geschafft, von 0 weg sich zu dem Zukunftsbassisten zu mausern, innerhalb von nur 3 Monaten. Und Francis hat ein Timing das wenige Jungs in seinem Alter (11) haben, wobei, ich hab ihn glaub ich auch oft genug damit genervt, wie wichtig konstantes Tempo für Songs ist. Erap war leider nur bei Knocking On Heavens Door und Brown Eyed Girl wirklich motiviert, aber auch er hat sich technisch und rhytmisch stark verbessert. Und Gerald, der faule Hund, könnte viel mehr aus sich rausholen, wenn er nicht ständig den leichtesten Weg wählen würde. Aber auch für ihn gilt dasselbe.

Wenn euch die Namen nichts sagen, ich hab irgendwann meine Band vorgestellt, also einfach ein paar Seiten zurückblättern (ich schrieb da über den Aberglauben, und über eine hinterhältige Ameisenattacke),da gibts Charakterprofile.


Jedenfalls haben wir die musikalische Arbeit aufgeteilt. Santini und Glen (den ich eigentlich einmal vorstellen sollte) übernehmen ein paar meiner Ex-Bandjungs, und bringen ihnen die Kirchenlieder bei, und ich konzentriere mich wieder auf die Jungs, die in keiner Band sind, und trotzdem Gitarre spielen. Auch deshalb weil ich schon wieder ein paar neue Jungs hab, mit denen ich eine zweite neue Band gründen will. Wenn möglich starte ich bereit nächste Woche. Weiters werde ich endlich auch Singing Practice geben, voraussichtlich für 4 oder 5 Jungs (wobei von denen bereits zwei in der Band sind). Mein Traum wäre es ja, eine Art Söldnerchor zu erstellen, der wenn er gebraucht wird, einfach auf Knopfdruck da ist. Und noch ein Traum wäre ``Bohemian Rhapsody`` von Queen mit den Jungs zu spielen. Wenn mir das glingt, kann ich mit meinem Jahr zufrieden sein.

Übrigens sieht der Winter hier so aus, wie bei uns ein verregneter Sommer. Mit brutal starken Stürmen, die am Tag zirka drei Male kommen und gehen wie sie wollen. Das ist unglaublich nervig, und vielleicht ein Grund für 0.1 Punkt Abzug auf meinem Stimmungsbarometer. Unser Projekt schwimmt praktisch, was die Arbeiten in der Früh auch nicht leichter macht, und meine Hosen sind ständig nass. Da ich nur 4 Stück habe, und zwei meistens in der Wäsche sind, fühle ich mich zurzeit extremst bedrängt mir ein Stück mehr zu kaufen. Wär ja eigentlich intelligenter mir hier Kleidung zu kaufen, auch für Österreich, denn wenn nicht gerade in diesen Supermalls, bekommt man simple Kleidung pro Stück zwischen 50 cent und 5€. Aber das ist eigentlich wurscht.

Denn es steht wieder einmal eine Veranstaltung an. Am 31. Jänner ist Don Bosco Day, und wenn auch die Fathers gesagt haben, dass es eher wenig Programm geben wird, plane ich bereits mit der White Eyes Band zwei Songs zu spielen, und mindestens ebensoviele mit der wahrscheinlichen neuen Band. Da ich derzeit extremst auf Feist stehe, habe ich nahezu fanatisch versucht, Santini diese näherzubringen, und scheinbar gefällt sie auch ihm. Ich hab zwar nie wirklich postitiv über die philippinische Musikkultur gesprochen, aber etwas schönes hat sie doch. Es gibt nämlich ein paar ganz gute Folk-Musiker auf den Inseln, die, wenn auch sehr poppig, sehr schöne, loungesque (lonschesk) und gefällige Stücke schreiben. Und da hab ich mir dann gedacht, gib ich den Jungs die ``Let It Die`` von Feist, die müsste ihnen dann ja teilweise ganz gut gefallen. Ich bin grad dabei ``Gatekeeper`` zu covern, und mich überrascht es, dass Feists Stimmlage mir äußerst gut liegt.

 

http://www.youtube.com/watch?v=kgZ8bZ9TuO0


Weiters hab ich nun endlich einen Einblick in die Zukunft des Projektes erhalten. In den letzten Tagen hat Father Noel bei den Good Night Talks immer ein paar Stücke wertvoller Information preisgegeben. Ich fange mit dem unwichtigsten Stück an: Diesen Samstag kommt ein Friseur und wird all jenen die es nötig haben, die Haare schneiden. Dazu gehöre ich nach Meinung der Jungs an erster Stelle, denn ich habe bereits frevelhaft lange Haare, und mir wird Rabaukentum unterstellt. Auf der Straße bin ich Amerikaner, denen wird hier aber eh alles verziehen, sprich lange Haare (bei uns vielleicht mittelllang) sind ein seltsames Mitbringsel ihrer Kultur, aber die Jungs sind da erbarmungslos. Filipinos können übrigens trotz ihrer Verschlossenheit privaten Gefühlen gegenüber extremst direkt sein, wenn es um Äußerlichkeiten geht. Ich war etwas fester als ich hergekommen bin, aber noch sehr weit weg von der Fettleibigkeit. Naja, das ist denen wurscht, die sagen nicht, dass man etwas ründlicher ist, nein, die sagen dir klipp und klar, dass du fett bist. Konversation von Mittwoch zwischen Fr. Noel und mir: ``Did you see that fat teacher around the last days?`` Ich: ``Do you mean Mrs. (censored)?`` Fr.: ``Yes, the fat one. That’s her name, I remember.`` Ich: ``Nope. Didn’t see her for a long time…!´´  - usw., jedenfalls ist das Wort ´´fett´´ ein paar Mal gefallen, und ich habs jedes Mal gemein gefunden, auch wenn betreffende Person tatsächlich etwas fester war. Über Hässlichkeit wird übrigens ähnlich gesprochen.

