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28. Dezember 2011 3 28 /12 /Dezember /2011 04:25

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(das mit den Fotos dauert so lange, dass ich den ganzen Tag brauchen würd, um den Eintrag vollzukriegen, und auf das hab ich grad keine Lust, sorry)

 

Also, jetz bin ich grad tatsächlich wieder einmal rauschig, und das, obwohl ihr den letzten Blogeintrag aufgrund meiner Nachlässigkeit noch gar nicht gelesen habt! Zumindest von meiner Perspektive aus. Denn in meiner Zeitdimension ist der 24. Dezember, und torkelnd bin ich gerade in meinem Zimmer angekommen, um euch von diversen Geschehnissen zu berichten, welche ihr in wahrscheinlich knapp 4 Tagen von heute aus lesen werdet. Bin ich gespannt, ob sich das als gute Schätzung erweist. Um jedoch nicht wieder einmal in unnötige Zeitspekulation zu verfallen, komme ich gleich zu meinem geplanten Schrieb.

 

Wisst ihr, Wein kann was schönes sein. Das erste Mal seit rund 3 Monaten kann ich solchen genießen, denn so verzweifelt nach Alkohol, dass ich den Messwein anzapfe bin ich auch wieder nicht. Stereotypen kommen jetzt auch noch hinzu, in Form von den Filipino-Fathers, die sich denken, ein Österreicher gehört gescheit abgefüllt, denn... er kann ja. Jetzt; es gehört zur Kultur, dass man Essen und Trinken anbietet, und ebenso sollte man nicht ablehnen, sonst sind die Anbieter schnell einmal ein bisserl gekränkt. Das ist so wie mit dem Österreicher, dem man mit der staatlichen Vergangenheit kommt.

Also führt das zu Bier (in goldener Dose) auf Wein, und danach zu noch mehr Wein. Ich hab seit Ewigkeiten nicht mehr als ein Bier sukkzessive getrunken, was dazu führt, dass mich der Alkohol gerade extremst lange für diese Zeilen brauchen lässt. Dennoch bilde ich mir ein, grammatikalische Korrektheit einzuhalten. Später desselben Tages, wird die letzte unserer Messen abgehalten (die Super-Messe schlechthin), und danach folgt die hausinterne Christmas Party. Das heißt, Geschenke werden verteilt, Spiele werden gespielt, Futter wird vernichtet.

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Und beim Stichwort Futter mache ich einen Sprung auf das Thema Berge, welchen ich durch folgende Assoziationskette rechtferigen will. Am vornangegangenen Montag (von dem ich kaum berichtet habe, obwohl eigentlich sehr sehr viel passiert ist) waren wir bei dieser Highschool-Christmas Party, und da haben wir den ganzen Tag genug für einen Monat zu essen bekommen. Ernsthaft, das war brutal, eingentlich ist das schon wieder asozial, und es sollte ein Menschenrecht gegen zu viel Nahrung geben. Gäbe es dieses Gesetz bereits, hätte ich nämlich in den nächsten Tagen nicht nur keinen Appetit, sondern auch nicht so extreme Magenschmerzen gehabt. Ich war gesättigt, da aber das Caroling nicht aufhörte, konnte ich nicht nichts essen, was eigentlich der einzige Weg zur Besserung gewesen wäre. So aber bin ich leicht kränklich aus dem ganzen ausgestiegen, und die letzten Tage waren rein von der physischen, und aufgrund der Ereignisse mit den Jungs auch psyichischen Anstrengung die härtesten die seit langer Zeit hatte. Grundsätzlich muss ich sagen, Dezember war echt ein zacher Monat (kein anderes Wort trifft es besser). Jedenfalls spür ichs noch immer,und ich hoffe, dass meine Gelenkschmerzen und das Kopfweh jetzt bald einmal aufhören, denn schön langsam nervts.

 

Warum jetzt aber Berge? Nun, auf den Philippinen ist es sehr flach, weil Inseln. Und jeder kleine Hügel in der Entfernung erfreut mich innerlich. Vielleicht ist es, weil die Landschaft sonst immer gleich wäre (was nicht heißt, dass ich sie nicht mag), oder weil ich eben doch ein Kärntner Hügeltyp bin (Bergtyp wäre eine Lüge). Ich will außerdem hinzufügen, dass es auf das bezogen oberflächlich ungefähr zwei Typen von Menschen gibt. Erster sind die, die Freiheit so sehr lieben, dass sie Berge verachten, und sich eingzwängt fühlen, demenstsprechend am liebsten offene Landschaften wie das Burgenland oder Wüsten haben, die anderen sind genau das Gegenteil, und brauchen Berge für Orientierung und ästhetische Genugtuung. Letzterer bin ich, und wahrlich, allein die Fahrt über eine ansteigende Straße hat in mir ein Gefühl der Euphorie ausgelöst. Am 23. nämlich hatten wir unser letztes Christmas-Outing, im Militärcamp Dingle. Father Cyril ist ja dort Hauspriester, deshalb die Teilnahme an deren Fest. Leider ging es mir zu diesem Zeitpunkt bereits äußerst miserabel, denn Nahrung löste in mir bloß noch verzweifeltes Stöhnen aus, und die Aussicht auf einen langen Tag lies mich bereits meine Ferien herbeisehnen. Wider meiner Erwartungen verlief der Tag für meinen Kopf unerwartet positiv. Und abgesehen von den zwei miesen Moderatoren war der Event sehr unterhaltsam und überraschend unanstrengend, was mich für die Zukunft der Eventkultur auf den Philippinen hoffen ließ. Aber zuvor muss ich nochmal die Fahrt erwähnen. Grundsätzlich fanden alle unsere Fahrten immer auf flachen Straßen statt, und auch rund um uns herum sah man nicht viel anderes als landschaftliche Fläche. Umso mehr erfreute es mich, dass Dingle tatsächlich in den Hügeln, die am Horizont immer zu sehen waren, ansässig war. Als es aufwärts ging, umfing mich ein Gefühl der Wärme, und als wir an einem Fluss vorbeifuhren, der nicht dreckig war, hatten tatsächlich alle gestaunt. Klares Wasser in der Natur zu sehen, ist hier eine Seltenheit, und das ist nicht übertrieben. Jeder Fluss hat eine hässlich giftige Färbung, die hübschesten kommen mit gräulichem schlammbraun davon, andere erstrahlen in giftgrüner oder tintenblauer Grazie. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie gut so ein Lichtblick der Natur tut.

Lichtblick dann aber auch Event. Denn die Ansprachen waren kurz und bündig und zum Glück frei von allzu verlogenen Danksagungen, das Essen war freundlich und nicht aufdringlich, die Kinder in euphorischer Vorweihnachtsstimmung, und die Spiele die abgehalten wurden, äußerst unterhaltsam (wenn auch ich nur als Substitute im Sackhüpfen einspringen durfte).

 

Danach gabs ein Konzert der White Eyes Band, und, was nicht eingeplant war, ein Auftritt von mir und einem Teil meiner Small Band. Abschließend hab ich mir den Santini geschnappt, und wir haben über I’m Yours gejamt, was sehr cool war.

Am meisten beeindruckt war ich aber von der Gegend, denn irgendwie war hier auf dem Hügelland alles ein bisschen weniger schmutzig, weniger stressig und einfach insgesamt hübscher, ganz zu schweigen von der Luft, die meine Lunge gut leiden konnte. Am 24. gabs zwei Messen, eine morgens, eine abends, dazwischen gabs viel Zusammengeräume un dVorbereitung für die Christmas Party nach der Abend-Messe. Ich hab außerdem für Brother Luke’s definitiven Abschied ein paar Jungs angeheuert, ein bisschen was zu zeichnen. Thema: was assoziiere ich mit Bro Luke? Ich hab dann Hilfen gegeben, was sie zeichnen könnten. Zum Beispiel Luke and his family, Luke as a Pokemon, Luke as Father Luke, Luke and Dog Luke, oder mein (leider nicht benutzter) Favorit ``Luke riding a unicorn‘‘. Im Endeffekt hab ich eine Eigenkreation geschaffen, in der ich seine Liebe zu Erdnussbutter dargestellt habe. Vielleicht mein bestes Werk. Buntstift auf Wegwerfpapier. 2011, Dumangas. Raffael Pankraz.

 

An dieser Stelle übrigens Danke an alle die mich zu Weihnachten angerufen haben, beziehungsweise an jene die es versucht haben. Hat mich sehr erwohlt, mit euch zu plaudern. Allerdings wars auch ein bisserl schwer, denn die Kinder hatten Spiele, und wegen den ganzen Gesprächen konnte ich nur halb teilnehmen. Ist aber ok, ich hab mir nämlich eh nur wehgetan. Und leider hat Father Noel Party auch frühzeitig abgebrochen, denn am nächsten Morgen gabs mit 5 Uhr morgens aufstehen keine Schonfrist. Also kann ich leider wirklich nicht mehr über mein Weihnachtsfest hier berichten (ok, es gab sehr viele Feuerwerke), denn es war ausgesprochen kurz, und eigentlich eher von Arbeit und Organisation geprägt. Letztere war aufgrund des Abbruchs auch ziemlich umsonst. Leider. Aber andererseits, am nächsten Tag wurden dann die Kinder in ihre Heime, oder zu ihren Familien heimgebracht. Und da waren ganz schön sentimentale Momente dabei. Wir sind mit dem Bus Richtung Iloilo City gefahren, und haben dort die meisten zu ihren Jeepneys gebracht, die sie dann weiterbringen sollten. Danach gings nach Pototan wo der Rest abgeladen wurde, übrig blieben nur Santini, John Layog, Cookie, ich und Bro Luke. Santini entschied sich im Boys Home zu bleiben, die restlichen, also auch ich, packten die Sachen für die Reise am nächsten Tag. Denn Cookies Familie ist auf Negros, der Insel auf der ich diese Sätze auch gerade schreibe. Gelegen zwischen Panay und Cebu hab ich diese bisher nur überflogen, was mich immer hoffen ließ, einmal auch hier umherziehen zu können, weil hier ein wahrlich gigantisches Bergebiet ist, das vom Flugzeug wunderschön ausgesehen hat. Jedenfalls, ist der 25. sehr ruhig verlaufen, man schlief viel, ich verzichtete den ganzen Tag auf viel Nahrung, und am Abend haben wir uns im kleinen Rahmen einen Film angeschaut, und im Endeffekt bin ich früh schlafen gegangen. Denn am nächsten Tag (mein Heute) wieder früh aus den Federn. Das letzte Mal, als ich nach 6 Uhr aufgestanden bin, dürfte rund einen Monat her sein.

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Kurze Intervention: Ich sehe gerade die Nationalwettensportart im Fernseher. Nämlich Roosterfight. Die Viecher bearbeiten sich extremst, haben Namen, Leistungsklassen, Gewinnchancen, und ein fettes Publikum. Ich hab mich grad extremst darüber abgekekst, und nun ist John Layog in seinem philippinischen Stolz gekränkt....

Tschuldigung. Weiter gehts.

 

Wir fuhren zum nächstgelegenen Pier, wo wir Ewigkeiten anstanden, und deshalb auch das erste Schiff verpassten. Je länger wir anstanden, desto schlechter wurde das Wetter, und als wir schließlich am Schiff waren, gabs ein paar sehr sehr wackelige Momente. Ich bin ja noch nie viel am Schiff gewesen, also eigentlich war das mein zweites Mal. Zumindest am Meer. Aber Wörthersee-Wellengang ist ja schon was anderes, und vom Neusiedlersee braucht man auch nicht viel Angst haben, wenn man untergeht. Tatsächlich hab ichs sogar geschafft, trotz meiner anfänglichen Übelkeit später sogar einzuschlafen. Fein war, dass sie einen Fernseher im Schiff hatten, der NBA übertrug. Nachdem ich inzwischen ja ein bisschen Basketball spielen gelernt hab, taugts mir auch mehr. Und Chicago gegen LA war auch verdammt spannend, mit einem Last Second Sieg von den Bulls. Der obere Bildschirmrand hat sogar behauptet, dass es Live sei, was mich umso mehr gefreut hat. Cheers Phips.

Also kamen wir in einer Ortschaft namens Bacolod an, in der uns auch prompt Cookies großer Bruder um eine Person subtrahierte. Nachdem wir uns orientierten, wie wir ans andere Ende der Insel und zum nächsten Boot, das uns nach Cebu bringen sollte, gelangen könnten, nutzten wir äußerst stressige öffentliche Verkehrlinge zur Weiterfahrt. Das war tatsächlich immer steigernd. Zuerst Tricycle, dann Jeepney, und dann Bus (so wie Postbus, sogar gelb). Die Stadt, Bacolod, hatte übrigens einen leicht hügeligen Charakter, wie die gesamte Insel Negros, und war mir sehr sympathisch. Irgendwie war alles ein bisschen sauberer und farbiger, und die Häuser wirkten nicht ganz so elend. Vielleicht wars der Geruch, denn auch der war nicht so penetrant, wie auf Iloilo in den meisten Gegenden. Mit dem Ceres Liner (einer philippinischen Bus-Linie, die große Strecken etwas teurer als Jeepneys zurücklegen, aber auch schneller und komfortabler sind), ging es dann Richtung St. Carlos, der Stadt just am anderen Ende der Insel. Zwischen diesen beiden Städten hatte ich das beeindruckendste landschaftliche Erlebnis meines Lebens.

Denn das Gebrigsmassiv, das sich über die gesamte Strecke windete, und weitaus größer als diese war, schaffte es tatsächlich, mich zweieinhalb Stunden bloß die Gegend begutachten zu lassen. Das ist untertrieben, ich sog sie auf, wie ein Dyson Staub aufnimmt. Immer höher ging die Straße hinauf, und immer wärmer wurde es in meinem Herz, wie auch angenehm kälter außerhalb des Gefährtes. Die Häuser wurden immer weniger, und mechanische, gar elektronische Geräte gab es nicht bis sehr selten. Ich habe noch nie eine Gegend gesehen, die so frei von jeglichem technischen Fortschritt ist, was mich innerlich berührt hat. Tiefe Canyons folgten unseren Wegen, und das einzig menschliche waren entfernte Reisfelder an Orten, die man nur zu Fuss erreichen kann, oder Bambushäueser an vereinsamten Plätzen. Es gab Klippen, riesige Bäume, das Gras war fast schon übertrieben grün, und die Bäche, waren glasklar, wie auch der Wasserfall, den mein Auge nur kurz streifen konnte. Ich war so knapp davor, einfach aus dem Bus zu entfliehen, und meine Existenz in dem mir so schön anmutenden Szenario fortzuführen. Ich hab das so schön gefunden, dass ich gerade sogar in den Kitsch der Romantik verfalle. Aber ich muss wirklich sagen, ich war noch nie so berührt von einer Busfahrt. Später, als es leider langsam wieder bergab ging, sah ich natürliches Vulkangestein an ein paar Stellen lose umherliegen, die paar Bergsiedlungen lebten in reiner Subsistenz, hatten ihr eigenes Vieh, und eigenen Acker. Es gab keine Strommasten, insofern werden die Leute wohl auch in dieser Hinsicht enthaltsam gelebt haben. Ich muss hierher wieder zurückkehren, und ein paar Tage verbringen. Das ist fix in meinem Kopf eingetragen.

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Ich würde gerne weiter davon schwärmen, doch irgendwann wurde es dann allmählich wieder flach, und hinter ein paar kleineren Hügeln gaben sich die Umrisse einer Kleinstadt zu erkennen. An unserer Destination, St. Carlos, angekommen, begann es sogleich zu regnen, und als wir dann aus dem Bus entsprangen, war der Regen bereits ein protziger Halb-Sturm. Nachdem wir Nahrung (die ich noch immer nicht sonderlich gut vertrug), aufgenommen hatten, erfuhren wir von Einheimischen, dass es hier bereits den ganzen Tag so rund gehe, und deshalb die Fären wie auch die Flugzeuge alle abgesagt wurden. Ich mochte auch das Flair von St. Carlos, deshalb hatte ich nichts gegen eine Übernachtung hier. Da Salesianer untereinander ganz gut funktionierende Netzwerke aufgebaut haben, fanden wir in einem katholischen College Unterschlupf. Die Sisters dort erwiesen sich als sehr gastfreundlich, und wir wurden mit einem kleinen aber feinen Raum in Bekanntschaft gebracht. Lustigerweise hatten wir an jenem Tag gerade über chinesische Produkte und deren Qualität geplaudert, die nicht so positiv ausgefallen ist, und scheinbar kam in der Nacht die chinesische Rache. Denn die Decke jeder Räumlichkeiten (also über unseren Köpfen) wurde mit chinesischem Material abgedichtet, und gemeinerweise war der Regen der nicht aufhören wollte, etwas zu stark für diese Abdichtung. Es fing damit an, dass mitten in der Nacht ein paar Tropfen in mein Gesicht fielen, die ich zwar registrierte, aber in meinem doch tiefen Schlaf als träumerischen Gegenstand interpretierte. Als ich mich dann irgendwann doch sehr nass, weil auch kalt, fühlte, merkte ich, dass es direkt über mir aus der Decke tröpfelte. Da es bereits 3 Uhr nachts war, und wir sowieso die erste Fähre erwischen wollten, stand ich auch gleich auf, meinen Rythmus aus den vorangegangenen Wochen ausnutzend. Jedoch war der Regen nach wie vor so stark, dass jede auslaufende Fähre ein Selbstmordkommando  wäre. Nachdem mein Kopf registrierte, dass auch in den anderen Räumlichkeiten Regenaktivität von außen eindringte, hab ich mich schnell umgeschaut, ob wohl kein Strom läuft. Da wurde ich leider enttäuscht, und erst jetzt ist mir aufgefallen, dass es sehr verbrannt gerochen hatte. Also entledigte ich alle elektroischen Geräte ihrer Lebensenergie, und schaltete zuletzt das Licht aus, der Geruch wurde aber nicht angenehmer, und ich weckte die Jungs auf, damit sie mit den Sisters kommunizieren, weil eigene Sprache. Die Installateure, die später kamen, haben uns auch gesagt, dass wir ziemliches Glück hatten, dass da kein Feuer ausgebrochen ist, denn die Lecks waren direkt neben den Stromschaltkreisen gelegen. Und dass wir so schnell Alarm geschlagen haben, war sehr brav. Ich muss auch sagen, dass ich auf einen Brand keine Lust gehabt hätte, denn die Reise war auch so schon anstrengend und spannend genug. Während die Regenfälle immer schwächer wurden, zog ich ein paar Runden, durch das College, und fand einen Raum voller alter Schreibmaschinen, der mir aufgrund seiner Retro Atmosphäre sehr gut gefiel. Grundsätzlich war ich frech und öffnete so ziemlch jede Tür, da ich ja nicht viel zu tun hatte. Irgendwann infiltrierten wir einen Klassenraum und spielten Hangman.

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Unverrichteter Dinge und wahrscheinlich zufrieden ob seiner Taten zog der Regen dann wieder anderer Wege, was uns endlich die Möglichkeit gab, das nächste Schiff anzusteuern. Der Platz draußen vor dem College war übrigens  leicht überschwemmt, das war ganz lustig da durchzufahren.

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Tatsächlich erreichten wir noch das 10 Uhr Boot, und verabschiedeten uns von der sympathischen Insel Negros. Die Küste war dann aber sehr schockierend für mich anzusehen. Denn über den gesamten Horizont sah ich nur braun-rostfarbenes Meerwasser. Da war ich dann wieder sehr betrübt. Der Sturm dürfte übrigens gar nicht so ohne gewesen sein, denn auch noch ein paar Kilometer entfernt von der Küste sah ich ganze Bananenbäume im Wasser treiben, Kokosnüsse und Müll waren hier und da auch zu finden. Aber so ein ganzer Baum im Wasser ist schon ein beeindruckendes Bild. Vor allem wenn die Farbe rundherum so hässlich ist; das hat in mir so eine Stimmung ausgelöst, praktisch Weltuntergang. Aber meine Launen ändern sich ja zum Glück schnell, und je blauer das Wasser trotz der grauen Wolken geworden ist, desto heller ist meine Stimmung wieder geworden. Denn irgendwann hatte das Wasser wieder so eine schöne dunkelblaue Farbe, dass ich gar nicht mehr vom Deck weggegangen bin. Die Wellen waren riesig, und das Schiff schwankte gefährlich hin und her, mir hats in dem Moment dann aber wieder Spaß gemacht, und ich bin die gesamten zwei Stunden am Deck gestanden, und hab nur aufs Meer geschaut. Da kann man sehr gut nachdenken, und übel wird einem auch nur geringfügig. Je näher wir Cebu (Toledo) gekommen sind, desto schmutziger wieder das Wasser. Ich war dann aber schon abgehärtet, und statt missmutig bin ich müde geworden, was ich dann in der Fahrt nach Cebu City in Form von Schlaf ausgekostet habe. Obwohl die Fahrt auch sehr hügelig und sympathisch war, landschaftsmäßig zumindest, aber der Fahrer war ein Rowdy, und wie der die Bergstraßen runtergedüßt ist, glaubt mir, da schläft man dann wirklich lieber.

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In der SM-Mall von Cebu-City haben Vroni und ich uns dann endlich getroffen, und haben uns prompt ausgetauscht. Luke hat sich schon vorher verabschiedet, ich hoff wir sehen uns wieder einmal. Derzeit bin ich nach all dem Gereise in Lilo-an, dem anderen Boys Home, das wesentlich größer und entwickelter ist. Ich genieße einfach die Tatsache, dass ich tun und lassen kann was ich will, und endlich so was wie ``lange schlafen`` tun kann.

Dementsprechend, genießt ihr auch eure Ferien, man hat sie oft bitter nötig. Danke fürs Lesen, denkt an euer Jahr, nehmt euch nicht zu viel vor, denn es ist besser, ihr bleibt euch gegenüber ehrlich, als dass ihr enttäuscht und resigniert eure Ziele auf das nächste Jahr verschiebt. Tut einfach, oder tut nicht. Manchmal ist es so einfach. Neujahrscheers!!!

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25. Dezember 2011 7 25 /12 /Dezember /2011 05:28

 

(Vieles nicht aktuell, weil spaeter als geplant online gestellt, deshalb wuensch ich euch hier nachtraeglich schoene Weihnachtsfeiertage!!!!)

