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14. September 2011 3 14 /09 /September /2011 05:15

Nun, heute will ich einmal das Projekt vorstellen. Inzwischen kenne ich es auch schon halbwegs, von der Struktr und vom Tagesablauf. Also: Der Tag für die 30 Jungs beginnt um 5 Uhr, sprich dann, wann die meisten von euch sich vom österreichischen Fernseh-Abend Programm grad losreißen weil nix gescheites läuft, oder grad beim x-ten Bier sitzen (Stereotypen ahoi!).

Ich kann zum Glück etwas länger ausschlafen, mein Tag beginnt um 6 Uhr, also dann wenn bei euch grad Mitternacht ist, viele sich schlafen legen, und die Biertrinker unter euch bereits rauschig sind und ans ins Bett kommen denken sollten. Dann dusch ich mich das erste Mal am Tag, woraufhin es mich zu Frühstück zieht, welches meistens aus Reis und Eierspeiße besteht, mit gekochten Bananen oder Papayas. Als Beilage gibts sonst immer was fleischiges, was ich in der Früh nicht packe. Wobei, heute beispielsweise hatte ich Pesto-Penne mit Eierspeißreis, und Palatschinken gefüllt mit Pommes Frites.

Ziemlich seltsam Pommes in Palatschinken zu stecken, hat aber gut geschmeckt.

 

DSCN8256.JPG

 

Dann gegen dreiviertel 7 bringe ich die Jungs in die Schule(n), was ein Weg von circa 15 Minuten bei geringem Geh-Tempo ist, praktisch Schnecken, die sich Zeit lassen. Sie zu motivieren, ist in meinem frühmorgendlichen Zustand zeitweise auch ein Akt der Anstrengung. Wenn ich zurück bin, habe ich fürgewöhnlich Zeit bis 16:00 Uhr, wann dann die Jungs zurückkommen. Das ist manchmal ein bisschen zu viel Zeit, die ersten Tage wurde mir leicht langweilig und ich konnte mich nicht so recht aufraffen, und hab meine Zeit irgendwie vertrieben. Das macht einen auf Dauer aber sehr melancholisch, weil man dann alles zum hinterfragen anfängt, und das führt bei mir meistens zu Resignation. Um dem entgegen zu wirken, schreib ich in dieser Zeit Texte so wie diesen, mach Musik oder mir Gedanken was ich mit den Jungs alles machen könnte, zwecks Band, oder Spiele, English Kenntnisse verbessern oder so. Wobei erwähnt sein muss, dass die Hitze gegen13-14 Uhr so ziemlich unerträglich ist, und sich deshalb alle aufs Ohr legen. Obwohl ich den Mittagsschlaf nicht so mag, denn das bedeutet zwei Mal am Tag aufstehen, und aus dem Bett zu kommen ist für mich wie einen Berg zu besteigen.

 

Ab 16 Uhr trudeln dann langsam alle Kinder ein, und es gibt freie Beschäftigung, ich schnapp mir dann immer ein paar Jungs, und es wird kennengelernt, Englisch geübt, Fussball/Basketball gespielt, Spaß gemacht, alles mögliche. Ich mag diese Zeit am meisten, da man hier die Jungs am besten kennenlernt, es kann aber auch anstrengend sein, da oft einmal 10 Kinder oder mehr gleichzeitig was von dir wollen, und jeden zu verstehen ist schon einmal schwer genug, da von manchen die Englisch-Kenntnisse fatal sind. Dann gibts Snack-Time, kurz darauf müssen alle duschen gehen, wofür sie eine halbe Stunde Zeit haben, wobei sie in dieser Zeit auch ihre Kleidung waschen. Ich steh dann daneben, und schau dass alles halbwegs human abläuft, denn dieser Ort ist für die Fathers praktisch heilig, und dementsprechend gehört der Mund geschlossen gehalten.

