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14. November 2011 1 14 /11 /November /2011 04:52

Boah, das war ein Wochenende. Seit Samstag hab ich genau 10 Stunden geschlafen und circa 36 gearbeitet, davon die letzten zwei mit Kopfweh. So froh dass ich einen freien Tag habe, war ich mein ganzes Leben noch nie. Fr. Noel ist zurzeit wieder auf Reisen, und kommt erst am 19. wieder (was das Leben hier etwas lockerer macht), und nun sind die anderen zwei Fathers abwechselnd in Charge, wobei diese aber durchgehend Messen zu halten haben, deshalb auch die halbe Zeit weg sind, so wie Bro Luke, der aus familiären Gründen das Wochenende mich alleine bestreiten ließ. Und so ist man dann plötzlich selbst derjenige der die volle Verantwortung trägt, dass das Projekt am nächsten Tag nicht in Flammen steht, und einen Flächenbrand auslöst, der dann viel Aufmerksamkeit in den Medien erregt, und ihr hättet alle wieder Angst um mich und ich müsste jedem per Email antworten, dass ich noch lebe. Um das zu verhindern, muss ich praktisch rund um die Uhr mit den Jungs zusammen sein, jedoch ist die Hemmschwelle der Jungs wesentlich tiefer, da sie wissen dass ich keinen Father im Rücken hab, und da werden sie ganz schön frech, langsam, und laut wenn sie es nicht sein sollten. Dem nicht genug war ich extremst übermüdet, denn die letzte Woche war auch nicht so ohne. Es kann schon sehr frustrierend sein, wenn man denkt, jetzt hat man die Jungs endlich, jetzt hören sie auf dich, jetzt gibts keine Probleme mehr (mit einer Art von Disziplin, hinter der man in meinem Fall nicht 100%ig steht), und plötzlich – Zack  - hast du sie gar nicht mehr unter Kontrolle – und du fragst dich, was die Gründe dafür sind. Gründe finden tut man natürlich immer gern am Anderen, denn das ist leichter, und macht einen nicht so fertig. Wenn jedoch dann einmal über sich selbst ein bisschen selbstkritisch herzieht, kann das (bei mir aus Erfahrung) zu zwei voneinander gar nicht so unabhängigen Effekten führen – Resignation, oder Motivation. Die Resignation schaut so aus, dass man zu rechnen anfängt wann man wieder mal das Gesicht seiner Lieben sehen kann, und im Endeffekt sei man ja nur ein Volo – was kann man schon ausrichten, wieso bin ich nicht daheim geblieben bei meiner Schokolade, ich mach das aus freien Stücken, und alle sind böse zu mir, und niemand mag mich und und und so ein Blabla eben.

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Die Motivation (ich spreche hier von einer extremen Motivation, eine Art kraftangereicherte, die mit dem Konsum vieler Vitamine sich vergleichen lässt) haut dich dann blitzschnell aus dem Bett, und schon bist du bei den Kindern und willst der beste Mensch für sie sein, den sie jemals gtroffen haben. Das kann man sich vorstellen mit einem entschlossenem Blick, wie er in Filmen oft vorkommt, und immer wenns mir so geht, komm ich mir ein bisschen lächerlich vor, weil ich eben an diesen Blick denken muss, den ich da grad an mir kleben hab, aber die Motivation ist dann da, und die Entschlossenheit auch, da kannst du gar nicht viel machen. Die einhergehenden Gedanken hier sind, dass man das alles für die Kinder macht, und man hier gefälligst selbstvergessen sein soll, alles was dir passiert als wertvoll betrachtet und jede Minute genießt, aus Fehlern lernt, und und und das übliche Bla eben.  Grundsätzlich bin ich ja ein großer Fan der Motivation. In diesem Modus fühlt man sich unverwundbar, aber dieser Modus hat einen Haken, und den versteht man am besten, wenn man schon einmal Super Mario gespielt hat. – Randnotiz: Endlich ist der epische Zeitpunkt da, wo ich mein Volontariat mit Videospielen vergleichen kann, ihr könnt auch gar nicht vorstellen wie sehr mir das taugt.


Wenn man bei diversen Mario Spielen einen netten blinkenden Stern aufsammelt wird man temporär unverwundbar, und die bloße Berührung von Gegnern schickt diese in ein imaginäres Pixel-Nirvana. Man macht unglaublich coole Saltois wenn man springt, und die Hintergrund-Musik verändert sich extra für diese Sekunden der Mächtigkeit. Meistens versucht man als unverwundbare Figur so weit wie möglich es geht Richtung Ziel zu kommen, außerdem macht es Spaß alles niederzurennen. Jetzt ist die Unverwundbarkeit aber wieder nur scheinbarer Natur, denn es gibt nach wie vor Abgründe, und wenn du in diese stürzt, bringt dir deine tolle Unverwundbarkeit auch nichts, da verlierst du dann ein Leben (ein unglaublicher Vorteil von Videospielen, du hast immer ein nächstes Leben, eigentlich sehr aufheiternd). Jedenfalls ist man sich seiner Unverwundbarkeit so sicher, dass die Abgründe, die du normalerweise vorsichtig oder routinemäßig überqueren würdest, umso gefährlicher werden, da du diese unglaubliche Übermotiviertheit in dir hast (die dich sogar blinken lässt), und plötzlich landest du im Graben und bist trotz deiner Mega-Kraft dort wo du eventuell sein würdest, wenn du vielleicht nüchtern geblieben wärst.


Ebenso kann es passieren, dass man mit seinem entschlossenem Blick raus geht, zu den Jungs, mit dem Gefühl gerade 1000 Punkte zu machen (weil Combo), und plötzlich kommt da irgendetwas, mit dem nicht ganz gerechnet hast, und kanns dir schlechter gehen als zu dem Zeitpunkt, wo du über dich selbst hergezogen bist. Dass man ein Leben deshalb verliert, ist aber doch eher unwahrscheinlich, da sind Videospiele dann fast wieder ein bisschen radikal. Du scheiterst? Du stirbst, ganz einfach. In der Realitär schauts aber doch anders aus, da hat man dann diverse negative Gefühle im Bauch.

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Die Resignation hat wiederum den gegenteiligen Effekt, denn wenn du eher fertig rausgehst und die Kinder freun sich über dich oder über irgendetwas, oder etwas Gutes mit dem du nicht gerechnet hast passiert, kanns dir dann dafür umso besser gehen. Also, wie man sieht, alles hat so seine positiven und negativen Seiten. Wenn ichs mir aussuchen könnte, würd ich mir jeden Tag so ein Mittelding festsetzen, praktisch am Anfang die Beschreibung der Motivation, Entschlossenheit und so, und dann passiert trotzdem was Gutes, obwohl ohnehin bereits im irrsten lebensbejaenden (tolles Wort) Zustand, und dann explodierst du metaphorisch gesehen vor lauter Freude weils dir alles in den Kram passt. Aber von der Mischung wieder das andere Extrem, zuerst Resignation und dann was schlechtes. Da habt ihrs, und es schließt sich der Kreis.


Im Großen und Ganzen muss ich aber sagen, bin ich froh, dass es so kommt wie’s kommt, denn im Endeffekt, auch wenns manchmal nicht so rund läuft, kann ich nur lernen. Ich hab letztens einmal kurz drüber nachgedacht, wie ich mich in manchen Situationen vor einem Jahr verhalten hätte, und wie ich mich jetzt bei manchen Situationen in meinem alten Jugendzentrum beim Zivildienst verhalten hätte. Das sind fast zwei verschiedene Ichs, nicht vom Charakter, aber von der Art und Weise, mit diversen Situationen umzugehen, und die Übersicht zu behalten. Ich war immer etwas planlos, aufgrund meiner Unflexibilität, wenn irgendein Zwist war, auch wenns verhältnismäßig simple Konflikte waren (liebe Grüße an Kaufi, Flo und Jannik). Ich würde sie inzwischen jedenfalls anders zu lösen versuchen.

Und ich kann nun nach zweieinhalb Monaten auch sagen, dass ich die Kinder extremst gern habe. Es ist stark beeindruckend, was für ein intensives Gefühl man für die Kinder entwickelt. Ich weiß jetzt schon dass es mir sehr weh tun wird, die Jungs irgendwann einmal zu verlassen, auch jene die mir das Leben schwer machen, hab ich in mein Herz geschlossen.

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Abgesehen von dem ganzen Gefühlsphilosophenquargel hab ich aber noch anderes preiszugeben. Zuerst will ich einmal ganz groß Bananenbäume loben. Ich hatte die Banane als Frucht in Österreich immer unterschätzt, zeitweise überhaupt gar nicht gern gehabt. Hier esse ich jeden Tag Bananen, und  Sorten gibts natürlich auch mehrere. Grüne Bananen (die nicht unreif sind) und rote gibts auch, jeder der DK64 gespielt hat , würde sich vorkommen wie im Paradies, obwohl es weder rosafarbene noch violette Bananen gibt. Trotzdem, wie cool sind rote Bananen? Jedenfalls kann man aus der Rinde des Baumes Zeugs basteln, als Materialersatz für Schnüre zum Beispiel eignet sich die Rinde super. Die ´Jungs haben grad gestern aus den Blättern der Bäume neue Besen gebaut. Sehr interessant, vor allem sehr beeindruckend, wie die Jungs Einer nach dem Anderen auf die Bäume kraxeln, und dort mit einer Machete die riesigen Blätter runterschneiden. Ich habs auch versucht, aber nach zwei Metern bin ich ausgerutscht und schon bin ich am Boden gelegen. Jedoch ist es nicht gerade sehr intelligent mit Flip-Flops auf Bäume zu klettern, das sollte hier gesagt sein. Die Kinder sind dann jedenfalls in oben bei den Kokosnüssen oder Bananen in circa 4-6 Metern Höhe ohne jegliche Absicherung. Zweite Natur sozusagen.


Womit ich meinen Bericht ursprünglich beginnen wollte, bevor ich wusste, wie viel ich zu tun haben sollte, ist euch über unsere nächste große Aktivität zu informieren. Ihr kennt das Weihnachtssingen? Das wird hier und auch in anderen Staaten Caroling genannt. Das heißt, wir werfen uns in den Bus, fahren umher und singen in diverse Häusern Weihnchtslieder vor, wobei ein Tanz glaub ich auch dabei ist. Dementsprechend gibts zurzeit Chorproben, und ohne Luke hab ich die zu leiten. Könnt ihr euch an meinen ``erste Male`` Bericht erinnern? Erstes Mal Chorprobe von Songs die ich gerade davor eine halbe Stunde lang gehört habe. Ganz schön schwierig, ich bin da ja leider nicht wirklich bewandert, denn das sind die ganzen amerikanischen Weihnachtslieder, glaub ich. Also steh ich da jetzt plötzlich in der Kapelle, und bring 27 Kindern Lieder bi, die sie selbst besser kennen. Aber ich muss sagen, das hat ziemich Spaß gemacht. Ich war von meiner eigenen Stimme überrscht, welch kirchlichen Charakter sie annehmen kann wenn sie so was singen soll. Die Jungs waren da sogar ausgesprochen kooperativ und haben ohne Widerrede auf mich gehört (obwohl mir nicht ganz sicher bin, ob alles was ich da gesungen habe, richtig war). Aufs Caroling freu ich mich, das wird sicher interssant.

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Aber etwas muss ich noch loswerden. Es geht um Justin Bieber.


Denn überall hört man seinen nervigen 10 Minuten Christmas Remix Medley Blödsinn, und BAH WIE MIR DAS ZUM HALS RAUSHÄNGT können nicht einmal Großbuchstaben verdeutlichen. Ich mag meine Kindheitserinnerungen an Weihnachten, und grundsätzlich bin ich ein Freund von Fortschritt, aber die schönen alten Weihnachtslieder zu nehmen, und einen Medley Remix Blödsinn daraus zu machen, vor allem auf diese Art und Weise, ist einfach pervers. Unserer Musikkultur und der Weihnachtstradition gegenüber. Fortschritt wäre bei Weihnachten endlich einmal die Abschaffung von offenen Geschäftern ab dem ersten Advent. Dann gehts besinnlich zu weil niemand mehr Geschenkestress hat, und alle würden sich lieb haben. Habt euch lieb, Leute. Einander lieb haben ist was Schönes.


In diesem Sinne entlasse ich euch bis zum nächsten Mal und ein Rätsel: Was ist die Mehrzahl von Schal? Schals oder Schäle? Schalens oder Schäl? Ich weiß es nicht, alles klingt irgendwie blöd. Mögen diese euch jedenfalls wärmen, sollte es im Lande nicht wie bei mir 35 Grad haben.