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Liebe Mamtschi, lieber Papcek, es hat mich so sehr gefreut, mit euch zu telefonieren, dass ich dir und dir jetzt einen Teil meines Blogs widme. Den gedanklichen, genauer gesagt, denn den ``Geschehnis``-Teil könnt ihr leider nur schwer beeinflussen, es sei denn ihr greift in irgendwelcher Art in mein aktuelles Leben ein, zum Beispiel durch das Schicken eines Wollkragenpullovers, der, wenn von mir getragen, bei den Kindern solche Lachkrämpfe auslöst, dass sie alle als Präventivmaßnahme vor etwaigen chronischen Nachwirkungen ins Krankenhaus geschickt werden müssen, um nicht an Lachmuskulaturüberdehnung sterben (Todesursache Nummer 1000987763). Aber das ist doch sehr stark unwahrscheinlich, ich bitte euch aber trotzdem inständig, Interventionen solcher Art zu unterlassen.


Als Volontär ist man weit weg von Zuhause, und sehr weit weg von der Familie, die zwar bei jedem einen unterschiedlichen Stellenwert einnimmt, aber dennoch von großer Wichtigkeit ist. Ich für meinen Teil habe eine großartige Familie. Eine sehr ausgewogene Mischung an Romantik, Ratio, Schrägheit, Talent, Liebenswürdigkeit, und Kreativität. Ich mag uns. Aber irgendwann ist der Zeitpunkt da, besser gesagt, er prozessiert vor sich hin, wo man sich gegenüber einfach zugeben muss, dass man selbst erwachsen ist. Ich hab das immer ganz klar getrennt. Ich war der Meinung, in meinem Kopf sei ich sehr erwachsen, kann aber auf Knopfdruck in meinen kindlichen Modus verfallen, der mir imer sehr viel Spaß macht (der vor allem mit den Kindern hier gut funktioniert). Hier werde ich ja in eine halbe Art Erwachsenendasein hineingezwängt. Klar ist das im Bezug auf die Kinder, denn ich bin Erziehungsorgan, habe Verantwortung zu tragen. Nicht immer klar ist meine Erwachsenen-Rolle mir selbst gegenüber. Wie verändere ich mich? Hat dieses Jahr tatsächlich Auswirkungen auf meinen Charakter? Letzteres kann ich bereits jetzt mit einem 1,50 Meter hohen ``Ja`` beantworten. Einerseits sind die Veränderungen subtil, spielen sich auf unbewusster Ebene ab. Wenn ich jetzt wieder in Wien leben würde, würde ich anders wohnen, wahrscheinlich lockerer, vielleicht auch ``bewusster``, was immer das auch heißen mag. Jedenfalls hab ich mir grad heute, als ich die Kinder zu Schlafe gebracht habe gedacht, wie das wohl wäre, wenn eine gute Freundin und ich uns nach 10 Jahren wieder treffen würden, einst 16, nun 26, und darauf kommen, dass ein Jahrzehnt vergangen ist. Was hat sich in diesen Jahren getan? Dann hab ich mir gedacht; Uh, das sind ja nur mehr 4 Jahre bis das der Fall ist. Hui, bin ich alt. Was hat sich getan? Bin ich nicht noch irgendwie die gleiche Person? Ich merk das an vielen Jungs. Die Jüngeren entwickeln sich von Woche zu Woche weiter, lernen sehr schnell, und sind neugierig. Das Wort ``begreifen`` würde ganz gut passen. Die Älteren sind am Addieren. Sie saugen die Welt auf eine andere Art und Weise in sich auf. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass sie zu kontrollieren versuchen. Sich selbst, andere, Geschehnisse, etc. Das Wachstum ist nicht mehr ein konstanter Prozess und basiert auf einer Bewusstmachung der Erfahrungen, wohingegen bei den Kleinen noch eine Art automatischer Reifeprozess besteht, zu vergleichen mit Nahrungsaufnahme. Das ist jetzt übrigens reine Spekulation, und gerade aus dem Impuls dahergeschrieben, wenn das Schwachsinn ist, weil man grad irgendeinen philiosophischen Schmöker bei sich hat, der alles besser weiß, bitte nicht ernst nehmen, und mich gegebenenfalls um eine Diskussion anheuern.

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Jedenfalls fühlt es sich auch bei mir so an, als hätte mit 16, 17, der charakterliche Prozess einen Halt gemacht. Was ich damals war, bin ich auch heute noch. Nur dass aus der Idee, beziehungsweise dem Konzept meines Ichs über die Zeit wirklich etwas entstanden ist, mit dem ich zufrieden sein kann, wissend, dass wenn ich mich weiterbewege und an mir arbeite, viele viele weitere interessante Seiten an mir entdecke. Das Volontariat triggert in mir neue ``Situationen```...., ich weiß nicht wie ich es nennen soll, Verhaltensmuster wäre falsch, Charakterzüge übertrieben. Im Prinzip bin ich immer noch, was ich am Flughafen von München kurz vor meinem Abflug gewesen bin. Jedoch um sehr viele reflektierte Erfahrungen reicher. Vielleicht ist es auch einfach nur Selbstvertrauen, das hier überlebensnotwendig ist. Ich nehme nun auch die Zukunft in meinem Kopf anders wahr. Das erste Mal in meinem Leben hab ich das Gefühl, dass ich alles packe, was kommen mag. Selbst wenn ich noch nicht weiß, und es mir auch reichlich wurscht ist, was passiert wenn ich wieder in Österreich bin, ich weiß, es ist zum Schaffen, wenn man einfach nur tut. Diese Mentalität hatte ich als manchmal fauler Mensch nie gehabt.


Nun zu dem, was ich eigentlich sagen wollte. Ich fühle mich hier inzwischen schon halb Zuhause. Ganz wäre falsch gesagt. Aber jetzt kommt meine Mama ins Spiel. Denn diese hat sehr weise aus dem Telefon gesprochen, und mir gesagt, dass man überall in der Welt zuhause sein kann, wenn man sein Zuhause im Herzen trägt (und das hat im realen Moment nicht geklungen wie ein kitschiger Kärntner Heimatspruch). Um so weit zu sein, muss man innerlich wohl gereift sein, und deshalb das ganze Erwachsenheitsblabla. Es gehört eine gewisse Liebe und Sicherheit dazu, die man braucht um so ein Volontariat machen zu können. Hätten zum Beispiel nicht ein paar slowenische Seelen einer in Österreichs Süden ansässigen Minderheit (tatsächlich sind sie österreichische Staatsbürger, aber ich nenne sie gern Slowenen) mein Leben in den letzten zwei Jahren verändert, würde ich diese Erfahrungen vielleicht nie machen. Hätte ich niemals versucht, meinen Bruder nachzumachen, wäre ich vielleicht niemals auf der Bühne als Musiker gelandet, und hätte gar diese anderen Personen nie kennengelernt! Welch schrecklicher Gedanke! Das wäre dann ein ganz anderes Ich. Aber ich bin grundsätzlich der Meinung, dass, so schlecht manche Erlebnisse auch sein mögen, immer etwas positives an solchen klebt. Hätte ich nie im Point meinen Zivi gemacht, hätte ich neben schönen Beziehungen zu Menschen vielleicht immer noch die Meinung vertreten, ich sei menschenscheu. Hätti Wari, Blabla gehört hier aber nicht her, sondern ist Teil des österreichischen Fussballrundherums. Also zurück zu den Eltern-Teil.

Jedenfalls will ich einmal sagen, dass ich (noch bevor wir telefoniert haben, Mama) ganz intensiv über meine Eltern nachgedacht habe. Man ist oft nicht in einer Meinung, oder denkt sich seinen Teil, so wie wahrscheinlich die Eltern sich denken, was für ignorante oder unerfahrene Eier wir doch sind. Aber wenn ich recht drüber nachdenke, bin ich extremst beeindruckt von meinen Eltern. Es geht einfach um ein Leben, in einer Länge, mit so vielen Sachen die passieren, mit so vielen Erfahrungen, die man aufnehmen kann. Ihr habt mir so viel gegeben, so viel Reflexion, Ehrlichkeit, Güte und Toleranz, Verständnis und Kritik, vor allem aber Liebe, das find ich in diesem Moment gerade sehr beeindruckend. Ihr seid wandelnde Erfahrungsenzyklopädien, die nicht nach dem Alphabet geordnet sind.

Jetzt fragst du dich sicher, was das dich angeht? Wenn du nicht gerade einer meiner engsten Bekannten oder Verwandten bist, eigentlich nicht viel, es sei denn du willst dich sehr gefährlich in mein Leben einmischen. Jedoch schreibe ich das, weil ich mir denke, dass ihr das alle machen solltet. Denkt an eure Eltern und schenkt ihnen mehr als nur ein paar nette Gedanken. Versucht nachzuvollziehen; ich glaube fest daran, dass jeder, mag die Beziehung noch so schwierig sein, viele schöne Erlebnisse hat und hatte. Und wenn es nur die Wärme ist. Man denke jedoch einfach drüber nach, denn als Heranwachsende/r tendiert man oft zur Egozentrik, und nimmt ein paar Sachen manchmal als zu selbstverständlich.

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So, das war der Gedanken-Teil, jetzt kommt der Geschehnisse-Teil:


Ich würde gerne bombastisch anfangen mit: ``Der Himmel hatte einen epileptischen Anfall!`` Mit solchen Bildern anzufangen ist immer gut, weil Leser sofort gefangen, und dahin gehts mit dem Gelese. Aber ich würde damit leider die ganze Chronologie durcheinanderbringen, also müsst ihr euch noch ein wenig gedulden, um diesen Satz zu spüren. Die Ausgangslage ist jedoch durchaus eine erwähnenswerte, denn seit Freitag wird derzeit um 3 Uhr aufgestanden, und bis Weihnachten wird dann früh morgens Messe gefeiert. Das Caroling ist natürlich auch weiter gegangen, mit meinem bsherigen Highlight: Ich wurde dazu gedrängt, eine Familie zu segnen. Also so richtig mit Priester-Worten und gemeinsamen Gebet (hab ich mir alles weise für den Fall dass das passiert schon vorher von Luke und Fr. Cyril abgeschaut), und unserem Blessing Song. Dafür hab ich sogar zwei Ricecakes erhalten. Luke ist inzwischen wieder da, und hat auch ein neues (?) Cajon mitgebracht, das prompt von Bruce, dem ranghöchsten Hund, beim Rosenkranzgebet in bester Kötermanier markiert wurde. Zur Erinnerung, das hat er auch schon mit mir gemacht.

Jedenfalls gabs am Freitag die erste Guten Morgen Messe, und danach einen heftig vollgefüllten Tag, ungefähr so wie Palatschinken, die bis über den Rand hinaus mit 5 verschienden Marmeladen-Sorten gefüllt sind. Nach der Messe fand der normale Schedule seine Fortsetzung, das heißt, es wurden leichte Reinigungsarbeiten vollzogen, auf diese dann das Frühstück, und später der Weg in die Schule folgten. Ich hatte ganz vergessen, dass ja ein paar unserer Schüler an diesem Tag Christmas Party hatten, und so warf ich meinen nötigen Schlaf über den Haufen, und ging mit den Kindern mit. Im Endeffekt haben sie dort ein ``Wien``-Buch gefunden, und ihnen was über die Stadt und meinen dort lebenden Freunden erzählt. Dass sie danach eingeschlafen sind, schiebe ich auf die Nachtmesse.Ich hatte jedoch aufgrund des kurzen Schlafs einen nervigen Begleiter, nämlich mein Kopfweh, das mich in Wien sehr regelmäßig besucht hat. Ironisch irgendwie, dass ich das Buch aufschlage und Kopfweh bekomme. Ich will dem jetzt aber nicht irgendwie große Bedeutung geben, denn ich mag Wien. Das ist mir im Laufe des Tages übrigens  nochmal begegnet, aber dazu später mehr.

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Zu jeder Veranstaltung, was ja eine Christmas Party auf Schulebene auch ist, gehört ja meine Abneigung hinzu. Schlecht organisiert, langweilig, auch den Jungs hats nicht getaugt, ich geh drauf gar nicht weiter ein, ich habs mir aber auch nicht spannender vorgestellt. Außerdem ist mein Kopfweh so stark geworden, dass die Jungs mich heimschickten um Medizin zu nehmen. Als ich das tun wollte, wurde ich von einer Professorin aufgehalten, die mich fragte, wo die Geschenke von den Jungs seien? Ich wüsste nichts von Geschenken, entgegnete ich. Es ist eine Tradition, dass sich Schüler untereinander was schenken, und der Wert wird vorher festegelegt, das wird dann Exchange Gift genannt. Das hab ich gewusst, aber dass Fr. Bong dem zustimmte, dass unsere Jungs daran partizipieren, kam mir vor, wie ein spanisches Dorf. Denn wir haben derzeit keine Kohle im Projekt, und 100 Pesos für knappe 20 Kinder jeweils plus Essensgeld gibt Fr. Noel so schnell nicht her. Ist bei unserer Situation übrigens auch verständlich, denn es ist wichtiger, dass die Jungs bei uns was zu essen bekommen, als bei einer Party.

Ich habe der Lehrerin angeboten, dass ich einen Botengang mache, und die Sache aufkläre, außerdem war sie gemeinerweise leicht vorwurfsvoll mir gegenüber, obwohl ich am allerwenigsten was für fehlerhafte Kommunikation kann, also bin ich zurück ins Projekt gefahren, denn nette Tricicad Fahrer erweisen diesen Dienst für 5 Pesos (ca.8Cent). Dort war aber nur Fr. Cyril, und ich hasse es alle drei Fathers in eine Sache zu verwickeln, aber mir blieb keine andere Möglichkeit. Ich erklärte ihm die Situation, netterweise wurde auch er leicht vorwurfsvoll (hats aber wenigstens gemerkt, und hat dann versucht, krampfhaft rational zu sein), und hat mich mit Argumenten überschüttet, die ich der Professorin ausrichten solle. Hauptargument war, dass Fr. Noel das Sagen hat, und dass die ganze Sache bereits geregelt wurde. Naja, ein anderer netter Tricicad Fahrer brachte mich dann zurück zur Schule, wo ich dann Mrs. Wilgrace traf, die einzige Lehererin, die ich auch beim Namen kenne, und die mir symphatischste Person des Betreuerstabs. Ich habe ihr die Aussagen von Fr. Cyril übermittelt, sie hat mir die Situation geklärt, und im Endeffekt war es so, dass die Fathers keine klare Antwort gaben, aber mit jedem einzeln gesprochen wurde, was von beiden Seiten dumm war. Als sich das geklärt hat, war mein Kopfweh so stark, dass ich direkt in mein Zimmer zurückeamte (tatsächlich fühlte ich mich in diesem Moment über jede physikalische Schranke erhoben), und mich schlafen legte (was bei der Kreissäge, die neben meinem Zimmer wütet, eine Kunst für sich ist). Oben Beschriebens dient übrigens als Beispiel für die zeitweise unnötig schwierige Kommunikation mit den Fathers. Auch die nächsten 24 Stunden verliefen, wenn auch weitaus amüsanter wie auch anstrengender, nicht ohne fragwürdige Entscheidungen.

 

Mir fällt gerade auf, dass dies ein wirklich langer Blogeintrag werden könnte, deshalb empfehle ich zur Pause beim nächsten Absatz. Ihr könnt eine rauchen gehen, oder einen frischen Fruchtsaft trinken. Vielleicht genießt ihr auch einfach die Luft, oder schaut euch ein paar Bilder an.

Oder nützt die Zeit, um meinen Musikvorschlag zu hören. Mein letzter Musikvorschlag hatte einen Sohn, dieser sieht seinem Vater absurd ähnlich, und hat eine zum Verwechseln gefährdete Stimme. Ich spreche von Sean Lennon, der es im Schatten seines berühmten Vaters schafft, sein eigenes Ding durchzuziehen, wenn auch zeitweise der Beatle in ihm durchkommt. Aber das ist ja auch nichts schlechtes. ``Friendly Fire`` (2005) ist ein wunderschönes Pop-Album. Ich kenne von ihm ansonsten leider nur mehr``Rosencrantz and Guildenstern Are Undead`` (2009), das fast ausschließlich instrumental ist, und manchmal klingt, wie Ausschitte von Tim Burtons Filmen, und diese sind ja vom genialen ``Danny Elfman``, den ihr, wenn ihr ihn nicht kennt sofort recherchieren solltet. Schon alleine weil er die Simpsons-Melodie geschrieben hat, und fast jeden Burton Film musikalisch in Szene setzte. Jedenfalls, hört euch den Herrn Lennon Junior an, der hat sichs verdient, und schön viel schräge Töne findet man im letzten Album auch.

 

http://www.youtube.com/watch?v=BCVim78vmUM


Als ich aufwachte, war mein Kopfweh beinahe gestorben, und ich war wieder frischer Kräfte. Die waren auch bitter nötig, da wir ein Outing ín Pototan hatten. Pototan ist die Stadt, die ich vor zwei Monaten fälschlicherweise mit Barotac verwechselte. Dort hatten wir dieses Konzert, mit der ewig langen Rede von der wartenden Ewigkeit. Ich hatte wieder einmal keine Ahnung was dort passieren würde, manchmal sind die Fathers (in diesem Fall Bong) seltsam schweigsam was den Tagesablauf betrifft. Ich werd daraus nicht klug, und Fragen stelle ich nur mehr im Notfall, da die Fathers absurd schnell genervt sind, wenn ich sie um Auskunft bitte. Das Wichtigste, ob wir dort Caroling haben, wurde verneint. Also wurde losgefahren, und angekommen. Die nächsten 8 Stunden fühlten sich sehr lange an. Zuerst gingen wir durch eine von der Weihnachtszeit verrückt gemachte Innenstadt, die eigentlich nur aus Dekoration bestand, unterstützt von einem Vergnügungspark in der Größe des Klagenfurter Messegeländes. In der Town Hall empfing uns eine alte Frau, die mir im Kopf etwas zu jung geblieben ist, denn sie redete ununterbrochen, und was dabei rauskam, war anstrengend. Es stellte sich heraus, sie sei eine Freundin Fr. Bongs, und wir seien zu einer Tanzveranstaltung eingeladen. Große Halle, viele Menschen, sehr gute Tänzer, aber zu wenig Abwechslung und verschiedene Choreographien zur ewig gleichen Musik haben das Ganze in die erste Länge gezogen. Es kommen noch ein paar Längen. Aber es war beeindruckend, und ich muss sagen, was das Getanze betrifft, sind die Filipinos ein Top-Land. Da hab sogar ich als bekennender Anti-Tänzer Lust, das Bein zu schwingen.

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Danach begaben wir uns wieder auf die überfüllte, laute Straße, und folgten ein paar Wegen in eine wesentlich unweihnachtlichere Gegend. Denn dort hatten wir Caroling, was uns alle ein bisschen überraschte, und was wegen dem daheimgelassenen Equipment etwas schwierig war. Nun, es hat dann doch funktioniert, wenn auch viel gekürzt wurde. Nun folgte der angenehme Teil, nämlich das Gefüttert-werden. Nachdem unsere Bäuche gestopft waren, hielten wir uns dann wieder etwas zu lang im kleinen Garten der Familie auf, und es wurde wieder langweilig. Also rief ich alle Musiker zu einem Generaljam auf, und ich musste erfreulich feststellen, dass die Jungs alle schon so gut sind, dass Small und Tall Band miteinander spielen können, ohne dass ich sie leite. Das freut mich sehr, denn da sieht man dann, das die Arbeit ja doch fruchtet. Nach einer Weile sind wir wieder aufgebrochen, nämlich zurück zum Klagenfurter Messegelände, wo wir uns, inzwischen war es dunkel, unter die Menschenmenge mischten. Da begann dann die zweite Länge, denn irgendwie saßen wir aus irgendeinem Grund nur herum, und hörten uns die Viedeoübetragung einer Rede eines Stadtpolitikers an. Nichts besonderes, aber ich glaube es ging um Kultur, denn danach gab es ein Theaterstück mit Zombies. Als uns der Regen nach dem dritten Versuch (sein Motor startete nicht an – soll heißen,es tröpfelte kurz) endlich vom Park wegscheuchte, gingen wir in ein Schulgebäude, von dem ich dachte es sei ein Krankenhaus. Ich hatte nach wie vor keine Ahnung, was gerade passiert, ich habs mehr oder minder tolerant über mich ergehen lassen. Nach einer weiteren Länge des erneuten Stehens, begannen plötzlich ein paar Leute, die keine BoysHomies waren, von 10 herabzuzählen, also Sylvester, praktisch 14 Tage zu früh. Ich hab mich zuerst gefragt, ob sie tatsächlich eine andere Zeitrechnung haben, als bei Null plötzlich der riesige Baum in der Mitte des Parks, den man von dem Schulkrankenhaus sehr schön sehen konnte, in übertrieben weihnachtlichem Glanz erstrahlte, ebenso wie rund um ihn herum das ganze Klafu Messegelände. Als ein Schuss mit darauffolgendem hohen Zischen ertönte bekam der Himmel plötzlich einen epileptischen Anfall. Und wie der dabei die Umwelt verschmutzte! Da hab ich wieder zum Rechnen begonnen, und hab mich gefragt, wie viel Anteil an dem ganzen Klimagetue von wegen Ozonschicht, Schwefeloxid, und sonstigem Blabla, diese Prä-Sylvester-Zeit hat. Ich hab mich innerlich überzeugt, dass, wenn man die ganze Raketerei von diesem Jahr an abschafft, die Niederlande und die Philippinen erst 10 Jahre später absaufen werden. Denn, neben all den wunderschönen Farben, die das Feuerwerk zu bieten hatte, war zu dem ohnehin schon bestialischen Straßengestank noch der Geruch der Raketen hinzugekommen, und der Rauch am Himmel war ungefähr so dicht wie der Zigarettenrauch im Pankraz (ehemalige Bar in Klafu, für Nichtwissende) zu den vollsten Zeiten. Und aufhören wollte der Anfall schon gar nicht, und immer mehr und immer größer und höher wurde geschossen. Und als es dann wirklich vorüber war, hat auf der anderen Seite, die Town Hall zum Schießen begonnen, in der wir am Nachmittag noch das Getanze beobachtet hatten. Eine Mehrzweckhalle, wahrlich.