Man kann darüber denken was man will, natürlich ist das sehr disziplinär, jedoch muss ich sagen, dass die Jungs sehr brav sind, und wenn man weiß was in diesem Projekt früher so passiert ist, dann ist man froh, dass es etwas strenger abläuft, die Jungs nehmen es Einen auch nicht übel. Nach den Showers gehts, inzwischen ist 18:30, in den Studying Room, praktisch Nachhilfe-Unterrichtsraum, der ebenfalls heilig ist was Stille zur Folge haben sollte, aber hier funktionierts noch nicht so gut.So spät haben die Jungs einfach keine Lust mehr auf Schule und sind eher am Schlafen oder Zeit vertreiben, was ich gut verstehen kann, aber ich will ihnen doch versuchen zu helfen, und biete mich deshalb so gut ich kann den Jungs zur Hilfe an. Hier habe ich jdeoch am meisten Probleme weil die Jungs meistens nur so tun, als würden sie arbeiten, und 30 Jungs gleichzeitig gegen ihren Willen zum Arbeiten an´regen kann schon mal zum Geduldsverlust führen, vor allem wenn sie selbst trotzig werden, und freche Aussagen anbringen.

 

Das ist genau das Schwierige bei dieser Arbeit, da man sich ständig auf einer Gratwanderung zwischen Autoritätsperson und Freund befindet, bei der jede Entscheidung einen starken Einfluss auf die Beziehung zwischen den Kindern und dir haben kann.

DSCN8265.JPG

Danach sind immer alle froh, dass das Abendessen bereit steht. Danach gibts noch ein bisschen Freizeit, in der ich in Zukunft größtenteils mit der Band üben, und versuchen werde, ihnen ein bisschen was mit auf dem Weg zu geben. Um halb 9 dann ist Rosenkranzgebet, was für mich immer eine ganz angenehme Zeit zum Reflektieren ist, danach haltet Father Noel, der Chef des Projekts, meistens noch eine Ansprache auf Ilongo, wo ich schön langsam immer mehr Wörter heraushören kann, dann begleite ich die Kinder ins Dormitory (Schlafraum), wo ich dafür sorge dass alle gut einschlafen, ich habs mir angewöhnt, etwas länger dort sitzen zu bleiben, irgendwie hats was schönes. Außerdem ist es jeden Tag immer wieder sehr berührend, wenn die Kinder mir Gute Nacht wünschen.

 

Ich kanns schwer beschreiben, aber ich merke einfach das sie mir dankbar sind, manche strahlen mich an und sagen ‘‘Gutä nackt‘‘, da Bernhard ihnen ein bisschen Deutsch beigebracht hat, und manche, die mit mir noch weniger zu tun hatten, schütteln mir kurz die Hand, manche umarmen mich, und so weiter. Wochenends ist übrigens von früh morgens an Programm, sprich am Wochenende hab ich alle Hände voll zu tun, von Chorproben, bis Gartenarbeiten (Garten ist untertrieben), Messe und mehr Arbeiten gehts ziemlich rund, obwohl Freitag und Samstag Filmabend ist, sprich eine angenehme Abwechslung, obwohl die Film-Auswahl enorm mies ist. Schlecht gecrackte Versionen von lächerlichen chinesischen Kung-Fu Streifen, und so. Wenn die Kinder erst Ferien haben, wird viel Arbeit auf mich zukommen, da dann wirklich jeden Tag von 7 Uhr bis 21 Uhr Programm ist. Klingt nach viel Arbeit, aber ungefähr so sieht mein Wochenende aus. Zum Glück ist grad Verstärkung angekommen, in Form von Brother Luke. Er ist Salesianer, 21 Jahre und ich versteh sehr gut mit ihm, er ist ein sehr intelligenter junger Typ, mit dem man offen reden kann, was mir seit Bernhard weg ist, sehr abgeht. Das wärs einmal von dieser Seite aus, sobald was passiert, schreib ich wieder. Schlaft gut!

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Kommentare

R
<br /> Hey, ich bins der andere Rafi von der EPW. Echt guter Blog der dir hier gelungen ist, so lang ich noch in Österreich bin werde ich ihn ajf weiter verfolgen. Lg und gute Zeit<br /> <br /> <br />
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D
<br /> Danke mein lieber Raffael...<br /> warte immer gespannt auf neue einträge...jaaa da bist du zumindest virtuell ein bisschen näher...<br /> aber kilometer sind eh überbewertet...<br /> in diesem sinne...weiter so und mahlzeit!<br /> =D<br /> <br /> <br />
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