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14. November 2011 1 14 /11 /November /2011 04:52

Boah, das war ein Wochenende. Seit Samstag hab ich genau 10 Stunden geschlafen und circa 36 gearbeitet, davon die letzten zwei mit Kopfweh. So froh dass ich einen freien Tag habe, war ich mein ganzes Leben noch nie. Fr. Noel ist zurzeit wieder auf Reisen, und kommt erst am 19. wieder (was das Leben hier etwas lockerer macht), und nun sind die anderen zwei Fathers abwechselnd in Charge, wobei diese aber durchgehend Messen zu halten haben, deshalb auch die halbe Zeit weg sind, so wie Bro Luke, der aus familiären Gründen das Wochenende mich alleine bestreiten ließ. Und so ist man dann plötzlich selbst derjenige der die volle Verantwortung trägt, dass das Projekt am nächsten Tag nicht in Flammen steht, und einen Flächenbrand auslöst, der dann viel Aufmerksamkeit in den Medien erregt, und ihr hättet alle wieder Angst um mich und ich müsste jedem per Email antworten, dass ich noch lebe. Um das zu verhindern, muss ich praktisch rund um die Uhr mit den Jungs zusammen sein, jedoch ist die Hemmschwelle der Jungs wesentlich tiefer, da sie wissen dass ich keinen Father im Rücken hab, und da werden sie ganz schön frech, langsam, und laut wenn sie es nicht sein sollten. Dem nicht genug war ich extremst übermüdet, denn die letzte Woche war auch nicht so ohne. Es kann schon sehr frustrierend sein, wenn man denkt, jetzt hat man die Jungs endlich, jetzt hören sie auf dich, jetzt gibts keine Probleme mehr (mit einer Art von Disziplin, hinter der man in meinem Fall nicht 100%ig steht), und plötzlich – Zack  - hast du sie gar nicht mehr unter Kontrolle – und du fragst dich, was die Gründe dafür sind. Gründe finden tut man natürlich immer gern am Anderen, denn das ist leichter, und macht einen nicht so fertig. Wenn jedoch dann einmal über sich selbst ein bisschen selbstkritisch herzieht, kann das (bei mir aus Erfahrung) zu zwei voneinander gar nicht so unabhängigen Effekten führen – Resignation, oder Motivation. Die Resignation schaut so aus, dass man zu rechnen anfängt wann man wieder mal das Gesicht seiner Lieben sehen kann, und im Endeffekt sei man ja nur ein Volo – was kann man schon ausrichten, wieso bin ich nicht daheim geblieben bei meiner Schokolade, ich mach das aus freien Stücken, und alle sind böse zu mir, und niemand mag mich und und und so ein Blabla eben.

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Die Motivation (ich spreche hier von einer extremen Motivation, eine Art kraftangereicherte, die mit dem Konsum vieler Vitamine sich vergleichen lässt) haut dich dann blitzschnell aus dem Bett, und schon bist du bei den Kindern und willst der beste Mensch für sie sein, den sie jemals gtroffen haben. Das kann man sich vorstellen mit einem entschlossenem Blick, wie er in Filmen oft vorkommt, und immer wenns mir so geht, komm ich mir ein bisschen lächerlich vor, weil ich eben an diesen Blick denken muss, den ich da grad an mir kleben hab, aber die Motivation ist dann da, und die Entschlossenheit auch, da kannst du gar nicht viel machen. Die einhergehenden Gedanken hier sind, dass man das alles für die Kinder macht, und man hier gefälligst selbstvergessen sein soll, alles was dir passiert als wertvoll betrachtet und jede Minute genießt, aus Fehlern lernt, und und und das übliche Bla eben.  Grundsätzlich bin ich ja ein großer Fan der Motivation. In diesem Modus fühlt man sich unverwundbar, aber dieser Modus hat einen Haken, und den versteht man am besten, wenn man schon einmal Super Mario gespielt hat. – Randnotiz: Endlich ist der epische Zeitpunkt da, wo ich mein Volontariat mit Videospielen vergleichen kann, ihr könnt auch gar nicht vorstellen wie sehr mir das taugt.