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Irgendwann gab aber auch diese auf, Geld in die Luft zu verschießen, dass auf der Straße wesentlich freundlicher investiert gewesen wäre.  Ich erwartete eine abschließende Heimfahrt, denn es war bereits nach 9 Uhr gewesen, und immerhin mussten die Kinder am nächsten Tag um 3 Uhr in der Nacht aus den Federn. Aber der Regen war dann so stark, dass die Herumsteherei wieder begann, und meine Nerven nun den Siedepunkt erreichten. Zum Glück fand man aber eine Art Schleichweg, der uns zum Bus führen sollte, der gute 10 Minuten entfernt sein Dasein fristete. Bei diesem starken Regen eher ungemütlich, wenn man auch elektronische Geräte dabei hat.

Also ging man den Weg, der durch Gassen führte, die was gruseliges an sich hatten, denn Dunkelheit, Regen, schattige Gestalten, und eine hohe Dichte an Enge machten das Szenario etwas unangenehm. Dann kamen wir aber zu einem sehr ansehnlichen Gebäude, wo auch scheinbar Menschen auf uns warteten, denn ein riesiges Buffet ladete unsere inzwischen knurrenden Mägen zu lüsternen Blicken ein. Nach ein paar organisatorischen Tischumergeschiebeaktionen hatten alle ihren Platz und wurden gesättigt. Es stellte sich heraus, dass in diesem Haus unser letztes Caroling für diesen Abend stattfindet. Father Bong war inzwischen übrigens spurlos verschwunden, was zu vielerlei Verwirrung führte. Im Endeffekt hatte er aber nur eine Messe, und als er ankam, verzog sich der Regen. Praktisch Tauschaktion. Nachdem wir das erledigt hatten, wollte natürlich jeder heimfahren, aber Fr. Bong hatte natürlich auch noch Hunger, und so verzog er sich in dem Haus (für übertrieben lange Zeit), und wir kamen zu einer erneuten Längeweile, die durch eine Unter-dem-Gürtel Undiszipliniertheit von Joebel (der zurzeit der schwierigste Junge ist) gegenüber den Mädchen überschattet war. Nicht einmal unsere coolen Jumping Fotos haben das wieder gut gemacht. Um 12 Uhr kamen wir übrigens daheim an, ich war dann gegen halb 1 im Bett, und stand 3 Stunden später wieder auf, um einen Tag zu erleben, der die Bezeichung Nachbeben verdiente.

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Zuallererst war es einmal so, dass ich die Messe gerettet habe. Denn 10 Minuten vor Beginn der Messe hat in Father Bongs Zimmer noch immer kein Funken Licht aus der Tür gestrahlt, und somit weckte ich ihn auf. Ich wurde dann von Luke offiziell zum Helden ernannt. Aber nur für einen Tag, damit mich die Arroganz nicht hässlich macht. Mein frisch erlangtes Heldentum hatte aber einen mächtigen Feind, und dieser war die Müdigkeit. Die hätte mich während der Messe tatsächlich fast zu Fall gebracht. Luke und ich machten uns nach der Messe unseren eigenen Schedule, und brachten die Kinder wieder ins Bett, nachdem Father Bong keine Anweisungen gab. Das war sehr angenehm, vor allem hatten wir den Schlaf alle bitter nötig. Warum ich von einem Kamel geträumt habe, das mich zum Tanzen aufforderte, weiß ich trotzdem nicht.

 

Da ich eh schon so viel geschrieben habe, springe ich jetzt einfach einen halben Tag nach vorne, und plötzlich befinden wir uns wieder im Bus. In die entgegengesetzte Richtung von Pototan, denn wir hatten, was sich im Endeffekt als Caroling-Madness entpuppte. Rund 15 Häuser (zwei davon mit Papagei) wurden abgeklappert, und sorgten dafür, dass wir mit Essen vollgestopft wurden. Denn zwei Erwartungen, die ich mir schon vor längerer Zeit gemacht habe, sind endlich wahr geworden.

Die erste war diese Urwalderfahrung, die mich immer schon fasziniert hat. Ich wollte immer schon einmal einfach in einem Wald in den Tropen spazieren gehen. Wegen der Geräusche, dem Geruch, der Fremde. Mit dem ersten Haus konnte ich das zumindest teilweise erfüllen, denn wir sind, abseits von der Straße in ein kleines Wäldchen gefahren, wo wir dann rund 5 Minuten einem schlammigen Weg folgten, der überaus verwachsen war. Unberührt, so wie ich’s gern hätte war die Umgebung natürlich nicht, denn Häuser findet man ja überall, aber die Leute hatten die Baumwindungen wirklich genützt, um sie geschickt in ihren Wohnraum einzubinden. Interessanterweise fanden wir am Ende des Weges einen verwachsenen Garten, bei dem sich meine Wahl der Flip-Flops zum Transport als unpraktisch erwies, denn der Schlamm blieb an meinen Füßen hängen, wie Gummibären an den Zähnen. Am Ende des Gartend fanden wir dann einen Japaner, was für die Jungs Grund genug war, all ihre Sprachkünste von ihren Kung Fu Filmen auszupacken, und man die Kinder hatten die größte Freude. Irgendwie wirkte der alte Kerl, dessen Frau, eine Filipina, und er bereits 7 Jahre dort lebten, wie ein alter weiser Guru. Ich kann mir nicht helfen, aber ich muss da einfach immer Filme denken, oder an Animes, oder was auch immer. Er hatte eine Ruhe ausgestrahlt, das hab ich in meinem Leben noch nie gespürt, und bei allem was wir sagten oder taten, nickte er wie ein weiser alter Mann, der in allem eine tiefe Bedeutung findet. Sehr einprägsam, wenn auch der weiße Rauschebart gefehlt hat. Nach unserer Präsentation nahm er seine eigene Gitarre zur Hand, und spielte in einer Stimmung und in einer Art, die ich vorher noch nie gehört hatte. Es hatte tatsächlich was magisches, und ich wäre gerne länger geblieben.

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Die zweite Erwartung war das Caroling selbst, denn die Behauptung, dass jeder Haushalt einem Essen zur Genüge gibt, sollte sich in den kommenden Häusern erfüllen. Die Wahl der Häueser war auch eine ganz andere als in den vorangegangenen Tagen. Die Leute waren wieder von der armen Schicht, und wenn ich mit ihnen redete, verstanden sie mein English kaum. Umso mehr freuten sie sich, als ich versuchte Ilongo mit ihnen zu reden. Die Gegend müsst ihr euch fast slumartig vorstellen. Es waren größenteils Wege abseits von Straßen, die in ein paar Häuserschluchten führten, in denen man schnell die Orientierung verliert. Vor allem waren wir knapp 30 Personen, die sich durch die engen Gassen zwängten. Überall war Müll, freie Plätze wurden von mehreren Hütten gleichzeitig benützt, um zu kochen und Geräte abzustellen. Die Leute konnten hier gar nicht viel geben, und trotzdem hatten die meisten zumindest belegte Brötchen herzugeben, wie auch eine Spende fürs Boys Home. Das war ein sehr schönes Erlebnis, und erinnert mich auch daran, dass meine Spendensuche in Österreich nicht viel anders verlaufen ist. Die Mittellosen waren großzügig, die Reichen verwehrten. Irgendwie läuft schon was falsch, oder?

Dennoch kamen wir auch in ein paar finanziell besser situierte Wohnungen, und dort gabs dafür reichlich zu speisen. Ich habe eigentlich selten so viel Essbares vernichtet, wie in diesen Tagen, und ich glaube, dass alles was ich abgenommen habe, sich nun wieder  angesammelt hat, ohne dass ich groß was dafür kann. Das Anstrengende an diesem Tag lag aber nicht in dem chaotischen Ablauf, sondern einfach an den physischen Abnützungserscheinungen nach zu viel Gesinge, Gespiele und Getanze. Die Hälfte der Jungs haben seit diesem Tag eine angeschlagene Stimme, und sind leicht kränklich. Hinzugefügt muss hierbei sein, dass ja auch uns der Winter einholt. Ihr werdet lachen, aber in den Nächten kann die Temperatur unter 20 sinken. Tatsächlich hatte ich schon eine Verkühlung, denn man gewöhnt sich an die Temperatur überraschend schnell. Tagsüber haben wir aber nach wie vor die brütende Mittagshitze, bei der jede Tätigkeit unmöglich ist.

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Ich muss abkürzen, denn irgendwann ist eure Lesegeduld ja auch am Ende. Überhaupt, wenn ihr es bis hierher geschafft habt, will ich euch gratulieren. Ich sollte so was wie Stammkundenbonuskarten ausgeben, denn mein Blog lebt ja von euch!

 

Montag war wie eine Mischung aus den zwei vorangegangenen Tagen, Messe früh morgens, oder tief in der Nacht, wie mans nimmt, und um 6.30 wieder Ufbruch Richtung Pototan, da wir zu einer Christmas Party eingeladen waren. Das ist auch der Grund, warum der Blog erst jetzt online gestellt wurde. Es gibt zwar genug erwähnenswertes Bla von diesem Tag, aber im Großen und Ganzen war es eh ganz lustig, anstrengend auch, voll mit Essbarem für den ganzen Tag und spätem Heimkommen.

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Ich bin wirklich froh, dass Weihnachten bald vorüber ist. Es war eine schräge Zeit. Es gab Highlights und Tiefpunkte, ich hatte persönliche Sorgen, aber ebensolche Freuden. Alles ist anders hier, und dementsprechend ist Weihnachten für mich auf eine andere Art und Weise anstrengend als sonst. Das erste Mal am 24. nicht mit meiner Familie zusammen zu sein, tut mir auch ein bisschen au.

Aber dafür freu ich mich auf meine Ferien, die ich in Lilo-An bei Vroni verbringen werde. Denn unsere Jungs fahren eine Woche heim zu ihren Familien, kommen dann am 2 Jänner glaub ich wieder. In der Zwischenzeit ist das Boys Home praktisch eine kleine Geistergegend.

Also. Das war wahrscheinlich mein letzter Eintrag vor Weihnachten, was mich grad absurderweise leicht sentimental macht.

Ich wünsch euch schöne Geschenke, die hoffentlich nicht nur materiellen Wert an sich haben, aber vor allem viel Nähe, Liebe, und Geborgenheit. Nehmt euch Zeit, bewegt euch nicht allzu schnell, und genießt euch. Esst brav Kekse, tragt immer einen Schal wenn ihr außer Haus geht, esst noch mehr Kekse, und trinkt feinen Tee.


Euer Blogschreiberling, Raffuzzi


 

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25. Dezember 2011 7 25 /12 /Dezember /2011 04:16

(Vieles nicht aktuell, weil spaeter als geplant online gestellt, deshalb wuensch ich euch hier nachtraeglich schoene Weihnachtsfeiertage!!!!)

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Liebe Mamtschi, lieber Papcek, es hat mich so sehr gefreut, mit euch zu telefonieren, dass ich dir und dir jetzt einen Teil meines Blogs widme. Den gedanklichen, genauer gesagt, denn den ``Geschehnis``-Teil könnt ihr leider nur schwer beeinflussen, es sei denn ihr greift in irgendwelcher Art in mein aktuelles Leben ein, zum Beispiel durch das Schicken eines Wollkragenpullovers, der, wenn von mir getragen, bei den Kindern solche Lachkrämpfe auslöst, dass sie alle als Präventivmaßnahme vor etwaigen chronischen Nachwirkungen ins Krankenhaus geschickt werden müssen, um nicht an Lachmuskulaturüberdehnung sterben (Todesursache Nummer 1000987763). Aber das ist doch sehr stark unwahrscheinlich, ich bitte euch aber trotzdem inständig, Interventionen solcher Art zu unterlassen.


Als Volontär ist man weit weg von Zuhause, und sehr weit weg von der Familie, die zwar bei jedem einen unterschiedlichen Stellenwert einnimmt, aber dennoch von großer Wichtigkeit ist. Ich für meinen Teil habe eine großartige Familie. Eine sehr ausgewogene Mischung an Romantik, Ratio, Schrägheit, Talent, Liebenswürdigkeit, und Kreativität. Ich mag uns. Aber irgendwann ist der Zeitpunkt da, besser gesagt, er prozessiert vor sich hin, wo man sich gegenüber einfach zugeben muss, dass man selbst erwachsen ist. Ich hab das immer ganz klar getrennt. Ich war der Meinung, in meinem Kopf sei ich sehr erwachsen, kann aber auf Knopfdruck in meinen kindlichen Modus verfallen, der mir imer sehr viel Spaß macht (der vor allem mit den Kindern hier gut funktioniert). Hier werde ich ja in eine halbe Art Erwachsenendasein hineingezwängt. Klar ist das im Bezug auf die Kinder, denn ich bin Erziehungsorgan, habe Verantwortung zu tragen. Nicht immer klar ist meine Erwachsenen-Rolle mir selbst gegenüber. Wie verändere ich mich? Hat dieses Jahr tatsächlich Auswirkungen auf meinen Charakter? Letzteres kann ich bereits jetzt mit einem 1,50 Meter hohen ``Ja`` beantworten. Einerseits sind die Veränderungen subtil, spielen sich auf unbewusster Ebene ab. Wenn ich jetzt wieder in Wien leben würde, würde ich anders wohnen, wahrscheinlich lockerer, vielleicht auch ``bewusster``, was immer das auch heißen mag. Jedenfalls hab ich mir grad heute, als ich die Kinder zu Schlafe gebracht habe gedacht, wie das wohl wäre, wenn eine gute Freundin und ich uns nach 10 Jahren wieder treffen würden, einst 16, nun 26, und darauf kommen, dass ein Jahrzehnt vergangen ist. Was hat sich in diesen Jahren getan? Dann hab ich mir gedacht; Uh, das sind ja nur mehr 4 Jahre bis das der Fall ist. Hui, bin ich alt. Was hat sich getan? Bin ich nicht noch irgendwie die gleiche Person? Ich merk das an vielen Jungs. Die Jüngeren entwickeln sich von Woche zu Woche weiter, lernen sehr schnell, und sind neugierig. Das Wort ``begreifen`` würde ganz gut passen. Die Älteren sind am Addieren. Sie saugen die Welt auf eine andere Art und Weise in sich auf. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass sie zu kontrollieren versuchen. Sich selbst, andere, Geschehnisse, etc. Das Wachstum ist nicht mehr ein konstanter Prozess und basiert auf einer Bewusstmachung der Erfahrungen, wohingegen bei den Kleinen noch eine Art automatischer Reifeprozess besteht, zu vergleichen mit Nahrungsaufnahme. Das ist jetzt übrigens reine Spekulation, und gerade aus dem Impuls dahergeschrieben, wenn das Schwachsinn ist, weil man grad irgendeinen philiosophischen Schmöker bei sich hat, der alles besser weiß, bitte nicht ernst nehmen, und mich gegebenenfalls um eine Diskussion anheuern.

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Jedenfalls fühlt es sich auch bei mir so an, als hätte mit 16, 17, der charakterliche Prozess einen Halt gemacht. Was ich damals war, bin ich auch heute noch. Nur dass aus der Idee, beziehungsweise dem Konzept meines Ichs über die Zeit wirklich etwas entstanden ist, mit dem ich zufrieden sein kann, wissend, dass wenn ich mich weiterbewege und an mir arbeite, viele viele weitere interessante Seiten an mir entdecke. Das Volontariat triggert in mir neue ``Situationen```...., ich weiß nicht wie ich es nennen soll, Verhaltensmuster wäre falsch, Charakterzüge übertrieben. Im Prinzip bin ich immer noch, was ich am Flughafen von München kurz vor meinem Abflug gewesen bin. Jedoch um sehr viele reflektierte Erfahrungen reicher. Vielleicht ist es auch einfach nur Selbstvertrauen, das hier überlebensnotwendig ist. Ich nehme nun auch die Zukunft in meinem Kopf anders wahr. Das erste Mal in meinem Leben hab ich das Gefühl, dass ich alles packe, was kommen mag. Selbst wenn ich noch nicht weiß, und es mir auch reichlich wurscht ist, was passiert wenn ich wieder in Österreich bin, ich weiß, es ist zum Schaffen, wenn man einfach nur tut. Diese Mentalität hatte ich als manchmal fauler Mensch nie gehabt.


Nun zu dem, was ich eigentlich sagen wollte. Ich fühle mich hier inzwischen schon halb Zuhause. Ganz wäre falsch gesagt. Aber jetzt kommt meine Mama ins Spiel. Denn diese hat sehr weise aus dem Telefon gesprochen, und mir gesagt, dass man überall in der Welt zuhause sein kann, wenn man sein Zuhause im Herzen trägt (und das hat im realen Moment nicht geklungen wie ein kitschiger Kärntner Heimatspruch). Um so weit zu sein, muss man innerlich wohl gereift sein, und deshalb das ganze Erwachsenheitsblabla. Es gehört eine gewisse Liebe und Sicherheit dazu, die man braucht um so ein Volontariat machen zu können. Hätten zum Beispiel nicht ein paar slowenische Seelen einer in Österreichs Süden ansässigen Minderheit (tatsächlich sind sie österreichische Staatsbürger, aber ich nenne sie gern Slowenen) mein Leben in den letzten zwei Jahren verändert, würde ich diese Erfahrungen vielleicht nie machen. Hätte ich niemals versucht, meinen Bruder nachzumachen, wäre ich vielleicht niemals auf der Bühne als Musiker gelandet, und hätte gar diese anderen Personen nie kennengelernt! Welch schrecklicher Gedanke! Das wäre dann ein ganz anderes Ich. Aber ich bin grundsätzlich der Meinung, dass, so schlecht manche Erlebnisse auch sein mögen, immer etwas positives an solchen klebt. Hätte ich nie im Point meinen Zivi gemacht, hätte ich neben schönen Beziehungen zu Menschen vielleicht immer noch die Meinung vertreten, ich sei menschenscheu. Hätti Wari, Blabla gehört hier aber nicht her, sondern ist Teil des österreichischen Fussballrundherums. Also zurück zu den Eltern-Teil.

Jedenfalls will ich einmal sagen, dass ich (noch bevor wir telefoniert haben, Mama) ganz intensiv über meine Eltern nachgedacht habe. Man ist oft nicht in einer Meinung, oder denkt sich seinen Teil, so wie wahrscheinlich die Eltern sich denken, was für ignorante oder unerfahrene Eier wir doch sind. Aber wenn ich recht drüber nachdenke, bin ich extremst beeindruckt von meinen Eltern. Es geht einfach um ein Leben, in einer Länge, mit so vielen Sachen die passieren, mit so vielen Erfahrungen, die man aufnehmen kann. Ihr habt mir so viel gegeben, so viel Reflexion, Ehrlichkeit, Güte und Toleranz, Verständnis und Kritik, vor allem aber Liebe, das find ich in diesem Moment gerade sehr beeindruckend. Ihr seid wandelnde Erfahrungsenzyklopädien, die nicht nach dem Alphabet geordnet sind.

Jetzt fragst du dich sicher, was das dich angeht? Wenn du nicht gerade einer meiner engsten Bekannten oder Verwandten bist, eigentlich nicht viel, es sei denn du willst dich sehr gefährlich in mein Leben einmischen. Jedoch schreibe ich das, weil ich mir denke, dass ihr das alle machen solltet. Denkt an eure Eltern und schenkt ihnen mehr als nur ein paar nette Gedanken. Versucht nachzuvollziehen; ich glaube fest daran, dass jeder, mag die Beziehung noch so schwierig sein, viele schöne Erlebnisse hat und hatte. Und wenn es nur die Wärme ist. Man denke jedoch einfach drüber nach, denn als Heranwachsende/r tendiert man oft zur Egozentrik, und nimmt ein paar Sachen manchmal als zu selbstverständlich.

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So, das war der Gedanken-Teil, jetzt kommt der Geschehnisse-Teil:


Ich würde gerne bombastisch anfangen mit: ``Der Himmel hatte einen epileptischen Anfall!`` Mit solchen Bildern anzufangen ist immer gut, weil Leser sofort gefangen, und dahin gehts mit dem Gelese. Aber ich würde damit leider die ganze Chronologie durcheinanderbringen, also müsst ihr euch noch ein wenig gedulden, um diesen Satz zu spüren. Die Ausgangslage ist jedoch durchaus eine erwähnenswerte, denn seit Freitag wird derzeit um 3 Uhr aufgestanden, und bis Weihnachten wird dann früh morgens Messe gefeiert. Das Caroling ist natürlich auch weiter gegangen, mit meinem bsherigen Highlight: Ich wurde dazu gedrängt, eine Familie zu segnen. Also so richtig mit Priester-Worten und gemeinsamen Gebet (hab ich mir alles weise für den Fall dass das passiert schon vorher von Luke und Fr. Cyril abgeschaut), und unserem Blessing Song. Dafür hab ich sogar zwei Ricecakes erhalten. Luke ist inzwischen wieder da, und hat auch ein neues (?) Cajon mitgebracht, das prompt von Bruce, dem ranghöchsten Hund, beim Rosenkranzgebet in bester Kötermanier markiert wurde. Zur Erinnerung, das hat er auch schon mit mir gemacht.

Jedenfalls gabs am Freitag die erste Guten Morgen Messe, und danach einen heftig vollgefüllten Tag, ungefähr so wie Palatschinken, die bis über den Rand hinaus mit 5 verschienden Marmeladen-Sorten gefüllt sind. Nach der Messe fand der normale Schedule seine Fortsetzung, das heißt, es wurden leichte Reinigungsarbeiten vollzogen, auf diese dann das Frühstück, und später der Weg in die Schule folgten. Ich hatte ganz vergessen, dass ja ein paar unserer Schüler an diesem Tag Christmas Party hatten, und so warf ich meinen nötigen Schlaf über den Haufen, und ging mit den Kindern mit. Im Endeffekt haben sie dort ein ``Wien``-Buch gefunden, und ihnen was über die Stadt und meinen dort lebenden Freunden erzählt. Dass sie danach eingeschlafen sind, schiebe ich auf die Nachtmesse.Ich hatte jedoch aufgrund des kurzen Schlafs einen nervigen Begleiter, nämlich mein Kopfweh, das mich in Wien sehr regelmäßig besucht hat. Ironisch irgendwie, dass ich das Buch aufschlage und Kopfweh bekomme. Ich will dem jetzt aber nicht irgendwie große Bedeutung geben, denn ich mag Wien. Das ist mir im Laufe des Tages übrigens  nochmal begegnet, aber dazu später mehr.