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11. November 2011 5 11 /11 /November /2011 03:58

Da ich in letzter aufgrund der vielen Arbeit eher nicht Zeit zum Schrieben hatte, hab ich einiges aufzuholen. Geheimen Statistiken zufolge verringert sich der Durchschnitt meiner Leserschaft und das will ich natürlich verhindern. Aber eigentlich eine Frechheit, da bin ich ganz weit weg, und schon vergessen mich die Leute, wenn ich nicht penetrant via Facebook auf mich aufmerksam mache. Wenn ich wieder in Österreich bin, verwandle ich diesen Blog in einen sozialkritischen Fundus meiner Gedanken, und niemand wird sicher sein, vor meiner vernichtenden Kritik!!!

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Aber ich hab mir gedacht, ich könnte heut wieder mal ein paar Personen vorstellen. Denn eigentlich gehöre ich ja ebenso geohrfeigt, denn ich hab bisher relativ wenig Worte über unseren weiblichen Beteuerstab verloren. Dies ist nun ein Emanzipierungsversuch und eine Wiedergutmachung zugleich. Aber es ist auch so, dass ich mit den Mädchen nicht so viel zu tun hab, wie mit den Jungs oder den Fathers. Sie sind zwar alle rund um mein Alter herum, aber das hat keinen Einfluss auf unsere Beziehungen zueinander.  Jedenfalls tu ich mir schwer viel über jede zu schreiben, da ich zugegebenermaßen viel spekuliere. Aber da ich gerne spekuliere, probier ichs trotzdem. Also betrachtet alles unter diesen Zeilen weibliche Personen betreffend stehende als rein hypothetisch, eventuell unreflektiert, oder als kompletten Schwachsinn. Ich mach aber nicht alle auf einmal, sondern mische Weibchen und Männchen. Denn das ist ja grad das Problem bei dem extremen Feminismus, dass man dann ab und zu mal den Gleichberechtigungsgedanken vergisst, und zu viel verlangt. Das hilft dann auch nicht, und provoziert nur die extremen Masculinisten (von denen ich noch nie was gehört habe, warum bloß nicht...?), und im Endeffekt weiß keiner mehr worums am Anfang gegangen ist. Sehr komplizierte Angelegenheit. Jedenfalls stelle ich zu zwei Jungs immer ein Mädchen vor, da wir mit 5 Mädchen wesentlich weniger haben

Aber nun zu den Charakteren:

 

Chona:

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 Unsere persönliche Köchin und meine engste Vertraute unter den Mädchen. Und das liegt nicht (nur) daran, dass sie (großartig) kocht, mit ihr kann man auch ganz gut scherzen. Außerdem versteht sie meinen Humor und Menschen, die mit jemandes Humor zurechtkommen, sind diesem gleich sympathischer. Jedenfalls hat sie eine wundersam piepsige Stimme, so dass ich mich oftmals wundere, wie sie überhaupt laut reden kann. Aber sie kann es und hat auch ein gesundes Selbstvertrauen, das ich ihr aufgrund ihrer Stimme zuerst nicht ganz zugetraut habe, muss ich zugeben, gut dass ich eines Besseren belehrt wurde. Außerdem hat sie eine Vorliebe für die Farbe Violett. Und wenn ihr wüsstet auf wie viele verschiedene Arten man Bananen verarbeiten oder als Beilage verwenden kann, würdet ihr Bananen nicht mehr einfach als Frucht betrachten.

 

Unsere Jungs sind ja in Schulstufen gegliedert, und von den Elementaries (Grundschülern), sind mir noch zwei übrig geblieben, die stelle ich jetzt vor (für die anderen, siehe ältere Einträge):

 

Cedie:

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Der Bruder von Francis, dem Beatbox-Player meiner Small Folks Band (die sich jetzt Black Panther Club nennen wollen). Er ist Drummer der White Eyes Band, und spielt nun doch schon fast ein Jahr Schlagzeug. Er ist inzwischen auch ganz gut, technisch ums Eizerl besser als ich, aber ich hab ja auch keine Übung. Was ich ihm beibringen kann, ist das Gehör zu schärfen, und Timing, denn das hat selbstverständlich jeder Schlagzeuger nötig, da happerts bei ihm ein bisschen. Seine Beats spielt er zwar gut, aber sind eher steril und klingen sehr ähnlich. Als ich angefangen habe, hat er mir gesagt er kennt schon 3 Beats. Und ich war da erst einmal verwirrt, denn ich denke nicht in solchen Maßen, für mich ist Schlagzeug spielen reine Sache des Gefühls, eine Art Zählung von verschiedenen Beats existiert für mich nicht. Wenn ich Zeit habe, mit ihm zu spielen, versuche ich jedenfalls seine Improvisationsfähigkeit zu fördern, denn das braucht meiner Meinung nach jeder Musiker, der diesen Titel für sich beansprucht. Leider hat die White Eyes Band (mit Ausnahmen) ein generelles Problem, nämlich das der Arroganz. Cedie ist keine Ausnahme, und die Art und Weise wie er sich den anderen gegenüber verhält, ist die des sich besser fühlenden.  Ich muss den Jungs einmal klar machen, dass sie nichts besseres sind als die anderen, nur weil sie das Glück hatten in der Band aufgenommen zu werden. Cedie jedenfalls ist sonst aber ganz lustig, lügt mich ganz gerne spaßhalber an, immer mit einem leicht schelmischen Lächeln. Grad heut hat er mir gesagt, er gehe heute nicht in die Schule. Wenn ich die Jungs nach Gründen frage, oder Argumenten, sagen sie meistens ``No``, weil sie sich auf Englisch schwer artikulieren können, deshalb frag ich sie gar nicht mehr, sondern spiel meistens mit, bis sie sich selbst in die Falle reden. In diesem  Fall, hab ihm gesagt, ich plane heute eine Generalsanierung meines Bads durchzuführen und er könne meine Toilette putzen, da ging er dann freiwillig plötzlich wieder in die Schule.

 

Joebel:

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Hab ich schon erwähnt, dass die Jüngsten die Schwierigsten sind? Er ist ein weiteres Beispiel für einen kleinen Teufel. Und bei seiner Vergangenheit verwundert mich das auch nicht weiter. Von ihm weiß ich dass er sexuell missbraucht worden ist, mehrmals. Er ist homosexuell veranlagt, was er bereits zugegeben hat, was ich sehr strak finde. Ich bin kein Feind von Homosexualität, aber es ist Tatsache dass dies ein schwieriges Thema in einem Internat für Jungen ist, und dass hier so offen damit umgegangen erhält von mir sehr viel Respekt, denn die Jungs stört das nicht dass Joebel das offen zugibt. Ich hab mit ein paar Jungs darüber gesprochen, da das Wort ``Gay`` hier als Schimpfwort verwendet wird (ist also nicht anders als bei uns), und ich hab von den Jungs reflektiertere Aussagen gehört als von manchen Fathers. Ein perfektes Beispiel dafür, dass man Kinder nicht unterschätzen soll.

Joebel selbst jedenfalls ist sehr aufgeweckt, und klug. Er mault zwar durchgehend, gibt mir jeden Tag herausfordernde Blicke, lässt sich sehr ungern was von mir sagen und tendiert dazu mit seiner stechenden Stimme irgendwelche Lieder vor sich hin zu schreien, wenns einmal zu leise ist. Ich muss zugeben, ich hatte bei ihm extreme Angst mich mit ihm zu beschäftigen, da er auf alles was man ihm sagt eine Antwort hat, meistens eine intelligent provokante, und wenn nicht, dreht er sich um und geht. Irgendwann wars mir zuviel, da er die anderen auch oft verbal attackiert, hart austeilt, aber ungern einsteckt, und ich hab ihm zu einem Gespräch bestellt. Ich hab ihm einfach gesagt, dass ich sein Verhalten nicht länger akkzeptiere und wenn er sich nicht bessert, speziell den anderen gegenüber, wird das ein Fall für die Fathers. Ich hasse die Warnung der Fathers, aber diese sind die letzte Instanz, die letzte Warnung,und dann wissen die Jungs, dass es ernst gemeint ist. Außerdem hab ich ihm gesagt, dass ich mit ihm auf eine Art und Weise gut zurechtkomme, und hab ihm von seinen eigenen Talenten erzählt, die ich bisher beobachtet habe. Seitdem gehts mir wesentlich besser mit ihm, und wir hatten sogar einigen angenehmen Austausch.  Er ist übrigens ein talentierter Bastler, das nächste Mal wenn ich in Iloilo City bin, will ich ihm unbedingt ein paar neue Materialien mitbringen. Ganz interessant wäre es wenn er mit Ton arbeiten könnte.

Soviel dazu. Ich muss hier noch einen Nachtrag anbringen, denn ich hab ganz vergessen, die Kaffeeproblematik zu erwähnen. Hab ich schon vom 3 in 1 Coffee geredet?  Das sind kleine Päckchen, die Kaffeepulver, Creamer (Milchschaumpulver) und Zucker in übertriebener Menge beinhalten. Ich trinke meinen Kaffee am liebsten schwarz und ohne Zucker, also Gegenteil schlechthin, klassiches Plus-Minus Verhältnis. Und es ist zu sagen, dass die philippinische Kaffeekultur eine Frechheit ist, tut mir leid. Denn letztens wollte ich mir den Luxus leisten zermahlenen Bohnen-Kaffee zu kaufen, aber da war dann genau Starbucks Coffee, und daneben Nescafe. Wie bitter ist das eigentlich? Und die Preise erst. Die haben mein Bugdet gesprängt, deshalb hab ich mir dann einen Löscafe gekauft, was eigentlich schon schrecklich genug ist. Am Salesian Day jedenfalls wurde mein LösCafe dann vernichtet, da den Priestern die 3 in 1 Päckchen ausgegangen sind, und dann sind sie über meinen Kaffee hergefallen wie Hyänen, haben diesen mit seperatem Creamer, und eigenem Zucker gemischt. Und dann die große Erkenntnis: Es schmeckt noch besser, wenn man es selber mischt. Zumindest der erste Schritt in eine bessere Richtung. Es gibt aber bereits eine Gegenoffensive, denn vorgestern im Fernsehen hab ich eine Werbung gesehen, die versucht hat 5 in 1 zu vermarkten. Ich hab keine Ahnung was da alles inkludiert ist, aber ich stells mir diabolisch vor. Wenns einmal angefangen hat, hörts nicht mehr auf, deshalb wage ich die Prognose dass die Kaffeekultur auf den Philippinen bald ein Fall für die Entwicklungshilfe sein wird. Wenn ihr das nächste Mal einen Kaffee trinkt, dessen Bohnen gerade frisch zermahlen wurden, dieser auch schwarz und ohne Zucker getrunken wird, richtet den Kopf gen Osten, leicht südlicher Natur, und versucht mir bitte über transzendente Wege der Freundschaft und Zuvorkommenheit den Geschmack des diesen zu übermitteln.

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Danke sehr, mögen euch Milch und Käse Freund sein. Und frische Tomaten, und Schokolade.

Auf Wiedersehen!

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8. November 2011 2 08 /11 /November /2011 03:51

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Salesian Day – endlich ist er vorüber. Nicht dass er schrecklich war, im Gegenteil, sehr erfolgreich und unterhaltsam war  das Ganze, inklusive Rundherum. Denn die ersten Gäste kamen bereits zwei Tage zuvor, was heißt, dass die Fathers ungewöhnlich freundlich waren, da sie ja jedem zeigen mussten, wie schön wir alle miteinander umgehen. Das ist jetzt aber nicht als Kritik zu verstehen, denn bei jeder formellen Begegnung diverser Vertretungen gibts diese aufgesetzte Freundlichkeit, ich glaub das kennt jede/r  (Gender-Power!!!).

 

 


Jedenfalls war die Hölle los, wenn ich das so sagen darf. So viele Priester auf einem Fleck, das hab ich noch nie gesehen. Das nervige daran war, dass man sich immer wieder von neuem persönlich vorstellen musste, klar bei über 100 Gästen, aber speziell im Kopf geblieben ist mir doch ein Father, denn der hat mich dreimal gefragt wer ich bin, und drei Mal gab ich ihm die gleiche Antwort, und drei Mal hat er mir ein gutes Jahr gewünscht. Ironischerweise hab auch ich seinen Namen vergessen. Dafür hab ich mir einige andere gut gemerkt, denn in so einer großen Guppe gibts natürlich immer herausstechende Persönlichkeiten. Ich werd ein bisschen was im Laufe dieses Schriebs über die Fathers sagen, denn da gibts schon ein paar lustige Kerle.