Wenn man bei diversen Mario Spielen einen netten blinkenden Stern aufsammelt wird man temporär unverwundbar, und die bloße Berührung von Gegnern schickt diese in ein imaginäres Pixel-Nirvana. Man macht unglaublich coole Saltois wenn man springt, und die Hintergrund-Musik verändert sich extra für diese Sekunden der Mächtigkeit. Meistens versucht man als unverwundbare Figur so weit wie möglich es geht Richtung Ziel zu kommen, außerdem macht es Spaß alles niederzurennen. Jetzt ist die Unverwundbarkeit aber wieder nur scheinbarer Natur, denn es gibt nach wie vor Abgründe, und wenn du in diese stürzt, bringt dir deine tolle Unverwundbarkeit auch nichts, da verlierst du dann ein Leben (ein unglaublicher Vorteil von Videospielen, du hast immer ein nächstes Leben, eigentlich sehr aufheiternd). Jedenfalls ist man sich seiner Unverwundbarkeit so sicher, dass die Abgründe, die du normalerweise vorsichtig oder routinemäßig überqueren würdest, umso gefährlicher werden, da du diese unglaubliche Übermotiviertheit in dir hast (die dich sogar blinken lässt), und plötzlich landest du im Graben und bist trotz deiner Mega-Kraft dort wo du eventuell sein würdest, wenn du vielleicht nüchtern geblieben wärst.


Ebenso kann es passieren, dass man mit seinem entschlossenem Blick raus geht, zu den Jungs, mit dem Gefühl gerade 1000 Punkte zu machen (weil Combo), und plötzlich kommt da irgendetwas, mit dem nicht ganz gerechnet hast, und kanns dir schlechter gehen als zu dem Zeitpunkt, wo du über dich selbst hergezogen bist. Dass man ein Leben deshalb verliert, ist aber doch eher unwahrscheinlich, da sind Videospiele dann fast wieder ein bisschen radikal. Du scheiterst? Du stirbst, ganz einfach. In der Realitär schauts aber doch anders aus, da hat man dann diverse negative Gefühle im Bauch.

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Die Resignation hat wiederum den gegenteiligen Effekt, denn wenn du eher fertig rausgehst und die Kinder freun sich über dich oder über irgendetwas, oder etwas Gutes mit dem du nicht gerechnet hast passiert, kanns dir dann dafür umso besser gehen. Also, wie man sieht, alles hat so seine positiven und negativen Seiten. Wenn ichs mir aussuchen könnte, würd ich mir jeden Tag so ein Mittelding festsetzen, praktisch am Anfang die Beschreibung der Motivation, Entschlossenheit und so, und dann passiert trotzdem was Gutes, obwohl ohnehin bereits im irrsten lebensbejaenden (tolles Wort) Zustand, und dann explodierst du metaphorisch gesehen vor lauter Freude weils dir alles in den Kram passt. Aber von der Mischung wieder das andere Extrem, zuerst Resignation und dann was schlechtes. Da habt ihrs, und es schließt sich der Kreis.


Im Großen und Ganzen muss ich aber sagen, bin ich froh, dass es so kommt wie’s kommt, denn im Endeffekt, auch wenns manchmal nicht so rund läuft, kann ich nur lernen. Ich hab letztens einmal kurz drüber nachgedacht, wie ich mich in manchen Situationen vor einem Jahr verhalten hätte, und wie ich mich jetzt bei manchen Situationen in meinem alten Jugendzentrum beim Zivildienst verhalten hätte. Das sind fast zwei verschiedene Ichs, nicht vom Charakter, aber von der Art und Weise, mit diversen Situationen umzugehen, und die Übersicht zu behalten. Ich war immer etwas planlos, aufgrund meiner Unflexibilität, wenn irgendein Zwist war, auch wenns verhältnismäßig simple Konflikte waren (liebe Grüße an Kaufi, Flo und Jannik). Ich würde sie inzwischen jedenfalls anders zu lösen versuchen.

Und ich kann nun nach zweieinhalb Monaten auch sagen, dass ich die Kinder extremst gern habe. Es ist stark beeindruckend, was für ein intensives Gefühl man für die Kinder entwickelt. Ich weiß jetzt schon dass es mir sehr weh tun wird, die Jungs irgendwann einmal zu verlassen, auch jene die mir das Leben schwer machen, hab ich in mein Herz geschlossen.