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Zu jeder Veranstaltung, was ja eine Christmas Party auf Schulebene auch ist, gehört ja meine Abneigung hinzu. Schlecht organisiert, langweilig, auch den Jungs hats nicht getaugt, ich geh drauf gar nicht weiter ein, ich habs mir aber auch nicht spannender vorgestellt. Außerdem ist mein Kopfweh so stark geworden, dass die Jungs mich heimschickten um Medizin zu nehmen. Als ich das tun wollte, wurde ich von einer Professorin aufgehalten, die mich fragte, wo die Geschenke von den Jungs seien? Ich wüsste nichts von Geschenken, entgegnete ich. Es ist eine Tradition, dass sich Schüler untereinander was schenken, und der Wert wird vorher festegelegt, das wird dann Exchange Gift genannt. Das hab ich gewusst, aber dass Fr. Bong dem zustimmte, dass unsere Jungs daran partizipieren, kam mir vor, wie ein spanisches Dorf. Denn wir haben derzeit keine Kohle im Projekt, und 100 Pesos für knappe 20 Kinder jeweils plus Essensgeld gibt Fr. Noel so schnell nicht her. Ist bei unserer Situation übrigens auch verständlich, denn es ist wichtiger, dass die Jungs bei uns was zu essen bekommen, als bei einer Party.

Ich habe der Lehrerin angeboten, dass ich einen Botengang mache, und die Sache aufkläre, außerdem war sie gemeinerweise leicht vorwurfsvoll mir gegenüber, obwohl ich am allerwenigsten was für fehlerhafte Kommunikation kann, also bin ich zurück ins Projekt gefahren, denn nette Tricicad Fahrer erweisen diesen Dienst für 5 Pesos (ca.8Cent). Dort war aber nur Fr. Cyril, und ich hasse es alle drei Fathers in eine Sache zu verwickeln, aber mir blieb keine andere Möglichkeit. Ich erklärte ihm die Situation, netterweise wurde auch er leicht vorwurfsvoll (hats aber wenigstens gemerkt, und hat dann versucht, krampfhaft rational zu sein), und hat mich mit Argumenten überschüttet, die ich der Professorin ausrichten solle. Hauptargument war, dass Fr. Noel das Sagen hat, und dass die ganze Sache bereits geregelt wurde. Naja, ein anderer netter Tricicad Fahrer brachte mich dann zurück zur Schule, wo ich dann Mrs. Wilgrace traf, die einzige Lehererin, die ich auch beim Namen kenne, und die mir symphatischste Person des Betreuerstabs. Ich habe ihr die Aussagen von Fr. Cyril übermittelt, sie hat mir die Situation geklärt, und im Endeffekt war es so, dass die Fathers keine klare Antwort gaben, aber mit jedem einzeln gesprochen wurde, was von beiden Seiten dumm war. Als sich das geklärt hat, war mein Kopfweh so stark, dass ich direkt in mein Zimmer zurückeamte (tatsächlich fühlte ich mich in diesem Moment über jede physikalische Schranke erhoben), und mich schlafen legte (was bei der Kreissäge, die neben meinem Zimmer wütet, eine Kunst für sich ist). Oben Beschriebens dient übrigens als Beispiel für die zeitweise unnötig schwierige Kommunikation mit den Fathers. Auch die nächsten 24 Stunden verliefen, wenn auch weitaus amüsanter wie auch anstrengender, nicht ohne fragwürdige Entscheidungen.

 

Mir fällt gerade auf, dass dies ein wirklich langer Blogeintrag werden könnte, deshalb empfehle ich zur Pause beim nächsten Absatz. Ihr könnt eine rauchen gehen, oder einen frischen Fruchtsaft trinken. Vielleicht genießt ihr auch einfach die Luft, oder schaut euch ein paar Bilder an.

Oder nützt die Zeit, um meinen Musikvorschlag zu hören. Mein letzter Musikvorschlag hatte einen Sohn, dieser sieht seinem Vater absurd ähnlich, und hat eine zum Verwechseln gefährdete Stimme. Ich spreche von Sean Lennon, der es im Schatten seines berühmten Vaters schafft, sein eigenes Ding durchzuziehen, wenn auch zeitweise der Beatle in ihm durchkommt. Aber das ist ja auch nichts schlechtes. ``Friendly Fire`` (2005) ist ein wunderschönes Pop-Album. Ich kenne von ihm ansonsten leider nur mehr``Rosencrantz and Guildenstern Are Undead`` (2009), das fast ausschließlich instrumental ist, und manchmal klingt, wie Ausschitte von Tim Burtons Filmen, und diese sind ja vom genialen ``Danny Elfman``, den ihr, wenn ihr ihn nicht kennt sofort recherchieren solltet. Schon alleine weil er die Simpsons-Melodie geschrieben hat, und fast jeden Burton Film musikalisch in Szene setzte. Jedenfalls, hört euch den Herrn Lennon Junior an, der hat sichs verdient, und schön viel schräge Töne findet man im letzten Album auch.

 

http://www.youtube.com/watch?v=BCVim78vmUM


Als ich aufwachte, war mein Kopfweh beinahe gestorben, und ich war wieder frischer Kräfte. Die waren auch bitter nötig, da wir ein Outing ín Pototan hatten. Pototan ist die Stadt, die ich vor zwei Monaten fälschlicherweise mit Barotac verwechselte. Dort hatten wir dieses Konzert, mit der ewig langen Rede von der wartenden Ewigkeit. Ich hatte wieder einmal keine Ahnung was dort passieren würde, manchmal sind die Fathers (in diesem Fall Bong) seltsam schweigsam was den Tagesablauf betrifft. Ich werd daraus nicht klug, und Fragen stelle ich nur mehr im Notfall, da die Fathers absurd schnell genervt sind, wenn ich sie um Auskunft bitte. Das Wichtigste, ob wir dort Caroling haben, wurde verneint. Also wurde losgefahren, und angekommen. Die nächsten 8 Stunden fühlten sich sehr lange an. Zuerst gingen wir durch eine von der Weihnachtszeit verrückt gemachte Innenstadt, die eigentlich nur aus Dekoration bestand, unterstützt von einem Vergnügungspark in der Größe des Klagenfurter Messegeländes. In der Town Hall empfing uns eine alte Frau, die mir im Kopf etwas zu jung geblieben ist, denn sie redete ununterbrochen, und was dabei rauskam, war anstrengend. Es stellte sich heraus, sie sei eine Freundin Fr. Bongs, und wir seien zu einer Tanzveranstaltung eingeladen. Große Halle, viele Menschen, sehr gute Tänzer, aber zu wenig Abwechslung und verschiedene Choreographien zur ewig gleichen Musik haben das Ganze in die erste Länge gezogen. Es kommen noch ein paar Längen. Aber es war beeindruckend, und ich muss sagen, was das Getanze betrifft, sind die Filipinos ein Top-Land. Da hab sogar ich als bekennender Anti-Tänzer Lust, das Bein zu schwingen.

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Danach begaben wir uns wieder auf die überfüllte, laute Straße, und folgten ein paar Wegen in eine wesentlich unweihnachtlichere Gegend. Denn dort hatten wir Caroling, was uns alle ein bisschen überraschte, und was wegen dem daheimgelassenen Equipment etwas schwierig war. Nun, es hat dann doch funktioniert, wenn auch viel gekürzt wurde. Nun folgte der angenehme Teil, nämlich das Gefüttert-werden. Nachdem unsere Bäuche gestopft waren, hielten wir uns dann wieder etwas zu lang im kleinen Garten der Familie auf, und es wurde wieder langweilig. Also rief ich alle Musiker zu einem Generaljam auf, und ich musste erfreulich feststellen, dass die Jungs alle schon so gut sind, dass Small und Tall Band miteinander spielen können, ohne dass ich sie leite. Das freut mich sehr, denn da sieht man dann, das die Arbeit ja doch fruchtet. Nach einer Weile sind wir wieder aufgebrochen, nämlich zurück zum Klagenfurter Messegelände, wo wir uns, inzwischen war es dunkel, unter die Menschenmenge mischten. Da begann dann die zweite Länge, denn irgendwie saßen wir aus irgendeinem Grund nur herum, und hörten uns die Viedeoübetragung einer Rede eines Stadtpolitikers an. Nichts besonderes, aber ich glaube es ging um Kultur, denn danach gab es ein Theaterstück mit Zombies. Als uns der Regen nach dem dritten Versuch (sein Motor startete nicht an – soll heißen,es tröpfelte kurz) endlich vom Park wegscheuchte, gingen wir in ein Schulgebäude, von dem ich dachte es sei ein Krankenhaus. Ich hatte nach wie vor keine Ahnung, was gerade passiert, ich habs mehr oder minder tolerant über mich ergehen lassen. Nach einer weiteren Länge des erneuten Stehens, begannen plötzlich ein paar Leute, die keine BoysHomies waren, von 10 herabzuzählen, also Sylvester, praktisch 14 Tage zu früh. Ich hab mich zuerst gefragt, ob sie tatsächlich eine andere Zeitrechnung haben, als bei Null plötzlich der riesige Baum in der Mitte des Parks, den man von dem Schulkrankenhaus sehr schön sehen konnte, in übertrieben weihnachtlichem Glanz erstrahlte, ebenso wie rund um ihn herum das ganze Klafu Messegelände. Als ein Schuss mit darauffolgendem hohen Zischen ertönte bekam der Himmel plötzlich einen epileptischen Anfall. Und wie der dabei die Umwelt verschmutzte! Da hab ich wieder zum Rechnen begonnen, und hab mich gefragt, wie viel Anteil an dem ganzen Klimagetue von wegen Ozonschicht, Schwefeloxid, und sonstigem Blabla, diese Prä-Sylvester-Zeit hat. Ich hab mich innerlich überzeugt, dass, wenn man die ganze Raketerei von diesem Jahr an abschafft, die Niederlande und die Philippinen erst 10 Jahre später absaufen werden. Denn, neben all den wunderschönen Farben, die das Feuerwerk zu bieten hatte, war zu dem ohnehin schon bestialischen Straßengestank noch der Geruch der Raketen hinzugekommen, und der Rauch am Himmel war ungefähr so dicht wie der Zigarettenrauch im Pankraz (ehemalige Bar in Klafu, für Nichtwissende) zu den vollsten Zeiten. Und aufhören wollte der Anfall schon gar nicht, und immer mehr und immer größer und höher wurde geschossen. Und als es dann wirklich vorüber war, hat auf der anderen Seite, die Town Hall zum Schießen begonnen, in der wir am Nachmittag noch das Getanze beobachtet hatten. Eine Mehrzweckhalle, wahrlich.

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Irgendwann gab aber auch diese auf, Geld in die Luft zu verschießen, dass auf der Straße wesentlich freundlicher investiert gewesen wäre.  Ich erwartete eine abschließende Heimfahrt, denn es war bereits nach 9 Uhr gewesen, und immerhin mussten die Kinder am nächsten Tag um 3 Uhr in der Nacht aus den Federn. Aber der Regen war dann so stark, dass die Herumsteherei wieder begann, und meine Nerven nun den Siedepunkt erreichten. Zum Glück fand man aber eine Art Schleichweg, der uns zum Bus führen sollte, der gute 10 Minuten entfernt sein Dasein fristete. Bei diesem starken Regen eher ungemütlich, wenn man auch elektronische Geräte dabei hat.

Also ging man den Weg, der durch Gassen führte, die was gruseliges an sich hatten, denn Dunkelheit, Regen, schattige Gestalten, und eine hohe Dichte an Enge machten das Szenario etwas unangenehm. Dann kamen wir aber zu einem sehr ansehnlichen Gebäude, wo auch scheinbar Menschen auf uns warteten, denn ein riesiges Buffet ladete unsere inzwischen knurrenden Mägen zu lüsternen Blicken ein. Nach ein paar organisatorischen Tischumergeschiebeaktionen hatten alle ihren Platz und wurden gesättigt. Es stellte sich heraus, dass in diesem Haus unser letztes Caroling für diesen Abend stattfindet. Father Bong war inzwischen übrigens spurlos verschwunden, was zu vielerlei Verwirrung führte. Im Endeffekt hatte er aber nur eine Messe, und als er ankam, verzog sich der Regen. Praktisch Tauschaktion. Nachdem wir das erledigt hatten, wollte natürlich jeder heimfahren, aber Fr. Bong hatte natürlich auch noch Hunger, und so verzog er sich in dem Haus (für übertrieben lange Zeit), und wir kamen zu einer erneuten Längeweile, die durch eine Unter-dem-Gürtel Undiszipliniertheit von Joebel (der zurzeit der schwierigste Junge ist) gegenüber den Mädchen überschattet war. Nicht einmal unsere coolen Jumping Fotos haben das wieder gut gemacht. Um 12 Uhr kamen wir übrigens daheim an, ich war dann gegen halb 1 im Bett, und stand 3 Stunden später wieder auf, um einen Tag zu erleben, der die Bezeichung Nachbeben verdiente.

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Zuallererst war es einmal so, dass ich die Messe gerettet habe. Denn 10 Minuten vor Beginn der Messe hat in Father Bongs Zimmer noch immer kein Funken Licht aus der Tür gestrahlt, und somit weckte ich ihn auf. Ich wurde dann von Luke offiziell zum Helden ernannt. Aber nur für einen Tag, damit mich die Arroganz nicht hässlich macht. Mein frisch erlangtes Heldentum hatte aber einen mächtigen Feind, und dieser war die Müdigkeit. Die hätte mich während der Messe tatsächlich fast zu Fall gebracht. Luke und ich machten uns nach der Messe unseren eigenen Schedule, und brachten die Kinder wieder ins Bett, nachdem Father Bong keine Anweisungen gab. Das war sehr angenehm, vor allem hatten wir den Schlaf alle bitter nötig. Warum ich von einem Kamel geträumt habe, das mich zum Tanzen aufforderte, weiß ich trotzdem nicht.

 

Da ich eh schon so viel geschrieben habe, springe ich jetzt einfach einen halben Tag nach vorne, und plötzlich befinden wir uns wieder im Bus. In die entgegengesetzte Richtung von Pototan, denn wir hatten, was sich im Endeffekt als Caroling-Madness entpuppte. Rund 15 Häuser (zwei davon mit Papagei) wurden abgeklappert, und sorgten dafür, dass wir mit Essen vollgestopft wurden. Denn zwei Erwartungen, die ich mir schon vor längerer Zeit gemacht habe, sind endlich wahr geworden.

Die erste war diese Urwalderfahrung, die mich immer schon fasziniert hat. Ich wollte immer schon einmal einfach in einem Wald in den Tropen spazieren gehen. Wegen der Geräusche, dem Geruch, der Fremde. Mit dem ersten Haus konnte ich das zumindest teilweise erfüllen, denn wir sind, abseits von der Straße in ein kleines Wäldchen gefahren, wo wir dann rund 5 Minuten einem schlammigen Weg folgten, der überaus verwachsen war. Unberührt, so wie ich’s gern hätte war die Umgebung natürlich nicht, denn Häuser findet man ja überall, aber die Leute hatten die Baumwindungen wirklich genützt, um sie geschickt in ihren Wohnraum einzubinden. Interessanterweise fanden wir am Ende des Weges einen verwachsenen Garten, bei dem sich meine Wahl der Flip-Flops zum Transport als unpraktisch erwies, denn der Schlamm blieb an meinen Füßen hängen, wie Gummibären an den Zähnen. Am Ende des Gartend fanden wir dann einen Japaner, was für die Jungs Grund genug war, all ihre Sprachkünste von ihren Kung Fu Filmen auszupacken, und man die Kinder hatten die größte Freude. Irgendwie wirkte der alte Kerl, dessen Frau, eine Filipina, und er bereits 7 Jahre dort lebten, wie ein alter weiser Guru. Ich kann mir nicht helfen, aber ich muss da einfach immer Filme denken, oder an Animes, oder was auch immer. Er hatte eine Ruhe ausgestrahlt, das hab ich in meinem Leben noch nie gespürt, und bei allem was wir sagten oder taten, nickte er wie ein weiser alter Mann, der in allem eine tiefe Bedeutung findet. Sehr einprägsam, wenn auch der weiße Rauschebart gefehlt hat. Nach unserer Präsentation nahm er seine eigene Gitarre zur Hand, und spielte in einer Stimmung und in einer Art, die ich vorher noch nie gehört hatte. Es hatte tatsächlich was magisches, und ich wäre gerne länger geblieben.

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Die zweite Erwartung war das Caroling selbst, denn die Behauptung, dass jeder Haushalt einem Essen zur Genüge gibt, sollte sich in den kommenden Häusern erfüllen. Die Wahl der Häueser war auch eine ganz andere als in den vorangegangenen Tagen. Die Leute waren wieder von der armen Schicht, und wenn ich mit ihnen redete, verstanden sie mein English kaum. Umso mehr freuten sie sich, als ich versuchte Ilongo mit ihnen zu reden. Die Gegend müsst ihr euch fast slumartig vorstellen. Es waren größenteils Wege abseits von Straßen, die in ein paar Häuserschluchten führten, in denen man schnell die Orientierung verliert. Vor allem waren wir knapp 30 Personen, die sich durch die engen Gassen zwängten. Überall war Müll, freie Plätze wurden von mehreren Hütten gleichzeitig benützt, um zu kochen und Geräte abzustellen. Die Leute konnten hier gar nicht viel geben, und trotzdem hatten die meisten zumindest belegte Brötchen herzugeben, wie auch eine Spende fürs Boys Home. Das war ein sehr schönes Erlebnis, und erinnert mich auch daran, dass meine Spendensuche in Österreich nicht viel anders verlaufen ist. Die Mittellosen waren großzügig, die Reichen verwehrten. Irgendwie läuft schon was falsch, oder?

Dennoch kamen wir auch in ein paar finanziell besser situierte Wohnungen, und dort gabs dafür reichlich zu speisen. Ich habe eigentlich selten so viel Essbares vernichtet, wie in diesen Tagen, und ich glaube, dass alles was ich abgenommen habe, sich nun wieder  angesammelt hat, ohne dass ich groß was dafür kann. Das Anstrengende an diesem Tag lag aber nicht in dem chaotischen Ablauf, sondern einfach an den physischen Abnützungserscheinungen nach zu viel Gesinge, Gespiele und Getanze. Die Hälfte der Jungs haben seit diesem Tag eine angeschlagene Stimme, und sind leicht kränklich. Hinzugefügt muss hierbei sein, dass ja auch uns der Winter einholt. Ihr werdet lachen, aber in den Nächten kann die Temperatur unter 20 sinken. Tatsächlich hatte ich schon eine Verkühlung, denn man gewöhnt sich an die Temperatur überraschend schnell. Tagsüber haben wir aber nach wie vor die brütende Mittagshitze, bei der jede Tätigkeit unmöglich ist.

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Ich muss abkürzen, denn irgendwann ist eure Lesegeduld ja auch am Ende. Überhaupt, wenn ihr es bis hierher geschafft habt, will ich euch gratulieren. Ich sollte so was wie Stammkundenbonuskarten ausgeben, denn mein Blog lebt ja von euch!

 

Montag war wie eine Mischung aus den zwei vorangegangenen Tagen, Messe früh morgens, oder tief in der Nacht, wie mans nimmt, und um 6.30 wieder Ufbruch Richtung Pototan, da wir zu einer Christmas Party eingeladen waren. Das ist auch der Grund, warum der Blog erst jetzt online gestellt wurde. Es gibt zwar genug erwähnenswertes Bla von diesem Tag, aber im Großen und Ganzen war es eh ganz lustig, anstrengend auch, voll mit Essbarem für den ganzen Tag und spätem Heimkommen.

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Ich bin wirklich froh, dass Weihnachten bald vorüber ist. Es war eine schräge Zeit. Es gab Highlights und Tiefpunkte, ich hatte persönliche Sorgen, aber ebensolche Freuden. Alles ist anders hier, und dementsprechend ist Weihnachten für mich auf eine andere Art und Weise anstrengend als sonst. Das erste Mal am 24. nicht mit meiner Familie zusammen zu sein, tut mir auch ein bisschen au.

Aber dafür freu ich mich auf meine Ferien, die ich in Lilo-An bei Vroni verbringen werde. Denn unsere Jungs fahren eine Woche heim zu ihren Familien, kommen dann am 2 Jänner glaub ich wieder. In der Zwischenzeit ist das Boys Home praktisch eine kleine Geistergegend.

Also. Das war wahrscheinlich mein letzter Eintrag vor Weihnachten, was mich grad absurderweise leicht sentimental macht.

Ich wünsch euch schöne Geschenke, die hoffentlich nicht nur materiellen Wert an sich haben, aber vor allem viel Nähe, Liebe, und Geborgenheit. Nehmt euch Zeit, bewegt euch nicht allzu schnell, und genießt euch. Esst brav Kekse, tragt immer einen Schal wenn ihr außer Haus geht, esst noch mehr Kekse, und trinkt feinen Tee.


Euer Blogschreiberling, Raffuzzi


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22. Dezember 2011 4 22 /12 /Dezember /2011 03:09

Unglaubliche Wut packt mich soeben, da ich merke, meinen wunderschoenen, ewig konstruierten Blogeintrag der Megalative daheim am Laptop vergessen zu haben. Er ist voller grossartiger Metaphern, unglaublicher Wortverwirrung, und vor allem Anerkennung fuer mir sehr wichtige Personen!

Ach, das schleimt mich jetzt.

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Naja, was solls. Dann bekommt ihr eben das naechste Mal so viel Lesestoff, dass es fuer zwei Wochen reichen wuerde.

Wenn ich schon nichts gescheites bei der Hand hab, will ich euch wenigstens einmal sagen, wie unser Caroling Programm aufgebaut ist, denn das hab ich bisher nicht erwaehnt.

Also. Wir starten mit einer Rede ueber das nette kleine Christus Kind, und gehen reibungslos in die erste Nummer, "When A Child Is Born'' ueber. DAnn folgt eine Art Medley ueber Deck the Halls, Twelve Days Of Christmas, Oh Come All Ye Faithful, und zwei Tagalog-Songs. Anschliessend droehnt das nervige Justin Bieber XMASSUPERMEDLEY aus den Lausprechern, wozu ansehnliches Getanze unterstuetzend und gar ablenkend wirkt. Vor allem Santini beim Tanzen zuzuschauen wird nicht langweilig. EIne Solo-Performance ueber "Silent Night" von Cookie, dem einbeinigen Liebling jeder Familie die wir besuchen, markiert den Anfang des zweiten Teils unserer Performance, also das was nach dem Essen kommt. Wobei, meistens haben wir bisher einfach alles auf einmal gespielt. Jedenfalls gibts dann noch zwei Songs, einen mir sehr symphatischer Tagalog Weihnachtssong, klingt sehr wohl in meinen Ohren, und den Blessing Song.