Aber ich fange noch mal von vorne an, denn die Vorbereitung in den Tagen zuvor sei auch zu erwähnen. Meine Arbeitszeit in den letzten Tagen belief sich auf irgendwas zwischen 11 und 14 Stunden pro Tag, sprich um 5 Uhr morgens aufstehen, Assistenz bei der Arbeit der Jungs leisten, dann Frühstück Assistenz zwischen 6:30 und 7:30, je nachdem wie lange die Arbeit dauert, dann mein eigenes Frühstück, kurze Pause, und wieder Arbeit. Im Laufe des Tages wird dann eher weniger gemacht, da die Hitze Arbeit zur Tortur werden lässt. Also wird geruht, gespielt, musiziert, oder geplaudert, bzw in Teilen weitergearbeitet. Uns abends gabs meistens einen Film vorm Schlafengehen. So waren ungefähr die letzten 7 Tage gegliedert, also genau die Zeit der Semester-Ferien für die Kinder. Aber ich muss sagen, in solcher Pracht hab ich das Projekt noch nie gesehen. Fast alle Spinnweben (und es gibt zahlreiche – jede arachnophobe Person würde hier geheilt werden) und deren Erschaffer wurden entfernt. Gäbe es eine Art Spinnentod-rächenden Gott würde ich nicht mehr leben, denn ich hab verhältnismäßig viele Spinnen am Gewissen. Und ich bin ja grundsätzlich ein freundlich gesinnter Mensch gegenüber allen Krabbeltieren, das heißt, ich töte diese ungern, und wirklich einen Grant bekomm ich nur bei Wespen, die hasse ich abgrundtief.Die könnten sich was von der Bienenmentalität abschauen,dass würd sie wenigstens ein bisschen symphatischer machen. Übrigens gibts hier auch Wespen, oder so was ähnliches. Die Jungs sagen mir, es seien Bienen, aber sie schauen mehr aus wie Hornissen. Jedenfalls sind sie groß und orange, aber nicht aggresiv. Bis jetzt zumindest nicht.....

 

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Wie dem auch sei, der Boden schimmerte in hübschem fast-weiß, unser Fussballfeld bekam eine wirklich ganz weiße Markierung, und unsere Tore neue grüne Netze ohne Löcher, sehr fein sehr fein. Die Jungs haben auch was bekommen, im Nachhinein, nämlich wurden über 40 Betten (Holz aus Deutschland!) bestellt, die wir alle zusammengebaut haben, damit diverse Salesianer in diesen eine Übernachtungsmöglichkeit finden sollten. Am Tag nach dem Salesian Day wurden diese neuen gegen die alten Betten der Kinder getauscht, was ein toller Bonus für die Jungs ist. Weiters wurden Girlanden umhergehängt, eine improvisierte Bühne gebaut und unsere Kapelle geschmückt. Ich hab gelernt, Kokosnuss – und Bananenbaumholz in verschiedenen Wegen zu verarbeiten, für mehrere Zwecke, wenn also jemand in Österreich ein Problem hat, komm ich mit Kokosnuss/Bananenbaumholz daher und löse dieses.

 

DSCN9207.JPGJede andere Groesse wuerde diesem Bild nicht gerecht sein!!!

 

 

 


Was nun ist der Salesian Day eigentlich? Denn ihr sollt ja auch wissen was sich hinter all der Vorbereitung steckt,

welchem Sinne diese diente. Einerseits ist es eine Art großes Firmentreffen, also viele alte Kumpels, die sich treffen und gemeinsam Bier trinken. Natürlich gibts ein Programm von den verschiedenen Sparten, sprich die größten Projekte die vertreten waren hatten jeweils eine Vorführung, die der Unterhaltung dienen sollte, und nicht einer trockenen Vorstellung diverser Projekte, was ich eigentlich erwartet hatte. Unsere Vorstellung war zum Beispiel einfach der hauseigene Tanz und die Bands. Zweitens spielt der Ort eine große Rolle, und es ist eine tolle Möglichkeit für mein Projekt, sich ins Rampenlicht zu stellen. Denn unser Boys Home ist verhältnismäßig klein, die anderen Projekte, Lilo-an zum Beispiel, wo Vroni ist, beherbergt über 100 Jungs, und das ganze Gelände wird gut genutzt. Jedoch ist deren Betreuerstab auch dementsprechend größer (und sie haben den lässigsten Father, nämlich Father Jun, den kamotesten Father den man sich vorstellen kann). Mein Projekt hat zwar 7 Hektar, jedoch sind fast 4 Hektar Urwald und nur minimal genutzt, und ich hab die Vermutung, dass in diesem Gebiet das Headquarter der roten Todesameisen ist. Solche Veranstaltungen wie der Salesian Day können bewirken, dass wir etwas Aufmerksamkeit für unsere finanzielle Situation (die äußerst schwierig ist) erhalten, und eventuell gibts danach ein paar Förderungen. Im Endeffekt ist es wichtig dass die Kinder davon profitieren, und hier können sie sich präsentieren. Und das ist das tolle an meinem Projekt. Denn auch wenn wir nur 27 Jungs beherbergen, es verbirgt sich viel Talent in den Jungs, und vor allem in der musikalischen Sparte waren alle sehr beeindruckt. In erster Linie natürlich was die große Band betrifft, und was Bernhard in einem Jahr erreicht hat. Aber auch meine Jungs  bekamen viel Aufmerksamkeit für ihren ersten richtigen Auftritt, und wir ernteten viel Lob.

 

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Der Ablauf war ungefähr so: Zuerst gabs fettes Frühstück am Basketball-Court, der zugleich auch als Hauptveranstaltungsort diente. Darauf folgend wurde dieser gesegnet, wie auch unsere Kantine, und die Kapelle, in welcher dann der Gottesdienst abgehalten wurde. Sehr beeindruckend übrigens, den Salesianern beim Beten zuzusehen, die haben Mimiken und Gestiken drauf, das hab ich noch nie gesehen. Nach der Messe gabs dann Freizeit, welche alle für Unterhaltungen nutzten, um die Zeit zum Mittagsbuffet totzuzertreten. Gleichzeitig mit diesem spielte die White Eyes Band ihre ``Launch Music``, also ihre alten eher bekannten Songs. Als alle mit Seafood und Schwein und diversen anderen Köstlichkeiten (Mais nennen sie dort Ma_Is) vollgestopft waren, begannen die bereits erwähnten Präsentationen, geleitet von dem charismatischen Father Andy. Ein sehr symphatischer Kerl, um die 40 herum, hat viel Humor herzugeben. Es hat gut getan, die ganzen anderen Fathers zu sehen, denn da fängt man dann zu vergleichen an, und so streng meine Fathers manchmal auch sind, es gibt ganz andere Kaliber. Manche sind extremst islamfeindlich, Homosexualität verurteilend, alles mögliche. Es gibt mehere Gruppen, und eigentlich sind sie wie eine Schulklasse. Aber auch aufgeschlossene Personen waren dort vertreten, die eine äußerst reflekterte Art von Religion und Spiritualität mit sich brachten.

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Die Präsentationen waren ganz lustig,hatten alle mit Musik zu tun, also Tänze oder Gesänge (hochqualitativ übrigens, da war viel Arbeit hinter fast jeder Performance), aber am besten gefallen hat mir der Ausdruck ``Nosebro`s``. Denn in irgendeinem Zusammenhang - da die Sprache Tagalog war, hab ich diesen nicht verstanden – wurden zwei Fathers erwähnt, nämlich Fr. Dong und Bong. Abgesehen von der Namensähnlichkeit haben beide wirklich die exakt gleiche Nase, sie wurden sogar überprüft, und tatsächlich – Nasenbrüder in vollstem Maße. Ich muss Father Andy für diese Beobachtung meinen vollsten Respekt aussprechen, sehr wertvoll. Blutsbruderschaft war gestern, Nasenbruderschaft ist die Zukunft!!!


Nach unserem Auftritt, mit dem ich mehr oder minder zufrieden war, gab es ein Fussballspiel des angrenzenden Dorfes gegen unsere Jungs, welches spannend 1:1 ausging, und freundschaftlich beendet wurde. Danach spielte das Boy’s Home gegen die Salesianer. Da hab ich mitgespielt, und ich hab ziemlich gemotzt im Vordergrund, das muss gesagt sein. In meiner Vorstellung haben wir Jungspunde ein paar alte Knacker erledigt. Im Endeffekt haben wir aber gegen die jungen Seminarians gespielt, sprich die zukünftigen Brothers und Fathers, die alle etwas über meinem Alter liegen, die unglaublich symphatische Kerle und sportliche Typen sind. Zu unserer bitteren und knappen 1:3 Niederlage muss gesagt sein, dass die Salesians alle Fussballschuhe hatten, und ich (inzwischen ein waschechter Boyshom`ler) und die Jungs spielten barfuss. Das führte dazu, dass ich nach einer Attacke in unserem Strafraum auch verletzt vom Feld humpelte, als letzter Mann in der Verteidigung kämpfte ich einen dramatischen Kampf mit drei Opponenten und bekam im Endeffekt ebenso viele Füße auf meinen gerade den Ball in höchster Not geklärten rechten Fuss, der heute noch nicht so tun will, wie er sollte, weil Au.

 

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Den restlichen Abend verbrachte ich mit Bro Boni, der letztes Jahr 3 Monate mit Bernhard zusammengearbeitet hat, also er war für den Berni das, was Bro Luke für mich ist.. Er vermisste die Arbeit so sehr, dass ich ihn assistieren lies. Wir tauschten uns aus, und ich muss sagen, ich bin beeindruckt, welch tolle Leute da zu Fathers heranwachsen. Luke und Boni sind zwei super Kerle, die werden in Zukunft noch viel gutes für die Jugend auf den Philippinen tun. Diese Leute nehmen eine lange harte Zeit in Kauf um ihr ganzes Leben der Jugend und der Kirche zu widmen. Dem will ich hier Respekt zollen, denn wenn man das Leben der Menschen hier sieht, schätzt man diese Einstellung umso mehr.

Jedenfalls ging der Salesian Day somit langsam mit der Sonne hinter das Meer, wo er sich bis zum nächsten Jahr verabschiedet. Ein paar blieben noch bis zum nächsten Tag, und durften unsere Aufräumarbeiten begutachten, es sei aber gesagt, dass wir uns alle viel Zeit für Pause gönnten, denn nach den letzten langen Tagen, ist ein bisschen Ruhe das schönste was es gibt.


Und um dieser Ruhe willen, warfen wir uns gestern alle in den Bus, und fuhren Richtung Melrose Inland Resort, ein kleiner netter Platz mit Bambushäusern (die nennt man hier Kubus, ich muss immer an einen Würfel denken) und Swimming Pools, wo wir den halben Tag verbrachten. Beeindruckend war aber die Fahrt dorthin, denn der Weg führt über die reinste Pampa. Und da hab ich das erste Mal Menschen gesehen, die wirklich abseits zu leben scheinen. In den Dörfern wimmelt es ja nur so von kleinen Privatshops auf den Straßen, wo das wichtigste verkauft wird. Dort waren aber in größeren Abständen vereinzelte Häuser, die keinen Strom hatten, die Leute trugen Lumpen als Kleidung, und schienen nur von ihren Tieren und dem Garten zu leben. Da fühlt man sich schon ein bisschen das schlechte Gewissen, dass man gerade am Weg in ein Resort ist, welches wiederum zu vergleichen ist mit mancher Europäer Gärten. So viel zum Thema Luxus.

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Seit heute haben die Jungs wieder Schule, also hab ich vielleicht wieder mehr Zeit zum Schreiben, jedenfalls beginnt jetzt die Vorbereitung fürs Caroling – dem Weihnachtssingen.


Ok, das wars dann wieder einmal, bis bald, halong (Heißt soviel wie, passt auf euch auf!)

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31. Oktober 2011 1 31 /10 /Oktober /2011 04:43

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In diesem Eintrag kommt ziemlich viel zusammen, denn letztens ist mir ja leider der USB Stick eingegangen, und deshalb gibts nun die doppelte Ladung Blog-Power! Mit ebenso viel Zensur übrigens, denn es gibt auch Sachen, von denen ich schlicht und einfach nicht berichte, weil sie manche nichts angehen, aber auch um mir einen Funken Privatssphäre zu behalten. Denn als Autor dieses Blogs fühle ich mich fast schon nackt gegenüber braven Leserlingen, und deshalb muss zensiert werden. Das habt ihr nun vom ständigen Lesen. Es sei noch angebracht, dass Angaben wie ``gestern``, oder ``vorgestern`` mit äußerster Relativität zu betrachten sind, denn aufgrund der Verschmelzung der Gezeiten zweier Schriebesdimensionen kann es eventuell zu unlogischen Überlappungsproblemen kommen, und gar glauben dann die Leute, ich schreibe das aus reinem Vergnügen, oder ich bin ein Super-Mensch der sich enzweiteilen kann. Solche Missverständnisse sollten tunlichst vermieden werden.


Nun zum ursprünglichen Anfang, der ursprünglich anders angefangen hat.


 Tagesabläufe normalisieren sich, Beziehungen werden immer fester, aber das Ganze in nachvollziehbarem Format zu verfassen ist enorm schwierig. Die Vorbereitungen für den ‘‘Salesian Day‘‘ sind voll im Gange, sprich, ich versuche die Songs mit der kleinen Band zu perfektionieren. Vorgestern hatten wir wieder eine Art Rehearsal, und ich muss sagen, dass die Jungs ganz gut gespielt haben, obwohl es Fr. Noel nicht wirklich gefallen hat. Er hat mir gestern beim Frühstück vorgehalten wie toll die großen Jungs sind, und mit welcher Leidenschaft die Band spielt, und das sieht man bei der jungen Band nicht. Luke hat mir aber versichert, dass meine Band vorgestern fast besser gespielt hat, und ich solle einfach meinen Weg weiter gehen, denn das haut hin.