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Abgesehen von dem ganzen Gefühlsphilosophenquargel hab ich aber noch anderes preiszugeben. Zuerst will ich einmal ganz groß Bananenbäume loben. Ich hatte die Banane als Frucht in Österreich immer unterschätzt, zeitweise überhaupt gar nicht gern gehabt. Hier esse ich jeden Tag Bananen, und  Sorten gibts natürlich auch mehrere. Grüne Bananen (die nicht unreif sind) und rote gibts auch, jeder der DK64 gespielt hat , würde sich vorkommen wie im Paradies, obwohl es weder rosafarbene noch violette Bananen gibt. Trotzdem, wie cool sind rote Bananen? Jedenfalls kann man aus der Rinde des Baumes Zeugs basteln, als Materialersatz für Schnüre zum Beispiel eignet sich die Rinde super. Die ´Jungs haben grad gestern aus den Blättern der Bäume neue Besen gebaut. Sehr interessant, vor allem sehr beeindruckend, wie die Jungs Einer nach dem Anderen auf die Bäume kraxeln, und dort mit einer Machete die riesigen Blätter runterschneiden. Ich habs auch versucht, aber nach zwei Metern bin ich ausgerutscht und schon bin ich am Boden gelegen. Jedoch ist es nicht gerade sehr intelligent mit Flip-Flops auf Bäume zu klettern, das sollte hier gesagt sein. Die Kinder sind dann jedenfalls in oben bei den Kokosnüssen oder Bananen in circa 4-6 Metern Höhe ohne jegliche Absicherung. Zweite Natur sozusagen.


Womit ich meinen Bericht ursprünglich beginnen wollte, bevor ich wusste, wie viel ich zu tun haben sollte, ist euch über unsere nächste große Aktivität zu informieren. Ihr kennt das Weihnachtssingen? Das wird hier und auch in anderen Staaten Caroling genannt. Das heißt, wir werfen uns in den Bus, fahren umher und singen in diverse Häusern Weihnchtslieder vor, wobei ein Tanz glaub ich auch dabei ist. Dementsprechend gibts zurzeit Chorproben, und ohne Luke hab ich die zu leiten. Könnt ihr euch an meinen ``erste Male`` Bericht erinnern? Erstes Mal Chorprobe von Songs die ich gerade davor eine halbe Stunde lang gehört habe. Ganz schön schwierig, ich bin da ja leider nicht wirklich bewandert, denn das sind die ganzen amerikanischen Weihnachtslieder, glaub ich. Also steh ich da jetzt plötzlich in der Kapelle, und bring 27 Kindern Lieder bi, die sie selbst besser kennen. Aber ich muss sagen, das hat ziemich Spaß gemacht. Ich war von meiner eigenen Stimme überrscht, welch kirchlichen Charakter sie annehmen kann wenn sie so was singen soll. Die Jungs waren da sogar ausgesprochen kooperativ und haben ohne Widerrede auf mich gehört (obwohl mir nicht ganz sicher bin, ob alles was ich da gesungen habe, richtig war). Aufs Caroling freu ich mich, das wird sicher interssant.

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Aber etwas muss ich noch loswerden. Es geht um Justin Bieber.


Denn überall hört man seinen nervigen 10 Minuten Christmas Remix Medley Blödsinn, und BAH WIE MIR DAS ZUM HALS RAUSHÄNGT können nicht einmal Großbuchstaben verdeutlichen. Ich mag meine Kindheitserinnerungen an Weihnachten, und grundsätzlich bin ich ein Freund von Fortschritt, aber die schönen alten Weihnachtslieder zu nehmen, und einen Medley Remix Blödsinn daraus zu machen, vor allem auf diese Art und Weise, ist einfach pervers. Unserer Musikkultur und der Weihnachtstradition gegenüber. Fortschritt wäre bei Weihnachten endlich einmal die Abschaffung von offenen Geschäftern ab dem ersten Advent. Dann gehts besinnlich zu weil niemand mehr Geschenkestress hat, und alle würden sich lieb haben. Habt euch lieb, Leute. Einander lieb haben ist was Schönes.


In diesem Sinne entlasse ich euch bis zum nächsten Mal und ein Rätsel: Was ist die Mehrzahl von Schal? Schals oder Schäle? Schalens oder Schäl? Ich weiß es nicht, alles klingt irgendwie blöd. Mögen diese euch jedenfalls wärmen, sollte es im Lande nicht wie bei mir 35 Grad haben.

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