 

Nun, bei dem aktuellen Blogeintrag, den ihr wohl ein andermal lesen werdet, geht es um die Anstrengungen der letzten Tage. Da die Kinder seit 16. Dezember keine Schule mehr haben, wird rund um die Uhr irgendwas gemacht. Und bereits um 3 Uhr morgens wird aufgestanden, da wir die Christmas Novena feiern, eine Reihe von 9 Messen, die gegen 4;30 in der Frueh stattfinden. Sehr anstrengend, aber man gewoehnt sich daran.

Wir waren Gaeste bei Parties, bei Highschools, und bei vielen Menschen, es wurde sehr kompliziert agiert, es wurde aber auch sehr geplabt agiert, ich war wuetend, ich war geruehrt, ich hatte Kopfweh, meine Vergagenheit holte mich ein, was mich zwei Tage zu einem lebenden Trauerhaufen machte, und musste mich dafuer rechtfertigen, dass Kaenguruhs nicht in Oesterreich leben, Roberto ist aus der Band ausgestiegen, ist dann aber wieder hinzugestiegen, und der Himmel hatte einen epileptischen Anfall.

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Das und mehr aber auch weniger erfaehrt ihr leider erst das naechste Mal, denn trotz meiner guten Intention, euch etwas interessantes zu erzaehlen, laeuft mir die Zeit davon, denn ich sollte bald wieder zurueck zu den Jungs gehen, und proben. Die Fotos hab ich uebrigens nicht vergessen, deshalb gibts hier noch was zum Anschaun.

 

Supa. Jetz funktionieren die Fotos auch nicht mehr. Naja, ich werd mich wohl damit abfinden muessen. Sorry, mein Besuch ist heut leicht in die Hose gegangen. Aber ich wuensch euch dennoch ganz ganz viel Liebe. Ach, und noch was. Habt nicht so viel Stress. Habt euch lieb. Umarmt euch. Vergesst euren Schal nicht. Geniesst die Naehe, fuer die diese Zeit eigentlich da sein sollte.

Pasko Na!

Bro ouT!! (und ganz liebe Gruesse an Mama und Papa, denen heute eigentlich zwei Seiten gewidmet gewesen waeren, liebe Beingasse, auch ihr fuehlt ich bitte ganz ganz heftig umrafft!)

 

 

 

 

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12. Dezember 2011 1 12 /12 /Dezember /2011 04:25

Ich will heute mit der Bestätigung meiner Fortführung einer letztens reaktivierten weil frühzeitig abgebrochenen Tradition beginnen. Denn vor ein paar Tagen war der Todestag John Lennons, und dementsprechend will ich hier auf seine Musik aufmerksam machen. Ihr könnt euch zwar sein Spätwerk anhören, aber richtig genial war er nur in Kooperation mit seinen Beatles. Deshalb grabt eure alten Platten aus (rein des Retro-Gefühls wegen stell ich heute keinen Link online), und spielt zum Beispiel ``Happiness Is A Warm Gun``, oder meinen ersten bewusst wahrgenommenen Beatles Song ``I’m Only Sleeping``, welcher zu meinen absoluten Favoriten gehört. In diesem Sinne, lieber Brotaufstricherlich, alles Guteste nachträglich, es wird an dich gedacht. Es dürfte sich hier nur eine Person angesprochen fühlen, ansonsten würde ich mich stark wundern.

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Mich wunderts auch, wie die Zeit vergeht, es ist wirklich schon Dezember, bald auch Weihnachten, und dann schon neues Jahr. Aber bis das der Fall ist, geht bei mir noch mal die Post ab. Meine Caroling-Erlebnisse haben sich just am Tag des letzten Eintrages am Abend bereits verändert. Zuerst belieferten wir ein kleines aber feines Haus mit Kostproben unserer Weihnachtsvorführung, bekamen auch einige belegte Brötchen dafür und wie üblich Coke oder/und Sprite (Softdrinks sind hier lächerlichst billig). Bei eben jenem Haus gabs zugleich auch einen Geburtstag zu feiern, und ich mag Geburtstage auf den Philippinen. Da Leute echt nicht viel haben, strengt man sich zumeist wirklich an, dass was schönes auf die Beine gestellt wird;wenn nicht eine Performance oder ein Spiel, zumindest Transparente und extravagante Torten, oft auch alles zusammen. Außerdem mag ich den Birthday Song der Filipinas. Der hat was sehr sehr schönes an sich, und die Kinder singen diesen auch ausnahmsweise ziemlich richtig.


Jedenfalls waren wir direkt danach bei reicher Verwandschaft von Fr. Cyril eingeladen, und haben dort sowohl unsere Performance, als auch Bandkonzerte gespielt. Das spezielle daran war, dass dieses Grundstück wahrlich ein Palast war. Ich hab noch nie in meinem Leben Fuss in so ein reiches Haus gesetzt. Lieber Grünkernsalat, du darfst dich ein zweites Mal angesprochen fühlen, denn als ich mit dir in Wiener Neustadt war, hatte ich eine ähnliche Erfahrung.  Es ist jedoch nur beeindruckend im Sinne von Prunk, denn in Sachen Ästhetik war das gar nicht nach meinem Geschmack, aber was solls. Am gleichen Tag hab ich eine Sendung der Ö1Downloads auf meinem Computer gehört, wo der ökologische Fussabdruck bemessen wurde. Wenn alle Menschen so leben würden, bräuchte man wahrscheinlich um die 2000 Erden, um alle Menschen unterbringen zu können. Springbrunnen, Kunstrasen, eigene Sportanlage, viel vergeudeter Raum, aahhh, ich tu mir bei sowas immer schwer. Andererseits, sie waren wirklich wirklich großzügig, denn wir bekamen fett Essen, viel Auswahl, Coke/Sprite, was sonst, und eine betächtliche Spende.

Ebenfalls sehr erwähnenswert ist auch der Auftritt in der Dumangas Regional Bank. Im Foyer einer kleinen aber schnöselig wirkenden (trotzdem großzügigen) Bank, haben wir mit dem Platz kämpfend vor den stoischen Bankbeamten gespielt und gesungen, und sind dafür ebenfalls reich belohnt wurden. Zuerst kleine Snacks, und dann hat jeder Anwesende zwei frischgedruckte 50 Peso-Scheine bekommen. Das sind rund 1.70, auf den Philippinen kann man da schon einiges dafür kriegen. Mal circa 35 macht 3500 Pesos, welche die Bank allein für die Kinder losgeworden sind, nicht zu vergessen, dass es auch noch eine Spende für das gesamte Projekt gab. Kontakte sind was tolles, oder? Jedoch ist es den Kindern bei uns nicht erlaubt, Geld zu besitzen, deshalb ist ihnen das dann alles nach der Busfahrt von Fr. Cyril abgeknöpft worden, was zwar den Regeln entsprechend richtig war, aber doch sehr gemein ist. Ich habe sehr stark dafür plädiert, dass man ihnen damit neue Malutensilien, oder Spiele oder sonstwas kauft, da es ja eigentlich ihr Geld ist, wie es aber wirklich verwendet wird, weiß ich nicht. Ich kann es zwar nicht gutheißen, aber andererseits wil ich auch nicht wissen, was die Kinder sich damit gekauft hätten. Zigaretten zum Beispiel werden hier überall verkauft (es gibt hier noch öffentliche Zigarettenwerbung), und man kann sogar einzelne kaufen, die unter einem Peso kosten, was bei uns im 1cent Bereich umherschwirren würde. Zigaretten kann sich hier jeder leisten, und auf den Straßen sieht man vorwiegend rauchende Menschen, auch Schulkinder, die ich kaum älter als 10 Jahre schätze. Demensprechend ist die Verlockung groß, vor allem weil es ja bei uns logischerweise verboten ist. Ich hab auch schon einen der Jungs beim Rauchen erwischt, was natürlich äußerst unangenehm ist.

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Aber zurüch zu den Geschehnissen:


Father Bong hatte am 8.Dezember Geburtstag, und dieser wurde auch gebührend gefeiert. Ich selbst schrieb Raff’sche Geschichte, indem ich einen neuen Rekord in der Früh-Aufsteh Disziplin schaffte (Mittagsschlaf ist nicht erlaubt, sonst ist der Rekord nichtig). 3Uhr 27 hüpfte ich aus dem Bett, um mich frisch zu machen und rechtzeitg um 4 Uhr die Kinder aus deren Betten zu werfen, denn es gibt da einen philippinischen Geburtstagssong, der textlich früh morgens stattfindet, und damit gehört ein Geburtstagsmensch aufgeweckt. Dass an diesem Tag Schule war, lies die Fathers kalt, und gegen 9 Uhr brach man auf in Richtung Melrose Resort. Das ist dieser Wohlfühlort, an dem wir ziemlich genau vor einem Monat schon waren, mit Swimming Pools und so. Dort wurde dann der Tag verbracht, Freunde von Father Bong kamen (Benefactors), die auch diverse Mahlzeiten erscheinen ließen, und plötzlich hatte man den ganzen Tag um sich den Bauch vollzuschlagen. Das einzige woran es fehlte war genügend Coke und Sprite, denn die zwei Auflagen waren nach einer Stunde tot. Jedenfalls hatte ich es auch dringend nötig, einmal ein bisschen zu entspannen zu können, denn es war wirklich viel zu tun in den Tagen davor (wobei sich bis jetzt nichts daran gändert hat). Da wir Caroling –Singen gehen, ist jeder Tag mehr oder weniger flexibel zu gestalten, und grundsätzlich, wenn ich nicht frage (und ich will nicht ständig fragen, das geht mir und den Fathers auf die Nerven) wird mir der Schedule nicht mitgeteilt, das heißt, ich muss improvisieren. Und andauernd zu improvisieren, ist ganz schön substanzzerrend. Hierbei muss ich auch sagen, dass meine Beziehung zu den Fathers gerade mit der Temperatur, wie ich sie mir in Österreich vorstelle, zu vergleichen ist. Das macht die Substanz dann noch verzerrter. Aber da muss ich durch, und dafür läufts mit den Kindern umso besser, und das ist das wichtigste.


Im Resort wars jedenfalls lustig, und es kam zu ganz lustigen Situationen, denn einige von den Jungs können nicht schwimmen. Und jetzt verlangen sie von mir dass ich ihnen schwimmen beibringe. Ausgrechnet ich, der zweimal im Sommer schwimmen geht, und die Hälfte der Zeit im Wasser einen Herzinfarkt hat. Meine Schwimmkünste sind äußerst bescheiden  obwohl in den letzten Jahren diverse wundervolle Personen sich daran versucht haben, mir das flüssige Element näherzubringen, mit Teilerfolg. Aber dennoch, ich halte mich über Wasser! Am Anfang wollten mich alle tauchen, was mich in Panik versetzte, und deshalb hab ihnen impulsiv gesagt, ich würde ihnen diverse Flüche nachjagen, wenn sie dies tun sollten. Wunderleicherweise fielen sie tatsächlich von jeglicher böser Absicht ab, und man hatte zivilisierten Wasserspaß. Erinnert ihr euch an den Ach-so-talentierten Luisito? Er kann nicht schwimmen, und ich habs ihm nicht geglaubt, da es in meinem Kopf keine Inselbewohner gibt, die nicht schwimmen können. Also hat ein amteurhafter Alpenbereichsbewohner einem Palmenbubi das Schwimmen beigebracht. Auf meinem Rücken hab ich ihn ins Tiefe geführt, um ihn so die Angst zu nehmen, später machte er sogar einige erfolgreiche eigene Schwimmversuche. Das hat mich sehr stolz gemacht. Was mir auch aufgefallen ist: Ich war überraschend lang im Wasser, ebenfalls eine Eigenart für mich, aber wir hatten wirklich viel Spaß. Meine Haut war dann welk, und mein Körper am nächsten Tag zum Wegschmeißen, aber es hat sich ausgezahlt (ich betone das alles so stark, weil ich Wasser größtenteils mit Zwang und Angst verbinde).

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Torte hats auch gegeben, aber leider sind philippinische Torten nicht so gut wie österreichische Torten, trotzdem Torte ist Torte und Torte ist gut, und grundsätzlich esse ich jede Torte, denn ich mag Torten, obwohl ich mich wieder auf Torten in Österreich freue. Und Filipinos haben die äußerst fragwürdige Angewohnheit, Fussili (diese gekringelten Penne) in Süßigkeiten zu werfen. Schmeckt weder gut, noch ist es ästhetisch besonders aufregend. Seltsam.

Aber nicht dass man glaubt, am nächsten ist wieder alles beim Alten. Erstens hab ich verschlafen (6 Uhr), und zweitens war keine Schule für die Kinder, dafür umso mehr Arbeit, denn irgendeine Highschool hat sich eingebildet, sie müssen einen Event für uns abhalten, und wie oft hab ich schon gesagt, dass ich Events hasse? Zum Glück waren diesmal nur drei Viertel anstrengend, der Rest war sogar so was wie unterhaltsam. Die Eventholders waren die SSC – die Special Science Class. Das waren geschätzte 200 Schüler/innen, die alle zu irgendeinem Zweck, den ich nicht ganz verstanden hab, diverse Performances einstudiert und aufgeführt haben, ob jetzt für uns oder sich selbst ist mir nicht ganz bewusst. Die Moderation war sogar für schulische Verhältnisse peinlich (die Schüler waren im Alter von 12-20), andererseits hab ich bisher keine einzige gute Moderation auf den Phils gesehen, deshalb beginne ich langsam zu glauben, dass sowas hier einfach normal ist. Jedenfalls, wie üblich gab es vorwiegend Tanzperformances, die sehr ansehnlich waren, aber die Musikauswahl war naturgemäß alles andere als mein Geschmack. Dies gilt auch für die Bands, die noch verstimmte Gitarren und unfähige Mischleute mit sich brachten. Es war sehr anstrengend, da wir alle (die Jungs und ich) nicht wirklich wollten, aber immerhin, eine Art Weihnachtstheaterstück hat mir den Tag gerettet. Ich hab zwar nur wenig von den Worten verstanden, weil Fremdsprache und Mikro, das hatte ich schon einmal erwähnt, mögen meine Ohren nicht. Aber das Gesehene war gut gespielt und die Körpersprache allein hat mich glücklich gestimmt.

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Bezüglich Körper. Es waren so viele Mädchen und junge Frauen wie noch nie zuvor auf dem Don Boso Gelände. Das hat die Jungs ganz fertig gemacht, und ich glaube, dass das der einzige Grund war, warum sie so lang so brav dagesessen sind. Das war lustig zu beobachten, vor allem weils den Jungs perinlich war. Allerdings gibts da auch ein paar negative Punkte, die ich der Gesellschaft anhänge. Viele philippinische Einwohner sind erzkatholisch und konservativ, und ich komme sehr oft in Konflikt mit einigen Aussagen (gegen Muslime, Homosexualität, etc.). Natürlich ist jeder gegen Sex vor der Ehe, Verhütung, auch im Fernsehen wird dagegen gewettert. Das kann man sich vorstellen. Bei solchen Events jedoch, wo Jugendliche im Mittelpunkt stehen wird zeitweise zu weit gegangen. Vor allem junge Mädchen sind extremst leicht bekleidet, tanzen aufreizend, und sind oft noch keine 13 Jahre alt.  

Das irritiert mich aus Prinzip, weil die Jugendlichen so von Anfang an in eine Welt voller Oberflächlichkeit und Rollenthematik gedrängt werden, außerdem auf eine Art als sexuelle Objekte betrachtet werden. Das ist nicht meine Einschätzung, sondern Tatsache. Denn gerade diese Themen sind hier nach wie vor absolut tabu.

Ebenso wie ich Objekt der Begierde bin, was Fotos betrifft. Gefühlte 100 Menschen wollten mit mir auf einem bzw. absurd vielen Fotos sein. Anstrengend, sag ich euch. Und immer höflich und geduldig zu bleiben, ist echt nicht immer einfach. Am Ende der Veranstaltung bildeten alle einen riesigen Kreis um uns, und schüttelten uns, die wir ebenfalls einen Kreis nach außen bildeten, allen nacheinander die Hände. Also neben knapp 100 Fotos noch rund 200 Hände, die alle umhergeschüttelt werden wollten. Und das war aber interessant, denn ich hab innerhalb von 10 Minuten noch nie so viele verschiedene Händedrücke erlebt. Da war alles dabei – leichter Händedruck, fest, unsymphatisch, freundlich, flüchtig, übertrieben, und so weiter. Obwohl, der vertraute Händedruck hat gefehlt, aber das kann ich Nicht-Vertrauten auch schwer zum Vorwurf machen.

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Dazwischen gab es ein Massenspiel, an dem ich teilnehmen musste, und ich versteh es immer nch nicht. Baka ist die Kuh, und es ging um diverse Körperteile eben dieser, welche den verschiedenen Gruppen zugeteilt wurden, bzw im Laufe des Spiels spontan erweitert wurden. Nun musste jede Gruppe den zugewiesenen Körperteil darstellen, und die Worte ``Baka sa Baka, Baka sa Baka, Ilong (Nase – Beispiel) sa Baka, Baka sa Baka`` vor sich hin sprechen. Ich hab nicht wirklich verstanden welche Gruppe wann was darzustellen hat, und hab mich einfach umständlich mit den anderen mitbewegt. Es war lustig, aber es ist mir ziemlich willkürlich vorgekommen. Am Anfang waren es tatsächlich noch Nasen, Hörner und Hinterteile die von Gruppen dargestellt wurden (ich war natürlich in der Hinterteil-Gruppe), später konnte ich nur mehr Chaos, das mich, warum auch immer,  an Breakdance erinnerte, feststellen. Großartigerweise wurde unserer Gruppe aus heiterem Himmel, nachdem ebenso zuvor aus heiterem Himmel andere ausgeschlossen wurden, der Sieg zugesprochen, und ich hab mich gefreut, obwohl ich nicht wusste warum.

Das Wochenende lief entspannend normal ab, für ein Wochenende. Die Fathers waren fast durchgehend auswärts, und ich hatte es leicht mit den Kids. Derzeit hauts mit der Disziplin und dem Respekt gut hin, schön langsam  krieg ich auch die Schwierigsten ganz gut herum, obwohls natürlich immer wieder auch nach hinten losgehen kann, wenn man nicht aufpasst. Das Highlight war definitiv der Fund einer kleinen Schildkröte, die natürlich sofort als Mitglied des Boyshomes aufgenommen wurde. Ich nenne sie zurzeit Krötli, und ein paar Kinder sind dabei den Namen zu etablieren. Das mit den Namen ist nämlich so eine Sache, da jeder allem eigene Namen gibt. Das fetteste Hundebaby wird von mir zum Beispiel Fatty gennant, zugleich heißt er aber Gabriel (Engel), Hatschii, Hitachi, Butterball, und Wax. Sehr verwirrend.

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SO, genug geplappert, verdaut das Geschriebene erst einmal, nächste Woche gibts wieder mehr, aufgrund des vielen Tuns und der Strenge der Fathers kann ich derzeit nur im Wochentakt außer Haus, also auch Blogeinträge online stellen. Es sei euch gedankt, fürs brave Lesen, und ich hoffe nach wie vor, dass bei euch alles passt, und daheim genug passiert, dass nicht nur ich was zum erzählen hab, wenn ich heimkomme.


Niki, rasier dich.

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Raffcek, peace out!

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5. Dezember 2011 1 05 /12 /Dezember /2011 02:49

Endlich ist es soweit! Das großartigste Etwas, das nur irgendwie existieren kann, ist mir begegnet! Es ist dermaßen gewaltig an Macht und epischer Natur, dass man es nur mit offenem Mund anstarren, und in hysterischer Ehrfurcht bewundern kann! Stellt euch folgende Mischung vor – die Auswüchse der prähistorischen Zeit, gepaart mit der futuristischen Technik der Moderne, Action, Spaß und Spannung! Was kommt dabei heraus??? ...

...

...

ROBO-DINO!!!!

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Wie großartig! Als hätte ich immer schon danach gesucht. Und jetzt werden sie an die Kinder vergeben, das heißt, ich werde wohl dem ersten bösen Vergehen erliegen,und einem Kind einen ROBO-DINO stehlen. Ein ROBO-DINO hat übrigens nichts anderes als Großschreibung verdient. Wie großartig sind ROBO-DINOS eigentlich?!?

 

Nun, derzeit bauen die Jungs fleißig ``Lanterns``, die der Dekoration der Räumlichkeiten dienen werden, und Fr. Cyril hat daraus einen Contest gemacht, und eine fachgerechte Jury (Fathers und Bro’s) wird am 3. Dezember die zehn besten Sterne kühren, und neben langweiligen Angry Bird Geschenken vor allem ROBO-DINOS an die Kinder vergeben! Die Kappen und die T-Shirts, ach, das ist doch alles Kram. Eigentlich sollten ROBO-DINOS überall verteilt werden, jedes Land würde davon profitieren, sowohl machtpolitisch als auch gemütsbezogen. Heute Abend wird übrigens findet unser erster Caroling Auftritt statt. Die Proben sind grundsätzlich gut verlaufen, die Kinder sind moderat interessiert, haben aber Freude an der Aufführung. Der negative wie auch positive Höhepunkt ist das schreckliche Medley von Justin Bieber. Negativ ist offensichtlich wegen der Musik, da könnt ihr sagen was ihr wollt, positiv ist der Tanz der Jungs dazu, der es wirklich schafft, mich zeitweise von der Ohrenfolter abzulenken. Außerdem tanzen die Jungs äußerst gut, das macht Spaß denen zuzuschaun. Das einzige was hier noch fehlt, wäre ein tanzender ROBO-DINO!