Gestern war jedenfalls mein Geburtstag, und ich hab eine neue Cafe Maschine von Chona, unserer Köchin geschenkt bekommen, nachdem vor 2 Wochen gleich zwei eingegangen sind. Cookie hat mir den ganzen Tag nichts anderes alles Happy Birthday gewünscht, die anderen zum Glück hatten auch andere Worte zu Sagen. Ich war fast ein bisschen enttäuscht, da eigentlich der ganze Tag relativ normal vergangen ist, auch wenn ich nicht so der Geburtstagsmensch bin. Beim Gottesdienst wurde ich erwähnt, und ich bekam ein Lied gesungen, aber ich wollte eigentlich nur mit meinen Eltern reden. Leider bin ich den ganzen Tag nicht durchgekommen, schlechtes Signal, und da war ich dann schon sehr traurig. Am Abend aber hat Luke dann doch noch ein Überraschungsprogramm angekündigt, und im Endeffekt haben sich dann alle Jungs mit Ausnahme der Fathers am Basketball Court versammelt. Jeder solle, im Kreis um mich herum aufgestellt etwas von Herzen zu mir sagen. Das funktionierte am Anfang mehr oder minder gut, nachdem mir die ersten 3 praktisch das Gleiche gesagt haben, war ich so frech und hab die Regeln verändert. Mein Wunsch war, dass was kreatives eingebracht wird, und es sei mir lieber, Wünsche von Fröschen in meiner Badewanne die nicht gar nicht habe zu erhalten, als 30 Mal das Gleiche. Naja, hat auch nur bei einer Person funktioniert. Ich habe ja bereits erwähnt dass Filipinos das Problem haben, Gefühle unangenehm zu finden, und diese gar mit anderen zu teilen, funktioniert nur schwer, und dann vor einer Gruppe voller Jugendlicher zu reden, das ist zu viel verlangt. Es hat mich schon bei Bernis Despenida gewundert, wie wortkarg manche Jungs sich über sein Jahr äußerten. Später sind dann einfach ein paar Jungs wahllos zu mir gekommen, und haben mir nochmals alles Gute gewünscht, und mir gesagt, dass ich mich nicht verändern solle, und dass sie mir dankbar sind, dass ich die Disziplin im Dormitory halte. Danach hatte ich noch ein Bier mit den Fathers, aber die schauten Filipinos got Talent, und das war dann wieder eher umsonst. Froh war ich dann, als ich doch noch von meinen Eltern angerufen worden bin, und auch wenn ihr mich nicht gehört habt, ich hab euch gehört, und das hat gereicht um mich glücklich zu stimmen.

 

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Eines Tages, des nächsten, genauer gesagt, hatten das ganze Gelände wieder Mal kein Wasser. Das passiert ab und zu Mal, welche Gründe das hat weiß ich gar nicht, vielleicht wird nur die Pumpe gereinigt, was weiß ich. Diesmal aber war jemand so frech und hat uns beinhart die Pumpe gestohlen, auf unserem eigenen Gelände. Das haut natürlich den Schedule für die Jungs komplett durcheinander, denn Showertime gehört ja zur Tagesgrundausstattung, und jetzt haben die Filipinos auch noch sensible Hoch-Geruchs-Nasen mit ultra-sensitiven Mega-Nüstern, und eine ebendiese unterstützende Rezeption, und schon will niemand mehr in die Schule gehen, weils ihnen peinlich ist. Das geht aber gar nicht, weil gerade an dem Tag, da das Wasser ausfällt natürlich die Prüfungen in der Schule sind, was einem letzten Schultag (für 10 Tage Ferien ab Dienstag) gleichkommt. Denn, das philp. Schulsystem, welches ich noch nicht beschrieben habe, hat 4 Semester, beziehungssweise Abschnitte, die jeweils mit Prüfungen enden (oder so ähnlich). Geführt hat die Wasserlosigkeit nun dazu, dass wir den alten Brunnen hinter der Kapelle, von dem ich noch gar nichts gewusst hab, reaktiviert haben, und alle Jungs ihre Showers im Freien genommen haben, was ganz lustig war, und auch noch die nächsten Tage solange wir keine neue Pumpe haben werden sein wird.

 

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Die Band kommt übrigens immer besser in Schuss, ich glaub ich werd bald einmal ein paar Songs als Videos verlinken. Brown Eyed Girl von Van Morrison haben wir schon ganz gut drauf. Jedoch leide ich zurzeit unter einem bösartigen Virus, der hoffentlich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels wieder Geschichte ist, denn meine Stimme ist zum Wegschmeißen. Das Problem ist, dass die Jungs sich meistens an meinem Singsang orientieren (was mir jegliches Experimentieren schwer macht), und deshalb sind die Proben grad eher seicht.


So einen zusammengefassten Bericht über zwei Wochen in verschiedenen Abständen zu schreiben, ist ganz schön schwierig. Ich hab irgendwie die Orientierung in meinem eigenen Schrieb verloren, aber es muss weiters gesagt sein, dass wir die erste Fahrt mit unserem bisher unbenutzten Don Bosco Bus unternommen haben. Denn am 28. 10. Hatte die Whit Eyes Band einen Gig in Barotac, eine kleine Stadt, circa 40 Minuten Fahrt entfernt. Denn Filipinos antworten auf die Frage der Distanz immer mit Zeitangaben. Wie weit ist das weg? 10 Minuten, wie der Jeepney fährt. So ungefähr. Jedenfalls war das irgendein Multiveranstaltungsabend für eine Schule, und die Jungs haben dort ihre poppigsten neuen Songs spielen müssen. – Smalltown Girl, It’s my life, and so on. Alles Sachen, für die ich nicht mehr verantwortlich bin, aber naja, es gefällt mir zwar nicht, aber sie machen das was sie machen ganz solide. Die Leute jubeln jedenfalls wie die irrsten Beatles-Fans. Aber gut für die Jungs,denn große Bühne, viele junge Leute, mehr positiver Ruf. Danach waren wir aus Gründen der Höflichkeit länger geblieben, und dann wurde daraus einer dieser anstrengenden Filipino Events. Irgendwie hat irgendjemand irgendwelche Urlaubsfotos aus Spanien gezeigt, und nebenbei scheinbar über historisches Zeugs gesprochen. Vorher schon hat ein gewisser Father Raffael (!) einen Vortrag über katholische Tugenden gehalten. Das Problem bei dem ganzen Vorgetrage war, dass das Mikrofon von gewohnt schlechter Qualität war, und es wurde in Ilongo gesprochen, also hab ich wenig bis gar nichts verstanden. Es gefällt mir aber immer wieder, wie Filipinos für einen Satz in die englische Sprache wechseln, um dessen Sinn hervorzuheben. Denn was mir hängen geblieben ist, war die Aussage ``Eternity is waiting``. Jetzt ist das natürlich blöd, wenn man so einen Satz mir vorsagt, denn ich hab dann eine unglaubliche Freude daran, bis in alle Einzelheiten darüber nachzudenken. Ich würde gern einen ganzen Blog-Eintrag  darüber schreiben, aber ich lass es bei den kleinen Gedanken: Wie soll die Ewigkeit warten? Wird hier angenommen, die Ewigkeit sei ein manifestiertes Wesen, oder ein Zustand? Wenn wir annehmen, dass die Ewigkeit alles in sich birgt, alle Zeit, Vergangenheit, eben geschehendste Gegenwart, und jedwede Zukunft, wie kann diese dann warten? Denn das ``Warten`` wäre ja nur ein kleiner Nenner innerhalb dieser Ewigkeit, und es passt in meinem Kopf einfach nicht zusammen, wie die Ewigkeit warten soll. Verschiebt sich dann das Raum-Zeit-Kontinuum? Werden wir Zeugen der Falsifizierung der Relativitätstheorie? Ich weiß schon, dass das Ganze sinnbildlich gemeint ist, aber mit so einem Satz darf man mir nicht kommen.

Jedenfalls hab ich so eine halbe Stunde Zeit herausschlagen können, denn es wurde zwei Stunden lang gefaselt, und bei der Heimfahrt dann hatte ich Kopfweh. Aber nicht dass wir sofort Richtung Boy’s Home gezogen sind, nein, wir mussten einen anstrengenden Zwischenstopp bei irgendeiner Freundin unserer Fathers machen. Es war eh ganz nett, aber schon 10 Uhr Abends, normalerweise gehen die Jungs da schon träumen. Nach dem Treffen, das uns eine Torte fürs Frühstück des nächsten Morgens bescherte, gabs aber noch einen Motorschaden als Draufgabe, mitten in einer Gegend, wo sich ziemlich dunkle Gestalten aufhielten. War etwas beängstigend, aber passiert ist nichts, und irgendwie hats der Fahrer nach 20 Minuten geschafft, den Motor wieder zum Laufen zu bringen.  Um 24 Uhr waren wir dann alle hundsmüde im Projekt angekommen.


Ein paar der älteren Jungs werden uns bald verlassen, beziehungsweise sich bald in die Arbeit begeben, denn nach ihrer Ausbildung in unserem Training Center werden sie natürlich irgendwann sich selbst überlassen. Und deshalb werden sie jetzt vorgestellt.


John Layog:

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Sänger der White Eyes Band, der jetzt zwar weder die beste Stimme hat, noch jeden Ton trifft, aber dafür ein geborener Performer ist. Ich bin mit ihm aber nie wirklich warm geworden, und seitdem ich mit der großen Band direkt nichts mehr zu tun habe, verhält er sich mir gegenüber gleichgültig bis respektlos. Das Problem hierbei ist aber vielleicht eines des Alters, denn zwischen ihm und mir liegen zwei Jahre Unterschied, wie auch mit anderen, und da ist das Verhältnis doch ein anderes. Abseits unserer Beziehung zueinander hat er etwas von einer manisch depressiven Person. Vielleicht ist er nur extremst launisch, aber wie schnell und intensiv das bei John gehen kann, wundert mich immer wieder. Von übermotiviert und gesprächig bis zur Nervenreizung, bis einfach nur leer dahängend, ohne Bewegung, ist so ziemlich alles möglich. Außerdem liebt er Fotos, bzw. auf solchen zu sein. Das amüsanteste, aber auch traurigste, ist sein Bezug zu Frauen. Denn er läuft jeder Frau nach, die ihn anschaut, bekommt aber eine Abfuhr nach der anderen. Naja, da kann er einem schon leid tun.


Dandi:

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Einer von denen, für die ich längere Zeit benötigt habe, um sie kennenzulernen. Er hat auf mich zuerst etwas grimmig gewirkt, oder ebenso leicht gleichgültig, aber wie oben beschrieben, ist es schwieriger, mit den älteren Jungs schnell zusammenzukommen, da sie nicht mehr so stark wie die jüngeren an eine Bezugsperson gebunden sind, weil Alter und Eigenständigkeit. Auf den Herrn Dandi trifft das Wort Kamot wirklich perfekt zu. Er macht niemandem Stress, ist nicht aufmüpfig, ein tüchtiger Arbeiter wenns nötig ist, und reden kann man auch ganz fein mit ihm. Und sein Lieblingsthema ist das Frauen-Beziehungsthema. Sprich, wenn einer der Jungs etwas über mein Privatsleben bezüglich Frauen weiß, dann ist es er. Betroffene weibliche Personen können sich aber sicher sicher sein, dass ich weder volle Namen nenne, noch die Privatsphäre in Verlegenheit bringe. Ein weiteres Attribut an ihm ist, dass er meine Musik sehr gern hat. Er fragt mich meistens ob ich irgendeinen Love-Song spielen kann. Nun habe ich natürlich eine andere Vorstellung von Love Songs, und meine Songs machen die meisten auch traurig, aber er findets angenehm.

Jemarch: Er ist zwar einer der Älteren, jedoch in einer Art und Weise der Jüngste. Denn er ist erst ein paar Tage vor mir gekommen.Er hat zwar unser Training Center (praktisch ein College) vorher schon extern besucht, aber im Boy’s Home wohnt er erst jetzt. Bis eben nächste Woche noch, wenn sie alle nach Cebu arbeiten fahren. Jemarch ist ein sehr sympatischer Typ, meistens etwas frech, aber unglaublich höflich und (ich bin mir nicht ganz sicher) ehrlich. Auch er hatte eine Vergangenheit mit viel Adrenalingestoße, Drogen und Alkohol, ich hab mich einmal sehr lange mit ihm drüber unterhalten, und er hat den festen Willen sich zu verändern; was gscheids‘ aus sich zu machen. Zu seiner sanften Art sich zu bewegen und zu kommunizieren, kommt dazu, dass er einen leicht femininen Touch hat. Und er ist derjenige, der jedem die Haare verkürzt, so auch tat er es mit den meinen am Kopfe. Ihn werd ich schon stark vermissen.


