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30. Dezember 2011 5 30 /12 /Dezember /2011 14:47
Don Bosco Boys Home& Training Center Lilo-an. (ein Ort der keine Fotos erlaubt, warum auch immer, jetzt gibts nicht einmal mehr die Option dazu...) Es ist eigentlich ironisch dass ich meinen Urlaub in einem anderen Boys Home überdauere. Man möchte meinen, das sei äußerst kontraproduktiv. Denn ein paar Jungs sind auch hier im Projekt geblieben, und Fathers hab ich hier ja auch um mich herum. Außerdem schlaf ich im Boys Dormitory, in dem normalerweise genug Moskitos für 60 Jungs umherschwirren, und logischerweise fokussieren sie sich jetzt auf mein Blut. Von 130 Kindern im Boys Home sind noch circa 6 hier. Jedoch hat Lilo-an das Magone Home, eine Einrichtung für Jugendliche und junge Erwachsene, die aus diversen Gründen Im Gefängnis waren, aber mit Highschool Abschluss (ich glaub, das ist Voraussetzung, bin mir grad nicht sicher) ihre Ausbildung bei uns fortsetzen können. Das ist ein ziemlich interessantes Gebiet, denn ein paar von den Jungs haben bereits Morde hinter sich, und wenn man das im ersten Moment hört, ist man schon ein bisschen defensiv. Wenn man sich aber vorurteilslos an sie annähert, würde man gar nicht annehmen dass sie irgendwas verbrochen haben. Manchen sieht man zwar im Äußeren an, dass sie etwas härter gesotten sind, aber das Äußere sagt bekanntlich wenig über das Innere. Gestern hatten wir mit den restlichen Jungs einen Ausflug Richtung SM City in Cebu. Das ist die Mall schlechthin. Also europäisch, oder amerikanisch, globalisiert, was ihr auch wollt, ihr könnt euch den Begriff aussuchen. Man findet hier alles was man braucht, oft zu Preisen, die umgerechnet ziemlich genau mit dem Euro gleichziehen. Es war ganz cool, vor allem weil ich die Magone Jungs ein bisschen kennengelernt hab. Wir sind dann auch gleich in verschiedene Gruppen eingeteilt worden, und nach dem gemeinsamen Hühnerspieß Essen (unlimited Rice) sind wir in der Mall umhergereist. Für meine 5 Magonis war das ein tolles Erlebnis, und das bloße Schaufenster-betrachten hat ihnen gereicht. Mir hats auch getaugt, da ich praktisch als Gast gleich Verantwortung für fast Gleichaltrige übernehmen durfte. Der Betreuerstab, an Größe meinem Projekt natürlich überlegen, ist mir auch sehr sympathisch, und ich ihnen scheinbar auch. Die wollen mich gleich für Chorproben, fürs Magoni Home, und für Fussball haben. Ich finds jedenfalls cool, dass sie mir gleich das Vertrauen schenken (obwohl einige ungute Gerüchte über mich im Kurs sind. Die sind alle Tratschtanten auf höchstem Niveau). Nach diversen Geschäften und lüsternen Blicken auf diverses Zeugs, kam der Zeitpunkt des Kinos näher. Es gab nämlich einen gemeinsamen Treffpunkt, sprich Movietime. Vorher wollte ich ihnen noch Barbiepuppen spendieren, aber leider haben sie abgelehnt. Alles wollten sie haben, dann biete ich ihnen was an, und sie sind unzufrieden. Am Pferde Karussel für Kleinkinder wollten sie auch nicht aufsteigen. Schade. Der Film dann war tatsächlich der schlechteste, den ich in meinem Leben gesehen hab. Ich wollte einschlafen, aber es ging nicht. Es solte eine Komödie sein, aber es war eher eine schauspielerische Trauerleistung. Ich bin froh, dass der Film auf Tagalog war, denn sonst hätt ich auch noch das Gesprochene verstanden, was definitiv nicht der Rede wert gewesen wäre. Interessant war aber ein Typ, der definitiv der Clint Eastwood der Filipinos ist. Zumindest vom Aussehen her. Nach der grotesken Vorstellung, die doch einige amüsierte, lud ich meine 5 Jungs auf ein Eis, und auf ein paar Partien in einer Spielhalle ein. Letztere brachte den Zocker in mir wieder hervor, da ich einen alten Metal Slug 4 Automaten fand, den ich sofort mit einer Münze fütterte. Allerdings war ich außer Übung, und verlor meinen Credit schon im 2 Level. Sorry Steve. Die Heimfahrt war von schlafenden Gesichtern gekennzeichnet, zufrieden verließen wir das Shopping Gebiet. Mir hat das Kennenlernen der Kinder total gefallen, und es hat sich ein bisschen so angefühlt, wie mein erster Tag in Dumangas, mit dem Unterschied, dass ich inzwischen schon weiß, wie ich mit manchen Jungs umzugehen habe. Es würd mich gerade enorm reizen, einfach hier zum Arbeiten anzufangen. Gerade dieser Gedanke kehrt mich dann aber wieder um, und ich denke mir, ich will mit dieser Motivation wieder in mein Projekt zurückkehren. Das Problem ist nur eines. Fr. Noel hat mir nämlich gesagt, ich solle bis 15 gefälligst in Lilo-an bleiben. Zuerst dachte ich, er will mich testen. Der Grund für einen gerechtfertigten Aufenthalt wäre aber die Santo Nino Celebration,ein Mardi Gras Festival. Wer nicht weiß, was das ist, der recherchiere bitte sofort Mardi Gras in Zusammenhang