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Nachdem meine Malerei nun fast fertig ist, wollen immer mehr Jungs richtig zu malen lernen. Heute hat Luisito, den ich hier vorstellen will, während der Study Period angefangen, fanatisch Augen zu malen, etwas, was ich ihm anfangs mit Bleistift beibrachte. Es macht wirklich Spaß, denn bei den Painting/Drawing Lessons hab ich viel mehr Freiheit mit den Jungs als bei der Musik, da sie sich unter Improvisation mehr vorstellen können, beziehungsweise diese fast schon dringend vonnöten ist. Ohne Improvisation geht bei mir gar nichts, da bin ich beinhart. Als ich mir letztens jedoch den Fuss an der Torstange angehauen hab, bin ich draufgekommen, dass auch Beineshärte der Relativität unterliegt. Deshalb lass ich mich scheinbar auch erweichen, denn wenn das wichtigste für Anfänger ist ein Leitfaden, Schritt für Schritt, das Gelernte in neuem Schema wiederholen. Verbindungen, Assoziationsketten, Gedankenverknüpfungen, ich liebe es. Ach, wie ich das Malen vermisst habe. Ihr wisst gar nicht, wie schön es ist, wieder Farbflecken auf den Händen zu haben. Gehört zu den wichtigsten Nebeneffekten! Mein nächstes Projekt ist ein lebensgroßer ROBO-DINO!

 

Außer diesen Begebenheiten gibt es nichts unglaublich erwähnenswertes, deshalb verweise ich heute wieder auf eine Vorstellungsrunde.

 

Allen Joy (ganz rechts):

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Mit ihr hab ich mir am leichtesten getan, was das Kennenlernen betrifft, denn sie ist etwas lockerer als die anderen, meistens gut gelaunt, und immer für einen kurzen Spaß zu haben. Eine Weile lang hab ich jeden Vorbeigehenden (bei dem ich es mir respektmäßig erlauben durfte) verbal angeboingt. Also wortwörtlich einfach nur ``boing`` gesagt, das hat es mir am Anfang leichter gemacht, an manchen Menschen vorbeizugehen. Ihr kennt das ja sicher, wenn ihr irgendwo entlang geht, und euch kommt jemand entgegen, ihr wollt aber nicht reden und nichts zu sagen wäre unhöflich oder etwas peinlich, da ist ein ``Boing`` genau das richtige. Ein absoluter Eisbrecher. Jedoch ist nur Allen Joy wirklich darauf eingegangen, was sie mir symphatisch gemacht hat, und von da an haben wir uns immer angeboingt. Sie hat eine sehr gefährliche Position, da sie für die Finanzen zuständig ist, sprich sie hat von den Mädchen am meisten mit Fr. Noel zu tun, und der ist leicht in Rage zu versetzen, vor allem haben wir nicht viel Kohle. Das tut ihrer grundsätzlich positiven Laune aber keinen Abbruch. Das einzige Problem das ich mit ihr habe, ist, dass sie von den Jungs zu viel akkzeptiert. Als Beispiel, gerade gestern hat sie einem der Elementaries bei der Hausübung geholfen, was ja nicht verwerflich ist, aber es war gerade Arbeitszeit, und hätte einer der Fathers die zwei gesehen hätten sie beide Probleme bekommen. Außerdem gibts für besagte Hausübungen die Study Period. Das sind zwar Kleinigkeiten, sollten aber grundsätzlich nicht vorkommen, da die Mädchen ebenso Erziehungsorgane sind. Manchmal sind sie sehr streng mit den Jungs, was auch passt, aber eher wenn ihnen gerade danach ist.

 

ROBO-DINO!:

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Episches Spielzeug, militärische Geheimwaffe, prähistorisches Dimensionsgemenge als auch ein Blick, wie unsre Zukunft aussehen wird! Erster Fund in China, wo auch eine Art Massenhaltung in Plastikfabriken vermutet wird. Weitere Worte sind mit extremster Vorsicht zu erwähnen, da jedwede falsche Behauptung über deren Existenz beinahe blasphemischer Natur ist, und zu meiner sofortigen Vernichtung durch deren Jura-Laser führen könnte.

 

Luisito:

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Wer diesen Zwerg nicht mag, der muss irgendwas falsch im kopf haben, oder sehr sehr ignorant sein. Sito ist einer der First Years, und leicht klein geraten, was aber gar nichts ausmacht, denn wie viel Kraft de kleine Typ in sich hat, ist irre. Er ist einer von ein paar Jungs die aus einer Stadt namens ``Leon`` kommen, und scheinbar ist das eine fette Arbeiterstadt. Luisito langweilt sich, wenn er nichts zu tun hat, und liebt die offene Arbeit. Wenn er einmal müde ist, weiß ich bei ihm dass es ernst gemeint ist, aber selbst wenn ich ihm dann sage, er solle weitermachen, nimmt er es ohne Gemecker entgegen, und tut. Dazu muss gesagt werden, dass die Jungs gern so tun, als wären sie geschafft, von all ihrem tun - mein Liebling ist da ganz besonders Kenneth, der drei Minuten lang mit dem Besen über den Boden fährt, und mich dann provokant anschaut, und sagt: ``O-Brother-o, kapoy ako``, was soviel heißt, wie ich bin müde. Ein klassischer Waschlappen. Aber die Arbeit ist nicht sein einziges Talent, denn kürzlich habe ich ihn als Sänger meiner Small Band eingestellt, denn er trifft im Gegensatz zu den anderen Jungs die meisten Töne, nur etwas leise singt er noch. Aber am Ende des Jahres will ich aus ihm einen guten Sänger gemacht haben, ihm auch etwas Percussion mit auf den Weg geben. Diejenigen, die Zelda: Ocarina of Time gespielt haben, kennen sicher Oktoroks. Das sind diese Dinger, die im Wasser sind, und Nüsse, odetr Steine spucken. Wenn man sie besiegt, geben sie einen erbärmlichen Klang von sich, das ist so schwer zu beschreiben, es klingt einfach erbärmlich. Wenn Luisito irgendetwas blödes passiert, dann macht er genau dieses Geräusch. Ich freu mich immer wenn ich’s höre. Damit nicht genug, ist er enorm talentiert und couragiert im Zeichnen, hat auch immer Freude an dem was er macht. Jedoch ist er übertrieben selbstkritisch, also auf diese unzufriedene Art, dass immer alles perfekt sein muss, ansonsten ist es schlecht. Ich versuch ihm zurzeit beizubringen, dass gerade Fehler etwas charakterisieren, und zu dem machen was sie sind. Als ich ihm das gesagt habe, hat er sehr ungläubig geschaut, aber sein Kopf hat gearbeitet, das hat mir getaugt. Wenn er in einer schlechten Laune ist, verbirgt er es nicht, aber selbst dann ist er geduldig und wird nicht wütend, wenn man ihm auf die Nerven geht. Er überrascht mich wirklich immer wieder aufs neue.

 

Ok, ich werd mich jetzt wieder verabschieden, und eine lange vergessene Tradition fortsetzen. Um einer Beschwerde von Frau Keks zu folgen, und um Gemüter abzukühlen. Also, ich hab mir letztens wieder mal The Kinks angehört, und ich bilde mir zumindest ein, dass die wirklich eine unterschätzte Band sind, im Schatten von Beatles und Rolling Stones, Doors, and so on. Also hört euch einfach nur einmal folgende Nummern an, so viel Witz und Experimentierfreude gehört gehört. (David Watts, Death Of a Clown, Waterloo Sunset – alles am gleichen Album namens Something Else By The Kinks, 1967)

 

http://www.youtube.com/watch?v=5J3gX47rHGg

 

In diesem Sinne, ich wünsche einen guten Start in den Dezember, den ich mir äußerst kalt vorstelle.

 

...

...

...

Ok, es ist bereits Abend des gleichen Tages. Man kann diesen als bestanden betrachten. Wieder einmal hat das Internet mich nicht erhört, zumindest nicht meinen USB-Stick, und somit mache ich wieder einen 2 in 1 Blogeintrag.

 

Da wird ziemlich viel zusammen kommen, denn in den letzten Stunden hat sich schon wieder einiges in meinem Kopf angesammelt, zum Beispiel eine halbe Fimrezension. Ich fange aber mit dem Caroling Zeugs an. Also, heute ist Freitag Abend, der 02. 12. Das heutige von euch aktuell wahrgenommene Heute wird voraussichtlich der 05. 12. sein, Montag. Ich blicke gern in die Zukunft, deshalb teile ich euch das mit. In meinem Heute, das nicht mehr das Heute des gestrigen ROBO-DINO(!) Heutes ist, wurde ich Zeuge des ersten heurigen (heuer haben wir alle grad – das Wort ``heuer`` wird erst am 31. Dezember kompliziert) Caroling Outings. Ich habs mir durchaus anders vorgestellt, als ich es erlebt habe, es war nämlich überaus kurz, und die Rezeption der Leute war auch etwas komisch. Irgendwie schüchtern. Mir wurde erzählt, dass wir überall zum Essen eingeladen werden, in großen reichen Hallen. Dem war gestern nicht so, zweimal haben wir in extremst engen Gärten die Performance vorgetragen, Essen hats keins gegeben. Das kommt zwar angeblich noch, aber ich war etwas enttäuscht, denn ich hab mich auf die Innenausstattung der Räume philippinischer Wohnungen gefreut. So hab ich aber zumindest einen Blick erhaschen können, wie die Leute leben.

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Das erste Haus war sehr arm, da hats nicht viel zum Sehen gegeben, aber immerhin hatten sie Zementwände, was nicht immer selbstverständlich ist. Natürlich ist das für uns auch eine lukrative Sache, und deshalb werden noch die wirklich großen Häuser kommen, und die wirklich armen Leute bekommen davon gar nichts mit. Dennoch hats den Leuten dort Freude gemacht, und aus der Nachbarschaft haben uns viele Vorbeigehende zugehört. Unser Äußeres war übrigens eher unweihnachtlich mit Ausnahme der Mützen. Denn unser einheitliches T-Shirt zeigt das ``Angry Bird`` Motiv. Ich hab mich ja lange gewehrt gegen den Angry Bird Kult, vor allem als Zocker. Ich hatte das schon immer in mir, mich gegen erfolgreiche, gute Sachen zu wehren. Als ich 14, 15 war, hab ich ausnahmslos Nirvana verweigert, weils jeder hört, ob sie gut sind, war mir wurscht. Ebenso hab ich die Harry Potter Bänder alle erst mit 16 zu lesen angefangen, da mich das ganze Rundherum lange Zeit genervt hat. Angry Birds hab ich gar nicht richtig wahrgenommen, es war mir wurscht, aber hier spricht jeder von ihnen, und ich kam letztens dazu, es einmal anzuzocken, da Luke, versteckt von den Fathers eine Demo-Version gefunden hat, und im Geheimen haben wir einen halben Tag lang nur gezockt. Das Spielprinzip ist alt, aber genial, und genügend aufpoliert um dauerhaft Spaß zu machen. Aber die Präsentation ist es, die Angry Birds ausmacht. Es ist schlicht und einfach lustig. Es geht darum, dass grüne Schweine Vogeleier gestohlen haben, und das hat deren Stamm wütend gemacht. Um es den Schweinen heimzuzahlen, errichten sie eine Art Artillerie, deren Geschosse sie selbst sind. Damit ist ein neuer Kult enstanden, und plötzlich haben alle Jungs Angry Bird-Slippers (Flip-Flops), und als Uniform fürs Caroling ebensolche T-Shirts. Luke und Ich haben sogar spezielle ``Drop Birds, not Bombs`` Drücke. So viel zum Thema besinnliche Weihnachten.

 

Das zweite Haus jedenfalls, war mir stark unsymphatisch, denn ich hatte das ungute Gefühl, wir waren nicht willkommen, obwohl wir natürlich angemeldet kamen. Ein alter Kerl hat zwei Zigaretten geraucht, drinnen ist ein Fernseher mit voller Lautstärke aufgedreht gewesen, der unsere Performance um Actionfilm Geräusche erweiterte , und ständig das Gefühl; wir wollen hier schnell weg. Das war dann auch der Fall denn auch hier kein Essen, aber schwuppdiwupp in den Bus, und Heimfahrt. Die Fathers waren daheim, und als wir durch das Tor kamen, stimmten wir einen ``Movie`` Chor an, der verdeutlichen sollte, dass wir seit 2 Wochen keinen Film mehr gesehen haben, und das Volk unruhig sei. Es fruchtete, und nun komm ich zu meinem Film-Teil.

 

Leider hatte es nichts mit ROBO-DINOS(!) zu tun.

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Der Film hieß ``Drag Me To Hell`` und ist natürlich auh synonym für dessen Qualität. Ich bin kein Fan von Horror-Filmen, denn solche sprechen mich in keinster Weise an. Meistens finde ich alles gruselige sehr amüsant, weils so dermaßen leicht vorauszusehen ist. Ob jetzt da ein Kopf abgehackt wird, oder einfach nur eine Palatschinke versucht jemanden zu ersticken, meistens find ichs lustig, wobei das nicht die Art von Belustigung ist, die ich gern hab. Jedenfalls, ein guter Horrorfilm ist dann ein solcher, wenn er gut erschreckt, und man davon Alpträume bekommt. Hab ich mal gehört, auch wenn das nicht meine Meinung ist. Nochmals jedenfalls, im Film ging es um einen bösen Fluch, der von einer Zigeunerin an eine Bankangestellte losgejagt wurde. Dann kamen 3 Tage böse Qual und alles möglich Schreckliche, inklusive Esotherikern. Dann kam Lamia, der/die böse Teufel/ine, der/die irgendwie abgewehrt ... blabla... schrecklich.. Psychologie (Hollywood kennt nur Freud und Jung).. unerwartet .... Perpetie ... Knopf ... Fluch zurück .... und überraschendes Ende. Was ich eigentlich so lustig gefunden hatte, war der Blick der Kinder nach dem Film – normalerweise imitieren sie nach jedem Actionfilm die Aktionen und Sprüche. Nach der seelischen Tortur dieses Streifens waren alle bleich und hatten Angst voreinander. Cookie vor allem, der war im Eimer, ist nur an mir vorbeigegangen, und hat mich enorm zweifelnd angeschaut. Lustig war das, ich musste dann im Dunkel der Nacht circa 100 Meter allein gehen, und da hab ich mich auch ein bisschen unwohl gefühlt.

 

Inzwischen hat sich das Heute übrigens wieder verändert, es ist bereits der 03. Dezember, und das zweite Caroling Outing ist abgeschlossen! Diesmal gingen wir zu Fuss rund 15 Minuten zu nur einem Haus, das aber ganz anders war als gestern. Außerdem führte uns der Weg am Friedhof vorbei, und Filipinos sind ja abergläubisch, deshalb war das lustig, und ich hab ein paar Schauergeschichten erzählt. Bemi Haus angekommen, sind wir äußerst freundlich von einem alten Ehepaar begrüßt , und in deren ``Halle`` geführt worden. Dort war ein Fernseher der gerade Fussball gezeigt hat, und entgegen unserer Choreographie haben alle Jungs während sie bereits gesungen haben, auf den Bildschirm gestarrt. Zum Glück hat aber die Frau diesen aber abgeschaltet, und die Jungs sind wie aus einer Trance erwacht, und dann wurde die Performance gut. Es gab zwar wieder kein Essen, aber dafür waren die Zwei echt sehr liebevoll, obwohl ich wenig von ihrem Gesagten verstanden hab. Und den ganzen Weg wieder zurück bin ich von Christian zwecks Fussball vollgeplappert worden, was sehr anstrengend war.

Es ging um L.A.Galaxy, dem aktuellen Klub David Beckhams. Denn an eben diesem Abend gab es ein Freundschaftsspiel der Azkals (philippinisches Fussball-Nationalteam – übersetzt die Straßenköter) gegen das des ehemaligen englischen Medienfeschlings. Große Aufregung auf den Phils, Beckham wird ja höchstens verehrt, und natürlich, er dann gleich gegen die Armut, Fussball hilft Rassismus zu überwinden, Filipinos sind superfreundliche Wesen - die übliche alte Leier. Das was man eben zu sagen hat, und was die Leute hören wollen. Mir war das Spiel zuerst reichlich wurscht, denn das philippinische Nationalteam ist ein Eierhaufen, und der amerikanische Fussball auch nicht das gelbe davon. Als das Spiel begann, nahmen Luke und ich gerade unser Abendessen zu uns, und plötzlich packte mich die Spannung, komplett unerwartet. Den Kindern ist es normalerweise nicht erlaubt, ins White House zu kommen, da aber nur Fr. Bong, der am meisten durchgehen lässt, hier war, haben wir die Jungs vom Fenster aus zusehen lassen, und Fr. Bong hat dann auch allen erlaubt, das Fussballspiel anzuschauen. Vorm Fernseher wars dann ziemlich eng, aber die Atmosphäre war super. Überraschenderweise war die Partie gar nicht so schlecht, wie ich es mir dachte. Es war recht flott, offensiv, und die Phils waren über die fast gesamte erste Hälfte das bessere Team, haben aber leider zwei schöne Tore kassiert, jedoch unter großem Jubeln der Kinder selbst ein ansehnliches geschossen. In der Halbzeit wurde der Rosenkranz gebetet, und dann wurden die Kinder in die Heia gebracht, aber jeder drängte mich, mir noch den Rest der Partie anzusehen, was sich aber zeitlich nicht vereinbaren lies. Ich sah danach nur mehr die Interviews, und den überaus deutschen Trainer der Philipinos (eindeutig am Akkzent zu erkennen, ein Holzhacker Typ). In der Früh wurde dann gesagt, dass die Azkals noch 1:6 untergingen, aber absurderweise jeder hochzufrieden war.

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Erste Hälfte war ja echt gut, darauf kann man ja aufbauen, aber die zweite Hälfte wurde verdrängt. Hat mich sehr schön an unseren österreichischen Fussball erinnert (der zurzeit aber gar nicht so schlecht ist), wie da medial schöngeredet wurde. So, nun noch die letzte Sache, 04. Dezember, Nachmittag, ist‘s grad. Und Luke, mein Kollege hat seine Sachen gepackt und ist in Richtung Cebu aufgebrochen, denn seine 3 Monate hier sind um. Ich bin grad ein bisschen traurig, denn wir hatten eine sehr gute Zeit miteinander, außerdem hat er den Kindern viel beigebracht. Vielleicht kommt er aber in 10 Tagen zurück, und bleibt noch bis Weihnachten, je nachdem ob sein Hauptfather es zulässt, oder nicht, aber Luke wird uns auch kräftig vermissen. Jedenfalls wird mein Schedule jetzt ein bisschen enger, und ich trag mehr Verantwortung, was aber auch gut so ist. Ich werd ihm dennoch ein bisschen nachtrauern, vor allem seine Kreativität mit Erdnussbutter war immer sehr beeindruckend zu betrachten. Inzwischen solltet ihr euch eigentlich die Kinks angehört haben, wenn ja, dürft ihr weiterlesen, wenn ihr sie eh schon kennt, is auch gut. Aber wenn die Kinks euch kein Begriff sind, dann seid nun offiziell dazu verpflichtet, sie euch anzuhören. Ernsthaft. Da dies ja zwei Einträge in einem sind, muss ich ja auch zwei Musikempfehlungen abgeben, deshalb als nächstes ein Feuerwerk an musikalischem Genie, ebenso genial produziert. Namentlich wäre das die Fleet Foxes – Mykonos. Grundsätzlich gibts nichts schlechtes von dieser Band, deshalb kann man sich auch gern gleich den Rest anhören. Das Video zu der Nummer mag ich sehr gern, deshalb diese Auswahl.

 

http://www.youtube.com/watch?v=DT-dxG4WWf4&ob=av3e

 

Alright, das wars für heute, und für viele andere Tage. Und ich hab mich noch zurückgehalten. Die zweite Kerze brennt bereits, jetzt ists nicht mehr lange! Gut Morgen, Tag, Abend un Nacht!

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28. November 2011 1 28 /11 /November /2011 04:10

Ilongo ist eine lustige Sprache. Abgesehen davon dass sie total simpel ist, hat sie ein schräges Eigenleben. Ich hab ja bereits gesagt, dass ``Kamot`` Hand heißt. Allerdings muss ich das relativieren, denn an unser kärntnerisches ``Kamot`` kommt das ilongische nicht heran, denn die Kamotheit unseres Wortes liegt ganz und gar auf der langgezogenen Betonung des mittigen Vokals ``O``, was dem uns ein Gefühl der lässigen Lockerheit gibt. Die Filipinos sprechen dieses ``O`` dermaßen steif  und schnell aus, dass man glaubt, die haben nichts zu lachen, mit ihren Handgelenken. Purer Ernst.

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Jedenfalls wurde mir heute erklärt, dass es drei verschiedene Sprechweisen um etwas als gut kennzuzeichnen gibt. Ich hab jetzt grad leider die Wörter vergessen, werd deshalb hier das schreiben, was in meinem Kopf davon übrig geblieben ist. Dá ihr aber allesamt (mit Ausnahme ehemaliger Phils-Volos) eh keine Ahnung von der Sprache habt, ist das eh wurscht.


Sagot Ako sa Futbol – Gut ich in Fussball

Nigit ako sa akon pantalones – Gut ich in meine Hosen (ich glaub das soll so viel heißen, wie: ich bin befreundet mit meinen Hosen, wer will das nicht?)

Maayo Ako – Ich gut (also -  mir gehts gut)


Wenn in einem Wort zwei gleiche Vokale (wie in Maayo) vorkommen, so wird zwischen diesen Vokalenkurz gestoppt und dann weitergesprochen. Also ``Ma_ayo``. Stellt euch einfach vor, eure Sprache haut sich ganz kurz ihren Kopf an einer Wand an. Aber wirklich sehr kurz, manchmal fast unkenntlich.

Eine weitere Eigenart ist die Zählweise, die eigentlich dem Spanischen entnommen ist, allerdings erst ab ``once``, also 11. Also wird anfangs (1-10) auf Ilongo gezählt, und dann wird plötzlich nach Spanien gewechselt. Ich hätt mich gefreut, wenn sie ab hundert dann wieder eine Mischung machen, also sowas wie Ciento y Isa – was hundert und eins wäre.

Andere Sachen sind sowas wie ``Ah``. Ich sag das, wenn mich etwas überrascht, oder wenn mir plötzlich eine Veränderung mitgeteilt wird. Ich glaube das wird verstanden. Zumindest von euch, nicht aber von Filipinos, die wiederholen dann nämlich immer das bereits gesagte. Denn bei Filipinos heißt das ``Ah`` nämlich ``Wie bitte?``. Und ``Ja`` ist ``Oo``. Da ich gern ``Oh oh`` sage, wenn etwas nicht ist wie es sein sollte, gibts da ab und zu Missverständnisse. Ist aber eher lustig als problematisch, und so wird man wenigstens immer wieder daran erinnert, dass man doch irgednwie fremd ist.