Christian:

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Über ihn könnt ich viel mehr schreiben, als ich es hier tue. Ich habe viel mit ihm zu tun, aber es ist nach wie vor eine Schwierigkeit für sich ihn zu verstehen. Er redet ein für sein Alter schlechtes Englisch, und sehr leise und schnell, abgehackt. Eine unpraktische Mischung. Und er redet viel, vor allem über seine Freundin, die seiner Meinung nach, weder Ex- noch aktuell ist. Und er will Priester werden. Ich würds ihm wünschen, aber er hat leider einige neurotische Geschichten die es ihm ziemlich schwer machen. Zu seinen psychischen Problemen kommt ein schwerer Stand im Boy’s Home dazu. Er ist nicht gerade das was man eine Respektperson nennt, und im Gegensatz zu den anderen Älteren wird er von den Kindern ziemlich ungut gehänselt. Außerdem kreisen um ihn noch Geschichten, er sei ein Lunatic, und bei Vollmond weiß man nie was mit ihm geschieht, da müsse man Acht geben. Die Fathers selbst haben das ziemlich aufgepauscht, und ich weiß nicht ganz was ich glauben soll, denn mit Psychologie haben diese weniger am Hut, grundsätzlich neigen Filipinos dazu, eine Person schnell als verrückt abzustempeln., und solches mit stark negativer Konnotation.  Er spielt jedenfalls gerne Schach, Berni hat den Jungs ein Schachbuch von einem irren Schach-Inder geschenkt, und Christian läuft damit überall hin, so wie mein kleiner Bruder mit meiner alten König der Löwen Videokassette, als er so um die 4, 5 Jahre alt war. Mein Bruder hat die Kassette irgendwann leider verloren oder verlegt. Ich war da sehr traurig, aber nach 15 Jahren hab ich ihm schon verziehen. Christian hat sein Buch nicht verloren, und grübelt jede freie Minute im Buch herum. Ich hab ja nie so viel Schach gespielt in meinem Leben, leider, aber ich glaubte zumindest nicht ganz schlecht zu sein. Nach ein paar Niederlagen gegen Christian hab ich den Dreh rausbekommen, mir ein paar Strategien überlegt, und ihn beinhart in einer Stunde vier mal besiegt. Am Ende hatte ich schon Angst vor ihm, denn mit jeder Niederlage wurde er gereizter, begann seltsame Geräusche in seinem Mund zu erzeugen, fing aus heiterem Himmel plötzlich an zu singen, und redete mit sich selbst. Er blieb aber immer freundlich, nach dem vierten Matt wollte er noch eine fünfte Runde spielen, da hatte ich ihn aber nicht mehr ausgehalten, weil er echt äußerst seltsam war.

 

Ich werd fürs erste einmal hierbei belassen, obwohl ich zwei, drei Sachen erwähnt habe. Ich werd versuchen, solche als unterschwellige Botschaften in den nächsten Einträgen anzubringen. Danke für sie Geduld, ich hoff das Lesen dieses Eintrages ist nicht allzu anstrengend.

Wuff Wuff!!

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24. Oktober 2011 1 24 /10 /Oktober /2011 05:52

Dies hier ist nicht ein neuer Blogeintrag. Er tut nur so. Denn mein gemeiner USB Stick ist mir eingegangen, und der vorgefertigt geplante Bericht darauf ebenso. Deshalb bitte ich alle treuen Leser um etwas mehr Geduld fuer den naechsten Eintrag, denn es ist gut moeglich dass dieser erst in einer Woche kommt. Die Kinder haben ab morgen eine Woche schulfrei, und da bin ich ziemlich eingeteilt. Wenn ich nun schon hier einen Ersatzeintrag schreibe, moechte ich mich vor allem bei meiner Familie bedanken, ich drueck euch ganz fest, und der Vermissenswertfaktor (danke an Uwe fuer dieses Wort) ist ganz hoch! Und an alle die mir alles gute gewuenscht haben, denn es kann hier doch sehr einsam sein, bei Zeiten, und es tut gut, Kraft von anderen zu bekommen, auch wenn es immer stark mit Melancholie zusammenhaengt.

Also, einfach ein bisschen warten!DSCN8864.JPG

 

Extra gross, weil wir ja heut mehr platz haben!!! Mit freundlichen gruessen, Raffcek!

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19. Oktober 2011 3 19 /10 /Oktober /2011 04:12

Der Joey, einer meiner feschen Vorbereiterlinge bei Jugend eine Welt, hat bei seiner Länderpräsentation irgendwas gesagt von wegen die Wolken auf den Philippinen hängen so tief, da bekomme man fast ein klaustrophobisches Gefühl. Und natürlich viele Wolken täglich, ja was glaubst du, nichts mit Urlaubsfotobilderstimmung, vielleicht einmal im Monat, und dann musst du auch noch an einem Strand sein, denn von einem Slum will niemand Urlaubsfotos sehen. Jetzt kommen und gehen die Wolken aber im Eiltempo, denn vieleicht ist dir ja schon einmal aufgefallen dass die Wolken sich schneller zu bewegen scheinen, wenn sie tief sind, und tatsächlich haben die einen Affenzahn drauf, das glaubst du gar nicht.

 

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Jedenfalls war heut (18. 10.) wieder einmal ein Stromausfall als es bereits dunkel war, kurz nach 6, und keine Wolke am Himmel. Mit all den Straßebeleuchungen ohne Strom wars also wirklich dunkel, so dass wir den Schedule aufschieben mussten. Ich hab die Zeit ausgnutzt um mit den Kindern Zombie zu spielen. Das hat jetzt keine speziellen Regeln, es ist einfach dunkel, man geht herum, sich wie ein Zombie verhaltend (welche Vorstellung von Person zu Person variiert), und macht dementprechende Geräusche. Menschen die nicht so tun als wären sie Zombies werden grundsätzlich angegriffen. So viel dazu.

 

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Warum aber nun die ganze Geschichte mit den Wolken und dem Stromausfall? Nun, es ist vielleichter für euch nicht so wichtig, aber als ich müde war , ein Zombie zu sein, hab ich mir den Sternenhimmel angeschaut, und der war wirklich wunderschön. Ich hab gar nicht mehr davon abhalten könnenraufzuschauen, aber die Zombie-Kinder wollten mich ständig auffressen, deshalb hab ich mich zu einem der ruhigeren Kinder verzogen, und mit diesem (Gino) über die Sterne siniert. Also schwarze Löcher und  Vakuum, ein paar bekannte Planeten, das waren unsere Themen. Und immer schön raufgeschaut zum Himmel, das war echt ein schöner Anblick.

Überhaupt war heut ein ganz guter Tag. Die letzten Tage befand ich mich in einem ziemlichen Stimmungstief, und jetzt gehts mir schon wieder beträchtlich besser. Warum weiß ich nicht ganz, aber das kann mir ja wurscht sein. Wieder einmal hatten wir heute Besuch, wieder einmal gab es dementsprechend fett aufgetischtes Buffet. Eigentlich war es weit überentsprechend, denn von all dem Gezeugse ist so viel übrig geblieben, dass dann die Fathers die Jungs, die gerade nicht in der Schule waren (Volksschüler, und ein paar, die zurzeit die Krätze haben, und deshalb später ins Krankenhaus gebracht wurden) gegeben haben. Noch dazu haben wir zusammen gegessen, was für mch sehr speziell war, denn normalerweise essen die Fathers und die Kinder getrennt, und die Kinder dürfen ohne Erlaubnis unsere Stätte des Verweilens auch nicht betreten, das kann man jetzt sehen wie man will. Für die Jungs war es wahrlich ein Festessen, es gab Barbeque, Lecchon (Schweine-Kopf zerhacktes, praktisch Gulasch), irgendeinen Fisch und Fruchtsalat, dem nicht genug hatten wir sogar endlich wieder Snacks (Chips, ähnliches) und Coke. Es ist nämlich immer so, dass eine kleine Menge an Süßigkeiten oder eben Knabbereien sich wöchentlich in unser Haus verirrt. Meistens sind die dann innerhalb eines Tages stark dezimiert, da natürlich jeder schon 5 Tage nur Snacks im Kopf. Am zweiten Tag ist so wenig da, dass jeder sich ein schlechtes Gewissen macht wenn man mehr als nur eine nicht-zufriedenstellende Menge verdrückt. Der Rest wird dann über den dritten Tag heimlich vernichtet. Und dann muss man wieder auf unbestimmt Zeit warten.

 

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Ich bleib gleich wieder beim Essen, denn letzte Woche ebenfalls Gäste und Festessen, und da wurde der gefürchtete Entenembryo ausgepackt. Genannt Balut. Vielleicht waren manche von euch Lesern bei meinen Benefizveranstaltungen, da hab ich ein Foto davon gezeigt. Eine Nationalspeiße, die ekelhafter nicht ausschauen könnte. Es ist genau das wonach es klingt, sprich ein bis kurz vor dem Gekochtwerden lebender Embryo einer Ente (oder auch Huhn), der zwischen dem 14. Und 20 Tag verspeißt wird. Tag zuvor gab es übrigens Hühnerbeinchen, ebenfalls sehr seltsam anzusehen, schmecken aber sehr hühnlich. Was solche Sachen aber vor allem an sich haben, ist Bier. Sprich angenehm.

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Am Wochenende war ich jedoch in Cebu, also eine dreiviertel Stunde Flugzeugflug und zwei größere Inseln entfernt. Salvo, die Organisation die diverse Volontäre den verschiedenen Projekten zuweißt,  hielt ein Treffen all jener aktuellen Don Bosco Volontäre auf den Philippinen. Ich hab mir das eigentlich größer vorgestellt, so mit zwanzig Volontären, aber wir waren dann immerhin sieben. Das erfreulichste daran war, dass ich die Vroni wieder getroffen hab, und endlich konnten wir uns g‘scheid austauschen, was sehr gut getan hat. Auch wieder mal den Kärntner raushängen zu lassen, vermisst man absurderweise. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich gefreut hab, so zu reden. Außerdem ist mir die Vroni vorgekommen als wär sie gewachsen, denn sie ist größer als die meisten Filipinos, und ich hab mich schon an deren Körpergröße gewöhnt.


Über das Treffen gibts jetzt nicht so viele interessante Sachen zu sagen, was euch im Kopf hängen bleiben würde, gundsätzlich sind solche Events extremst anstrengend, ich habs schon ein paar Male angesprochen. Aber das Orchester am Abend beim gemeinsamen Essen hat wirklich angenehm gespielt. Instrumentale Versionen von Louis Armstrong, Frank Sinatra, und anderem Zeugs was ich schon wieder vergessen hab. Das ganze hatte fast schon österreichische  Gasthausatmosphäre, denn vom Orchester herausstechend war besonders die Bläser-Sektion.

Bezüglich Musik mit den Kindern gehts auch ganz gut, muss ich sagen, man merkt jeden Tag deutlich, dass sie besser werden, auch wenn sie manchmal motivationslos dahängen, dass man glaubt, man hat Schildkröten vor sich, denen das Gehen zu anstrengend ist. Und dann schauen sie dich noch mit diesem provokanten echsenhaften Blick an, als könntest du was dafür. Aber ich kanns auch verstehen, denn in der Vorbereitung für den Salesian Day übertreiben  es die Fathers ein bisschen, denn jede freie Minute wird fürs Üben verwendet. Sprich für die Band kaum Freizeit und kein Sport, und logische Konsequenz ist dann weniger Produktivität. Ich hab versucht, es den Fathers zu erklären, praktisch Qualität über Quantität, aber das ist bereits beim ersten Gedanken ein verlorener Kampf, denn mit dem Zuhören haben sie es nicht so.


Jedenfalls haben wir schon die erwarteten fünf Songs zumindest in Konzeptform. Ich glaub wir werden das ganz gut hinbekommen, jedoch ist vom vielen Singen meine Stimme ganz belegt. Übrigens muss ich ein neues Bandmitglied vorstellen, denn er wäre rein vom Talent her schon am Anfang dabei gewesen, aber mir wurde eben von den Fathers gesagt, wen ich aufnehmen soll.


Gerald: Er ist die liebevollste Nervensäge die ich kenne. Er klammert sehr gerne, springt gerne von hinten auf meinen Rücken, und piekst etwas zu oft in meine Hüften. Er ist meistens gut gelaunt, und ein ehrlicher Kerl, vor allem ist er nicht faul. Er kommt auch in der Freizeit immer zu mir, und will alles mögliche lernen. Mit manchen Jungs ist es manchmal schwer eine Unterhaltung zu starten, er hat immer was zu sagen oder zu fragen, deshalb wirds nie langweilig mit ihm. Warum auch immer , aber war er derjenige den ich mir als erstes von den Jungs gemerkt habe. Vielleicht weil er so ein penetranter Poser ist, aber das ist eh jede/r Filipino/a, Ausnahmen gibts immer.