Jedenfalls wird mir am Samstag meine Haarpracht genommen. Naja, ich hab es eh schon einen ganzen Monat hinausgezögert. Zweitens, und das ist sehr interessant, kommt nächsten Mittwoch eine Sozialarbeiterin, und bringt ein paar Kinder mit. Soll so viel heißen wie, wir bekommen vielleicht endlich Nachwuchs. Father Noel sagte mir, dass für ihn 70-75 Kinder eine perfekte Situation wären. Man würde als Projekt mehr Relevanz  erhalten, und auch finanziell würde man mehr unterstützt werden. Damit komme ich auch zu Punkt drei, was der Bau eines neuen Dormitorys wäre, also ein Schlafgebäude für etwaige neue Kinder. Davon hab ich zwar bereits im November gehört, doch scheint es immer realistischer zu werden, da Father Noel nun auch offen mit den Jungs darüber spricht. Ich hoffe jedenfalls wirklich dass daraus was wird, ich würde nur zu gern noch mitbekommen, wie das Projekt wächst. Inzwischen ist es mir ja ans Herz gewachsen, und ich bin mir sicher, dass ich die Entwicklung in den nächsten Jahren verfolgen werde. Punkt 4 könnte übrigens eine Namensänderung unseres Projektes bewirken und unterstützt Emanzipation noch dazu. Denn Philippinweit (?) werden die Boys‘ Homes langsam zu Childrens‘ Homes umgewandelt, sprich auch Mädchen werden aufgenommen. Das hat einige Vorteile, vor allem gewinnen damit aber auch die doch die hirarchisch klar unter mir stehenden Staffgirls an Autorität, denn für junge Mädchen hätte ich nur eine Teilzuständigkeit. Ist sicher interessant zu beobachten, wie sich das in den nächsten Jahren entwickelt. Punkt 5 hat mit mir zu tun, und wird sich auf meine Arbeit hier auswirken,denn ab April oder Mai werde ich im Training Center rund 50-60 Schüler unterrichten.

Voraussichtlich in Mathematik und ``drafting´´ (Konzeptzeichnen, Maschinen und so, Maße, Perspektiven, Sachen die ich nie gemacht habe, aber wahrscheinlich nachlernen kann). Wenn jetzt ein paar alte Schulkollegen lesen, dass ich Mathe unterrichten soll, werden diese wahrscheinlich lachen. Und das ist vollkommen berechtigt, denn ich war knappe 6 Jahre in Mathe die reinste Niete. Es hat mich weder interessiert, noch hätte ich mir jemals vorstellen können,eines Tages Mathematik zu unterrichten. Und ich muss auch zugeben, dass ich oft immer noch Probleme habe, ein paar Aufgaben der Highschool Jungs zu lösen. Wobei, nach ein bisschen Lesen und Recherchieren gehts zum Glück immer, aber ich bin schockiert, wie lange das Ganze her ist. Das lustige daran ist aber, dass mir die letzten Aufgaben alle sogar Spaß gemacht haben. Kopfgerechnet hab ich immer gern, da kann mir auch niemand was vormachen, aber der Rest war nie so meins. 10 Jahre zu spät kommt nun endlich mein Interesse für Mathematik, zumindest in einem unterhaltenden Sinne, von wegen Rätsel lösen. Oder vielleicht weil mich niemand zwingt etwas zu verstehen. Jedenfalls sind unsere Trainees  Jungs im Alter zwischen 18 und 25 oder so ähnlich, die aufgrund der Armut ihrer Familie, oder anderen Umständen keine Möglichkeit für weitere Bildung hatten. Deshalb gehts im Training Center bei uns auch in erster Liine darum, allen die Basis zu vermitteln, und ich glaube mit ein bisschen Lernen dürft ich die auch bald (endlich einmal) haben. Das andere, Drafting, ist mit geometrischem Zeichnen zu vergleichen, also genau das am Zeichnen, was ich gar nicht mag, aber naja, da muss ich eben meine idealistischen Kunstansprüche die Bleistifte in mir auslösen, zurückstellen, und auch das genaue Kopieren lernen. Das sind so Sachen, die mach ich gar nicht gern, weder musikalisch, noch malerisch. Ich habe sehr wenig Interesse an einer genauen Wiedergabe bereits bestehender Sachen. Was nicht heißt dass ich Fotografie nicht mag. Aber wie so oft gilt auch in dieser Hinsicht, jedem das Seine.

Also euch auch das Eure. Und jenen das jene, wie auch denen deren dieses. Wenn dem so wäre, hätte jeder was. Das wär sehr schön, wenn jeder was hätte. Manchmal hat man ja was, aber man weiß es gar nicht, manchmal hat man aber nichts, und bildet sich unglaublich viel darauf ein. Schräg oder? Auf dass ihr etwas habt, was euch gut tut -  das hoffe ich.


Als Abschluss für heute möchte ich noch einen Verweis anbringen – es wäre sicher interessant für ein paar Leser, sich einmal ein paar andere Blogs durchzulesen, denn die Erfahrungen der verschiedenen Volontäre sind so divers wie die Kontinente und deren Kulturen. Also lest auch mal über Indien, Äthiopien, Mexiko, oder Malawi. Tu ich auch regelmäßig, und das macht Spaß. Blickt einfach nach rechts und sucht eine Rubrik namens ``Links``, oder so.


Toptimal. Ich schicke euch zeugsige Grüße.

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