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Ich bleibe beim Wort ``Fremd``. Ich hab euch nämlich noch gar nicht die Umgebung beschrieben in der ich wohne. Nun, dass ich ziemlich am Land lebe, lies sich bereits erkennen, aber philipinische Pampa sieht nicht so aus wie unsere. Wie bereits gesagt bin ich rund 2 Stunden von Iloilo City entfernt, Obwohl es eigentlich nur knappe 50 Kilometer sind, aber das Gebiet rund um die Stadt ist von Verkehr nur so verseucht. Wenn man unterwegs ist, via Jeepney, hat man meistens doch eine verhältnismäßig gute Sicht auf die Umgebung. Die ist selten unbesiedelt, oft verwandelt sich ein Ort übergangslos in einen anderen, und wenn es Verbindungsglieder oder wohnfreie Strecken gibt, sind das meistens weitreichende Reisfelder, die von einigen Leuten über den gesamten Tag bearbeitet werden. Das ist bei dieser Hitze sehr extrem. Eigentlich wiederholt sich Vieles. Vielleicht bin ich ein Banause, aber sowohl kleinere Städte (ich war erst in zwei) als auch Dörfer schauen alle irgendwie gleich aus. Elend sieht man überall, aber nicht im stereotypischen Sinne a lá bettelnde Straßenkinder, oder Slumregionen. Gibts auch, aber meistens auf Suburbs beschränkt. Ich meine eher die Art und Weise, wie Existenz hier aussieht. Der Müll ist überall, und stellt ein großes Problem dar. Es gibt keine regionale Müllentsorgung, also wird alles verbrannt, und wenn man unterwegs ist, kommt es sehr oft vor, dass man in eine Rauchschwade fährt. An den Straßenecken sind öfters graue oder giftgrüne Rinnsale zu sehen die Hand in Hand mit dem Müll gehen.


Ebenso sieht man oft Masten, an denen komplett offene Stromkästchen und Apparaturen angebracht sind. Diese sind oft illegal errichtet, und versorgen ein paar Häuserblöcke mit Elektrizität. Keine Warnung aber vor Hochspannung oder Lebensgefahr (wobei solche Sachen von den Kindern dort ohnehin verstanden werden).  Menschen sieht man drei Sachen tun. Arbeiten, Warten, oder Basket/Fussball spielen, letzteres bezieht sich fast ausschließlich auf Jugendliche.

Die Dörfer selbst bestehen aus einer Hauptstraße, die als einzige asphaltiert ist, und eine Bambushütte nach der anderen zeigt. Fast jede hat irgednetwas anzubieten. Süßigkeiten für Schulkinder, ein paar Dosen, ein paar Hygieneartikel, massenweise 3 in 1 Kaffee. Das ist das meistgesehene Bild. Manchmal mehr oder manchmal weniger. Die Abzweigungen führen meistens zu weiteren Wohngebieten, die ich ab Einbruch der Dunkelheit nicht mehr besuchen sollte. Grundsätzlich meide ich die Dunkelheit eher, und bin dann meistens schon wieder im Projekt. Das Projekt hab ich mir trotz der Bilder immer anders vorgestellt, zumindest in einer Hinsicht: In meinem Kopf hatte zu meinem Projekt immer ein Kieselsteinweg geführt, überall Palmen, hohes Gras, pure Pampa. Nun, da aber auch stadtauswärts eine starke Einwohnerdichte herrscht, ist das mit der puren Pampa nicht wahr. Außerdem hat das Boys Home vor längerer Zeit schon einen asphaltierten Weg erhalten. Aber immerhin, wenn ich mich circa zwei Minuten vom Eingang nach links (Norden) begebe, habe ich meinen Kieselsteinweg, meine Jugendlichen die halbnackt Fussball spielen (mit einem Lumpenball), und das hohe Gras. Palmen hat man überall, das war wenigstens vorstellungsgleich. Und Müll gibts für ein ganzes Leben genug.


Die Gerüche sind auch anders, das ist mir zumindest die erste Woche aufgefallen. An Gerüche gewöhnt man sich ziemlich schnell, einzig und allein in Küchen fällts mir auf, dass ich aus einem anderen Geruchskontinent komme. Da das Essen anders ist, riechen auch Küchen ganz anders, logisch. Richtig schlechte Erfahrungen hab ich bis jetzt aber nur mit ``Dried Fish`` gehabt. Mit dem Geruch kann man mich jagen. Kennt ihr Kohlsuppen-Geruch? Der ist herrlich dagegen, eine Wohltat für die Nase. Dried Fish dagegen riecht wie das gräßlichste Hundetrockenfutter in 10-facher Intensität in einem Pariser-Metro-Klo (das stell ich mir ungeheuer stinkig vor). Das Problem ist aber, dass es nichts billigeres gibt, deshalb ist es sehr beliebt. Wenn die Jungs Dried Fish essen, bin ich vom Dienst befreit, was auch offiziell von den Fathers bestätigt ist.

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Nun aber kurz zum Geschehen. Es hat sich seit dem letzten Mal nicht wirklich viel getan, die Weihnachtsdekoration sowie einhergehende kommerzielle Radio-Klänge werden mit jedem Tag mehr, Father Noel ist von seinen Reisen zurück, und Brother Luke sucht um eine Verlängerung seiner Arbeit an, da er das Projekt inzwischen sehr gern hat, und weiterhelfen will, was mich natürlich sehr freut, denn erstens ist er ein toller Kerl, zweitens ist Arbeitsaufteilung schon allein wegen den flexibleren Essenszeiten sehr angenehm, und drittens ist es gut für die Kinder, denn er ist vielseitig talentiert. Fix ist es noch nicht, aber ich hoff es haut hin.


Am supersten ist aber die Tatsache, dass ich endlich wieder, das erste Mal seit zwei Jahren, zum Pinsel gegriffen habe. Ich wurde gefragt, ob ich die Szene der Geburt des Jesuskindes malen kann, und das war für mich eine einmalige Gelegenheit, meine Drawing Class zu bewerben. Es wurden sogar noch ein paar alte Acryl-Farben gefunden wie auch zwei zerborstene Pinsel. In Österreich hätt ich gelacht, wenn jemand mir solche Pinsel andrehen würde. Hier hab ich sie angehimmelt und mich wie ein Kind gefreut, und seit Freitag male ich bei jeder freien Minute. Den Jungs taugts, die sind ziemlich beeindruckt. Heute werd ich wahrscheinlich ein bisschen neues Equipment für die Malerei besorgen, denn über Blei-und Buntstift Zeichnungen sind manche schon hinaus.

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Mit dem bedrohlich näherkommenden Dezember bekommen die Kinder auch bereits erste Geschenke. Und das war eines meiner schönsten Erlebnisse bisher, denn ich bin schon so verseucht von erwachsenem Geschenkegeschenktbekommen, dass ich ganz vergessen hab, wie großartig Spielsachen eigentlich sind. Einfache Autos, Lokomotiven und Gleise, Brettspiele und (wie sich später herausstellte – sehr gefährliche) Mini-Jets. Fast alle hatten eine unglaubliche Freude, und zwei Stunden wurde nur umhergetollt. Jedoch hat Rema, die ich aus diesem Anlass vorstellen werde, einen Jet zwischen die Augen bekommen, und hat überraschend stark geblutet. Mehr aber auch nicht, im Endeffekt eine kleine Wunde. Jedenfalls hat das die Kinder so inspiriert, dass sie angefangen haben, sich eigene Spiele zu bauen, zum Beispiel aus alten Hölzern einen kleinen Billardtisch, mit Schlatzkugeln als Spielbälle.


Nun werd ich aber noch ein paar Leute vorstellen, denn viel passiert ist sonst nicht.

 

Rema:

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Nun, jetzt fällt mir auf dass ich noch immer nicht genau weiß, was ihre Aufgabe ist. Ich sehe sie meistens für die Jungs, manchmal für uns (Fathers und Brothers) kochen, meistens ist sie aber im Büro und schreibt irgendwas. Ich glaub sie ist für organisatorische und formelle Sachen zuständig. Jedenfalls ist sie die älteste von den Mädchen, und die Jungs hören auch verhältnismäßig brav auf sie. Sie hat einen Sinn für Humor und ist eine sehr angenehme Person, verändert sich jetzt auch nicht zu viel, wenn grad alle Mädchen beisammen sind. Das kann dann ganz schön anstrengend werden. Aber sie ist absolut ok, wenn jetzt auch nicht übermäßig extrovertiert. Gespräche zwischen uns sind meistens kurz, informationsbezogen, aber nie aufgesetzt oder unangenehm. Außerdem ist sie eine gute Tänzerin.

 

Santini:

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 Einer von den College-Besuchern und ein großartiger Kerl. Ich hab gehört, dass er letztes Jahr noch ganz anders gewesen ist, rebellisch, undiszipliniert, angeblich mit den ``falschen`` Leuten unterwegs. Jedenfalls ist mir aktuell nichts davon bekannt, denn er hat meistens einen Witz auf den Lippen, und akkzeptiert fast alles was ihm gesagt wird. Wenns ihm nicht gut geht, sagt er das, oder beklagt sich, was ich auch sehr schätze, denn die meisten Filipinos reden nicht wirklich gern über so was. Aber nun zu seinem doch etwas seltsamen Ausgeschau. Er hat eine kahle Stelle in der Mitte seiner Haarpracht, das aussieht als wäre sie verbrannt. Seltsam verkrustet, schwarz. Sein Mund ist im irgendwie schief geraten, wie auch die Zähne dahinter. Rechter Fuss und rechte Hand sind verkrüppelt, Zähen und Finger sind dicke, nagellose Knubbel (die sich sehr lustig anfühlen). Ich hab ihn gefragt was ihm passiert sei, und er sagte mir dass seine Mutter Abtreibungspillen genommen hatte, sich dann aber doch entschied, ihn zu behalten. Deshalb sein Äußeres. Auch seine Stimme ist seltsam verkrümmt, aber sein Englisch ist gut, und meistens verstehen wir uns einwandfrei.

Das beeindruckendste an ihm ist aber, dass er neben seinem tollen Charakter, seiner Intelligenz und seinen Leader-Qualitäten ein Hammer Musiker ist. Der beste den wir haben, denn trotz seiner seltsam geratenen rechten Hand, spielt er ausgezeichnet Gitarre, wie auch Keyboard und inzwischen Xylophon. Singen kann er zwar nicht so gut, tuts aber trotzdem gern, und wenn er tanzt, ist ebenso in seinem Element. Es ist echt eine Freude, ihm dabei zuzusehen. Außerdem ist sein Name ebenso passend. Wie gut klingt Santini Lizardi eigentlich? Er könnte gleichermaßen als italienischer Schnulzensänger wie auch als Pokemon durchgehen! Wahrscheinlich wird er irgendwann ein Musikcollege besuchen und zum Lehrer ausgebildet werden. Die Fathers planen auch längerfristig mit ihm, denn danach wollen sie ihn als Assistent für Musik dauerhaft an Don Bosco Dumangas binden.  Wär gut für ihn und für die zukünftigen Kinder, die sicherlich kommen.

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Ich belasse es heute bei zwei Vorstellungen, und schließe hiermit ab. Ab Dezember beginnt das Caroling, ich bin schon ziemlich gespannt, denn die Proben verlaufen ganz gut. Ich hoffe, ihr hattet einen schönen ersten Adventsonntag mit Keksen und Tee. Kekse kauf ich mir heute, denn irgendwie werden diese von meinen Geschmacksnerven vermisst. Manchmal muss ich mir ein bisschen Luxus eingestehen dürfen. Punkt, aus Schluss Basta.

Bestes Gegrüße!

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23. November 2011 3 23 /11 /November /2011 03:55

Zu Jubliäen gibt es ja immer Vorfeierlichkeiten und Nachbetrachtungen, und obwohl ich mich zwar seit nun 3 Monaten auf den Philippinen bin, bin ich noch keine 3 Monate im Projekt, da ich ja die ersten 7 Tage eher touristisch veranlagt war. Man kann sagen, vorzeitiger Urlaub. Deshalb erlaube ich mir die Frechheit, jeden Eintrag bis 30. November als dem Jubiläum beitragend kennzuzeichnen. Außerdem war ich sehr unzufrieden mit dem letzten Eintrag, und ich habe Angst dass Wirkung und Qualität wie auch Unterhaltungswert meiner Schreibereien nachlassen. Um dem entgegen zu wirken, will ich euch von den kleinen Details erzählen, die meinen Alltag zu einem schönen Alltag machen. In letzter Zeit habe ich viel darüber gesprochen, wie schwer meine Arbeit sein kann, obwohl es seelisch sehr vitaminreich ist. Heute will ich über Postivies berichten ,das sich manchmal mit seelischem Vitamingetue vermengend exponentiell erhöht.

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Ich bin kein Freund von Bestrafungen. Ich weigere mich, den Kindern extra-Arbeiten zu geben (was ich bisher aber auch erst einmal mitbekommen habe), und gewaltsames Vorgehen ist ein Relikt aus vorangegangenen Jahrhunderten (zumindest sollte es das sein). Wie also zeige ich den Kindern die Grenzen auf, wenn sie manchmal über diese hinausschiessen? Natürlich, die erste Konsequenz ist die ruhige Mahnung, die bei wiederholtem Vergehen an Lautstärke und Direktheit zunimmt. Wichtg ist da vor allem die Seriösität, denn manchmal gefällts mir sogar selber was die Kinder machen, und wäre ich in deren Position, würde ich ebenso schabernackieren, und da muss ich dann einfach hart bleiben, sonst hab ich schon verloren. Aber ab und zu ein Lächeln rutscht mir schon hinaus, muss ich zugeben.


Jedenfalls hab ich eine ganz besondere Art der ``Bestrafung`` eingeführt, die ich bisher zweimal angewendet habe, und ich muss zugeben, dass ich selbst an der pädagogischen Richtigkeit dieser Methode zweifle, da ich den erzieherischen Wert stark in Frage stelle. Absurderweise hats bis jetzt zweimal gut funktioniert, und die Jungs haben sichs gemerkt. Ich mache folgendes: Normalerweise assistiere ich immer während der Mahlzeiten der Jungs. Nach einer gewissen Zeit wird immer gebetet, und dies ist auch die Zeit in der wir diverse Ankündigungen halten. Zum Beispiel Instruktionen über den Schedule, oder Reminders (was sie tun sollten, und was nicht), usw.

Wenn einer, oder mehrere Jungs etwas gemacht haben, was nicht meiner Gefälligkeit entsprochen hat (aber jetzt auch nicht so schlimm ist, dass ich mich ernsthaft darüber aufrege, oder das Kind zurechtweise), dann nutze ich diese Zeit, während alle an ihren Plätzen stehen, um die Täter namentlich zu mir zu bestellen. Meistens kommen sie dann zögernd und unsicher heraus. Dann lass ich sie etwas Bestimmtes machen und fordere die Zuschauer auf, ihnen direkt und fest in die Augen zu schauen. Letztens hab ich drei Jungs herausgeholt, von denen einer in der Mitte mit ausgestreckten Händen über der anderen zwei Köpfe diese wie eine Marionette sich um ihre eigene Achse drehen lies. Natürlich ist die Situation ziemlich humorig, denn damit rechnet niemand, und ich steh daneben mit einer eisernen Miene, und lass sie tun, Meistens lachen alle, für die Ausführenden ist es ein bisschen peinlich, selbstverständlich gebe ich immer den Grund an, warum das gerade passiert. Die Jungs haben eine ziemliche Freude daran, und bedanken sich dann immer bei mir, und die ``Opfer`` entschuldigen sich bei mir. Es ist eine verhältnismäßig sehr milde Methode der Bestrafung, aber bisher effektiv.

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Ich glaube, dass meine Art mit ihnen umzugehen, den Kindern zeitweise doch sehr imponiert. Nicht weil ich unglaublich freundlich (manchmal etwas übertrieben freundlich) bin, oder viel Musik mache, sondern weil ich etwas Abwechslung in das System bringe, ohne es zu zerstören. Routine und Gewohnheit haben mir noch nie zugesagt, und ich bin vielleicht einfach nicht der Mensch dafür. Ich hasse es jeden Tag mein Bett zu machen, deshalb mach ich es auch nie. Es schreckt mich ab, ich assoziiere das mit Langeweile. In meinem Jugendzentrum hab ich zwar jeden Tag geputzt, habs aber nur überstanden, weil ich morgens die Räumlichkeiten für mich hatte, und so laut Musik hören konnte wie ich wollte. Und jeden Morgen zum Putzen laut hinzusingend Musik zu hören, hat was.

Ebenso mach ich auch gern hier ein paar Sachen anders, wenns auch nur Kleinigkeiten sind (die ich trotzdem nur dann mache, wenn ich weiß dass die Fathers gerade abseits sind). Fürgewöhnlich wird vor jedem neuen Schedule ein Line-Up gemacht, sprich die Jungs stellen sich je nach Schulstufe in Linien auf, und haben still zu sein. Wenn die Fathers das machen, sind die Jungs mucksmäuschenstill, stehen gerade da, und trauen sich nicht sich zu bewegen. Wenn Luke oder ich das Line-Up machen, brauchen sie manchmal Ewigkeiten, um still zu sein. Grundsätzlich hören sie inzwischen sehr schnell auf uns, da hatten wir am Anfang noch einige Probleme, es gibt aber dennoch immer wieder diese Tage, von denen ich inzwischen ausführlich berichtet habe (wie ich glaube).

Montag war einer dieser Tage,und da muss man dann schon sehr laut werden um sie stillzukriegen. Ich hab jedenfalls rein impulsiv plötzlich angefangen Fidiralala Fidiralala (das kennt ihr doch oder?) zu singen (ich hab keine Ahnung woher das gekommen ist), sehr laut, so dass alle mich hörten, und innerhalb von 5 Sekunden, waren alle leise und komplett verwirrt, was ich da tue. Jedenfalls haben sie verstanden, dass ich eigentlich nur Ruhe wollte, und waren dann brav. Sie wollten sogar Fidiralala lernen. So einfach kanns sein. Ich liebe Intuition.

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Abgesehen von meinem Getue, gibts auch immer wieder animalische Beteiligung an heiteren Szenen. Ich hab ja schon die Echsen erwähnt, die hier überall an den Wänden krabbeln. Diese Viecher sind neben fleißigen Mückenfressern auch irgendwie Artisten, also jetzt im Sinne von Zirkus. Denn manchmal hab ich das plötzliche Verlangen, eines dieser Wesen zu nehmen, einfach so, wie man ab und zu eine Blume pflückt. Was die dann, praktisch auf der Flucht, sich trauen, ist der Hammer. Letztens ist mir auf dem Stiegenaufgang  eine vielleicht 5 cm kleine Echse begegnet, und die Stiege hianufgehend, konnte ich gar nicht anders, als diesem nachzugehen. Mit dem Mut der Verzweiflung stürzte sie sich dann mit ausgebreiteten Extremitäten die Stiegen runter, was gut zwei Meter waren! Und jetzt stellt euch vor, was das für ein Flug für ein 5 cm kleines Wesen ist! Jedenfalls landete es mit einem erstaunlich lautem Klatsch am Boden, blieb kurz stehen (was ich als Zeichen der eigenen Verwunderung nahm), und flüchtete hinter eine Ecke.


Ein anderes Mal, und das war noch beeindruckender, ist ein Gecko (also eine Echse, die geschätzte 15 cm lang ist) mitten im Gottesdienst einfach von der Decke gefallen, und auf dem Altar gelandet, direkt vor Fr. Noel , der sich natürlich erschreckt hat, mitten im Gebet. Die Situation war ziemlich amüsant, da alle weitergebetet haben, leicht lachend, jeder dem Gecko auf seiner Flucht ins Freie nachblickend. Diese Geckos werden übrigens gern von den Jungs gefangen, und bösartig in Gläsern gehalten.


Wenn ich von Bösartigkeit gegenüber Tieren rede, muss ich auch immer an die Hundebabies denken (die inzwischen ziemlich groß geworden sind). Und hier muss einen Nachtrag anbringen, denn ich hab ganz vergessen zu erwähnen, dass mein Hund, Raffael, überfahren worden ist, was sehr traurig war, vor allem auch deshalb, weil Johannes und Susanne über meinen Kopf weg umbenannt wurden. Das heißt, von meiner Familie war kein Hund mehr Repräsentant. Jedoch ist einer der Hunde des zweiten Wurfs dann Raffael der Zweite genannt worden. Ich hab in auch sehr gern, er ist sehr friedlich und beisst weniger als die Anderen. Aber zurück zur Bösartigkeit. Father Cyril hat jedem Hund eine gemeines Band um den Schwanz gebunden, damit dieser abfällt. Abgesehen davon dass  es ziemlich zu schmerzen scheint, nimmt es ihnen die Balance. Inzwischen sind alle 8 Hundebabies ohne Schwanz, und alle haben sich etwas sehr seltsames angewöhnt. Da sie ihre ursprüngliche Balance nicht mehr haben, gehen sie manchmal etwas schief. Denn wir Menschen sind ja groß, und sehen sie nicht immer, und stoplern manchmal über sie drüber. Lebewesen sind lernfähig, und dementsprechend sind sie auf eine lustige Art vorsichtiger gweorden. Sie krümmen ihren Körper zu einer Art ``U-Form`` und gehen seitlich neben dir her, was äußerst blöd ausschaut. Vor allem wenn da grad 4 Hunde so gehen. Ernsthaft, ich hab noch nie in meinem Leben Wesen gesehen, die so dermaßen umständlich gehen.

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Da fällt mir eine legendäre Situation ein, die ich scheinbar bewusst nicht erwähnt habe, vielleicht aus Verdrängung. Und eigentlich müsste ich jetzt die Hunde vostellen, aber das verschieb ich weiter nach hinten. Jedenfalls könnt ihr euch vielleicht unter einem Line-Up nun was vorstellen. Eines Abends, wie ich vor den Jungs stehe, und nur darauf warte, bis ich das Ok bekomme, sie hinauf in den Vorraum des Dormitorys zum Filmschauen zu schicken, da kommt plötzlich Bruce, der älteste und irgendwie militärisch wirkende Hund, und schmiegt sich an meine Füße, was ja kein Problem ist. Ohne jede Vorwarnung jedoch hob er sein Beinchen und pinkelte mir an meinen rechten Fuß. Die Kinder trauten sich nicht zu lachen, da Fr. Noel oben war, und ich hab einen Satz zurück gemacht, Bruce verflucht und bin verwirrt da gestanden. Denn ich wollte die Kinder nicht alleine lassen, während Fr. Noel da oben steht, aber das Bedürfnis, mich zu waschen, war sehr groß. Zum Glück schaute dann Fr. Noel durchs Fenster herunter, und ich konnte ihm erklären, dass ich gerade angepinkelt wurde. Dann durfte ich mich waschen, aber jedes Mal wenn sich Bruce mir seitdem nähert, bin ich auf alles gefasst.