 

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Ach, und Mama und Papa, es tut mir leid, die Fathers haben ganz frech die Hundebabies umbenannt, denn jetzt heißen sie plötzlich Raffael, Michael und Gabriel, das Mädchen Anna (ernsthaft, Susanne wär besser gewesen). Tut mir leid, das wurde über meinen Kopf hinweg entschieden.


Schab-dab-dadu! SO viel dazu. Bis demnächst.

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16. Oktober 2011 7 16 /10 /Oktober /2011 02:14

 

 

Jeder Mensch hat bei allen seinen großen und kleinen Taten gewisse Absichten, die durch unendlich verschiedene Dinge motiviert sind. Meistens passiert es jedoch dass man sein Konzept ein bisschen umschreiben muss, da die Realität dir bald einmal ins Gesicht spuckt. Spucke von der Realität irritiert dich natürlich, und schon weichst du leicht ab von deinem rein gedanklich als Richtlinie gesetzten Weg. Da der Mensch aber glücklicherweise lernfähig ist, wird dann meistens eine Art Gegenspucke erzeugt, und du versuchst der Realität diese in ihr Gesicht zu schleudern. Jetzt weißt du aber nicht ganz wie das Gesicht der Realität ausschaut, und da kanns dann schon passieren dass du der Illusion ins Gesicht spuckst, der das natürlich gar nicht gefällt. Und jetzt hast du dann praktisch zwei abstrakte Gedanken, denen du missfällst.

 

Ich will damit sagen, dass gewisse Dinge in einem Volontariat (auch im normalen Sein natürlich) eine interessante Art von Herausforderung bilden, nämlich rein den gedanklichen Aspekt, mit dem man als freiwillig helfender Mensch in solch ein Gefüge eintritt. Denn jeder hat eine eigene Vorstellung, und ich wage es zu behaupten, dass trotz aller großartiger Vorbereitung, jeder angehende Volontär eine Art glorifizierte Vorstellung von dieser Arbeit und der Erfahrung hat.

 

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Ich glaube, dass der Alltag einem sehr schnell die rosarote Brille vom Gesicht stibitzen kann, denn so nobel alle Absichten mit denen man nun die ganze Zeit der Vorbereitung zu tun gehabt hat sind, die man sich in allen möglichen Farben und Bildern ausgemalt hat, werden meistens langsam einer Art Rekonstruktion unterzogen. Denn die Philosophien von Pädagogik von - ich nehme an - nicht nur meinen Fathers kann dir schon einmal den ersten Strich durch die Jahresrechnung machen. Ebenso fällt einem auf, dass man so viel Zeit um produktiv mit den Kindern zu arbeiten gar nicht hat. Um meine Zeichenstunden durchzubringen, muss ich Lücken im Schedule suchen.   Sollte mal spontan der Schedule geändert werden, kann es schon passieren dass die Kinder 10 Tage keinen Zeichenunterricht haben, obwohl ich das gern alle zwei drei Tage machen würde, weil ich gesehen hab, dass manche enorm talentiert sind, aber die Zeit ist einfach nicht da. Also muss man sich einmal fragen, wie schaffe ich es, den Kindern während der Zeit des Assistierens - Showers, Dormitory, Study Period - möglichst effektiv zu helfen.

 

Dankbarkeit erhalte ich nicht von den Fathers (zumindest nicht in sichtbarer Form), auch nicht von den Leuten die mich jeden Tag auf der Straße ansehen, als wäre ich ein Alien. Natürlich nicht, für erstere bin ich nur ein jährlich wiederkehrendes Wesen, für die anderen ein wandelndes Phänomen, einzig allein aufgrund meiner Hautfarbe. Man mag glauben dass es sei genug, dass man herkommt und das Ganze freiwillig macht, ein Jahr lang zumindest physisch getrennt ist von allem was dein Leben vorher definiert hat.

Nope, viele sind der Meinung das gehöre sich; und manche wollen Geld verdienen? Welch Frechheit!

Hilfe wird hier also anders gesehen, als bei uns. Was bei uns eventuell als nobel gilt, ist hier das Selbstverständliche. Natürlich, es wundert mich nicht, denn wenn ich mich in der Umgebung des Projekts aufhalte, sehe ich nur Armut, welche praktisch keine Chance hat, sich jemals aus ihrer eigenen Misere zu befreien. Jeden Tag der Schweinetransport, jeden Tag Wasser pumpen, jeden Tag öffentliches Transportmitel sein um Kinder in die Schule zu bringen, für geringstmöglichen Lohn.

Dankbarkeit ist nicht zu erwarten, von Menschen, die keine Geschenke im Leben bekommen. Aber das Klischee, dass die Leute hier eine Art von Glück haben, welches wir Europäer nur vom Hören-Sagen kennen, diese grundsätzliche Freude an simplen Dingen, die ist manchmal vorhanden, wenn auch selten. Ein Lächeln von Menschen die solches ausstrahlt, kann dir den ganzen Tag erhellen.

 

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Das nächste Thema ist die Disziplin, das Durchsetzungsvermögen, wie weit gehe ich mit meinen Vorstellungen von Gerechtigkeit, damit Ordnung herrscht, bzw. die bestehende Ordnung nicht über den Haufen geworfen wird. Würde ich mit meiner bedingungslosen Gutmütigkeit, die ich mir immer vorgestellt habe, zu den Kindern gehen, und versuchen, ihnen ruhig und reflektiert Disziplin einzureden - ich hätte das gesamte bestehende System vernichtet, und die Kinder würden all die Routine verlieren, die wichtig ist, damit die täglichen anstrengenden Arbeiten praktisch ein Katzensprung sind.

Denn diese Kinder bekommen nichts geschenkt in ihrem Leben, manche sind elternlos, manche wurden auf diverse Art missbraucht, manche haben es besser erwischt, jedoch bringt es dementsprechend nichts, übermäßig freundlich zu sein, denn das wird gnadenlos ausgenutzt. Was nicht heißt, dass man nicht Spaß haben kann, aber man muss eben klar teilen, wann die Zeit ist um Spaß zu haben, und wann gearbeitet wird, bzw, Ernst angeracht ist.

 

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Weiters war einer meiner ersten Gedanken die verfrühte Resignation zur Sprache. Ich habe mir gedacht, das wichtigste sei, dass die Kinder später Englisch reden können, und ich bin der einzige, der ihnen dabei helfen kann. Inzwischen bin ich der Meinung dass ich so schnell wie möglich in der Lage sein sollte, ihre Sprache nicht nur zu verstehen (was in Portionen schon sehr gut funktioniert) sondern diese auch zu sprechen, denn so lernt man die Jungs besser kennen, und nur durch das Kennenlernen kann man wirklich verstehen, wie man einer Person helfen kann.Der Charakter ist unterschiedlich je nachdem welche Sprache man spricht. Denn diese Jungs werden sich ihr Leben lang durchschlagen müssen, und Englisch können sie gut genug um eben dies zu tun, aber um ihre Talente zu förden, muss ich diese erst erkennen.

 

Und nun komme ich zum wichtigsten, oder kritischsten Punkt.

Nämlich das Einfach nur da sein, für die Kinder, denn mag man noch so wenig Zeit haben, um sie zu unterrichten (eigentlich unterrichten sie mich auch immer ein bisschen), man verbringt Zeit mit ihnen, und dass man ihnen von der eigenen Mentalität etwas mitgibt, von der eigenen Freude, vom eigenen Charakter, dass ist wirklich wichtig. Denn man ist wirklich wie ein Bruder für die Jungs, für manche von geringem Altersunterschied, für manche von großem. Denn was war das wichtigste für mich? Meine Familie war für mich da wenn ich sie gebraucht habe, und ich brauche sie auch immer noch. Meine Entwicklung habe ich selbst in die Hand nehmen können, doch dadurch dass ich immer Liebe gespürt habe, bin ich zu dem geworden was ich bin, und das ist genau das was auch diese Jungs brauchen, und durch dieses Gefüge auch haben. Speziell durch mich, und vielleicht ist das die Rolle eines Volontärs, denn die Fathers sind sehr distanziert, sehen es auch nicht gerne, wenn man zu eng mit den Kindern wird. Aber hier gehe ich genau meinen Weg und lasse mir auch gern von der Realität ins Gesicht spucken, denn mit den Kindern wachst man in eine andere Art von Familie zusammen, und ich bin mir hierbei sicher, dass das das wichtigste für die Kinder ist.

 

Nun, so viel zum Balance-Akt meiner Zeit. Ich würde mehr schreiben, wenn nicht mein Flugzeug bald gehen würde. Über den Grund meines Fluges berichte ich demnächst. Zum Sagen hab ich grundsätzlich genug.

Wie immer wünsche ich euch eine gute Zeit, und schicke meiner Familie ganz enge Umarmungen, denn jatzt bin ich sogar etwas sentimental geworden. Vielleicht schreib ich ein andermal über Emotionen im Volontariat, da gibts auch genug zum Sagen.

AHoi!!DSCN8496.JPG

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13. Oktober 2011 4 13 /10 /Oktober /2011 04:48

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Die Tage sind dermaßen verregnet, dass es mir als regentoleranten, zweitweise regenbefürwortenden Menschen schon am Geist geht. Seit gut drei Wochen hatten  gefühlt, also ungefähr einen ergussfreien Tag. Stromausfälle stehen an der Tagesordnung, sowie extremst kaltes Wasser aus der Dusche (heißes Wasser bei extremer Hitze ist das ebenso unangenehme Gegenteil). Manche Nachbarschaftsgärten stehen komplett unter Wasser, das, wenn jedoch einmal doch einen halben Tag lang die Sonne scheint, ebenso schnell wie es auftauchte wieder versickert.

 

 


So viel zum Wetterbericht. Nun zu dem sagenhaften Teil.


Denn, ich habe bisher vergessen es zu erwähnen - gescholten sei mein Gehirn für solch bittere Untat – die Leute hier in der Gegend sind abergläubisch, nicht nur die Kinder, nein, auch die Fathers! Es soll irgendwo in der Gegend einen Friedhof geben, der besser nicht bei Nacht betreten werden sollte, da sich diverse Menschen tötende Gestalten herumtreiben sollen (die sind scheinbar aus dem Mittelalter übrig geblieben...), Werwölfe zum Beispiel. Ein paar Kinder haben mich gefragt, ob ich Rumänien kenne

. Denn von dort käme Graf Dracula, der ebenfalls ein paar Gräber bewachen soll. Ich hab zum Spaß einmal eine Geschichte erfunden, dass ich so einem Chentauren begegnet bin, der böse Sachen mit mir anstellen wollte. Und ein paar waren sichtlich verängstigt, die jüngeren zumindest. Ich werd auch eine Halloween Party organisieren, ich freu mich schon drauf. Auch lustig war eine Unterhaltung mit Father Cyril über Läuse. Er sagte, es sei nicht gut wenn ich viel auf der Sonne bin, denn ansonsten werde ich Läuse bekommen: ‘‘They grow from the sun.‘‘  -  Ich hab jetzt wirklich keine Ahnung ob die Sonne nötig ist um Nissen auszubrüten, jedenfalls sagte Fr. Cyril dann ehrfürchtig: ‘‘My grandmother told me that.‘‘ , nach einer kurzen Pause fixierte er mich und sagte: ‘‘And it’s true...‘‘.

 

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Eines Abends nach dem ins Bett bringen der Kinder setzte ich mich noch mit meiner Gitarre hinter die Kapelle um in Ruhe ein bisschen zu spielen. Es war so gegen 11 Uhr, und es war stockdunkel, bewölkte Nacht, hohes Gras um mich herum, also sah mich niemand. Man hörte jedoch meine Gitarre, und der Guard, den ich letztes Mal auf dem Foto vorstellte, schlich um die Ecke weil er Angst hatte, und blendete mich mit seiner Taschenlampe, war dann aber ziemlich beruhigt als er mich sah. Er entschuldigte sich bei mir, und sagte, in der Nacht sei niemandem zu trauen... Am nächsten Tag hab ich das dem Brother Luke erzählt und er war beeindruckt, dass ich mich ganz alleine in die Nacht setze. Er würde sich das nicht trauen, weil er Angst vor irgendwelchen Schattengestalten hätte. Ich glaub das war das erste Mal dass jemand in Ehrfurcht mich mutig genannt hatte.