mit New Orleans. Jedenfalls hat Father Noel gesagt, ein Aufenthalt auf den Philippinen ist nicht komplett, wenn man an diesem nicht teilnimmt. Das bringt mich jetzt natürlich in enorme Gewissenskonflikte, da das hieße, zwei Wochen von meinen Jungs (die ich jetzt schon vermisse)entfernt zu sein. Ich würd natürlich versuchen, in der Zwischenzeit hier zu helfen, denn gerade musikalisch ist Lilo-an unserem Projekt weit unterlegen. Und ich könnt da innerhalb von zwei Wochen schon effektiv arbeiten. Mit gutem Resultat und Spaß und so. Ich könnte aber auch im Magone mithelfen, was mich enorm reizt. Es würd mirsicher eine gute Erfahrung sein, außerdem hat Fr. Noel ja auch einmal gesagt, dass ich für eine Woche hierherkommen soll, um zu sehen wie andere Projekte funktionieren. Die Ausgangsposition könnte nicht besser sein, aber trotzdem hab ich ein schlechtes Gewissen meinen Jungs gegenüber. Ich kann mir schon vorstellen, dass mich das ein bisschen aus meinem Rhytmus wirft. Eine andere Möglichkeit wäre, dass ich am zweiten zurückfahre, und 10 Tage später wieder nach Cebu reise, wobei ich dann aber zwei bis drei Tage für Reiseanstrengungen aufgebe, und doppelt so viel Geld ausgebe. Denn ich will mir ja nicht vorwerfen lassen, dass mein Aufenthalt auf den Philippinen umsonst war! Naja, soviel zu meiner Situation. Morgen werd ich mich entscheiden, ob ich hier in Lilo-an bleibe, oder zurückkehre. Hier zu bleiben, hätte auch sicher den Vorteil, dass ich endlich in Ruhe an ein paar Berichten, die bereits überfällig sind, arbeiten könnte. Hm. Zwickmühle. Aber wie ist Lilo-an eigentlich? Es gefällt mir hier ganz gut. Wie bereits gesagt, es leben hier rund 130 Jungs, die zum größten Teil aufgrund der Ferien gerade bei ihren Familien sind. Hinzu kommen noch die Magone Boys, und circa 40 externe Trainees. Also hat Vroni ganz schön viel um die Ohren. Allerdings sind hier auch proportional mehr Angestellte und Assistenten am Werk, und meine Volo-Kollegin hat viele andere Aufgaben als ich. Zum Beispiel wird hier wesentlich mehr Fokus auf Fussball gesetzt. Es gibt, wenn ich alles richtig verstanden hab, ein Elementary, und ein Highschool Team, es gibt Turniere und Freundschaftsspiele. Ich hab heut sogar bei einem Exhibition Match mitgespielt, allerdings nur die letzten 10 Minuten (beinhart 90 Minuten Spielzeit) als Substitute, und als einziger Spieler ohne Fussballschuhe und Schienbeinschützer. Inzwischen hab ichs mir angewöhnt, auch ohne Schuhe ganz gut zu spielen, auch wenns manchmal ganz schön schmerzhaft ist. Aber da sieht man, welch ein edler Volo ich bin. Sogar auswärts von meinem Projekt leide ich wie einer meiner Jungs. Das nennt man kitschig romantische Solidarität. Irgendwann wird mich das meinen Fuss kosten. Die Räumlichkeiten sind hier natürlich den Mengen der Kinder angepasst, aber auch bunter als unsere. Das hab ich mir schon öfter gedacht, dass ich mir die besten aus meiner Drawing Class schnappe, und ein paar Wände unserer Räumichkeiten verschönere. Ich bin kein Fan von Ornamentik, deshalb würden es eher Motive sein. Wurscht. Der größte Unterschied ist aber, dass die gesamte Atmosphäre eine andere ist. Es fühlt sich alles ein bisschen weniger streng an, es wird auch mit den Fathers viel gelacht, viel gescherzelt, was sehr viel Lockerheit versprüht. Natürlich muss die Disziplin hier auch gehalten werden, aber die Philosophien der Fathers verschiedender Projekte sind eben doch selten einmal die gleichen. Es gibt aber einen großen Grund, warum mir mein Projekt dann doch wieder besser gefällt. Ich habe nämlich die Möglichkeit, die Jungs wirklich alle gut kennen zu lernen. Bei über 130 Kindern wird es immer ein paar geben, mit denen man nie viel zu tun hat, glaub ich zumindest. Ich kenne von der Hälfte meiner Jungs auch bereits deren persönliche Hintergründe, was es mir auch erleichtert mit ihnen zu arbeiten, da ich weiß, was ich mit ihnen machen kann und was nicht. Vroni hats da wesentlich schwerer. Dennoch, es tut mir gut dass ich da bin, und ich glaub, ich werde auch die nächsten 14 Tage hier verbringen, obwohl ich gern bei meinen Kindern wäre. Mir fällt auf, wie oft ich auf die Jungs als meinen Besitz verweise. Meine Kinder.... ja, ein bisschen sind sie das wirklich. Heut halt ichs kürzer, der nächste Bericht ist wahrscheinlich wieder einer aus Lilo-an, und dann haben wir auch schon 2012, unser letztes Lebensjahr, wenn man dem Weltuntergang Glauben schenken mag. Aber immerhin haben wir noch circa 358 Tage. Bitte ausnutzen. Denn wenn dann der Weltuntergang wirklich da ist, und ihr normal weiter gelebt habt, werdet ihr euch in den Hintern beißen. Also. Rutschen ist angesagt. Wieder einmal, fühlt euch umarmt!
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