Aber doch noch ein Wechsel zu aktuellem Geschehen. Ich bereits vor ein, zwei Wochen angekündigt, dass ein paar Jungs uns verlassen werden, zwecks Arbeit und so. Es sind vorher schon wenige Trainees ausgerückt, um in Cebu zu arbeiten, von denen aber manche aber wieder zurückgekommen sind, da sie unter den Arbeitsbedingungen krank geworden sind. Also haben sich die Fathers entschieden, den Arbeitsplatz der Gesandten zu wechseln, und nun werden diese in der Iloilo Newspaper Irgendwas arbeiten. Der erste vom Boys Home, also meiner Schützlinge, ist Jemarch. Ich hoff er schlagt sich gut durch, er ist ein lieber Kerl, dem ich aber nie recht sein Lächeln abgekauft habe. Irgendwas hatte er immer zu verbergen. Aber ich glaub ihm wirds gut gehen.


Noch etwas. Die Weihnachtsvorbereitungen sind voll im Gange. Grundsätzlich wird derzeit für ziemlich vieles vorbereitet. Die Kinder müssen für Schule und Boys Home Dekorationen kreieren, daneben gibts Caroling-Practice, Band Practice und Flute Practice. Noch dazu hat Fr. Bong am 8. Dezember Geburtstag, und da gibts ebenfalls Feierlichkeiten vorzubereiten. Viel zu tun also, auch für mich.

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Und wir hatten fast zwei Tage lang einen Stromausfall. Es ist lustig, im Dunkel der Nacht sich die Zähne zu putzen, aber doch ärgerlich, wenn man dreimal am Tag den Kopf gegen eine Wand stößt.

Naja. Passt auf eure Köpfe auf!

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21. November 2011 1 21 /11 /November /2011 04:07

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Morgen vor drei Monaten habe ich in das fliegende Transportmetall betreten, welches den Zielort Philippinen ansteuerte. Sprich ich bin bereits fast ein viertel Jahr dort. Das ist eine Art Jubiläum, und das gehört gefeiert. Heute gibts so was wie Zahlen und Fakten, und ein erstes Was-Ist-Passiert-Roundup, Review, wie immer man das auch nennen mag. Ich bin zwar nie gut in Mathematik gewesen, da Logik manchmal nicht so wirklich meins ist. Ich kann großartig schwachsinieren, assoziieren, und verkomplizieren, aber logisch und schnell denken, das kann ich leider einfach nicht. Dafür bin ich ein begnadeter Kopfrechner (ich behaupte, dass wenn Mathe nur aus Kopfrechnerei bestünde, ich mindestens einen Einser hätte - mindestens). Deshalb gibts jetzt viel Geschätztes und Kopfgerechnetes:

Für die Richtigkeit dieser Angaben übernehme ich trotzdem keine Haftung.

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Den Anfang machen die Tage. 91 an der Zahl hab ich bereits hier verbracht. Bittererweise hab ich es mir angewöhnt aufgrund der schrecklich frühen Aufstehzeit (5 nach 0) auch einen Mittagsschlaf (13 bis 14) zu halten, was meinen täglichen Schlaf auf irgendwas zwischen 5 und 8 Stunden rundet. Hiervon der Durchschnitt wäre 6,5. Das heißt, ich habe circa 591,5 Stunden verpennt. Und in Frieden, muss ich sagen, denn ich hatte vorher immer Schlafstörungen, was inzwischen Vergangenheit ist. Ich esse fürgewöhnlich täglich 3 Mal Reis (das genialste Nahrungsmittel der Welt). Es gibt Ausnahmen, deshalb gebe ich dem verdrückten Reis pro Tag den Durchschnitt 2.9 (eine enorm relativ zu betrachtende Menge, da ich manchmal mehr oder weniger esse). Das wird sowas um 260-264 komma 9 sein. Geduscht habe ich mich wahrscheinlich um die 200 Male herum. Da wunderts mich, dass ich erst bei meinem dritten Duschgel bin. Ich geh zwar sparsam damit um, aber trotzdem, in diesen Dingern ist mehr drin als man ihnen ansieht. 13 Wochen ist die nächste zeiterfassende Zahl. Das Interessante daran ist, dass wenn ich in Wochen denke, kommen mir 13 Wochen wenig vor. Wenn ich in Tagen denke, kommen mir 91 absolut gerechtfertigt vor. Obwohl es ein und das selbe ist. Seit ich in meinem Projekt bin, habe ich übrigens 18 (diesen inkludiert) Einträge geschrieben. Vorher, bereits 5 glaub ich. Vielleicht mach ich bei Eintrag 25 wieder ein Jubiläum. Das hat so was schön Feierliches.


Aber was habe ich bisher geleistet, außer viel nachzudenken und zu rechnen? Wenn ich drüber nachdenke, ist es irgendwie viel und wenig zugleich. Ich habe die Drawing Class eingeführt, für die leider selten Zeit ist, da der Schedule sehr eng ist. Inziwischen biete ich die Drawing Class als Freizeit Aktivität an. So haben die Jungs vielleicht auch mehr davon, obwohl ich ihnen so nur bedingt helfen kann. Ich hab eine neue Band erstellt die einen guten Start gehabt hat. Leider muss ich auch einsehen, dass akustische Musik, ohne E-Gitarren und laut und Bumm und Krach, automatisch weniger Leute interessiert.Die Assoziation der Leute ist die, dass akustische Musik leichter zu spielen ist (vielleicht weil sie nicht so bombastisch ist), und auch im visuellen Bereich wirken nichtelektronische Instrumente schwächer. Ich will jetzt nicht zu viele Worte drüber verlieren, aber schon allein drei Gitarren in einer Band zu haben, kann für gestandene Musiker ein Problem sein. Rythmisch, klangtechnisch. Und wir spielen mit 5 Gitarren, was ich persönlich als extremst übertrieben betrachte. Aber wurst.

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Ich hab einige Kinder ganz gut kennengelernt, manche lieben mich, manche mögen mich, manche akkzeptieren mich, und ein paar sind glaub ich froh wenn ich wieder weg bin. Man kanns nicht jedem recht machen, das muss ich auch zur Kenntnis nehmen, was nicht heißt, dass diese Sorte aufgebe. Um die bemühe ich mich am allermeisten, was zeitweiseGeduld und Nerven hart auf die Probe stellt.


Diesbezüglich  muss ich aber sagen, dass ich etwas geschafft habe, worauf ich stolz bin. Kenneth (den hab ich bereits vorgestellt), der kleine Rotz, hat sich extremst gebessert. Von einem Fall der knapp vorm Rauswurf war, ist er derzeit fast ein Engel. Fr. Noel hat mir in diesem Sinne seinen Respekt ausgesprochen, da ich mir viel Zeit nur für ihn alleine genommen habe, und ich weiß, dass ich großen Anteil an seiner Besserung habe. Das sind dann die Momente die wirklich Kraft geben.

Die nächste Schwierigkeit ist der Umgang mit den Fathers. Diese sind nämlich selbst ziemlich unberechenbar, was ihre Launen oder Ideen betrifft. Über die Kommunikationsschwierigkeiten zwischen den drei Fathers hab ich schon ein bisschen was geschrieben, und leider hat sich das vor allem in der letzten Woche stark bestätigt. Während Fr. Noel auf Reisen war, hatten Fr. Bong und Cyril mir zeitweise komplett unterschiedliche Anweisungen für den ganzen Tag gegeben. Wenn dann irgendwas schief läuft, bin ich schuld. Im Goßen und Ganzen hats aber eh gut geklappt, und meine Intuition hat mich per Kompromiss zwischen zwei verschiedenen Tagesabläufen geleitet. Ich glaub, dass die Fathers im Nachhinein eh wissen, was da falsch läuft, aber erwähnt wirds eben nicht, was ich ein bisschen schad finde. Ich muss solche Sachen eben schlucken, und akkzeptieren.

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Das absolut Beeindruckendste ist aber die Beziehung die man zu den Kindern aufbaut. Ich wundere mich jeden Tag darüber. Manchmal machen sie mich wirklich wütend (sie wissen auch inzwischen ganz genau wie sie das am effektivsten schaffen), und ich würd sie am liebsten alle einzeln dorthin schicken wo der Pfeffer zu wachsen scheint. Oder ich resigniere, und denk einfach nur an meine Feizeit. Inmitten all der zernervten Gedanken kann es aber passieren, dass sich ein Gedanke an einen schönen, oder lustigen Moment anschleicht. Dann fängst du an zu lächeln, und schon hast du den Kindern verziehen. Da kannst du den halben Tag grantig sein (so wie ich gestern....), wenn so ein Moment kommt, ist wieder alles schön. Was mich manchmal auch nervt, denn oft will ich selbst einfach nur ein Kind sein, und schmollen dürfen, aber naja, haut eben nicht hin.


Trotzdem bleibt mir bei Zeiten das Gefühl, dass das was ich mache, ebenso gut jeder Andere machen könnte. Die Kinder beim Essen beaufsichtigen? Ungeheuer schwere Arbeit. Aber so lächerlich das auch klingt, sogar da kanns Probleme geben, und das ist das Wichtige daran. Einfach da zu sein für die Kinder, so oft wie möglich in ihrer Nähe sein. Und genau diese Tatsache birgt in sich diesen Kontrast, den ich oben beschrieben habe. Es kann enorm frustrierend sein, an einem Tag, wo es einfach nicht rund läuft, durchgehend mit den Jungs zusammen zu sein. Aber ebenso kann ein guter Moment reichen, und alles ist plötzlich wieder Weltfrieden. Wichtig ist, dass man sich selbst treu bleibt, natürlich an die Rahmenbedingungen sich anpassend, aber trotzdem seinen eigenen Charakter und dazugehörige Erfahrungen nutzt, um den Kindern in ihrer Entwicklung zu helfen.

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Ich kann mir ein Leben ohne Ventilator gar nicht mehr vorstellen. Die Hitze, die ich früher nicht austehen konnte, fällt mir jetzt manchmal gar nicht auf. Eingelebt sein bedeutet vielleicht eine Art zweites Zuhause entwickeln. Trotzdem, wenn mich Leute manchmal fragen, wo ich lebe (natürlich auf die Philippinen bezogen), würde ich am liebsten Maria Rain sagen, oder zumindest Kärnten. Auch wenn es Kärnten ist. Der Gedanke an Zuhause kommt mir irgendwie absurd vor. Ebenso, dass es bei euch gerade eventuell Minusgrade hat, kommt mir komisch vor. Natürlich habe ich alles perfekt im Kopf, sogar die Unordnung in meinem alten Zimmer hab ich perfekt im Kopf. Aber es fühlt sich an, als wäre dies eine distanzierte Erinnerung, die näher nicht sein könnte. Kennt ihr das mit Sachen, die sich in Worten nicht beschreiben lassen? Und wenn mans versucht, kommt man dazu Oxymorone zu verwenden, was dem Ganzen nicht hilft, aber wenigstens eine poetische Dimension gibt. So ist das irgendwie auch mit meinem Einsatz. Ich würde euch das Ganze echt gerne näher bringen, aber das ist ganz schön schwierig. Es ist wundervoll, aber auch extremst hart. Aber ernsthaft, ohne ein bisschen negativem Gedankengedenke oder zu gutem Gelingen wäre das Volontariat auch sehr langweilig.

Nun, ich muss sagen, mir rennt die Zeit davon, wochenends hab ich immer so wenig Zeit zum Schreiben, deshalb ist gerade dieser Jubiläumseintrag ein bisschen dahergehudelt. Ich würd gern noch ein bisschen mehr Senf abgeben, beziehungsweise einige Aspekte ausführlicher behandeln, aber wurst, geht auch nicht immer.


Habt einen schönen End-November!

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16. November 2011 3 16 /11 /November /2011 04:20

Vielleicht kennt ihr das mit wohltuenden Automatismen, man wird süchtig. Das fängt schon beim Kaffee-Placebo Zeugs an. Und inzwischen ist die Blog-Schreiberei auch so eine Sache die mir fast schon zum Tag gehört, wie Plastiktannenbäume auf den Philippinnen im November zu Weihnachten. Tatsächlich seh ich seit Dienstag überall Santa Claus (pffhh... Weihnachtsmann, Christkind.... was auch immer...) grinsend mir frohe Weihnachten verkündend von diversen Wänden hängend mich anpöbelnd. Soviel nur dazuend.

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Obwohl seit meinem letzten Eintrag jetzt nicht die Welt passiert ist (denn das ist ja bekanntlich ein unfassbar langer Prozess, wie großartig wäre es, wenn zum Beispiel morgen die Welt passieren würde?), will ich doch was schreiben. Und da fallen mir dann immer diese Sachen ein, an die ich sonst nie denke. Dieser Eintrag heute ist wieder Mal einem ungeordneten Gedankenwirrwarr gewidmet, das anhand von absoluter Willkur auswählt was zu lesen für euch nun der Fall sein soll. Wie eben auch geschriebene Worte. Aber da ist auch das Schöne am Blog schreiben, ich kann (fast alles) tun und lassen wie ich will, und ihr freut euch einfach nur darüber, von mir zu hören, egal ob das was ihr hört euch gefällt oder nicht. Da bin ich fast schon in einer gemein guten Position. Und noch dazu bekommt ihr den Bonus, eventuell was Interessantes zu lesen. Das heißt, dieser Blog tut uns allen gut. Außer vielleicht Justin Bieber, aber es gibt auch viel Anderes was ich nicht mag.

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Jedenfalls ist es mir ein Anliegen, Reisfelder zu erwähnen. Warum? Weil sie überall ihr Unwesen treiben, sogar auf unserem Gelände, und noch sogarer auf dem Weg in die Stadt in den unfreundlichsten und dreckigsten Gegenden, wo ich mir den Reis, der dabei rauskommt immer leicht gräulich vorstelle, nach Autogummi schmeckend. Der Reis könnte mir herzlich wurscht sein, aber ganz im Ernst, Reis ist eigentlich ein ziemlicher Hammer. Ich habe die letzten zweieinhalb Monate jeden Tag ohne Ausnahme Reis zu mir genommen, und es wird einfach nicht langweilig. Im Gegenteil kann ich mir Nahrungsaufnahme ohne Reis nur mehr ganz schwer vorstellen nachdem ich nun circa 150 Mal hintereinander Reis gegessen hab. Noch dazu ist unser Reis der Hammer.


Jetzt dürft ihr raten, was aber ein wichtiges Importprodukt auf den Phils ist. Jey,.... Reis aus Amerika und Nachbarstaaten! Großartigerweise ist die Verfassung der Philippinen veraltet und gewährt den Amerikanern wirtschaftliche Sonderrechte, weshalb diese es besonders leicht haben, aus der Armut der Filipinos Kapital zu schlagen, aber die Tatsache, dass Reis importiert wird, von den Philippinen, ist schockierend im Anbetracht der Menge an Reisfeldern. Zugleich liegt hier auch ein Grund für die Armut. Denn die meisten Bauern können sich ihre Grundstücke nicht mehr leisten, und ihre Familie nicht ernähren, die Kinder übernehmen das Grundstück nicht, ziehen in die Stadt und versuchen etwas Besseres aus ihrem Leben zu machen. Die Städte selbst sind überfüllt von Armut, Elend, und Müll. Rinnsale auf jeder Straßenecken, Slums und Suburbs an den Stadträndern, Straßenkinder sieht man auch gelegentlich. Es ist ein typisches Bild, aber gerade das Typische bestätigt zu bekommen, es mit eigenen Augen zu erfahren, ist beeindruckend und drückend. Gewissensmeldungen hervorrufend. Gestern am Morgen war ich das erste Mal im Krankenhaus, 15 Minuten entfernt, wie das Tricycle fährt. Und das war ebenso schockierend, denn am Rande der nahen Stadt Dumangas, war ein kleiner Gebäudekomplex, der ausgesehen hat wie ein bei uns stillgelegtes Krankenhaus. Die Geräte waren alt, und vorwiegend waren schwangere Frauen jeglichen Alters zu sehen. Für philipinische Verhältnisse wars aber noch sauber und grpß, beziehungsweise modern.


Der Grund weshalb ich dort war, waren meine Ohren, die ja leider nicht gerade die besten sind. Jedenfalls wollte ich gar nicht gehen, da ich ja wusste dass ich mir nur wieder ein Packerl Ohrenstäbchen kaufen musste, aber nein, Fr. Cyril hat mich gleich zum Arzt geschickt. Mit Christian, der einen Routinecheck für seine Arbeit in Cebu benötigt.

 Da sind sie sehr extrem. Wenn ich ein Wehwehchen hab, muss ich mich sofort niederlegen und Ruhe geben, oder zum Arzt wegen verstopften Ohren, die Kinder können manchmal aber krank in die Schule gehen. Aber wenns was Ernstes ist, kommen sie schon auch zu ihrem Krankenhausaufenthalt, aber ich mag einfach die Art und Weise nicht, mit der ich bevorzugt werde. Ebenso im Krankenhaus, wo viele Wartende einfach übersprungen wurden, wobei das war dann eh amüsant, denn ich hab einen Routinecheck durchgeführt bekommen, und alle haben interessant zugeschaut. Die Voruntersuchung findet nämlich außerhalb vor allen statt. Ich hab ständig gefragt ob sie Ohrenstäbchen haben, verstanden haben sie mich nicht. Nur lieb gelächelt. Wenn Filipinos etwas nicht verstehen und grad im höflichen Modus sind, sagen sie Ja zu allem was du sagst, und lächeln als Geste der Hostilität und Wohlfühligkeit. So auch hier. Jeder hat bejaht, dass sie Ohrenstäbchen haben, aber keiner hat mich  verstanden. Da gabs dann aber einen ganz lustigen Kerl, der war bewandert in Englisch, und hat sich herzlich um mich gekümmert, wollte mich mit seiner Sekretärin verkuppeln. Dann hat er mir der Reihe nach gesagt, wie hübsch hier die Frauen sind. Im Endeffekt übrigens die Diagnose von einem komplett fertigen Arzt (Augen blutunterlaufen, durchgehend reibend, übermüdet, gähnend, genervt sprechend – das war der Erste der mir die Höflichkeit nicht schnöde vorgetäuscht hat, sondern er hat mich offensichtlich als Mühsal empfunden, was mir aufgrund der Ehrlichkeit sehr symphatisch war), ich brauche Ohrenstäbchen, die haben sie hier. Ich hab sie gratis bekommen, wie auch einen Sprite Fake. Sehr unfair den Anderen gegenüber, aber es wäre enorm unhöflich sowas abzuschlagen oder gar zu bezahlen.


Gefährte hab ich glaub ich auch noch nicht beschrieben, obwohl die großartig sind, wenn auch sehr unbequem, vor allem wegen meiner Größe. Der Verkehr hier am Land setzt sich größtenteils aus Motorrädern verschiedener Art zusammen, ein paar Autos (das sind die Reichen), und Jeepneys.

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Letztere sind das Haupttransportmittel auf den Philippinen. Kein Jeepney schaut gleich aus, das macht sie immer wieder spannend. Vielleicht habt ihr das auf den ersten Bildern gesehen, langgezogene Gefährte, die verschieden mit popkulturellen oder religiösen oder sonstwelchen Sprüchen, Bildern, Blablas geschmückt sind. Hinter dem Fahrer-und Beifahrersitzen ist eine Art Ladefläche, die nach hinten hin geöffnet ist, und da sitzen dann alle Fahrgäste zusammengepfercht (wieder so ein tolles Wort).


Tricycles sind Motorräder mit Extensions sitzfähiger Natur. Man kann sich das vielleicht vorstellen wie die Gondel einer Kutsche, oder Rikscha’s kennt auch jeder. Es ist nicht ganz so, aber wahrscheinlich wisst ihr eh was ich meine. Jedenfalls sitzen und stehen dann bis zu sieben, acht Menschen auf diesen Dingern, was mir zuerst gefährlich vorkam, aber wenn du dann selbst einmal auf so einem Gefährt stehst, und der Fahrtwind dir deine Frisur durcheinanderbringt, willst du immer stehen. Macht echt Spaß, auch bei Regen. Wobei Tricycles ziemlich laut sind, und umweltschädlich, muss ich auch sagen.

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Tricicads (ich glaub das schreibt man so), sind Fahrräder mit ebenvorher erwähnter Erweiterung. Die sind wesentlich bequemer, billiger und umweltfreundlicher. Aber natürlich nur für kurze Distanzen gedacht. Wenn ich die Kinder zur Schule bringe, begegnet mir oft ein von mir persönlich mit dem Wie-Wort ``legendär`` bezeichneter Tricicad Fahrer, den ich bisher nur mit Eagles-T-Shirts gesehen habe. Er hat lange, schwarze, fettige Haare, und hat sich einen Cd-Player in sein Gefährt einbauen lassen. Wenn er durch die Straßen fährt, lässt er immer irgendein Hardrock-oder Metal Zeugs laufen, hohe Lautstärke selbstverständlich. Und die fahren ja nie viel mehr als 15 Km/h, oder gar doppeltes Gehtempo. Und jetzt stellt ich vor, ihr geht an einem sonnigen Tag durch ein kleines Dritte Welt Dorf, und hinter euch hört ihr langsam Metal auftauchen, der so langsam näherkommt und dementsprechend lauter wird, dass man sich vorkommt, das eigene Gehen wird musikalisch untermalen, und aufgrund edr aggresiven Musik wird jetzt gleich etwas triagisches passieren. Naja, und dann passiert eben nichts, weil das Gefährt einfach an dir vorbei zieht, aber lustig ist das immer. Ich mag das.

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So viel zu diesem Eintrag, ich möchte noch jedem, der gerne Musik hört, ein Album empfehlen. Wem Feist was sagt, der höre bitte bitte die neueste wundervolle Scheibe ``Metals`` . Wer sie nicht kennt, der hole das bitte auf. Tut gut.

Tut Tut Tut.

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