Übrigens haben die hinterhältigen roten Ameisen einen genialen Coup gelandet. Sie sind wahrlich unberechenbar. Gestern kam meine Wäsche (wöchentlich wird die Schmutzwäsche in die Stadt geführt, und frisch bekommen wir sie dann irgendwann im Laufe der Woche wieder) zurück, und wartete brav vor meiner Tür auf mich. Ohne jeglichen bösen Gedanken, im Gegenteil, froh nun endlich wieder im Vollbesitz meiner Kleider zu sein, packte ich den Haufen, und legte ihn auf mein Bett. Als ich plötzlich schmerzende Bisse an diversen Stellen meines Arms fühlte! Denn die roten Ameisen hatten sich in meiner Wäsche versteckt, und wollten mein Leben! Scheinbar waren es aber nur Abgesandte, oder Späher, die als sie mich sahen so aggresiv wurden dass ihren Auftrag vergaßen, und nur mehr mein Gesicht schmerzverzerrt sehen wollten. Zum Glück waren es nur geschätzte fünf an meinem Arm, die anderen verteilten sich auf meinem Bett, was mir gar nicht gefiel. Ich schaltete schnell und zog mich fürs erste strategisch in die Küche zurück, und schüttete ein paar Tropfen Wein in ein Glas und platzierte es in der Nähe meines Bettes. Das machte die Ameisen verrückt, und eine Stunde später waren sie alle ertränkt. Punkt für mich – jedoch muss ich bald mit einer Gegenoffensive rechnen, denn ich glaube nicht dass sie diesen Verlust auf sich sitzen lassen.


Abgesehen von Schauergeschichten und Ameisenattacken rückt der ‘‘Salesian Day‘‘ immer näher. An diesem Tag, dem 04. November, treffen sich alle wichtigen Salesianer des Landes in unserem Projekt und halten eine Art Vollversammlung ab. Ich glaube, dass auch Krabben anwesend sein werden, was ich als sinnlos erachte. Jedenfalls gibt es, wie es solche Events an sich haben, viel Organisation zu erledigen, und ich bin Teil dieser Organisationsorgane. Ich hatte ja bereits von meiner jungen neuen frischen frechen Band berichtet. Father Noel gab mir vor ziemlich genau einer Woche den dezenten Auftrag, die Kinder bis gestern für eine Art Mini-Konzert zu befähigen, dessen Qualität entscheiden solle ob sie am salesianischen Tag ihren ersten Auftritt haben werden. Was eigentlich ziemlich viel verlangt ist, denn wie bereits gesagt, haben die Jungs minimale Erfahrung mit Musik, und vor allem als Band mit Rythmus und allem Drum and Dran. Seit zwei Tagen haben sie aber scheinbar ihr Schicksal erkannt, umarmen dieses, und sind wirklich motiviert, Musik zu machen. Zwei der Jungs hab ich schon vorgestellt, Erab und Kenneth. Den Rest mach ich jetzt. Vorweg sei gesagt, dass die Jungs gestern Abend wirklich gut gespielt haben, und mich sehr stolz gemacht haben. Vor den zwei Songs war ich so nervös, wie bei meinen eigenen Konzerten selten, aber wir wurden akzeptiert, und Father Noel erteilte uns den Auftrag, 5 Songs bis zum Salesian Day vorzubereiten. Mit viel Probe und Geduld funktioniert das sicher ganz gut. Nun aber die Band:

 

Roberto:

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Mein vorgesehener Band-Leader. Der beste Gitarrist der Band, der inzwischen auch Verantwortung übernimmt, und mir beim Unterrichten der anderen hilft. Er hat zwar rythmische Probleme, vor allem weil er manchmal etwas zu hektisch wird, und wie alle anderen auch Konzentrationsschwierigkeiten hat. Sein Durchhaltevermögen und sein Ehrgeiz sind jedoch seine großen Stärken. Er gehört definitiv zu den intelligenteren Jungs, und mit ihm kann man auch durchaus gut reden, wenns um was wichtiges geht. Auch wenn er ein bisschen ein Macho ist, der sich gern etwas aufspielt, ich mag ihn sehr gern, und am ich glaub im weiteren Verlauf des Jahres wird er sich positiv entwickeln.

 

Jimmy:

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Ich weiß nicht warum, aber er verkörpert für mich rein vom Aussehen her den Stereotyp eines Straßenkindes wie ich es im Kopf hab. Er ist extremst dünn, sein Gesicht ist leicht eingefallen, er ist enorm frech, und man muss ihn öfters auf fehlerhaftes Verhalten aufmerksam machen, aber sein Lächeln und sein Gesicht strahlt sehr viel Freude aus, und das hats mir irgendwie angetan. Er wollte bevor ich die kleine Band hatte, unbedingt Bass spielen lernen, und so hab ich ihn dann, obwohl er null Ahnung vom Bass spielen hatte, zum Bassisten der Band gemacht, denn er hat den Willen, den man zum Musikmachen benötigt. Allerdings sind seine Finger zu schwach für die großen Basssaiten, dass derzeit die Gitarensaiten herhalten müssen, aber ich schreib ihm die Noten auf, spiel sie ihm vor, und er wird von Tag zu Tag besser. Im Gegensatz zu den anderen verliert er den Song selten aus den Augen. Er ist zwar noch zu langsam zum Spielen mancher Parts, aber er setzt immer wieder mitten im Song richtig ein, was ich von den anderen leider nicht behaupten kann. Sprich, der Junge hat ein gutes Gehör, und ich bin gespannt, wie er sich noch entwickelt.


Francis: (am Cajon schlafend)

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Ui. Mein nächster Problemfall. Es gibt einfach diese Fragezeichen Menschen, wo du nicht ganz weißt, was du aus ihnen machen sollst. Er spricht mit mir erst seit circa drei Tagen auch aus eigener Initiative oder zeigt sowas wie Interesse. Wenn ich vorher mit ihm zu sprechen versuchte, bekam ich bloß Antworten in Form von Geräuschen und Gesten, sein Englisch ist enorm beschränkt, und ich glaube dass er der jüngste von allen ist. Seine ganze Art ist etwas faul, wenn er geht, scheint er sich immer zu schleppen. Wenn er jemanden anblickt, tut er dies nicht lange, denn meist verliert sich sein Blick in der Ferne, bleibt aber leer. Er jedenfalls spielt Cajon (?), oder die Beatbox, wie sie sie hier nennen. Und ihn suchen ebenfalls Konzentrationsschwächen heim, wie auch Rythmusschwierigkeiten, wobei das aber glaube ichzu relativieren ist, denn sowas braucht einfach Zeit. Sein Bruder ist der Schlagzeuger der  größeren Band, und durch ihn hat er glaub ich einen guten Antrieb, sich zu verbessern. In der Band ist wie sonst auch sehr sehr langsam mit seinem Körper, sprich er ist immer der letzte der irgendwas tut. Schwer von Begriff ist er aber nicht, und er kann durchaus ganz gut umsetzen was ich von ihm verlange.


Raffael:

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Zeitweise bärtiger Sänger und selbstverherrlichender Diktator der Band. Hat musikalisch durchaus lange gebraucht um auch nur irgendetwas zu verstehen, und ist sowas wie der Legionär in der Band. Er ist zu faul, um mit seinen Kollegen Gitarre zu spielen, er bringt es ihnen lieber bei, damit er weniger Arbeit hat. Er ist sehr eitel wenn es um Musik geht, und kann bei diesbezüglichen Diskussionen sehr stur werden, da er der Meinung ist, er habe Ahnung davon.Sein größtes Problem sind seine unerwartet eintretenden Stimmungsschwankungen, die in letzter Zeit oft durch Musik von Justin Bieber im negativen Sinn getriggert werden. Er ist der Meinung er könne durchaus was ausrichten, obwohl er sich ungern andere Meinungen einreden lässt, und meist auf Intuition agiert.

Ebendieser ist auch Autor dieser Zeilen, und wünscht euch nun viel gutes, ob ihr von ihm gutes wollt oder nicht. Mag er auch manchmal grimmig dreinblicken oder gar zu bärtig für jegliche Freundlichkeit sein, was derzeit ohnehin ausgeschlossen ist, will er euch nur testend einschüchtern. Denn im Kern kann auch dieser Kerl sehr sehr freundlich und ein angenehmer Zeitgenosse sein.


Möge die Macht mit euch sein. Oder zumindest neben euch. Haltet sie in Griffweite.

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10. Oktober 2011 1 10 /10 /Oktober /2011 05:01

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Meine Abreise aus Östereich liegt mir noch sehr gut in Erinnerung, speziell mein letzter Tag. Jeder Abschied ist in mein Gehirn eingebrannt, all die Worte die gesprochen wurden, die Tränen, die fielen, jede Umarmung von jeder mir wichtigen Person. Auch meine Gefühle der Vorfreude auf die Reise. Dass ich mein Zuhause dermaßen schnell und stark vermissen werde, konnte ich mir nicht vorstellen, dass  der reine Gedanke an Familie und Freunde mein Hauptfaktor für Kraft und Durchhaltevermögen sein wird, auch nicht. Ich erinnere mich an eine Unterhaltung, die ich mehr oder weniger belächelte. Ich hab mich über etwas aufgeregt (und wenn ich mich aufrege, tendiere ich grundsätzlich leider etwas zur Übertreibung, auch weils mir manchmal Spaß macht), genauer gesagt über den Gedanken der  ‘‘letzten Male‘‘, also Sachen, auf die ich nun ein Jahr lang zu verzichten habe. Mein letztes Mal in Klagenfurt, letztes Mal Mittagessen in Österreich, letztes Mal das Gesicht einer mir enorm vertrauten Person sehen,  letztes Mal Familie.

 

Natürlich ist das enorm übertrieben, denn so schön das alles auch war, gar nichts davon hat sich wie ein dramatisches letztes Mal angefühlt, denn den guten alten Gouda (obwohl ich ihn sehr vermisse) werde ich in gut 11 Monaten beim Frühstück wieder zu mir nehmen, und es wahrscheinlich seltsam finden, diesen nicht mit Reis zu mischen. Was ich hier sagen will ist nicht einmal eine Metapher, oder eine unglaubliche Weisheit, aber das schöne an letzten Malen ist eigentlich die Tatsache, dass sie Wegbereiter für ganz neue ‘‘erste Male‘‘ sind.

Erstes Mal In Asien, erstes Mal Reis und Spaghetti zusammengemischt essen (siehe Blogeintrag Nummer  4 oder 5, glaub ich), erstes Mal von einem Moskito gestochen werden, und Angst vor Krankheit haben, erstes Mal Projekt, erstes Mal Kinder, und hier verdichtet sich alles. Denn was ich hier an ersten Malen erlebt habe, ist kaum abzuzählen da jeden Tag was neues geschieht. Und sei es nur das Zurechtkommen mit diversen Umständen die durch andere diverse Umstände sich divers verumständeln, und dadurch umständliche Diversitäten werden. Oder das Kennenlernen der Hintergründe der Jungs. Was ich daran so angenehm finde, ist die Routine die im Nebenbei entsteht. Ich habe bereits die Sache mit der Kommunikation erläutert (nicht so lange her, siehe irgendein Blogeintrag weiter unten....), und manchmal hängt man bezüglich Tagesablauf dermaßen in der Luft dass du glaubst, der Constantini ist wieder Teamchef des österreichischen Nationalteams (....).

Jedenfalls sind letzte Male gerade deshalb wichtig, weil sie, wenn sie auch nur kleine Details am Rande sein, Erfahrung darstellen. Und jedes noch so lächerliche letzte Mal kann dir vielleicht bei einem späteren ersten Mal behilflich sein. Ich bin sehr dankbar für alles was ich bisher erlebt habe, jeden Rückschlag, jeden Erfolg. Und ja, wenn ich über das gerade Geschriebene nachdenke, könnte ich es auch ganz simpel als klassischen Moral-Bla kritisieren, und generalisieren dürfe man nicht und so weiter. Bla. Bla.


 Ich kenne das mit dem Kritisieren aber von der Schule ganz gut, auch von anderen Freundeskreisen, und man verstehe mich bitte nicht falsch, denn ich bin der erste Befürworter für Ehrlichkeit und Kritik, doch im Endeffekt führt das zu dieser ewigen ‘‘Was ist der Sinn unser aller Leben???‘‘-Diskussion, wir alle schon vor Jahren satt hatten. Was ich eigentlich sagen will, ist, dass man manchmal ein paar Sachen einfach so lassen sollte wie sie sind, wenn auch ich eher zum Sachen verrücken tendiere. Wie bereits gesagt, manchmal. Also nehmt euch den guten Gedanken mit auf den Weg, erinnert euch an daran, was ihr bereits in eurem Leben alles geschafft habt, und zieht Kraft daraus.

 

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So, nachdem der fast schon sentimentalen Wert versprühende Teil abgeschlossen ist, leite ich weiter zu meinem normalen Abschnitt, wenn es sowas gibt.


Wobei mir da grad einfällt, und darauf will ich euch aufmerksam machen, denn ich habs sehr lustig gefunden; es gibt in Klagenfurt, genauer – wenn man von der Landesregierung auf der linken Seite die erste Kreuzung Richtung Bahnhof überquert ein Gebäude für diverse Zwecke. Was mir daran so gefällt, das davor stehende Schild behauptet, im zweiten Stock sei das Forum der Flusskrebse. Ich muss da immer an grantige Flusskrebse denken, die zu viel Kaffee trinken, und an einem runden Tisch über ihre Rechte diskutieren, mit ihren Scheren wütend um sich klappernd. So viel dazu.

Es gibt vom Projekt nach wie vor einiges zu berichten, aber das meiste wiederholt sich in Wesen und Thematik, deshalb behaupte ich einfach, ich sei im Basketball spielen besser geworden. Meine junge Band verbessert sich auch recht schnell, obwohl das Motivieren zeitweise ganz schön schwer fällt, wie bereits gesagt, die jungen Kinder sind ganz schön harte Brocken. Ich versuche ihnen gerade Knockin‘ on Heavens Door beizubringen, was von den Akkorden her inzwischen funktioniert, aber rythmisch eine ganz andere Geschichte. Parallel dazu bringe ich ihnen ‘‘Stand By Me‘‘ bei, obwohl ich eigentlich ursprünglich ‘‘Lean On Me‘‘ von Bill Withers meinte, doch Father Cyril hörte nur By Me, und schon hat er gesungen, und ich war damit beauftragt, den Kindern eben Stand By Me beizubringen. Und das haut eh ganz gut hin.


Eigentlich haben die Philippinen ja nur zwei Jahreszeiten, sprich Regen und Sonne, viel Temperatutunterschied findet angeblich nicht statt, ein bisserl kälter, ein bisschen wärmer. Ich glaube aber es gibt 2,5 Jahreszeiten, denn seit letzter Woche haben wir überall Fliegen. Das wird so eine Art zusätzliche Charaktereigenschaft sein, wie bei uns die Zeit der Junikäfer.  Die Fliegen schauen übrigens komplett gleich aus, wie die von deinem Nachbarsbauernhof. Jedoch sind sie überall. Gleichzeitig. Man hat nämlich praktisch bei jedem Schritt, den man im Sinne der Fortbewegung tut, hundert Fliegen um einen herum, was sich als sehr nervig erweißt. Und penetrant sind sie auch noch, denn in den Mund fliegen sie dir auch, beinhart selbstlos.

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Vielleicht auch erwähnenswert ist, dass ich das erste Mal eine Waffe in der Hand gehalten habe. Wohl hab ich mich nicht gefühlt. Ich mag Waffen nicht. Der Typ auf dem Foto ist übrigens einer unser  drei Guards. Die machen ihren Job ganz gut, und sind auch sehr freundlich. Es ist auch wichtig in dieser Gegend, eine Sicherheitskraft zu haben, denn auf den Straßen laufen manchmal Leute herum, die einem ziemliche Angst machen können.

 

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Ich werde es heute hierbei belassen, denn ich bin ziemlich müde, und werd mich jetzt ins Bett haun. Zum Einschlafen werd ich das neue Wilco Album hören, was ich euch nur herzlichst empfehlen kann.

 

Genießt den Harz der Bäume!

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6. Oktober 2011 4 06 /10 /Oktober /2011 04:46

Heute gibts einmal mehr zu den Kindern, um die es in meinem Volontariat ja eigentlich geht. Ich rechtfertige mein verspätetes Schreiben über sie mit der Tatsache dass ich nun alle besser kenne.  Was aber immer noch nicht heisst dass ich sie gut kenne. Es ist enorm schwierig sich ein Bild von den Jungs zu machen, da die meisten unter extremen Umständen aufgewachsen sind. Viele wissen genau wie sie andere täuschen können, um Vorteile für sich selbst zu schaffen. In Alltagssituationen wie auch im Charakter. Ich bin schon einige Male auf die Jungs hereingefallen, schön langsam aber komme ich dahinter. Ich hab bei einem Großteil der Kinder doch schon viele Verhaltensweisen erlebt.

Nebenbei sei erwähnt dass ich die Jungs hier nicht eingliedern will, sprich nach Sympathie ordne, oder sonst was. Ich mach das einfach so wie’s mir in den Kopf hüpft.

 

 

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Kenneth:

Was dieser Junge mir schon Sorgen bereitet hat, ist eigentlich genug für das ganze Jahr. Vom ersten Tag an war die Beziehung zu ihm ein Kampf, obwohl ich genau das selbstverständlich nicht will. Von seiner Vergangenheit weiss ich, dass er in einer Straßengang war, mit Drogen und Alkohol zu tun hatte. Von seinen Eltern weiss ich praktisch nichts. Und eben, wie gesagt, er ist was Täuschung betrifft Meister seines Fachs. Er hat mich den ganzen letzten Monat praktisch um den Finger gewickelt. Wenn ich es mit Nettigkeit versuchte, machte er sich nur lustig über mich, oder er spielte mit, um sich irgendeinen Vorteil zu ersteigern. Er ist zwar erst (ich glaube) 12, aber das kindhafte an ihm scheint er nur vorzugaukeln. Wenn ich streng mit ihm war, beziehungsweise, gleich streng mit ihm wie mit anderen, da es eventuell um das Erledigen von Arbeiten geht, wird er extremst trotzig, oder er provoziert.  Was die Kommunikation mit Kenneth noch erschwert, ist sein schlechtes Englisch. Was den Umgang mit ihm dann wieder erleichtert, ist sein Talent für Sport. Beim Basketball – Spiel lauft er mir um die Ohren , kurz ich bin chancenlos, aber wenigstens hat er eine Freude dabei. Fussball spielt er auch außerordentlich gut, jedoch kann ich ihm einige Tricks zeigen, da ich ja doch ein bisschen spielen kann. Und da ist er dann aufmerksam, lernt schnell und übertrifft seine sonstigen 5 Minuten an Konzentration. Weiters spielt er Gitarre in meiner neuen Band, und ich muss zugeben, ich war verwundert, wie gut er ist. Im Bandgefüge jedoch spielt er meistens etwas mit, um nach einer gewissen Zeit (obligatorisch: 5 Minuten) in die Luft zu blicken, und die Gitarre an einem Akkord weiterzuführen, als wäre er irgendwo im Sein stecken geblieben.


Auch die Fathers haben so ihre Probleme mit ihm, er fordert deren Nerven auch heraus. Letztens wurde er innerhalb der Schulzeit beim Rauchen erwischt, und das gepaart mit schlechten Verhaltensweisen brachte ihm ein Gespräch mit den Fathers, was in Teilen über den ganzen Tag geschah. Er hatte bereits vorher Warnungen erhalten, un dies war nun die letzte. Wenn er sich noch einen Ausrutscher leistet, dann wird er wohl aus dem Boy’s Home verwiesen werden, und ich will nicht wissen, was dann mit ihm geschieht... Nun, nach der Warnung war er wie ausgewechselt, entschuldigte sich auf sehr rührende Art und Weise, und das war das erste Mal, dass ich ihn wirklich ehrlich sich entschuldigen sah, mit roten Augen, er hatte sich sogar durchgerungen mich zu umarmen. Die nächsten Tage waren sehr zwiespältig, da er genau wusste, dass sein Stuhl wackelt. Er hat für seine Verhältnisse viel getan, jedoch hat er enorm mit sich kämpfen müssen. Er ist leider extremst schnell überarbeitet, und verliert seinen Fokus, und das führt logischerweise dazu dass er wieder trotzig wird. Leider muss ich sagen, dass gerade in den letzten drei vier Tagen er sich langsam beginnt, wieder hängen zu lassen, was sehr sehr gefährlich für ihn ist. Aber er ist eben wirklich ein Extremfall unter schwierigen Fällen. In Österreich hätten wir wahrscheinlich ein oder zwei Betreuer nur für ihn alleine.

 

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John Joseph (Erab):

Ich hab keine Ahnung wie Filipinos auf ihre Spitznamen kommen, wirklich nicht. Jedenfalls komme ich mit diesem Jungen in einen ganz besonderen Konflikt:  Nämlich den Konflikt den man mit sich selbst auszufechten hat, wie man das mit den Kindern macht, die man ganz besonders gern hat, und ich muss zugeben, Erab ist einer meiner Lieblinge. Er ist eigentlich das denkbare Gegenteil von Kenneth, er ist fast immer gut gelaunt, und lernwillig, sogar von sich alleine aus. Sein Problem ist eher dass er sehr sensibel ist, und schnell einmal in eine Ecke schmollen geht, oder dir nicht antwortet. Wobei, ich muss auch sagen, mit dem Reden über Probleme habens die Filipinos nicht so, da sind sie fast alle gleich. Wenn sie nicht reden wollen, wirst du demonstrativ ignoriert. Das lustige an Erab ist aber dass er ein wirklich guter Freund von Kenneth ist, was letzterem auch gut tut, beziehungsweise manchmal Erab im Gegenzug nicht. Es ist, als würden sie sich gegenseitig inspirieren. Er ist auch Mitglied der jungen Band, sollte eigentlich Keyboard spielen, nach der ersten Probe aber war er so fertig, weil er nichts zusammengebracht hat, dass er schon wieder aussteigen wollte. Er hat sich dann aber doch von mir überreden lassen, und jetzt lernen wir gemeinsam Keyboard zu spielen, denn ich kanns ja auch nicht (obwohl ich damit auch schon meine persönlichen Erfolge zu feiern hatte).  Vielleicht hats mir auch nur angetan, wie er mir jeden Abend ‘‘Sweet Dreams‘‘ zum Einschlafen wünscht, mit einem Lächeln das nicht austauschbar ist. Ich sags euch, zum Zerbrechen!

 

Dominik (Cookie):

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Wahrscheinlich unser berühmtestes Kind. Ich hatte schon vor der Ankunft in meinem Projekt viel von ihm gehört, von verschiedenen Seiten. Um ihn schwebt ein tragisches Schicksal, ich will die Geschichte hier nicht erzählen, aber es sei gesagt,dass er sein Bein bei einem Brand verloren hat. Ich kenne die fachlichen Ausdrücke dafür nicht, deswegen sag ich einfach, dass weiters Teile seines Gehirns Schaden davon getragen haben, und neben einem extremen Trauma hat er auch Entwicklungsschwierigkeiten, denn er ist bereits 17. Sein Englisch ist minimal, und er redet auch in seiner eigenen Sprache unverständliches Zeugs. Aber, auch wenn er nur ein Bein hat, er tut so als hätte er vier. Er tanzt mit den anderen mit, und spielt Basketball und Fussball. Natürlich hat er einen starken Nachteil, und die anderen Jungs, gemein wie Kinder in diesem Alter eben sind, machen sich gemeinsam über ihn lustig. Wobei Cookie die Jungs auch anstachelt. Meistens ist es so, dass er jemanden mit seiner Gehhilfe auf die Finger haut, oder provoziert, und dann schließen sich 2 – 5 Jungs zusammen, und gehen zusammen auf ihn, obwohl mit Ausnahme der jüngsten jeder stärker als Cookie ist. Das traurige an ihm ist, dass er aber sein Leben lang Hilfe benötigen wird, in allem was machen wird. Ich weiß wirklich nicht ob er jemals eine Ausbildung beenden wird, vor allem wegen seiner sehr geringen Intelligenz. Ich hab ihm einmal zwei Stunden nur beim Ein mal Eins geholfen, und dass 6 mal 5 nicht 25 ist, wollte er nicht verstehen, was nicht alleine mein Unvermögen als Mathematik Lehrer war(ich hab echt vieles probiert). Sehr positiv ist aber seine Resistenz anzumerken, denn er kann eben zwei Stunden durch lernen, von Frust keine Spur, im Gegenteil, da erklärt er dann mir, warum 6 mal 5 =25 ist. Mit einer Sicherheit, dass du glaubst du bist dumm, in simpelsten Worten.


So, jetz hab ich mehr geschrieben als ich geplant hatte, und es gibt über jeden noch so viel mehr zu sagen, und es ist sehr schwierig, die Charaktere hier zu beschreiben. Übrigens, hab ich unbewust doch eingeteilt, denn alle 3 sind Besucher der Elementary School, sprich eine Art 6-jährige Volksschule.


Hier wieder mal ein Danke an alle Leser, ich hab so eine tolle Statistik, und die sagt mir dass wirklich regelmäßig ein Du, das gerade genau du bist, vorbeischaut, und sich das Zeugs hier durchliest. Also trägt jedes DU sehr zu meiner Freude bei. Und scheue dich nicht, auch mal einen Kommentar zu hinterlassen, mag er auch noch so oberflächlich sein. Denn ich bin so weit weg dass mich auch sehr simple Sachen erfreuen, wie ein simples ‘‘Motzenplotzen!!!‘‘. Also fühle dich bitte dazu angeregt, etwas zu schreiben, du musst auch nirgends deine E-Mail hinterlassen, oder gar deinen Namen, also kann deinem DU niemand auch nur die geringste Frechheit anhängen. Dafür gibts positives Karma in Form von Dankbarkeit des Verfassers. Also nochmal, danke, und hab eine gute Zeit!

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